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Mitgliederversammlungen der GaLaBau-Landesverbände

Fachkräftemangel ist Herausforderung Nr. 1

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Reiner Bierig ist seit 25 Jahren Geschäftsführer des Verbands Baden-Württemberg. Dafür gab es stehende Ovationen.
Reiner Bierig ist seit 25 Jahren Geschäftsführer des Verbands Baden-Württemberg. Dafür gab es stehende Ovationen.von Freyberg
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Auf den Versammlungen der Landesverbände war die Stimmung ob der Auftragslage sehr gut. Allerdings macht man sich überall Sorgen, weil die Arbeits- und Fachkräfte nicht im selben Maße zur Verfügung stehen. Das bedeutet auch, dass Arbeit und Abläufe durch Technik und Digitalisierung zu optimieren sind, um einen Teil des Mangels auszugleichen, vor allem aber, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zum Glück sind die Ausbildungszahlen insgesamt stabil, verglichen mit anderen Gartenbau-Sparten sogar sehr gut. Alle sind sich einig, dass man trotzdem in der Nachwuchswerbung nicht nachlassen darf, zumal sich das Verhältnis der Zahl von Abiturienten/Studierenden und derer, die einen praktischen Beruf erlernen, immer mehr Richtung Akademisierung verschiebt (siehe BIGG- Studie, S. 8). Die Mobilität von Azubis und Mitarbeitern spielt auch eine Rolle. Firmen als Arbeitgebermarke zu positionieren, wurde überall empfohlen.

Der Fahrzeugbereich war ebenfalls ein großes Thema auf allen Versammlungen – nicht nur die Dieselfahrverbote, sondern auch die Lkw-Führerscheine, die immer weniger Bewerber und Mitarbeiter besitzen. Hier tut sich in absehbarer Zeit ein akuter Mangel auf, der wahrscheinlich nur mit eigenfinanzierter Ausbildung behoben werden kann, so lange es keine übergreifende Lösung gibt.

Während der Privatgartensektor den GaLaBau dominiert, richtet sich der Fokus der Anstrengungen zunehmend auf das öffentliche und gewerbliche Grün, inklusive ökologischer Gestaltung und Pflege. In vielen Regionen haben die Initiativen der Stiftung Die Grüne Stadt Türen geöffnet. Zudem führt die derzeitige öffentliche Diskussion bezüglich Insekten- und Klimaschutz, Versiegelung und Glyphosat dazu, dass Fachleute aus der grünen Branche mehr Gehör finden, auch in der Politik. Dieser Aufwind ist zu nutzen, das wurde in allen Versammlungen deutlich. Das bedeutet aber auch viel ehrenamtliche Tätigkeit, für die intensiv geworben wurde. „Immer, wenn sich hier vorne einer die Lesebrille aufsetzt, ist das das Signal, dass das Ehrenamt Nachwuchs braucht", scherzte Achim Friedrichs vom Verband Niedersachsen-Bremen. Die regionalen Besonderheiten haben wir zusammengefasst.

