Zwischen Normen und Gestaltungsfreiheit
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„Upgrade" hatte Markus Reher die 18. Auflage des von ihm initiierten GaLaBau-Symposiums im Gartenbauzentrum Wolbeck getauft, denn er hatte sich zum Ziel gesetzt, die gut 150 Besucher bei wichtigen Regelwerken auf die Höhe der Zeit zu bringen. Zur Entspannung hatte Reher Peter Berg an das Ende des Programms platziert, der mit einem Plädoyer für die Gestaltungsfreiheit den Schlusspunkt setzte.
Den Beginn machte Prof. Martin Thieme-Hack, der die Bedeutung der BGB-Reform für die Verträge im GaLaBau erläuterte. Er warb damit gleichzeitig für den FLL-Musterbauvertrag ( dega3989 ), den im Publikum – das ergab eine Umfrage – noch niemand verwendet hatte. „Wir bieten Ihnen als FLL ein Instrument, mit dem Sie etwas sicherer unterwegs sind. Ob Sie das nutzen, müssen Sie als Unternehmer entscheiden", meinte der Osnabrücker Hochschullehrer. Für Landschaftsgärtner durch die Reform ungünstiger gewordene Regeln haben die Juristen zum Teil durch Übernahme von Regelungen aus der VOB abgemildert. Abschließende Sicherheit gebe es nicht, resümierte er, dazu würde es an Rechtsprechung fehlen. Aber die Rechtskundigen seien sich ziemlich sicher. Mit dem Musterbauvertrag bekommen die Unternehmer auch die Widerrufsbelehrung, die unterschrieben davor schützt, dass sich die Widerrufsfrist – wie bei „Haustürgeschäften" üblich auf 12 Monate und 14 Tage verlängert
Im Anschluss erläuterte Piet Werland die Änderungen der DIN 18318, die zwar schon lange fertig, aber immer noch nicht veröffentlicht ist. Sie sei eine perfekte Synthese aus alter DIN und ZTV Wegebau, soll nun diesen Sommer erscheinen und kann seiner Ansicht nach im Privatbereich bereits jetzt angewendet werden. Werland gab zahlreiche Tipps für die Praxis; etwa den, dass der „Berliner Verbau" als eine Art „Verlorene Schalung" im Hochbau sich gerade wieder ausbreite (siehe S. 52). „Ich würde im Hinblick auf die Bauwerksverfüllungen durch die Vorgewerke nichts glauben", sagte Werland und appellierte an die Unternehmer: „Prüfen Sie bitte vorher sorgfältig die Tragfähigkeit des Baugrunds!" Außerdem riet er davon ab, in grundwassersensiblen Bereichen RC-Material zu verwenden: „Lasst die Finger vom Recyclingmaterial bis der Gesetzgeber neue Regeln erlässt."
Neben vielen weiteren Tipps wies Werland darauf hin, dass nur Splitt 5/8 kapillarbrechend ist und, dass die neue DIN vorschreibt, dass „Wartung und Instandhaltung" in Zukunft auch mit angeboten werden müssen; und sei es nur als Bedarfsposition.
Thilo Westerwiede von tubag nahm sich der gerade ziemlich angesagten keramischen Platten an und zeigte, dass die ungebundene Verlegung ziemlich viele Probleme mit sich bringt. Ideal sei eine Bauweise mit gebundener Bettung, Haftschlämme und gebundener Fuge. Hier könnten auch zementäre Fugenmörtel Verwendung finden. Besonders zu achten sei auf die Anlage von Bewegungsfugen. Als weitere Informationsquelle empfahl er die Broschüre „Die gebundene Bauweise im GaLaBau – Grundlagen und Planung." ( dega3989 ).
„Bauen Sie Gärten, um sie zu pflegen", riet Heinz-Josef Ahrenz, Fachlehrer aus Essen. Seine Aufgabe war, das Wesentliche aus den Vegetationstechnischen Regelwerken zusammenzufassen. Dabei gab er einige Tipps; etwa dass es besser sei, zu hoch, als zu tief zu pflanzen, dass niedrige Anbindungen das Stammwachstum fördern und die Wassersäcke eine gute Alternative zur gleichmäßigen Wasserversorgung frisch gepflanzter Bäume sind. Viele Rasenflächen seien nach Lufa-Untersuchungen mit Kalium und Magnesium unterversorgt. Beim Thema Rollrasen schaltete sich Piet Werland ein und wies darauf hin, dass es Probleme mit zu hohen Anteilen an Fremdgräsern in der Fertigware gebe. Man müsse in der Rasenschule ausdrücklich Güteklasse 3 bestellen, um wirklich die beste Qualität zu bekommen.
Den Abschluss machte Peter Berg mit dem Statement „Reglementierung tötet Eigenverantwortung", eine klare Attacke auf die Übernormierung vieler Bereiche: „Wir kriegen das Schlechte nicht unterbunden, aber das Kreative wird behindert", fuhr der Rheinländer, dessen wichtigste Zutaten Pflanzen, Steine und Wasser sind, fort. Ohne Naturverständnis gebe es keine Ästhetik. Auch für die Ausbreitung der Schottergärten wartete Berg mit einer einfachen Erklärung auf: „Der Maschinengärtner trifft Herrn und Frau Saubermann." „Lassen Sie sich nicht von Herrn und Frau Saubermann sagen, wie Sie den Garten auszuführen haben", meinte der Gartengestalter. Er sage immer: „Drinnen können Sie so viel wischen, wie Sie wollen, draußen ist draußen."
Einmal mehr präsentierte sich das GaLaBau-Symposium als runde Sache. Jeder konnte etwas mitnehmen. Dazu gute Gespräche, gute Verpflegung und viele hilfreiche Informationen. Mehr kann man von einer Veranstaltung nicht erwarten.
Das 19. GaLaBau-Symposium findet am 26. Februar 2020 statt. Wie gewohnt in Wolbeck und mit DEGA GALABAU als Medienpartner.
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