Blitzumfrage 11/2014: Baumpflege - was machen Sie, was ärgert Sie?
Führen Sie Aufträge im Bereich Baumpflege und Fällung selbst aus oder vergeben Sie sie an spezialisierte Fachfirmen? Was lohnt sich für Sie, und wie reagieren Ihre Kunden? Welche Sachverhalte ärgern Sie in diesem Geschäftsfeld besonders und wo sehen Sie Änderungsbedarf? Wo liegen die besonderen Herausforderungen?
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Georg Dangel, March
Aufträge teilweise vergeben
Wir handeln je nach Anforderung. Was unsere Fähigkeiten und Kapazitäten übersteigt, übertragen wir dem Spezialisten. Oft vergeben wir auch Baumpflegeaufträge, weil der Aufwand für Hebebühnen, wenn sie tageweise benötigt werden, recht hoch ist. Da sind die Mehrkosten für den Baumpfleger durch den Aufwand für die Hebebühne kompensiert. Inzwischen haben wir auch gute Baumpfleger an der Hand, sodass wir damit auch bei der Kundschaft punkten können, und Folgeaufträge einholen.
Georg Dangel leitet die Firma Natur und Form GaLaBau.
Eigene Fähigkeiten einschätzen
Das, was ich mir und meinen Kollegen zutraue, machen wir selber. Wenn möglich, fällen oder pflegen wir vom Hubsteiger aus, andernfalls wird Seilklettertechnik eingesetzt. Wir verdienen dabei mehr als bei den sonstigen Arbeiten, aber dafür ist die Arbeit ja auch anstrengender und anspruchsvoller. Wenn man lohnend nur über den Gewinn definiert, ist dieser Tätigkeitsbereich sicher einträglich, aber er stellt nur einen kleinen Teil unserer gesamten Tätigkeit dar. Wenn ich oben von Zutrauen spreche, meine ich damit nicht nur das Können, sondern auch die vorhandenen Kenntnisse. Wenn ich vor Ort bzw. „vor Baum“ merke, dass ich dem Anliegen des Kunden nicht gewachsen bin oder der Auftrag meine Fähigkeiten übersteigt, lasse ich die Finger davon und empfehle meine höher qualifizierten Kollegen in der Nähe. Die besondere Herausforderung liegt für mich ganz klar darin, seine eigenen Grenzen zu (er)kennen und dementsprechend zu handeln.
Carsten Venghaus ist „dergartenberater“.
Eigene Baumpflegeabteilung
Die Baumpflege ist für Blattwerk nicht wegzudenken. Der Baum ist häufig zentrales Element im Garten und dem wollen wir uns persönlich widmen. Fällungen und Baumpflege wickeln wir, wo möglich, über die eigene Baumpflegeabteilung ab und dies häufig ohne großen Maschineneinsatz, sondern meist in Seilklettertechnik. Die Kunden schätzen es, dass sie alles aus einer Hand bekommen. Zudem hat das Baumpflegeteam auch ein Gespür für die Gärten und schaut nicht nur nach oben. Die Herausforderung besteht hauptsächlich darin, gutes Personal zu finden und zu binden. Aber in welchem Bereich des Garten Landschaftsbaus ist das anders?
Stefan Böhm ist Bauleiter und geschäftsführender Gesellschafter der Firma Blattwerk Gartengestaltung.
Aufwendige Aufträge werden vergeben
Kleinere Baumpflege-Aufträge und Fällungen wickeln wir selber ab, bei aufwendigeren Einsätzen ziehen wir spezialisierte Betriebe (Seilklettertechnik) hinzu, mit denen wir bereits mehrere Jahre gut zusammenarbeiten. Unsere Kunden schätzen das Hinzuziehen von spezialisierten Firmen mit dem nötigen Know-how und der notwendigen Ausrüstung, die immer auch den aktuellen Sicherheitsvorschriften genügt. Die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos. Es ärgert mich sehr, wenn aufgrund der weit verbreiteten „Geiz-ist-geil-Mentalität“ Bäume regelrecht „gemetzgert“ werden, weil der Landwirt oder Holzer von nebenan sich in Baum-„pflege“ versucht und für ein „Taschengeld“ 60 oder 100 Jahre gewachsene Schönheiten innert Kürze ruiniert ... Mit seinen Preisen kann kein Gewerbler konkurrieren, denn der muss seine Ausrüstung selber finanzieren und Mindestlöhne zahlen, von denen die Landwirtschaft Alpträume bekäme. Subventionen sind für Gewerbetreibende dagegen ein Fremdwort.
