Apeldoorn ist “European City of the Trees 2018”
Die niederländische Stadt Appeldoorn ist „European City of the Trees 2018 (ECOT)“. Die drittgrößte Gemeinde der Niederlande wurde Anfang Juni 2018 vom Europäischen Baumpflegerat (EAC) mit dem Titel ausgezeichnet. „Die Menschen atmen Bäume“, so lautet das Fazit von Jan Goevert, Leiter der EAC-Arbeitsgruppe ECOT. „Man spürt förmlich die positive Wirkung der Bäume auf die Ausstrahlung der Menschen in Apeldoorn“, fügt Goevert nach der Besichtigung der Innenstadt Apeldoorns an. Die Auszeichnung zur „Europäischen Stadt der Bäume“ wurde von Tomáš Guniš, Stadtarchitekt im slowakischen Trnava, dem Preisträger 2017, im Beisein von Baumexperten aus ganz Europa am 8. Juni 2018 dem Vizebürgermeister Mark Sandmann überreicht. Zuvor führte er die Mitglieder des EAC durch die Innenstadt Apeldoorns und erläuterte verschiedene Baumprojekte.
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Mark Sandmann bezeichnet die Bäume als Botschafter des grünen Charakters, der in der ganzen Stadt spürbar ist. Umso wichtiger ist es, dass Bäume auch an innerstädtischen Standorten bei bester Gesundheit dauerhaft etabliert werden können. Hierfür wurde ein besonderer Unterbau für Straßen und Plätze entwickelt, der unterhalb der Tragschichten viel Platz für Wurzeln lässt. An Stelle aufwendig hergestellter künstlicher Substrate werden humose Böden aus der Umgebung verwendet, die das vitale Wachstum der Bäume gewährleisten. Diese „Baumbunker“ werden bereits an anderen Orten nachgeahmt. Sandmann freut sich über die vielen Anfragen von Grünflächenverwaltern aus der ganzen Welt.
Apeldoorn erschließt neue Stadtteile im Osten der Stadt, was ein stetiges Wachstum der Einwohnerzahlen zur Folge hat. Dass hierbei Bäume eine elementare Rolle in der Stadt-entwicklung spielen, wurde 2016 in einem städtischen Baumplan festgelegt. Die waldreiche Umgebung wird als grünes Kapital empfunden, dessen sich die Stadt verantwortungsvoll annimmt.
Der Lieblingsbaum von Baumexperte Anton Dekker ist die mächtige Linde im Ortsteil Ugchelen: „Dieser Baum ist 300 Jahre alt und hat einen Umfang von über 6,50 Meter.“ Nach über 30 Jahren im Dienst der Stadt Apeldoorn hat sich der Baumexperte Dekker kürzlich in seinen Ruhestand verabschiedet. „Die Linde kann ohne weiteres noch 300 Jahre alt werden, wenn die Menschen dieses zulassen.“
Der niederländische Fachverband VHG rief im vergangenen Jahr alle niederländischen Städte und Gemeinden auf, sich um den Titel „Stadt der Bäume 2018“ zu bewerben. Schließlich stellte der VHG der vom EAC eingesetzten Jury drei Städte zur Wahl vor: Breda, Dordrecht und Apeldoorn. Die Jury entschied sich am Ende mehrheitlich für die Stadt Apeldoorn (Gelderland), nicht zuletzt aufgrund eines sehr innovativen Konzeptes für Baumstandorte an Straßen und Plätzen, die für ausreichenden und gut versorgten Wurzelraum unter den Wegbelägen sorgt.
