
KI clever nutzen
KI ist nicht nur ein Thema für große Konzerne. Auch Garten- und Landschaftsbau-Unternehmer können mit den richtigen Tools Zeit sparen, Ideen entwickeln und ihr Marketing professionalisieren. Wir haben mit Ben Thoma von der Hinterhofagentur in Höhr-Grenzhausen über praktische KI-Helfer für den Arbeitsalltag gesprochen.
von Susanne Wannags erschienen am 20.11.2025Beim Videotelefonat mit Ben Thoma ist eine Zuhörerin dabei: Sally, ein KI-Assistent, der Gespräche transkribiert, also in Text umwandelt und am Schluss das Wichtigste zusammenfasst. „Sally kann Stimmen unterscheiden, ordnet das Gesagte den verschiedenen Sprechern zu und schreibt quasi Protokoll“, erklärt Thoma. Diese Meeting-KI ist eine der ersten, die der Agenturinhaber seinen Kunden empfiehlt, wenn er nach sinnvollen Tools gefragt wird.
To-do-Listen per Knopfdruck
So kann zum Beispiel eine Bauleiterbesprechung – natürlich nach Information und mit Einverständnis aller Beteiligten – mit der Sprachmemo-App des Smartphones aufgenommen und anschließend als Datei an Sally.io geschickt werden. Dort wird die Audioaufnahme in Text umgewandelt, eine Zusammenfassung erstellt und sogar eine To-do-Liste mit Terminen ausgegeben, sofern die Besprechung diese Informationen enthält. „So muss niemand mehr Protokoll führen und manuell To-do-Listen erstellen.“ Diese Listen bekommen die Mitarbeiter anschließend zugeschickt. Bei Videokonferenzen kann Sally vorab „eingeladen“ werden und nimmt das Gespräch dann auf. Auch hier gilt: Die Teilnehmer müssen vorab damit einverstanden sein.
„Ins Tun kommen“, statt nur über KI reden
Wenn Ben Thoma Vorträge über den KI-Einsatz vor Betriebsinhabern hält, beginnt er meist mit einer Aufzählung der Themen, um die es in seinem Vortrag nicht geht: „Es geht nicht um Datensicherheit, es geht nicht um KI-Ethik, es geht nicht um Transparenz. Das ist alles wichtig. Wenn ich mich aber ständig nur damit beschäftige, komme ich nie ins Tun.“
Genau dieses Tun, das Ausprobieren, das Kennenlernen von KI-Tools sei wichtig, um anschließend auch Fragen der Datensicherheit, Ethik und Transparenz im eigenen Unternehmen zu klären. „Während die Firmeninhaber noch mit dem Einsatz von KI hadern, nutzen die Mitarbeiter diese Tools längst – beispielsweise, um sich Formulierungen für den Rapportzettel von ChatGPT vorschlagen zu lassen. Wenn ich als Unternehmer keine KI-Tools in meiner Firma implementiere, dann kann ich auch keine Regeln für deren Nutzung schaffen.“
Wenn Kunden mit KI-Bildern kommen
Neben den Mitarbeitern sind es auch die Kunden, die KI-Anwendungen nutzen und mit deren Ergebnissen der GaLaBau-Unternehmer anschließend konfrontiert wird. So gibt es beispielsweise KI-Tools, bei denen man ein Bild seines Gartens hochlädt und sich dort mit wenigen Klicks virtuell seinen Wunschpool einbauen lässt. Das funktioniert erstaunlich gut, auch wenn dabei schon mal vorhandene Beete und Bäume um einige Meter „verschoben“ werden, damit ein großes Schwimmbecken in die Rasenfläche passt.
Die virtuellen Bilder können einerseits hilfreich sein, um die Kundenwünsche zu verstehen, andererseits können sie auch zu völlig falschen Erwartungen darüber führen, was technisch und im Rahmen des vorhandenen Budgets machbar ist. Besser ist es, mit einem KI-Bildgenerator, dessen Funktionen man kennt und beherrscht, während des Beratungsgesprächs aufzuzeigen, wie der Garten gestaltet werden könnte.