  • Berlin und Brandenburg: Der FGL tagte in Rheinsberg. Im Gala-Q-Weiterbildungsprojekt sprechen fast ausgebuchte Kurse für ein starkes Interesse und entsprechend hohen Bedarf, wie Alexander Kühl vom Sozialpartner INIFES erklärte. Wie man junge Leute in die Firma bekommt – ein Problem vor allem in den dünnbesiedelten Regionen – war Thema einer Masterarbeit von Jan Siewert: „Social Media in der Akquise von Auszubildenden". Diese verdeutlicht die Diskrepanz zwischen dem digitalen Verhalten junger Menschen und dem digitalen Auftreten der Firmen. Junge Menschen seien anspruchsvoller, als oft behauptet wird. Eine einfache Lehre oder ein einfaches Studium werde nicht mehr reichen. Prof. Dr. Inés-Maria Rohlfing von der Beuth Hochschule in Berlin bestätigte nach den ersten fünf Jahren des dualen Studiengangs „Landschaftsbau und Grünflächenmanagement" die gute und notwendige Ausrichtung. Die Professorin bilanzierte eine signifikant höhere Abbrecherzahl bei Studenten, die in einem Nicht-FGL-Betrieb die Ausbildung machten, im Vergleich zu Studenten, die in einem FGL-Betrieb waren.
  • Baden-Württemberg: 774 Mitglieder (plus 29) zählt der Verband, der in der BuGa-Stadt Heilbronn tagte, dazu 146 Fördermitglieder. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse stieg auf 1 347. Ein erneutes Umsatzplus von 70 Mio.Euro führte 2018 zu einem Gesamtumsatz von 1,59 Mrd.Euro (61 % davon Hausgärten). Der scheidende Vorstandsvorsitzende Thomas Heumann warnte jedoch vor Übermut: „Wir sollten nicht in der Komfortzone erschlaffen, auch wenn‘s gut läuft. Die meisten Fehler werden dann gemacht, wenn es einem zu gut geht. Wir müssen JETZT Abläufe optimieren, Arbeitskräfte weiterbilden und die Betriebe weiterentwickeln." Gute Nachrichten gab es auch zu den Gartenschauen, die ja in Baden-Württemberg erfunden wurden und weiterhin ein Motor für die Infrastruktur und Lebensqualität sind, betonte Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum. Die Bewerbungen reißen nicht ab. „Wir sind stolz, dass wir in jedem Jahr eine Gartenschau durchführen."

Für die Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart-Hohenheim, die zuletzt in einer unsicheren Situation war, gibt es grünes Licht für eine neue Schule und ein Internat (9 Mio.Euro ). Neben den Wahlen für den Vorstand gab es große Ehrungen (siehe S. 18). VGL-Geschäftsführer Reiner Bierig freute sich über eine Bühnenüberraschung zu seinem 25. Dienstjubiläum. Die scheidenden Regionalvorsitzenden Frank Hensle-Metzger (Unterer Neckar) und Michael Lutz (Neckar-Alb) wurden ebenfalls für ihre Leistungen ausgezeichnet, sie hatten in ihren 9 beziehungsweise 17 Jahren im Amt jeweils Betriebe in zweistelliger Zahl für den Verband gewinnen und vor Ort sehr viel bewegen können.

  • Bayern: Auch der VGL Bayern konnte auf seiner Versammlung in Fürstenfeldbruck Bestzahlen melden. Der GaLaBau-Umsatz stieg 2018 auf 1,125 Mrd. Euro . 58 % davon werden im Privatgarten verdient. Auch bei den neuen Ausbildungsverhältnissen konnte VGL-Präsident Gerhard Zäh ein neues Hoch feiern. 535 (2017: 504) Jugendliche nahmen eine Gärtnerlehre auf. Außerdem legte die Zahl der Mitglieder auf 607 zu.

Angesichts des erfolgreichen Volksbegehrens zur Artenvielfalt nutzte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ihren Besuch, um die Sicht der Staatsregierung zu vermitteln. Sie betonte die Bedeutung der Gartenfläche in Bayern (0,135 Mio. ha) und stellte sich damit vor die Landwirtschaft, die 3,13 Mio. ha bewirtschaftet – ein durchsichtiges Vorhaben. Gleichzeitig lobte sie den Einsatz der Staatsregierung für den GaLaBau. Es seien 3,5 Mio. Euro in branchennahe Forschungsvorhaben geflossen.

