Wächst das Bewusstsein für Bäume?
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Leute werden bewusster
Wir spüren eine deutliche Veränderung in den Köpfen unserer Kunden. Durch die Diskussionen über die Klimaveränderung und die starke Medienpräsenz ist die langfristige Erhaltung von Bäumen sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor wichtiger geworden. Eine fachlich gute Beratung wurde schon immer als Qualitätsmerkmal wahrgenommen. Seit einiger Zeit ist bei den Privatkunden nun auch der Trend zu erkennen, dass Baumpflegearbeiten nicht zwangsläufig an den günstigsten Anbieter vergeben werden, sondern an die Firma, welche den Wert eines Baumes und die Notwendigkeit, ihn zu erhalten, erkannt hat und umsetzen kann. Im kommunalen Bereich sind wir noch weit von einem solchen Trend entfernt, aber auch hier wird mehr für die Verkehrssicherungspflicht getan. Aktuell und in der Zukunft werden uns weiterhin neue Krankheiten und Schädlinge auf Trab halten. Es gilt, auch als dauerhafter Prozess, Bäume zu finden, die der Klimaveränderung, Schadstoffbelastung und hohen Ansprüchen des urbanen Raums gewachsen sind. Das Thema Boden in der Baumkontrolle, bei der Definition von Maßnahmen und auch bei der Ausführung wird uns in der Forschung und Praxis noch eine ganze Weile beschäftigen.
Martin Weller ist Inhaber der Firma Team Weller (Baum, Garten, Landschaft) in Beilstein.
Nicht jeder in einer grünen Hose kann Bäume schneiden
Wegen des Klima-Hypes fängt von unseren Kunden sicherlich der ein oder andere an, sich eine Blumenwiese in Bereiche seines Gartens zu säen. Anfragen, sich einen Baum vors Haus zu wünschen, halten sich in Grenzen. Viele unserer Kunden möchten einen Hausbaum bei Neuanlagen oder den Baumbestand erhalten. Der oder die Bäume gehören zum Garten und benötigen wie alles andere regelmäßige Pflege. Darauf und auch auf die Pflicht als Halter der Bäume bezüglich der Verkehrssicherheit weisen wir unsere Kunden im Beratungsgespräch hin, und die meisten sind auch bereit, den Aufwand in Kauf zu nehmen und zu bezahlen.
Mein Unternehmen ist seit über 20 Jahren Baumpflege-Fachbetrieb. Die Baumarbeiten sind zum Garten- und Landschaftsbau ein weiteres Standbein und eine sehr gute Einnahmequelle. Zum einen sind es natürlich die heißen und trockenen Sommer, die vielen Baumarten Probleme bereiten. Die Vitalitätseinbrüche vieler Bäume verschaffen uns sehr viel Arbeit, welche wir aber leider wegen Personalmangel kaum bewältigen können. Die Nachfragen von Kommunen nehmen dadurch natürlich auch zu, und die Preise steigen stetig. Ein weiteres Problem und Ärgernis, was ich seit Jahren in der professionellen Baumpflege beklage, sind die Laien, die mit der Säge draußen rumrennen, denn nicht jeder in einer grünen Hose kann auch richtig Bäume schneiden.
Kai Hungerland ist Inhaber von Rothenbüchers Baum- und Gartenservice in Miltenberg.
Interesse an Bäumen bei Privatkunden gestiegen
Das Interesse an Bäumen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Wir verkaufen nicht nur größere Gehölze, sondern auch mehr Bäume und Sträucher innerhalb der Pflanzflächen. Natürlich ist ohne Pflege vieles nichts, und deshalb pflegen wir die Gärten und Gehölze, und bei den schönsten ist der Schnitt Chefsache und mit japanischer Handarbeit angesagt. Für die Kommunen habe ich wenig Hoffnung. Sie nehmen meist die Billigsten und oft die Maschinengärtner. Erst kürzlich durfte ich sehen, wie Säulenhainbuchen nach der Sommerhitze mit der Maschine um bis zu 40 % zurückgestutzt wurden, und das ohne Grund! Solche Stadtgärtner müssten persönlich haften wie ein Unternehmer. Die Arbeit im Baum lohnt sich auf jeden Fall. Leider werden die Gehölze erst im Alter richtig schön.
Peter Berg ist Chef der Firma GartenLandschaft Berg in Sinzig-Westum.