Fritz Hilgenstock ist Chef von Hilgenstock Naturgärten.
Alle Arbeiten werden selbst ausgeführt
Als Mitgliedsbetrieb der QBB führen wir alle Arbeiten im großen Thema „Baumpflege“ mit eigenen Kolonnen ganzjährig aus. Wir legen Wert auf ständige Weiterbildungsmaßnahmen unserer Baumpfleger, da die Anforderungen sowohl an die fachgerechte Baumpflege als auch an die Sicherheitsvorschriften stetig steigen. Unsere qualifizierten Baumpfleger (u.a. European Treeworker, Kletterschein A und B) erledigen in der Regel Kronenrückschnitte und Baumfällungen per Hubsteiger und/oder Seilklettertechnik. Aber auch die Themen Baumgutachten, Baumkontrollen und Erhaltungsmaßnahmen nehmen zu. Insbesondere in der ganzheitlichen Baum-Standortsanierung sind wir seit Jahren als Spezial-Firma im Nordwesten für diverse andere GaLaBauer und Tiefbauer tätig. Mit unserem TreeLife-Gerät sanieren wir den Wurzelbereich der Baumstandorte durch Baumdüngung, Bodenlockerung und Belüftung – eine wurzelschonende Maßnahme. Unsere Kunden schätzen die ganzheitliche Betreuung und die Abwicklung aus einer Hand. Aus Neukunden werden regelmäßig Stammkunden.
Sebastian Hilmer ist Bauleiter bei der GaLaBau-Firma Stockreiter.
Baumpflege wichtiger Geschäftsbereich
Der Bereich Baumpflege ist neben der Gartengestaltung und Gartenpflege ein wichtiger und eigenständiger Geschäftsbereich in unserem Unternehmen. Die Baumpflege ist auch für unsere Branche ein attraktiver Arbeitsbereich, den wir sowohl gegenüber dem Forst als auch gegenüber „Hausmeisterfirmen“ verteidigen sollten. Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau unterstützt uns hier auf hervorragende Weise. In Baden-Württemberg gibt es sehr gute Broschüren für die Öffentlichkeitsarbeit wie „Sommerschnitt“ und „Bäume pflegen – nicht verstümmeln“. Auf Bundesebene ist es der BGL-Arbeitskreis Baumpflege, der immer wieder richtungsweisend Themen bearbeitet, wie die Ausbildung in der Baumpflege ETW/ETT (European Tree Worker) oder die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. Da unser Unternehmen viele Fachkräfte in der Baumpflege benötigt, bilden wir auch in diesem Bereich intensiv aus. Derzeit machen zwei Azubis die Ausbildung GaLaBau mit Schwerpunkt Baumpflege. Drei andere, die bereits einen beruflichen Abschluss vorweisen können, bilden sich als Trainees in der Baumpflege fort, mit dem Ziel, nach zwölf Monaten in diesem Bereich top ausgebildet und mit bester Zukunftsperspektive professionell tätig sein zu können.
Albrecht Bühler leitet die Firma Albrecht Bühler Baum und Garten.