Bei den Wahlen wurden die Präsidiumsmitglieder Karl Artinger und Pia Präger fast einstimmig im Amt bestätigt. Die Fortführung der PR-Kampagne um weitere drei Jahre wurde ebenfalls fast einstimmig beschlossen. Präger hatte zuvor den Erfolg vermeldet, dass der GaLaBau am Runden Tisch zum Volksbegehren teilnehmen wird und sie zusammen mit Gerhard Zäh die Positionen des VGL zur Artenvielfalt vertritt. Im internen Teil wurde die Presse ausgeladen, weil es um eine Information der Mitglieder zur Situation der DEULA Freising ging. Nach unseren Informationen standen noch keine Varianten zur Abstimmung. Die skizzierten Lösungen wurden aber von den Mitgliedern wohlwollend aufgenommen.

  • Hessen-Thüringen: In Künzell bei Fulda trafen sich die Mitglieder des Fachverbands, der 326 Betriebe zählt. Präsident Jens Heger konnte eine positive Resonanz aus den Politiker-Praktika ziehen, wie übrigens auch Baden-Württemberg. Dabei verbringen Landtagsabgeordnete einen Tag in einem GaLaBau-Betrieb. Die Praktika sollen fortgesetzt werden. In zwei Jahren findet die BuGa in Erfurt statt. Elf Schaugärten wird der Verband auf dem Ega-Gelände stellen. 2023 folgt dann die Landesgartenschau in Fulda, deren Stadtbaurat Daniel Schreiner die Planung eines neuen Stadtteils präsentierte. Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Landwirtschafts- und Umweltministerium, bot weiterhin die ohnehin enge Zusammenarbeit mit dem Verband an und gratulierte ihm zu seinen Erfolgen. Sie freute sich über die Initiative „Rettet den Vorgarten" und forderte die Mitglieder auf, „zur Stärkung der Insektenvielfalt beizutragen". Vor allem Kinder brauchten mehr Naturkontakt.
  • Mecklenburg-Vorpommern: Es fehlen nicht nur Fachkräfte, auch Mitarbeiter für einfache Tätigkeiten sind schwer zu finden. Die Kollegen forderten deshalb auf ihrer Tagung in Binz mehr Unterstützung von Politik und Verwaltung. Patrick Dahlemann, parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern, stellte eine konstruktive Zusammenarbeit in Aussicht. Auch die Bundesagentur für Arbeit, das Karrierecenter der Bundeswehr und Bildungsträger des Landes beteiligten sich an der Diskussion in Binz. Sie stellten ihre Ideen und Möglichkeiten für die Bewältigung des Mangels vor. Das neue Teilhabechancen-Gesetz, die Integration von Migranten und gute Qualifikationsmöglichkeiten können zur Verbesserung der Situation beitragen, waren sich die Teilnehmer einig.
  • Niedersachsen-Bremen: Mehr als 100 Mitglieder und Gäste waren der Einladung des Verbands zur zweitägigen Mitgliederversammlung nach Wolfsburg gefolgt. Den Auftakt bildeten eine Fachtagung, eine Stadionbesichtigung und eine Podiumsdiskussion zur Initiative „Rettet den Vorgarten".

Am zweiten Tag präsentierte VGL-Präsident Harald Kusserow die Zahlen: überproportionales Umsatzwachstum von 8,5 % auf 989 Mio. Euro ; 4,2 % mehr Beschäftigte und 1,4 % mehr Azubis (1 023). Die Zahl der Mitgliedsbetriebe stieg auf 362. Nach der erfolgreichen Landesgartenschau in Bad Iburg lief es auch für den GaLaBau in den beiden Bundesländern bestens. Rolf Meyer zu Hörste wurde ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung in seinem Amt als VGL-Vizepräsident bestätigt und gemeinsam mit seiner Frau Marianne als Unternehmerehepaar geehrt, das sich 2018 in herausragender Weise für den VGL und die Berufskollegen im Rahmen der Landesgartenschau Bad Iburg engagiert hat.

Mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Falko Mohrs und dem ehemaligen Dachdeckermeister und „Speaker" Jörg Mosler lud sich der Verband Gäste ein, die prägnante Zeichen setzten. So riet Mosler dazu den „Haben-wir-immer-schon-so-gemacht-Knoten" zu lösen und sich intensiv mit den Menschen im Betrieb und im Kundenkreis, für ihre Probleme und Emotionen zu interessieren.

