Blitzumfrage 10/2013: Wie ist Ihr Verhältnis zum Submissionsgeschäft?
Welche Bedeutung haben öffentlich oder beschränkt ausgeschriebene Bau- und Pflege-Projekte für Ihr Unternehmen? Nimmt die Bedeutung eher zu oder eher ab? Welche Rahmenbedingungen würden Sie ändern, wenn Sie könnten? Und mit welchen Strategien verbessern Sie Ihre Wertschöpfung bei den VOB/A-Aufträgen?
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Andreas Rilk, Eurasburg
Für Kleinbetrieb schwierig
Wir nehmen nur noch an Ausschreibungen der Gemeinde teil. Das Problem für einen Kleinbetrieb ist, dass meistens etwa vier Wochen nach der Submission mit der Ausführung begonnen werden sollte. Jetzt haben wir aber einen Auftragsvorlauf bis zu fünf Monaten. Ein anderer Nachteil der Großaufträge ist die aufgeblasene Bürokratie, die man eigentlich nur mit einem ständig besetzten Büro bewältigen kann. Der Vorteil ist, dass man mehr Arbeitskräfte mit einfachen Arbeiten beschäftigen kann, da die Flächen größere sind und nicht über jeden Stein diskutiert werden muss, wie das bei der Privatkundschaft teilweise stattfindet. Wir arbeiten aber lieber für Kunden, die die Begeisterung für den Garten teilen und deshalb bei uns gelandet sind. Ich persönlich finde es demotivierend, wenn ich eine Großbaustelle nach einem Jahr wieder sehe und alles stiefmütterlich behandelt wird, weil die Pflege meist gestrichen wird.
Ralf Erdmann, Wittenberge
Umdenken beginnt
Bei uns ist das Verhältnis konstant geblieben. Es ist teilweise deprimierend, wie hochnäsig öffentliche Auftraggeber mit einem umspringen. Wohnungsverwaltungen beginnen, die Beziehung zu Firmen, mit denen eine Zusammenarbeit länger angestrebt wird, zu pflegen. Sie haben Angst, dass bei Havarien oder Ähnlichem keiner mehr bereit ist, für sie zu arbeiten.
Michael Dominick, Treuenbrietzen
Auftragnehmer und Löhne stärker prüfen
Die Bedeutung öffentlicher und beschränkter Bau- und Pflegeobjekte nimmt zu. Der Anteil privater Auftraggeber liegt bei uns bei etwa 10 % des Gesamtauftragsvolumens. Die Gründe liegen in den steigenden finanziellen Belastungen der Bürger, den seit Jahren stagnierenden Einkommen und dem hohen Anteil älterer Menschen mit geringer Rente in unserer Region. Zu ändernde Rahmenbedingungen:
- stärkere Prüfung auf Wirtschaftlichkeit der Auftragnehmer durch öffentliche Auftraggeber
- Einführung eines Mindestlohns von 8,50 e auf Bundesebene
- Überprüfung der Einhaltung der Mindestlöhne beispielsweise über Datev
- Einschränkungen der Subunternehmerbeschäftigung aus Osteuropa
- Nachprüfbarkeit hinsichtlich der Einhaltung der Mindestlöhne bei selbständigen Subunternehmen aus Osteuropa.
- Verbesserung der Wertschöpfung durch Einsatz moderner, energiesparender Technik.
Ingo Kunde, Potsdam
"Auskömmlich" zu niedrig
Anfragen an uns aus der Kategorie öffentlich oder beschränkt ausgeschrieben haben für uns nur untergeordnete Bedeutung.
Wir nehmen teil, wenn wir vonseiten des AG oder des beauftragten Architekten darum gebeten werden, bevorzugen aber den direkten Kundenkontakt. Es sind nicht immer die privaten AG, die ohne Ausschreibung, dafür über den persönlichen Kontakt ihre Gartenwünsche umsetzten wollen. Beschränkt ausgeschrieben kann bedeuten, dass die Leistungen nicht unter Preis vergeben werden, in den meisten Fällen ist das aber der Fall. Es setzt sich allzu häufig der AG durch mit dem Wunsch den billigsten Anbieter zu beauftragen. Das geschieht gerne zum Ärger des bauleitenden Architekten und führt selten zu einem kraftvollen und zugleich ruhigen Bauablauf wie man sich das wünscht. Hier kann noch mehr als üblich die Kalkulationsgrundlage hinterfragt werden, um den Preisdruck zu nehmen. Es wird nach meiner Beobachtung der „auskömmliche“ Preis zu niedrig angesetzt. In der Region Berlin/Brandenburg werden immer noch viel zu niedrige Preise erzielt.
