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Pilzbefall

Schwarzer Rindenbrand am Apfel – oder etwa doch nicht?

Schwarzer Rindenbrand an Apfel kann schwere Schäden im Bestand verursachen. Doch nicht immer ist das, was als solcher angesehen wird, auch wirklich die gefährliche Pilzerkrankung. Thomas Lohrer erklärt, wie man Rindenbrand von anderen Symptomen abgrenzt.

von Thomas Lohrer, HSWT erschienen am 28.11.2025
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Auch wenn sich die Symptome des Schwarzen Rindenbrandes an den abgelösten, wie verbrannt wirkenden Abschnitten zeigen – ein sicherer Nachweis erfordert stets die labortechnische Untersuchung mit dem Nachweis der entsprechenden Fruchtkörper (wurde hier bestätigt).
Auch wenn sich die Symptome des Schwarzen Rindenbrandes an den abgelösten, wie verbrannt wirkenden Abschnitten zeigen – ein sicherer Nachweis erfordert stets die labortechnische Untersuchung mit dem Nachweis der entsprechenden Fruchtkörper (wurde hier bestätigt). © Thomas Lohrer, HSWT

Der Schwarze Rindenbrand am Apfel, verursacht durch Diplodia bulgarica und andere Diplodia-Arten, etabliert sich – begünstigt durch Hitzesommer und Klimaextreme – zunehmend als ernste Bedrohung. Betroffen sind nicht nur Streuobstwiesen, sondern auch Obstbaubetriebe aus dem Bio- und integriert-konventionellen Anbau sowie jetzt auch Apfelbäume in den Hausgärten. Für Diplodia-Pilzinfektion braucht Eintrittspforten am Apfelbaum, die durch Verletzungen entstehen (etwa Frostrisse, Anfahrschäden, Sonnenbrandschäden, Luftwurzelareale) und eine längere Feuchtigkeitsphase von 5 bis 13 Stunden, damit die Konidien des Pilzes keimen können. Nach der Infektion entwickelt sich eine leicht eingesunkene, schwarz bis dunkelbraun verfärbte Rindenstruktur, wobei sich das darunterliegende Kambium nach einem Anschnitt dunkel und abgestorben zeigt. Mit einer fortschreitenden Pilzentwicklung kommt es zur Bildung kleiner, warzenartiger Fruchtkörper (Pyknidien; Einzelgröße etwa 0,4 mm), die durch die Rinde an die Oberfläche brechen und ihre einzelligen, dunkel gefärbten Konidien (Sporen) freisetzen (Einzelgröße etwa 30x15 µm). In einem späten Stadium kann sich die Borke vollständig ablösen, wodurch das darunterliegende Holz freigelegt wird. Dieses ist dann ebenfalls schwarz verfärbt und weist eine charakteristische, würfelartig eingerissene Struktur auf, die optisch an Verbrennungen durch offenes Feuer erinnert. Der Stammquerschnitt zeigt später eine fortschreitende Braunfäule im Holzkörper.

Eine schwarz verfärbte Rinde kann neben Diplodia-Pilzen als Verursacher des Schwarzen Rindenbrand auch durch verschiedene pathogene Bakterien und Pilze oder auch durch völlig harmlose, oberflächlich wachsende Pilze verursacht werden. Eine genauere Bestimmung ist somit zwingend erforderlich. Zusätzlich können auch Mischinfektionen auftreten. Für eine sichere Diagnose ist stets eine mikroskopische Laboruntersuchung erforderlich.

  • Abgrenzung zu harmlosen Schwärzepilzen: Auf der Rinde von Obstbäumen, gerne auch auf Schnittflächen finden sich häufig oberflächliche, schwarze Beläge. Meist handelt es sich um sogenannte Schwärzepilze (Abbildung), die auf zuckerhaltigen Ausscheidungen wie Honigtau oder austretendem Pflanzensaft wachsen. Sie sind harmlos, da sie als Epiphyten nicht in lebendes Gewebe eindringen. Nach einem Anritzen der Rinde zeigt sich das Kambium bei auftretenden Schwärzepilzen - im Gegensatz zum Schwarzen Rindenbrand - grünlich-weiß und gesund.
  • Abgrenzung zu bakteriellen Erkrankungen: Symptomatische Überschneidungen ergeben sich fallabhängig mit dem Erreger des Feuerbrands (Erwinia amylovora) bei einer Infektion der Unterlage an der Stammbasis sowie dem Bakterienbrand (Pseudomonas syringae) an Trieben und Ästen. Im letzteren Falle löst sich als Leitsymptom die obere Rindenschicht pergamentartig ab. Bei beiden Erregern kommt es zumindest zeitweise zum sichtbaren Austritt von tropfenförmigen Bakterienschleim, Fruchtkörper werden aber keine ausgebildet.
  • Abgrenzung zu einigen anderen pilzlichen Erregern: Der Obstbaumkrebs (Neonectria ditissima) bildet sehr charakteristische, offene Wunden, die der Baum durch die Bildung von konzentrischen Überwallungswülsten zu schließen versucht. Ein eindeutiges Merkmal ist die Bildung von leuchtend rot-braunen, kugeligen Fruchtkörpern (Perithecien; Einzelgröße ca. 0,3-0,5 mm) auf dem abgestorbenen Gewebe im Herbst (Abbildung); zusätzlich können bereits ab dem Frühjahr weiß gefärbte Sommersporenlager (Sporodochien; Einzelgröße 1-2 mm) nachgewiesen werden. Bei der Krötenhautkrankheit (Cytospora spp.), die auch unter dem Namen „Valsa“ bekannt ist, verfärbt sich die Rinde eher braun-violett als tiefschwarz. Namensgebend sind die aus der Rinde hervorbrechenden Fruchtkörper, die der Rinde eine raue, an Krötenhaut erinnernde Struktur verleihen. Im Vergleich zu Diplodia sind die Fruchtkörper (Pyknidien) nur etwa halb so groß (Einzelgröße ca. 0,1 bis 0,2 mm), zudem zahlreicher und stehen sehr dicht beieinander. Bei feuchter Witterung ist zudem oft der Austritt von rötlichen Sporenranken zu beobachten. Durchaus ähnlich wie die Krötenhautkrankheit im Erscheinungsbild und den gebildeten Fruchtkörpern zeigt sich die Infektion mit Phomopsis mali, dem Phomopsis-Triebsterben. Dieser Pilz lässt sich aufgrund seiner unterschiedlich gebildeten Konidien – elliptisch geformte a-Konidien und längliche, deutlich gekrümmte ß-Konidien – mit Hilfe eines Mikroskops leicht von den anderen pilzlichen Erregern unterscheiden.

Die Diplodia-Arten als Verursacher des Schwarzen Rindenbrands scheinen Endophyten zu sein. Das sind Erreger, die einen Teil ihres Lebenszykluses symptomlos in der Wirtspflanze verbringen, dort auch toleriert werden, und nur bei einer Schwächung der Pflanze – etwa durch Hitze oder Trockenheit – dann zu Pathogenen werdem. Die Bedeutung von Endophyten wird im Zuge des Klimawandels wohl zunehmen. Zu den schon länger bekannten Endophyten an Gehölzen und Bäumen gehört das durch Diplodia sapinea verursachte Diplodia-Triebsterben an der Kiefer, das Auftreten von Biscogniauxia nummularia (Pfennigkohlenkruste) an der Rotbuche oder auch die Rußrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) am Berg-Ahorn.

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