  • Nordrhein-Westfalen: Schon fast traditionell trifft sich der VGL NRW in der Historischen Stadthalle von Wuppertal. Hier ist ausreichend Platz für den größten Landesverband und eine Ausstellung von 50 Fördermitgliedern. Präsident H. Christian Leonhards konnte gute Zahlen vermelden und kündigte den Umzug der Geschäftsstelle in den Oberhausener Olgapark an. Dafür bauen die Treuhandstellen in dem ehemaligen LaGa-Gelände ein neues Gebäude für den Gartenbau und den GaLaBau. 2021/2022 soll es soweit sein. Ein konkreteres Datum werde man in einem Dreivierteljahr nennen können. Die Mitglieder stimmten dem Umzug zu. Außerdem beschloss die Versammlung, den 2018 erwirtschafteten Gewinn an die Mitglieder zurückzugeben. Sie erhalten die Hälfte der Beiträge für die Image- und PR-Kampagne zurück. Leonhards wurde anschließend fast einstimmig für drei Jahre wiedergewählt. Auch die Präsidiumsmitglieder Josef Mennigmann und Ludwig Scheidtmann wurden einstimmig im Amt bestätigt.

Die ehemalige BGL-Hauptgeschäftsführerin und heutige NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser erläuterte ihre Visionen zur „Grünen Infrastruktur in NRW" und betonte dabei, dass diese den gleichen Stellenwert wie die „graue Infrastruktur" erhalten müsse.

Als neues Format bot der Verband einen Workshop an, in dem mithilfe von Moderatoren Lösungsansätze für den Fachkräftemangel diskutiert wurden.

Mit einem klaren Statement schloss Leonhards die Versammlung: Er wünsche sich von den Unternehmern, dass sie sechs Wochen vor der Europawahl Europafahnen hissen und die Mitarbeiter ermuntern, sich an der Wahl zu beteiligen.

  • Sachsen: Der VGL tagte in der Landesgartenschau-Stadt Frankenberg. „Wir haben als Sachsen und als Berufsstand allen Grund, optimistisch zu sein", betonte VGL-Präsident Andreas Wehle. Er empfahl im Hinblick auf die Landtagswahlen, in der Fastenzeit auf eins nicht zu verzichten, nämlich zur Wahl zu gehen und sich in politische Diskussionen einzumischen. Nachdem trotz stabiler Zahl der Schulabgänger weniger Nachwuchs zu verzeichnen ist, appellierte Wehle an die Betriebe, neben der Weiterbildung von Quereinsteigern die Erstausbildung in den Fokus zu nehmen. „Sie müssen sich von alten Gewohnheiten verabschieden und auf Bewerber zugehen, nicht umgekehrt", ergänzte VGL-Geschäftsführer Horst Bergmann. Er engagiert sich in mehreren Gremien und kritisierte, dass der Vorschlag, Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Balkanstaaten legal zu beschäftigen, abgelehnt wurde.

Präsidiumsmitglied Jens Schöne betonte bezüglich der Preise und Löhne: „Es muss uns gelingen, gute Facharbeit angemessen zu bezahlen, sonst hat der Berufsstand kaum Zukunft." Die Zeit für Preisnachlässe sei vorbei, so Horst Bergmann. Er schilderte die im Grunde sehr gute Ausgangsposition im Land bezüglich öffentlicher Aufträge und Förderungen. Allerdings widerspreche der Stand des Breitbandausbaus nicht den Anforderungen der Digitalisierung. In Dresden wurde die verpflichtende E-Vergabe eingeführt, kurz außerhalb der Stadt sei es aber kaum möglich, Unterlagen online zu verschicken. Die Versammlung bestätigte Christoph Wolf im Präsidium (verantwortlich für Tarif) und beschloss eine Sonderumlage für Gartenschauen in Sachsen.

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