Arbeitsvorbereitung ist wichtiger als Controlling
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Viel Geld geht den Unternehmen dadurch verloren, dass Baustellen mangelhaft vorbereitet sind. Denn das Improvisieren von Dingen, die nicht rechtzeitig geplant wurden, kostet Zeit und Mittel; im Bauwesen genauso wie im GaLaBau. Das nahmen die 5. Osnabrücker Baubetriebstage an der Hochschule Osnabrück zum Anlass, die diesjährige Veranstaltung ganz in das Zeichen der Arbeitsvorbereitung zu stellen. Über 270 Unternehmer und Studenten bekamen Referenten aus dem Bauwesen und dem Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau geboten, die sich jeweils einzelne Aspekte herausnahmen und die Bedeutung der Arbeitsvorbereitung anhand von Beispielen belegten.
So riet Prof. Dr. Rudolf Haderstorfer, GaLaBau-Unternehmer aus Ergolding bei Landshut und Professor für Landschaftsbau an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, keine Ausführung zu beginnen, bevor die Arbeitsvorbereitung nicht abgeschlossen ist. Im eigenen Unternehmen würde die systematische Arbeitsvorbereitung bereits ab Projekten von 25 000 € praktiziert. Bei einem Projekt um 0,5 Mio. € würden sich die Vorbereitungen über einen Zeitraum von vier Wochen erstrecken. Schließlich seien die Fehlerbehebungskosten in der Phase der Arbeitsvorbereitung noch verhältnismäßig niedrig. Die dort investierte Zeit sei gut angelegt.
Der gastgebende Prof. Martin Thieme-Hack zeigte an Beispielen, wo sich innerhalb der Arbeitsvorbereitung Vorteile für den Bauablauf erzielen lassen. Eines der Lieblingsthemen des GaLaBau-Unternehmersohns aus Schleswig-Holstein ist dabei die gründliche Vertragsprüfung, also die Feststellung der Rechte und Pflichten von Auftraggeber und Auftragnehmer sowie möglicher Differenzen zwischen Ausschreibung und Situation vor Ort. Gerade das Überprüfen der Mengen und das Recherchieren von Materialalternativen bärgen eine Menge Potenzial. Außerdem seien das Bilden sinnvoller Arbeitspakete aus logisch zusammenhängenden Arbeiten sowie die Aufstellung einer Arbeitskalkulation Teil der Arbeitsvorbereitung.
Auch Jürgen Preuss vom Sportstättenbauer Schmitt aus Langgöns baut die Baustellen bereits einmal im Kopf, bevor es mit den Arbeiten wirklich losgeht. Für ihn besteht die Arbeitsvorbereitung darin, einen günstigen Materialeinkauf zu gewährleisten, Engpässe und Zwangspausen zu vermeiden, Planungsfehler zu erkennen, fehlende Leistungen festzuhalten und die richtigen Maschinen auszuwählen. Denn nur wenn jeder das Richtige tue, die Arbeit schnell abgewickelt werde und die Baustelle innerhalb der Terminvorgaben bleibe, ließe sich in seinem Gewerbe Geld verdienen. „Investieren Sie nicht ins Controlling, sondern in die Arbeitsvorbereitung“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg.
Für Jörg Eschenbach, Vorstand bei der Strabag-Tochter Kirchhoff in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, steht das Reduzieren der Verschwendung im Mittelpunkt der Arbeitsvorbereitung. Übermengen, zu hohe Bestände, unnötige Transporte, nicht sachgerechte Prozesse, unnötige Bewegungen, Reparaturen und Nacharbeiten, Energie- und Betriebsstoffverluste, Mitarbeiterpotenzialverluste und unnötige Kommunikation seien zehn Arten der Verschwendung im Bauablauf, die sich zum Beispiel durch das PDCA-Prinzip (planen, durchführen, checken, agieren) und kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) eliminieren ließen. Auch riet er allgemein dazu, die Mitarbeiter nicht zu unterschätzen: „Die meisten können mehr, als wir ihnen abverlangen. Wir müssen ihnen nur sagen, was wir von ihnen wollen“, ist sein Credo.
Gerald Ebel vom Lehrstuhl Verkehrssysteme und -logistik der TU Dortmund strich heraus, dass gute Logistik auf der Baustelle erst mal Geld koste. Deshalb sei die Logistik bei den Unternehmern zunächst kein Selbstläufer. Die Schulung der Mitarbeiter, Investitionen in die IT, Dokumentationsaufwand, der Einsatz hochwertiger Ressourcen und die Zeit der Planung würden erst mal einem ungewissen Nutzwert gegenüberstehen. Gute Logistik sei nichts für den schnellen Gewinn, sondern eher eine Frage der langfristigen Unternehmens-planung.
Bernhard Gebert aus Freudenstadt brach die Thematik zum Abschluss auf kleine Betriebe herunter. Der Ingenieur, der als Dienstleister kleine GaLaBau-Betriebe in Württemberg berät, empfahl den Unternehmern, die Arbeitsvorbereitung notfalls außer Haus zu geben. Die Arbeitsvorbereitung spiele nach der Auftragserteilung eine Schlüsselrolle, weil sie sich direkt auf den Gewinn oder Verlust der Baustelle auswirke. Wer Baustellen ohne Arbeitsvorbereitung abwickle, verschenke Chancen und vor allem Geld, zeigte sich der Schwabe überzeugt.
Für Inhaber und Mitarbeiter kleinerer Unternehmen setzt der Besuch in Osnabrück zunehmend Abstraktionsfähigkeit voraus: Da die Referenten zu einem großen Teil der Bauwirtschaft zuzurechnen sind beziehungsweise großen Betrieben nahestehen, müssen sich diese Besucher die Beispiele passend rechnen. Allein Bernhard Gebert formulierte seine Beispiele so, dass sie für den Inhaber eines Kleinbetriebs direkt nachvollziehbar waren.
Dank des begnadeten Selbstdarstellers Martin Thieme-Hack hat die Veranstaltung aber traditionell hohen Unterhaltungswert und der abendliche Baubetriebstreff in der Hausbrauerei Rampendahl ist ebenfalls immer für einen angeregten Informationsaustausch gut.
Wer die Gelegenheit verpasst hat, die Baubetriebstage zu besuchen, kann immerhin auf http://www.dega-galabau.de (Webcode dega2097) die Präsentationen der Referenten einsehen. tw
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