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Anomalien im Boden

Auffällige „Gallen“ an Wurzeln

Es muss keine Galle sein, was wie eine Galle aussieht, meint Pflanzenschutzexperte Thomas Lohrer von der Hochschule-Weihenstephan und zeigt Ursachen für gallenartige Strukturen.

von Thomas Lohrer, HSWT erschienen am 28.12.2025
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An den Wurzeln des Bergahorns verursachen die Larven der Ahorngallwespe die Bildung etwa 1 cm großer, bräunlicher, einkammeriger und später deutlich holziger Wurzelgallen in teils größerer Zahl.
An den Wurzeln des Bergahorns verursachen die Larven der Ahorngallwespe die Bildung etwa 1 cm großer, bräunlicher, einkammeriger und später deutlich holziger Wurzelgallen in teils größerer Zahl. © Thomas Lohrer, HSWT

Krankheitssymptome können an Gehölzen nicht nur oberirdisch auftreten, sondern auch im Boden. Das Ursachenspektrum von Anomalien an der Wurzel ist dabei größer, als es auf den ersten Blick scheint. Nachfolgend hierzu eine kurze Übersicht.

  • Erle, Sanddorn und Ölweide leben häufig in Symbiose mit luftstickstoffbindenden Bakterien (Frankia alni), die an den Wurzeln auffällige Wurzelknöllchen, teils in Büscheln ausbilden. Die Grundstruktur der Knöllchen besteht aus braun gefärbten, etwa 2 bis 5 cm großen kugeligen und festen Klumpen, die sich in der Detailbetrachtung als 2 bis 3 mm kleine Einzelgallen (ohne Hohlraum) erweisen. Es handelt sich um eine klassische Symbiose – hier als Aktinorrhiza bezeichnet – bei der die Bakterien den von ihnen mit Hilfe des Enzyms Nitrogenase gebundenen Luftstickstoff an die Pflanze abführen und von ihr im Gegenzug verschiedene Zuckerverbindungen (Kohlehydrate) bekommen.
  • Die bei Leguminosen (Schmetterlingsblütlern, Familie der Fabaceae) wie Klee, Lupine oder Erbse bekannten Knöllchenbakterien (etwa aus der Gattung Rhizobium) binden ebenfalls Luftstickstoff und sind bei Gehölzen insbesondere bei der Robinie zu beobachten. Die einzelnen Knöllchen an den Wurzeln sind kugelig, etwa 2 bis 10 mm groß, ohne Hohlraum und im Innern oft rötlich gefärbt (Schutz der sauerstoffempfindlichen Nitrogenase durch den roten Farbstoff Leghämoglobin).
  • Gallwespen (Cynipidae) durchleben einen komplexen Zyklus, bei dem artabhängig ein Lebensabschnitt auch an den Wurzeln vollzogen wird und dort zur Bildung von Wurzelgallen führt (in dessen Innern sich die Larven nachweisen lassen). So verursacht die Eichen-Schwammgallwespe (Biorhiza pallida) an jungen Eichenwurzeln eine größere Zahl von etwa 1 cm großen Einzelgallen, die in traubenähnlichen Konglomeraten zusammenstehen. Diese Gallenformation entspricht äußerlich auch den Wurzelgallen am Berg-Ahorn, die durch die Ahorngallwespe (Pediaspis aceris) hervorgerufen werden. Die Gallen der Eichenblattrippen-Gallwespe (Andricus quercusradicis) verursacht dagegen an oberflächennahen, dickeren Wurzeln bis zu 8 cm große, trüffelartige Anschwellungen, in deren Innern sich zahlreiche Larvenkammern befinden. Bei allen drei aufgeführten Gallwespen sind die Gallen zunächst fleischig, verholzen jedoch später und werden braun.
  • In und an den im Boden befindlichen Wurzeln leben auch einige der rund 5.000 sich phytophag ernährenden Nematoden. Gallenartige Strukturen werden dabei sowohl von der Gruppe der zystenbildenden Nematoden verursacht – die bei Gehölzen in unserem urbanen Umfeld keine Bedeutung besitzen – als auch von den Wurzelgallenälchen. Bei Letzteren leben die Nematoden im Wurzelinnern und die durch die Saugtätigkeit verursachten „Gallen“ entsprechen verdickten, angeschwollenen Wurzelbereichen. Die Gallen erreichen dabei lediglich Größen im einstelligen Millimeterbereich, treten oft jedoch in einer erhöhten Dichte auf, sodass sie auch mit bloßem Auge gut sichtbar sind. Besonders hervorzuheben unter den Wurzelgallenälchen ist die ursprünglich aus Japan stammende Art Meloidogyne mali (Synonym: Meloidogyne ulmi). Sie gilt dort als polyphag, sorgt jedoch vor allem an Gehölzen – insbesondere an den Gattungen Malus, Morus und Ulmus – für Probleme. Charakteristisch sind die für Wurzelgallenälchen untypisch großen Gallen, vor allem an älteren Wurzeln, die einen Durchmesser von 1 bis 2 cm erreichen können. Über den internationalen Pflanzenhandel wurden wiederholt auch befallene Pflanzen unbemerkt von Japan nach Europa verbracht (etwa in die Niederlande, nach Italien oder Frankreich). Eine weitere Verschleppung wird mit Ulmen-Zuchtmaterial im Rahmen von Programmen zur Resistenzzüchtung gegen das Ulmensterben vermutet.
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