Torsten Hainmüller, Radolfzell
Nur spezialisierte Firmen
Sowohl öffentliche wie auch beschränkte Ausschreibungen verlieren an Bedeutung in unserem Unternehmen. Ausschließlich für die Gemeinde Radolfzell nehmen wir noch an solchen Ausschreibungen teil. Der Verwaltungsaufwand Dokumentation Aufwand ?? und der niedrige Gewinn sind für uns als Privatgarten Baubetrieb eine große Hürde. Aus meiner Sicht können bei diesen Ausschreibungen nur Firmen teilnehmen, die sich darauf spezialisiert haben und auch den Gemeinkostenblock danach ausgerichtet haben.
Peter Kreisel, Wiesbaden
Beschränkte Ausschreibungen eher zweites Standbein
Mein Unternehmen nimmt nicht an öffentlichen Ausschreibungen teil. Insofern die Projekte nicht von mir selbst ausgearbeitet und entsprechend angeboten werden, nehmen wir an beschränkten Ausschreibungen von Architekten für vorrangig private Bauherrschaft teil. Generell versuche ich aber, in Eigenleistung geplante Projekte abzuwickeln und sehe beschränkte Ausschreibungen eher als zweites Standbein. Die Vergabe wäre meiner Meinung gerechter, würde beispielsweise immer der Drittplatzierte einer Ausschreibung den Zuschlag erhalten. Auf diese Weise wäre dem ruinösen Preiswettbewerb ein Ende gesetzt, da alle Bieter fair nach bestem Wissen und Gewissen anbieten würden.
Cölestin Huhn, Schlüchtern
Nur circa 5% des Jahresumsatzes
Öffentliche Aufträge spielen in meinem Unternehmen eine untergeordnete Rolle. Sie machen nur circa 5 % vom Jahresumsatz aus. Das sind aber alles Aufträge, welche von beschränkten Ausschreibungen oder freihändiger Vergabe kommen. Öffentliche Ausschreibungen sind für mich schon lange tabu – dafür ist mir die Zeit zu schade. Und bei Pflegearbeiten ganz und gar. Es findet sich immer jemand, der sich verrechnet oder nicht rechnen kann und der ist dann der billigste.
Immo Herbst, Frankfurt am Main
Jedes Segment hat seine Gesetzmäßigkeiten
Der Privatgarten wird, besonders bei größeren Anlagen, auch ausgeschrieben. Nur sind hier die Anforderungen an den Bieter nicht so groß wie bei öffentlichen. Auch bei den größeren Aufträgen gilt es zu unterscheiden. Die EU weite Ausschreibung stellt die höchsten Anforderungen an die Bieter und der Erfolg hängt maßgeblich von der Vollständigkeit ab. Hier ist z. B. es dem Ausschreibenden untersagt nach zu fragen oder überhaupt Kontakt mit den Bietern zu haben.
Grundsätzlich gilt für alle öffentlichen Ausschreibungen, dass die Qualifikation des Bieters bei der Abgabe des Angebotes, starken Einfluss hat. Auch wenn wir uns ja gerne beschweren, so können wir doch froh sein in einem solch rechtssicheren System zu arbeiten. Die willkürliche Vergabe von Aufträgen ist bei uns doch eher die Seltenheit. Vielmehr sollten wir unser Augenmerk das ein oder andere Mal zur Seite richten. Denn kaum eine Branche leidet dermaßen unter den teilweise unterdeckten Preisen wie der Bau. Selbst zurzeit, in der wir doch alle Arbeit genug haben sollten, will der Preis einfach nicht angemessen steigen. Andere Bereiche haben es schon längst verstanden mehr Sicherheit beim Zahlungsverkehr zu ihren Gunsten zu erzielen. Genug gejammert, das Leben als Gärtner ist schön, bunt und farbenfroh.