Ein guter Prompt ist die halbe Miete
Was oft vergessen wird, wenn von KI die Rede ist: Die Ergebnisse der jeweiligen Tools sind nur so gut wie die Befehle, die man ihnen gibt. In der KI-Welt werden diese Befehle „Prompts“ genannt. Für Prompts braucht es keine speziellen Programmierkenntnisse. Sie werden in natürlicher Sprache eingegeben. Wichtig ist allerdings, dass sie klare und spezifische Angaben darüber enthalten, welches Ergebnis der Nutzer haben möchte.
Bis ein brauchbarer Text, ein realistisches Foto oder sogar ein ganzer Film entsteht, heißt es üben, üben, üben. „Wenn ich nie anfange, mich damit zu befassen, dann werde ich nie wissen, was für mich hilfreich ist und was nicht, wo die Probleme liegen und wo der Nutzen“, sagt Thoma. Zudem stecken in vielen Tools weit mehr Möglichkeiten, als man auf den ersten Blick sieht. Einige davon stellen wir hier vor.
Die Hinterhofagentur Römerberg 2 56203 Höhr-Grenzhausen Telefon: 0172/9442124 info@hinterhofagentur.dewww.hinterhofagentur.de
Dieses Tool nimmt das Mitschreiben ab.
- Sally (www.sally.io)
Sally hört mit – bei Besprechungen, bei Videokonferenzen und überall dort, wo sie eingeladen wird. Die Gespräche werden als Wortprotokoll und als Kurzfassung ausgegeben. Sally unterscheidet treffsicher die Stimmen der Anwesenden. Sprachmemos können auch nachträglich hochgeladen und transkribiert werden. Da es sich um ein deutsches Unternehmen handelt, gilt die DSGVO. Wichtig: Für Aufnahmen müssen alle Anwesenden einverstanden sein. (ab 8 €/Monat)
Sprach-KIVon Social-Media-Posts bis zu Recherche: Text-KIs helfen, Ideen zu entwickeln, Texte zu formulieren und Sprache zu vereinfachen.
- Chat-GPT (chatgpt.com)
Der Allrounder für Texte: ChatGPT entwickelt Ideen, schreibt und redigiert Texte und macht Vorschläge für Social-Media-Posts. Meist gibt es mehrere Varianten in unterschiedlichen Stilen (emotional, seriös, humorvoll). ChatGPT kann komplexe Sprache vereinfachen und liefert Verbesserungsvorschläge. Auch für Recherchen lässt es sich nutzen. Wichtig: Den Menschen macht die KI nicht überflüssig. In Texte können sich Fehler einschleichen und manchmal „dichtet“ ChatGPT auch ein bisschen Inhalt dazu. Auch Bilder lassen sich erstellen, brauchen aber Übung. Spezielle Bildgeneratoren liefern oft bessere Ergebnisse. Weniger bekannt: ChatGPT ist ein guter Sparringpartner für kritische Fragen und zur Schärfung des Unternehmensprofils. In den Profileinstellungen lässt sich ChatGPT personalisieren; in der Vollversion können eigene GPTs erstellt und Aufgaben automatisiert werden. (ab 20 €/Monat)
- Perplexity AI (www.perplexity.ai)
Perplexity AI ist weniger kreativ als ChatGPT, aber recherchestark, da die KI zu jeder Antwort Quellen liefert. Allerdings ist es in den vergangenen Monaten wiederholt wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen in die Kritik geraten. (ab 20 US$/Monat)
Bild-KIMit Bild-KIs entstehen in Sekunden Visualisierungen – von realistischen Gartenfotos bis zur Bearbeitung vorhandener Bilder.
