Abfall ist Rohstoff an der falschen Stelle
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Der Titel „Abfallmanagement in Planung und Ausführung" klang nicht unbedingt sexy, und trotzdem kamen 160 Besucher zur 15. Landschaftsbautagung an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Das könnte daran gelegen haben, dass der Boden im Mittelpunkt stand und der Umgang mit anfallendem Aushub für die Betriebe zunehmend schwierig wird. Denn wer Boden auf die Kippe abfahren will, muss mit aufwendigen Beprobungsverfahren und hohen Deponiegebühren rechnen. Da dürften sich also viele Unternehmer angesprochen fühlen.
Wie ambivalent das Thema ist, zeigte das Zitat, mit dem Prof. Dr. Eric Veulliet, Hochschulpräsident und in seinem ersten Leben Bodengutachter, die Tagung eröffnete: „Abfall ist Rohstoff an der falschen Stelle." Dieses Motto und die sich daraus ergebenden Probleme zogen sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Dass dabei schon die Begriffe große Unterschiede ausmachen, zeigte Thomas Leopoldseder von der LWG Veitshöchheim am Beispiel von „Wiederverwendung" (= identische Zweckbestimmung ohne Aufbereitung = kein Abfall) und „Verwertung" (= andere Zweckbestimmung oder aber verbunden mit Aufbereitung = Abfall).
„Wenn ich nochmal auf die Welt komme, mache ich eine Kompostieranlage auf", meinte Bodengutachter Johannes Prügl, der sich mit praxisnahen Ausführungen und publikumsnaher Ansprache in bayerischer Mundart schon einen gewissen Ruf erworben hat. Er riet den Gärtnern, die wichtigsten Werkzeuge der Zunft (Hirn, Hände und Spaten) zu nutzen, möglichst viel Boden auf der Baustelle zu belassen oder als „durchwurzelbare Bodenschicht" auf einer anderen Baustelle wieder einzubauen. Dann gelte nämlich nicht Abfallrecht, sondern Bodenschutzrecht.
Wie so eine Verwendung auf einer großen Landschaftsbau-Baustelle aussehen kann, zeigte Jens Betcke vom Berliner Büro häfner jiménez betcke jarosch am Beispiel des Bürgerparks Paunsdorf-Nord bei Leipzig. Dort konnte die 13 ha große Parkanlage erst finanziert werden, als der Online-Riese Amazon für sein Logistikzentrum eine zusätzliche Regenwasserrückhaltung benötigte und die Gelegenheit wahrnahm, dafür Geld in den angrenzenden Park zu stecken. Um Mittel zu sparen, ließen die Landschaftsarchitekten den gesamten Aushub des Speichersees mit einer Frutiger-Schürfkübelraupe zu riesigen Hügeln auftürmen, die den See einrahmen; ein besonders anschauliches Beispiel von nachhaltigem Umgang mit Boden.
Gerade in Bezug auf den Boden sei die Bauwirtschaft eine „Zockerbranche", sagt Prof. Felix Möhring in seinem Schlussvortrag. Möhring, der in Höxter lehrt und zusammen mit einem Kompagnon das Büro „Fair CM²" leitet, berät Großkunden beim Claimmanagement und versuchte, die Auswirkungen des neuen Bauvertragsrechts auf den Boden zu beschreiben. Doch auch er musste zugeben, dass viele Schlüsse aus der Gesetzesnovelle noch reine Interpretationssache sind. Im Hinblick auf die im Hausgarten tätigen Betriebe wies Möhrig darauf hin, dass alle, die selbst planen und etwas vergessen, kein Anrecht auf einen Nachtrag haben.
Die von Prof. Rudolf Haderstorfer und Cristina Lenz moderierte und von DEGA GALABAU als Medienpartner unterstützte Veranstaltung war einmal mehr auch eine Bewährungsprobe für die LBM-Studenten, die bei der Organisation ihre erlernten Managementfähigkeiten unter Beweis stellen durften.
Die nächste Ausgabe der Landschaftsbautagung gibt es am 14. Juni 2019.
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