Grundsätzlich gilt: Die externe Ausschreibung stellt die höhere Sicherheit für den Ausführenden da. Seine rechtliche Position ist weitaus besser und er geht damit ein geringeres Risiko ein.
Tilman Kaden, Bad Segeberg
Mehr Chancen durch ARGEn
Für uns nimmt die Bedeutung aufgrund von Spezialisierung eher zu. Im Großen und Ganzen wird es für uns jedoch schwieriger direkt anzubieten bzw. als GU aufzutreten, da die Ausschreibungen immer komplexer werden. Für die Planungsbüros ist es sicherlich einfacher sämtliche Leistungen in eine Ausschreibung zu integrieren, macht für uns allerdings wenig Sinn für ein Objekt anzubieten, bei dem der Nachunternehmeranteil über 25 % liegt. Die Preise sind dann deutlich zu gering, um eine vernünftige Verzinsung auf die Nachunternehmerleistung zu erzielen. Schön wäre wenn, die Planungsbüros zukünftig wieder vermehrt nach Gewerken ausschreiben würden. Um unsere Chancen für einen Auftrag zu verbessern, bieten wir mittlerweile immer häufiger in ARGEn oder als Nachunternehmer für Kapitalstarke GUs an.
Ingo Kessler, Stuttgart
Werden an keiner Ausschreibung mehr teilnehmen
Wir erstellen gerade die komplette Außenanlage eines Praxisgebäudes, deren Auftrag wir auf Basis einer Ausschreibung erhalten haben. Dies führt uns zugleich vor Augen, dass es der bessere Weg war, bisher von vorneherein die Finger von Ausschreibungen zu lassen. Neben dem noch einmal mehr erhöhten Preisdruck bei Aufträgen dieser Art schlägt man sich während der Ausführung und bei jeder Abrechnung mit vom Leistungsverzeichnis abweichenden Mengen, Materialwünschen und Rechtfertigungen der Aufwände herum. Dies bringt jedes Mal zeitaufwändige Korrespondenz und Umdispositionierungen mit sich. Allein für die Korrektur des Leistungsverzeichnisses gerade nach geltender VOB für den Architekten haben wir einen ganzen Tag verbracht. Hinzu kommt die durch verlängerte Rechnungsprüfung durch Bauleiter/Architekten eine deutlich längere Zahlungsfrist gegenüber Privatkunden, was bei entsprechender Auslage für Materialien eine hohe Belastung darstellt. So lange wir den unkompliziert beauftragenden Privatkunden haben, der Qualität bereitwillig bezahlt, werden wir an keiner Ausschreibung mehr teilnehmen.
Volker Richter, Wutha
Durch enormen Wettbewerbsdruck ist die Trefferquote rückläufig
Öffentlich oder beschränkt ausgeschriebene Leistungen nehmen in unserem Unternehmen einen stabilen Platz ein neben Aufträgen aus dem privaten oder gewerblichen Bereich. Eine deutliche Zu- oder Abnahme im Vergleich zu den Vorjahren kann ich aus meiner Sicht nicht feststellen. Bedingt durch den enormen Wettbewerbsdruck ist die ‘Trefferquote’ allerdings rückläufig. Dies bedeutet unterm Strich höheren Kalkulationsaufwand. Die Auftragsabwicklung muss dann sehr gut vorbereitet und organisiert werden, ansonsten bleibt bei geringen Margen nichts übrig.
H. Christian Leonhards, Wuppertal
Frühere Einbindung besser
Da wir ein Großteil unserer Aufträge durch langjährige Geschäftsbeziehungen zu unseren Stammkunden generieren, befinden wir uns in der glücklichen Lage nicht jede Ausschreibung bearbeiten zu müssen, die in unserer Kalkulationsabteilung eingeht. Die Qualität der Unterlagen schwankt sehr... Werden die Projekte von erfahrenen Büros begleitet, spiegelt sich dies zumeist deutlich in der Qualität der Leistungsbeschreibungen und der Planunterlagen wider. Immer öfter werden den Unternehmen jedoch auch Anfragen zugesandt, denen weder eine ausreichende Leistungsbeschreibung noch eine fachlich ansprechende Planung zugrunde liegen. Daher werden in unserem Hause alle eingehenden Anfragen vorab bewertet und dann entsprechend weiter bearbeitet.