Aufträge nehmen zu
Die Baumpflege ist in unserer Firma zwar kein Hauptumsatzbringer, aber gerade in den Wintermonaten ein sehr gern gesehener Auftragsbereich, der seit etwa zwei Jahren auch deutlich zunimmt. Aufträge in diesem Segment führen wir in aller Regel selbst aus, auch, oder vor allem, wenn es schwierig wird. Wir können dabei heute auf Erfahrungen von nunmehr 20 Jahren zurückgreifen, da haben wir vieles schon mal gemacht. Auftraggeber sind bei uns Privat- und Gewerbekunden, aber auch die Wohnungswirtschaft. Fällungen werden meist, bei den beengten Verhältnissen in den Privatgärten, mit Hubarbeitsbühnen ausgeführt, ebenso die Baumpflege wo meist alte, gestandene Bäume auf die Sekundärkrone geschnitten, oder einfach „durchgepflegt“ werden. Wenn einmal kein Einsatz der Hubarbeitsbühne möglich ist arbeiten wir mit einer Baumkletterfirma zusammen. Hebebühnen leihen wir uns bei der örtlichen Loxam-Mietstation entsprechend unseren Anforderungen in der jeweils benötigten Art und Größe aus. Für die gerade beginnende Saison haben wir etwas in neue Sägetechnik investiert, der Hebebühnen-Lehrgang wurde aufgefrischt, etwas „warmgesägt“ haben wir uns auch schon – und nun sehen wir uns gut gerüstet für die anstehenden Aufgaben. Was man meiner Meinung nach nie verlieren sollte, ist das kleine Löffelchen voll Angst im Bühnenkorb – das schärft die Sinne und macht vorsichtig.
Rocco Danneberg ist Geschäftsführender Gesellschafter der Gärtnerei Schneider.
Ingo Kessler, Stuttgart
Baumpflegearbeiten lohnen sich
Wir sind ausgebildete Baumkletterer mit SKT-A- und B-Scheinen und führen deshalb die Baumpflege selbst aus. Bei umfangreichen Fällungen oder Schnittarbeiten arbeiten wir mit selbstständigen Baumpflege-Kollegen zusammen. Lohnenswert ist die Baumpflege in Seilklettertechnik allemal, da aufgrund der geringeren Konkurrenzdichte und der Zusatzqualifikation dezent bessere Stundensätze verlangt werden können als im „normalen“ Gartenbau. Was mich ärgert ist der zum Teil von manch selbsternannten „Baumpflegern“ verübte Baumfrevel, der neben schwerer Sachbeschädigung an respektloses Banausentum grenzt. Wenn ich sehe, wie eine Walnuss oder eine Kastanie im späten Herbst und bis in das alte Holz hinein geschnitten wird, muss ich schwer gegen denunziantische Kräfte in mir kämpfen. Wer einen Baum schneidet, muss wissen, was er schneidet, wann man es schneidet und wie. Ist das nicht der Fall, muss man sich dessen bewusst sein und jemanden mit diesen Kenntnissen hinzuziehen. Diesen Respekt vor Bäumen erfordert allein das Berufsethos.
Ingo Kessler führt die Kessler Gartengetsaltung.
Zusatzqualifikation ist wichtig
Der Bereich Baumpflege macht einen erheblichen Teil unserer Geschäftstätigkeit aus, mit wachsenden Anteilen am Gesamtumsatz. Wir sind dafür qualifiziert und dabei, unseren Betrieb als zertifizierten Baumpflegefachbetrieb anerkennen zu lassen. Die Hürden dafür sind hoch, aber wer seine ohnehin notwendigen Sicherheitsanforderungen erfüllt, der ist schon nahe am ersehnten Ziel. Meine Kundschaft weiß hohe Sachkompetenz zunehmend zu schätzen und zu honorieren. Bei ausreichend großen Aufträgen kann ich auf ein Netzwerk unterschiedlichster Kollegen zugreifen und mir die notwendige Unterstützung hinzuziehen. Der Sachverhalt, der mich am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass es immer noch sehr viele reine GaLaBau-Betriebe ohne spezielle Zusatzqualifikation im Bereich Baumpflege gibt, die Bäume einfach irgendwie schneiden und dadurch nachhaltig schädigen. Die besondere Herausforderung liegt in Zukunft darin, jeweils zu erkennen, wenn man für etwas besser einen Fachmann hinzuzieht als mal eben schnell selber die Säge anzusetzen. Man tut dem Ruf seiner eigenen Firma ebenso etwas Gutes an wie dem Kunden und nicht zuletzt den Bäumen.
Olaf-Christian Pressel ist Chef der Pressler Baumpflege & GaLaBau.
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