Thema Klimawandel ist Gelegenheit, Menschen zu sensibilisieren
Das Gespräch mit den (Privat-)Kunden vor dem Baum dreht sich weiterhin um die gleichen Themen: Größe, Freistellen von Gebäuden und Leitungen, Verkehrssicherheit. Baumpflege wird immer noch hauptsächlich unter dem Kostenaspekt betrachtet. Die Sorgen um Haftung und Größe liegen dem Baumbesitzer deutlich näher als der Klimaschutz. Es ist eher so, dass die Menschen sich Sorgen um die Bäume machen und sie als Opfer des Klimawandels sehen, denn als Hilfe dagegen wegen der häufigen Trockenschäden.
Uns bietet das Thema Klimawandel einen Anlass, das Kundengespräch auf die Funktion der Bäume in der Stadt und im Garten zu lenken. Die Menschen sind zumindest sensibilisiert und haben ein Grundwissen über Ökologie. Das begann auch schon mit dem Bewusstsein über das Bienen- und Insektensterben vor der FFF-Bewegung. Wir wollen diese Themen auf jeden Fall nutzen, um auf die Qualität und Nachhaltigkeit unserer Baum- und Gartenpflege anzusprechen. Wir werden neuerdings auch direkt danach gefragt, Bienennährgehölze zu pflanzen. Diese Gelegenheiten wollen wir nutzen, um unser ökologisches Wissen an die Frau/an den Mann zu bringen. Dabei schärft sich auch unser Firmenprofil.
Auswirkungen auf durchsetzbare Preise haben wir noch nicht festgestellt. Spürbar ist weiterhin die Erwartung einiger Interessenten, Bäume mal gschwind weg zu machen" oder ein bisschen zu schneiden", was unserem qualifizierten Team und ihrer anspruchsvollen Arbeit nicht gerecht wird.
Ein grundsätzliches Problem, mit dem wohl alle Firmen konfrontiert sind, die einen extra Baumpflegetrupp oder gar eine Abteilung beschäftigen wollen, ist der hohe Aufwand, mit dem relativ kleine Aufträge akquiriert werden müssen. Hier zu einer für den Betrieb tragbaren Wertschöpfung zu kommen und zu einem erträglichen Verhältnis von Produktiv- zu Unproduktivstunden, das ist die große Herausforderung.
Für uns lohnt sich die Arbeit im Baum trotzdem. Sie dient oft als Türöffner für weitere Arbeiten in der Pflege oder im GaLaBau. Kundenbindung ist auch ein großer Effekt. Nicht zuletzt empfinden wir es als frustrierend, wenn wir vor jedem Baum, der höher ist als 4 bis 5 m, kapitulieren müssten. Der Baum gehört auch zur Gartenpflege.
Eric Raasch arbeitet bei Blattwerk-Gartengestaltung in Stuttgart.
Auftragslage mit positiver Tendenz
Die Kommunen stöhnen unter dem enormen zusätzlichen Aufwand an Kontrollen und Pflege, weil sich der Gesundheitszustand der Bäume drastisch verschlechtert. Die Wohnbaugesellschaften sind überwiegend noch in Schockstarre oder schlafen, die privaten Kunden sind überwiegend aufgeklärt und wachsam. Allerdings reichen die Reaktionen von oh Gott oh Gott, was soll ich jetzt machen" bis hin zu juhu, endlich kann ich den Drecksbaum absägen".
Monetär sind die Tendenzen tatsächlich eher steigend zu sehen, Probleme machen da eben nur die Billigheimer, die alles zu jedem Preis absägen wollen und dabei sämtliche Vorschriften missachten, Bäume unfachgerecht verstümmeln oder gar fällen, obwohl sie geschützt wären.
Problematisch ist es auch, geeignetes Personal in ausreichender Anzahl zu finden, da hatte ich dieses Jahr zwar ausnahmsweise Glück, aber insgesamt ist die Lage eher angespannt.
Bei mir steigt der Umsatz, den ich mit Baumpflege mache, von Jahr zu Jahr und ist inzwischen für weit mehr als 50 % meines Firmenumsatzes verantwortlich. Hinzu kommt, dass durch diese Tätigkeit zusätzliche GaLaBau-Aufträge in nicht unerheblichem Maß generiert werden können.
Olaf Pressel ist Chef einer Baumpflegefirma in Stuttgart.
Unterschied zwischen privat und öffentlich
Das Interesse an einer fachgerechten Baumpflege ist nach meinem Empfinden nach wie vor da. Vor allem im privaten Bereich steigt das Interesse und auch die Bereitschaft, Geld für diese Leistungen auszugeben. Hier stehen Obstbäume und alte Bäume (Sonnenschutz) im Vordergrund. Die allgemeine Aussage das macht nur Dreck, der kommt weg" hört man nur noch sehr selten. Im öffentlichen Bereich geht die Baumpflege häufig nur über den Preis und nicht immer nach fachlicher Qualifikation.
Björn Kuhn ist Chef eines GaLaBau-Betriebs in Menden.
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