- Midjourney (www.midjourney.com)
Der Bildgenerator Midjourney liefert sehr realistische Bilder, ist allerdings technisch anspruchsvoll und erfordert etwas Einarbeitung. Die Benutzeroberfläche ist englisch, deutsche Prompts werden aber verarbeitet. (ab 8 US$ Monat)
- Nanobanana (nanobanana.ai/de)
Googles neuer Bildgenerator erstellt nicht nur Bilder, sondern bearbeitet auch vorhandene Fotos – etwa Hintergründe entfernen oder Objekte einfügen. Beispiel für einen Prompt: „Ich bin Landschaftsgärtner und möchte mit einem realistischen Foto eines mediterranen Gartens werben. Erstelle mir ein Foto eines mediterranen kleinen Gartens (ca. 50 qm) mit Pflanzen, die auch den Winter in Deutschland überleben. Es soll ein Sitzplatz vorhanden sein und eine Natursteinmauer.“ (ab 10,17 €/Monat)
Video-KIBewegtbilder sind die Königsdisziplin der KI: Diese Tools erzeugen Avatare, kurze Clips und KI-Videos ohne eigene Kameraauftritte.
- Heygen (www.heygen.com)
Heygen erstellt Avatare und sogar einen KI-Klon der eigenen Person. Wer ungern vor die Kamera tritt, kann sich klonen und in alle möglichen Szenarien einfügen. In der Bibliothek sind auch Stimmen enthalten. Die Lippenbewegungen der Avatare passen sich automatisch den gesprochenen Sätzen an. (ab 24 €/Monat)
- Freepik (www.freepik.com)
Freepik ist eine Plattform mit vielen KI-Tools für Bilder, Videos und Audio. Sie erfordert etwas Einarbeitung, ist aber eine gute Alternative zu Einzelabos. Das Preismodell basiert auf dem Kauf von Tokens, die für verschiedene Aufgaben „verbraucht“ werden. Wer professionelle Videos erstellen möchte, sollte den Videogenerator „Kling“ ausprobieren. Er wandelt Texte oder Bilder in Bewegtbild um. Einen Überblick über einige Videogeneratoren (inkl. eines Beispiels, wie in Kling aus einem Bild ein kurzes Video entsteht) gibt es unter diesem Link bei YouTube. (ab 5 €/Monat)
Sprach-KISprache ist komplex – daher hören sich KI-generierte Stimmen oft noch sehr monoton an. Ein professionelles KI-Tool kann es besser.
- Eleven Labs (www.elevenlabs.io)
Das Tool erzeugt überraschend natürliche Stimmen – auch in deutscher Sprache. Wer Zeit, eine ruhige Umgebung und ein gutes Mikrofon hat, kann binnen einer halben Stunde seine eigene Stimme klonen. Tipp: möglichst nicht ablesen, sondern frei sprechen und abwechslungsreich betonen. (ab 5 €/Monat)
Musik-KIIn Musik für Reels und Videos lauern beim Urheberrecht rechtliche Fallstricke. Was privat erlaubt ist, kann kommerziell strafbar sein. Facebook bietet über die Meta Business Suite Songs zur geschäftlichen Nutzung an. Bei Instagram wird es komplizierter: In der Business Suite muss erst ein erlaubter Song ausgewählt werden, um dann Titel und Interpret in der Musikbibliothek von Instagram zu suchen. Einfacher geht es mit Musik-KI-Tools.
- Suno (www.suno.com)
Mit Suno lassen sich eigene Songs erstellen – mit oder ohne Text. Stil (Rock, Pop, Hip-Hop etc.) kann vorgegeben werden. Suno liefert immer zwei Versionen zur Auswahl; die mp4-Dateien können direkt in eigenen Videos verwendet werden. Die Plattform ist englisch, funktioniert aber auch mit deutschen Prompts gut. (ab 6$ pro Monat)
Eine gute Einführung in verschiedene KI-Tools – unter anderem ChatGPT und seine Anpassungsmöglichkeiten – gibt es auf dem YouTube-Kanal von Alexander Führen. (www.youtube.com/@alexanderfuehren)




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