Die Vielzahl an Internetportalen führt leider dazu, daß zum Teil eine zeitintensive Recherche notwendig ist, um immer auf dem Laufenden im Ausschreibungsmarkt zu bleiben. Oft kommen dann zu den Gebühren für die einzelnen Leistungsverzeichnisse noch Mitgliedsbeiträge der verschiedensten Portale. Für unser Unternehmen hat sich in den letzten Jahren das Portal „Greenprofi“ hier als klarer Favorit herauskristallisiert.
Die Bereitstellung einer großen Anzahl an Ausschreibungsunterlagen kann aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits werden preisrelevante Rahmenbedingungen transparent für alle Bieter zur Verfügung gestellt. Dies führt allerdings dazu, daß alle zur Verfügung gestellten Unterlagen heruntergeladen, ausgedruckt und gesichtet werden müssen. Hierdurch hat sich die Bearbeitungszeit der Projekte in den letzten Jahren immer weiter erhöht. Und natürlich würden auch wir uns daher über längere Bearbeitungszeiten der Ausschreibungen freuen. Hierdurch können interessante und anspruchsvolle Projekt intensiver bearbeitet werden. Es können Alternativen für den Kunden erarbeitet werden, die sich oft positiv auf die Angebotssumme im Sinne des Kunden auswirken.
Abschließend läßt sich aus unserer Sicht festhalten, daß die größten Chancen für eine erfolgreiche Acquisition immer noch in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem einzelnen Projekt liegen. Hier muß im Vorfeld eine genaue Prüfung durch erfahrene Mitarbeiter erfolgen. Ist man frühzeitig in ein Bauvorhaben eingebunden, wirkt sich dies in der Regel auch immer positiv auf die Baukosten aus.
Brauchen Nervenkitzel
Wir machen über 90 % unseres Umsatzes mit dem Ausschreibungsmarkt und sind mit diesem sehr zufrieden. Aufgrund unserer Mitarbeiterstruktur und persönlichen Fähigkeiten sind wir für diesen Markt sehr gut aufgestellt. Da wir nur in einem sehr kleinen Arbeitsradius tätig sind, haben wir auch eine ganz gute Marktübersicht. Und öffentliche Submissionen bieten im Übrigen den Nervenkitzel, den wir immer wieder mal brauchen ….
Fritz Hilgenstock, Niederuzwil
Nur Privatgarten
Ausschreibungen haben für unseren Betrieb keine Bedeutung. Wenn ein Kunde den „Billigsten“ sucht, dann findet er sicher jemanden, der seriös kalkulierte Preise unterbietet. Wir trumpfen mit Know How und „Chef-Betreuung“, vor allem im privaten Sektor. Dort können wir unsere Stärken voll ausspielen.
Oliver Prell, Pettstadt
Mit öffentlichen Aufträgen lässt sich kaum Ertrag erwirtschaften
Ausgeschriebene Pflegeobjekte haben bei uns gar keine Bedeutung da damit kaum ein Ertrag zu erwirtschaften ist. Die Konkurrenz mit Lebenshilfe, Hausmeisterdiensten, landwirtschaftlichen Maschinenringen ist mit unserer Betriebsstruktur nicht zu bewerkstelligen. Vor kurzem sah ich ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein bei uns in Oberfranken mit zwei Mannschaften bei der Pflege. 600-700km entfernt vom Firmenstandort. Meine Vorstellungskraft reicht nicht aus um das wirtschaftlich zu Verstehen.
Rahmenbedingungen lassen sich nur schwer ändern. Aber ich glaube unser Verband unternimmt gehörige Anstrengungen um einige leidige Themen in das Bewusstsein der Politik zu bringen.
Patrick Rückert, Falkensee
Nur im Privatsektor tätig
Öffentliche oder beschränkte Aufträge haben keine Bedeutung für unser Unternehmen, das wird sich auch zukünftig nicht ändern, wir arbeiten im reinen Privatsektor. Wir können diesbezüglich die weiteren Fragen schwerlich beantworten, da wir uns mit dieser Materie nicht auseinandersetzen.
(c) DEGA GALABAU online, 25. September 2013
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