Eine fünfköpfige Fachjury von Baumexperten aus Spanien, Großbritannien, Finnland, Deutschland und den Niederlanden bereiste im April dieses Jahres die Wettbewerber Breda, Dordrecht und Apeldoorn, um sich von den Gemeindevertretern die bisweilen sehr unterschiedlichen Konzepte in Sachen Stadtbäume erläutern zu lassen. Dabei kam es nicht allein auf die Gesamtanzahl der Bäume an, sondern vielmehr wurde, welche der drei Städte das Thema Baum nachhaltig und bürgernah am besten umsetzt. Die Ausgangslage ist dabei in allen drei Städten ähnlich: Alle Städte haben 120.000 bis 180.000 Einwohner und sind somit sogenannte Mittelzentren in ihren Provinzen. Breda und Apeldoorn haben jeweils einen langfristigen Baummanagementplan, der im Rathaus als Broschüre erhältlich ist. Dordrecht setzt hingegen auf die Zusammenarbeit mit einem größeren privaten Baumpflegeunternehmen in einer Art der öffentlich-privaten Partnerschaft. Alle Städte verfügen über ein Baumkataster. Baumkontrollen werden regelmäßig durchgeführt.
Breda, die Stadt im Park
Eine Stadt im Park, so lautet das Motto der Stadt Breda. Dabei sieht der Baummanage-mentplan der Stadt eine Vielzahl von Umgestaltungen und Erneuerungen von Grünanlagen bis in das Jahr 2030 vor. Dieses Konzept wurde bereits im Jahr 2016 mit der Neueröffnung des Bahnhofs begonnen. Hier wurden zahlreiche Linden entlang der Willemstraat gepflanzt, um so eine Blickachse in den nahegelegenen Stadtpark Valkenberg herzustellen.
Die Innenstadt ist vollständig von einem Ringgraben umzogen. Die sechs Kilometer lange Straße entlang des Kanals ist mit Alleebäumen der verschiedensten Arten und Altersstufen gesäumt. Das Konzept sieht hierbei den Austausch von vergreisten Bäumen vor, wobei stets ein Abschnitt sukzessive in den nächsten Jahren bearbeitet wird. Bemerkenswert ist, dass ein örtlicher Schreiner das Holz der gefällten Bäume weiterverarbeitet und dabei u.a. in Zusammenarbeit mit einer Schülerinitiative Bänke und Ruheplätze auf dem Schulhof des städtischen Gymnasiums aus dem Holz von Eschen, die sich einst vor dem Schulgebäude befanden, gestaltet hat. Die überalterten Eschen als Teil des Ringgrabens wurden inzwischen öffentlichkeitswirksam vollständig ersetzt.
Dordrecht, intelligente Bäume in einer intelligenten Stadt
Die enge Zusammenarbeit der Stadtverwaltung Dordrecht mit einem Baumpflegeunter-nehmen sorgt für einen ständigen Datenfluss über den aktuellen Zustand der Bäume. Diese Daten über das Wachstum und den Gesundheitszustand der Bäume, einschließlich der Statistiken, werden genutzt, um darüber mit allen beteiligten Institutionen zu kommuni-zieren. Der Bürger kann beispielsweise den Schutzstatus „seines“ Baumes im Internet nachsehen. Die Unternehmen erhalten eine frühzeitige Bedarfsplanung. Baumkrankheiten werden frühzeitig erkannt und können so besser und gezielt behandelt werden. Insbeson-dere im letzteren Fall findet ein reger Datenaustausch auch mit anderen Gemeinden statt.
Sehr imposant sind die riesigen Platanen im Garten des Dordrechtmuseums. Mit über 35 m Höhe steht dieses Ensemble besonders im Fokus der Verkehrssicherheit, da sich im Schatten der Bäume das Museumscafé befindet. Hier findet eine engmaschige Kontrolle und Pflege der Platanen statt, um so der Massaria-Krankheit erfolgreich Einhalt zu gebieten.
Dank gilt auch dem Sponsor Patzer Verlag, der den ECOT Award seit Jahren unterstützt. Wie bei den vorangegangenen Preisverleihungsfeierlichkeiten wird Lutz Beisert stellvertretend für den Verlag die Gelegenheit nutzen, dem diesjährigen Gewinner persönlich vor Ort zu gratulieren.
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