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Kommentar

Ein Knick, der weckt

Ist es verwunderlich, dass die Zahl der Auszubildenden im GaLaBau sinkt? Kaum, meint Tjards Wendebourg im aktuellen Kommentar. Weder die Demografie, noch die Stimmung sprechen gerade für die Branche.

von Tjards Wendebourg erschienen am 19.03.2025
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© Barbara Sommer

Jahrelang kannte die Zahl der Auszubildenden im GaLaBau nur eine Richtung: nach oben. Ganz gegen die demografische Entwicklung wurde die Anzahl der jungen Menschen, die Landschaftsgärtnerin oder Landschaftsgärtner werden wollten, beständig größer, bis sie 2023 ihren Höhepunkt erreichte. Wenn sie im vergangenen Jahr zum ersten Mal wieder fiel (-3,3% bei den Neuabschlüssen), ist das noch nicht dramatisch, aber allemal ein Warnzeichen; mindestens eines dafür, dass uns die Demografie einholt.

Ich fürchte, das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn man muss sich die Stimmung bewusst machen, in der junge Menschen die Entscheidung für einen Ausbildungsberuf treffen müssen. Es sind keine guten Zeiten für Idealisten. Während der Klimawandel bis 2023 noch ganz oben auf der Agenda stand, ist er spätestens seit letztem Jahr fast vollständig aus der Diskussion verschwunden. Nach der jüngst im Bundestag beschlossenen Reform der Schuldenbremse wurden jene 100 Mrd. Euro aus dem 500 Mrd. Euro dicken Infrastrukturpaket, die für Maßnahmen gegen den Klimawandel vorbehalten sein sollen, als Beute einer Partei diffamiert; als ginge es nicht um uns alle.

Gleichzeitig erleben junge Menschen das Gegenteil von Idealismus: Ein verurteilter Straftäter wird Präsident und versucht, alle Schwächeren über den Tisch zu ziehen. Er ist bereit, zum eigenen Wohl die Umwelt zu ruinieren. Ein anderer Präsident überfällt mordend und plündernd seinen Nachbarn und droht, mit der Beute davonzukommen. Gleichzeitig suggerieren Agitatoren über TikTok und YouTube den Jugendlichen, dass zu jeder Zeit ausgelebte Männlichkeit wieder Trumpf ist. Doof für eine Branche, die in ihrem Kern einen nicht unerheblichen Teil von Kompetenzen verlangt, die nach wie vor eher Frauen zugeordnet werden (Pflanzen, Pflege, empathische Kommunikation). Dass die zunehmende Sozialisation über das Smartphone uns grundsätzlich nicht dienlich ist, dürfte eine Binsenweisheit sein.

Insgesamt sind das keine guten Rahmenbedingungen für eine Branche, die sich sehr stark über das „Schönmachen“ und das Arbeiten mit der Umwelt definiert. So mancher Jugendlicher mag sich da auf der falschen Startbahn sehen.

Nun ist das alles erstmal Jammern auf hohem Niveau, denn andere Branchen kämpfen mit einer viel ärgeren Lage. Aber wir sollten den Rückgang als Weckruf dafür sehen, uns noch stärker für die Ausbildung zu engagieren: Mehr Werbung vor Ort zu machen, unsere Alleinstellungsmerkmale deutlicher herauszustreichen, neue Zielgruppen (z. B. Zuwanderer) besser da abzuholen, wo sie stehen und die aktuellen Entwicklungen geschickt zu kontern. Wir werden härter arbeiten müssen, um gegen die Demografie und gesellschaftliche Stimmungsschwankungen punkten zu können.

 

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