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Christian Stoffels meint …

Dynamik spart Pflege

Dynamische Staudenpflanzungen sind oft stabiler als vermeintlich statische Zustände, meint Christian Stoffels. Der Gärtner aus Düsseldorf rät zu guter Kommunikation bei der Beetgestaltung.

von Christian Stoffels, Düsseldorf erschienen am 20.08.2025
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Porträt von Christian Stoffels
Porträt von Christian Stoffels © Christian Stoffels/Verlag Eugen Ulmer

Gerade bei der Anlage eines Staudenbeets klaffen die Erwartungen vieler Kundinnen und Kunden und die Empfehlungen von Fachleuten oft weit auseinander. Im Internet wird häufig suggeriert, ein pflegeleichtes Beet entstehe vor allem dadurch, dass einzelne Pflanzen – ob Kleinstgehölze oder Stauden – punktuell gesetzt werden, ohne den Standort, den Boden oder das jeweilige Ausbreitungsverhalten zu berücksichtigen. Anschließend werden die Freiflächen mit Vlies abgedeckt und unter einer Schicht Kies oder Mulch versteckt, damit jede Pflanze vermeintlich ihren starr definierten Platz erhält. Auf den ersten Blick wirkt das simpel und „sauber“, doch in der Praxis sammelt sich rasch organisches Material auf dem Vlies, das Wildkräutern, Gräsern und Gehölzsämlingen beste Wachstumsbedingungen bietet. Darüber hinaus gedeihen an diesem künstlich geschaffenen Standort nur jene Pflanzen optimal, deren Ansprüche und Eigenheiten genau bekannt und berücksichtigt werden. Eine durchdachte Beetplanung vermeidet solche Probleme von Anfang an. Wer vorab etwas Zeit in die Standortanalyse, Pflanzenauswahl und Beetkonzeption investiert, erspart sich später viel Aufwand. Zentral ist dabei, das Beet ausreichend zu begrünen, damit sich eine vitale Pflanzengesellschaft entwickeln kann, die dem Aufwuchs hartnäckiger Wildkräuter entgegenwirkt. Wo nötig, lassen sich einzelne Kolonien im Laufe der Zeit teilen, reduzieren oder auch ganz entfernen.

Ebenso wichtig ist es, der natürlichen Dynamik im Beet Raum zu geben: Pflanzen dürfen „wandern“ und ihre bevorzugte Nische finden, auch wenn dabei einmal ein Exemplar verdrängt wird. Und wer weiß – manchmal lohnt es sich, spontanen Neulingen eine Chance zu geben, anstatt sie reflexartig zu verteufeln. Wie in der Politik tendieren wir allzu schnell dazu, das „Fremde“ oder „Neue“ abzuwehren, statt zu überprüfen, ob es sich vielleicht harmonisch in die Gesamtsituation einfügen kann.

Vielerorts wird in den sozialen Medien gern das Bild vom angeblich pflegeleichten „modernen“ Kies- und Vliesgarten vermittelt. In Wirklichkeit bietet jedoch ein lebendiges, dynamisches Beet nicht nur eine bessere Grundlage für biologische Vielfalt, sondern ist auf lange Sicht oft sogar pflegeleichter. Ohne eine kompetente Beratung, die Ängste und Fragen der Kundschaft ernst nimmt, bleibt diese Erkenntnis leider häufig auf der Strecke – zumal sich immer noch viele davor scheuen, sich eingehender mit Stauden zu befassen. Genau deshalb ist es an uns, dieses Ungleichgewicht in der Wahrnehmung wieder auszugleichen und für eine natürlichere, zukunftsfähige Gartengestaltung zu kämpfen.

Eine stabile, dynamische Staudenpflanzung ist pflegeleichter als eine statische Fläche. Die Stabilität entsteht dadurch, dass Lücken immer wieder durch die Stauden geschlossen werden – durch Wachstum, durch Ausläufer oder durch Sämlinge.
Eine stabile, dynamische Staudenpflanzung ist pflegeleichter als eine statische Fläche. Die Stabilität entsteht dadurch, dass Lücken immer wieder durch die Stauden geschlossen werden – durch Wachstum, durch Ausläufer oder durch Sämlinge. © Tjards Wendebourg, Redaktion Expertenbrief
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