Geld verdienen und Liebe zum Beruf vereinbar?
"Als Unternehmer/-in muss man sich für Geld und Gewinn interessieren - immer." (Burga Warrings). Sehen Sie das auch so? Wie gut lässt sich die Liebe zum Beruf mit dem Geldverdienen vereinbaren? Welche Bedeutung haben für Sie die Höhe des Gewinns und die Zufriedenheit als Unternehmer/-in?
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Geld ist nicht alles – aber ohne Geld ist alles nichts!
Warum bauen wir Landschaftsgärtner grüne Oasen, Spiel- und Sportanlagen, lauschige Hausgärten? Doch nicht, weil wir als Weltverbesserer unterwegs sein wollen – auch wenn wir dies hin und wieder tun. In allererster Linie wollen wir und unsere Mitarbeiter Geld verdienen, um vernünftig leben zu können. Selbstverständlich praktizieren wir Werte wie Anstand, Wertschätzung unserer Kunden, Dankbarkeit und Demut. Unsere Kunden werden nicht über den Tisch gezogen, wir verlangen keine unrealistischen Preise. Schließlich ist eine gute Kundenbeziehung auf Dauer angelegt, sie soll Spaß machen, man will sich wiedersehen können. Auch unsere Mitarbeiter sollen von einer soliden Leistung in Form von guter Entlohnung partizipieren, auch sie sollen mit ihren Familien vernünftig leben können. Ob dann am Ende 5, 10 oder 15 % Gewinn übrigbleiben, ist zweitrangig. Geld verdienen ist nicht unanständig, es muss uns Betrieben für ein stabiles Fundament, für eine moderne Betriebsausstattung und eine gesicherte Zukunft reichen.
Erhard Anger ist Chef von Anger Gartenanlagen in Freudenstadt.
Ich liebe meine Arbeit, aber sie hat ihren Preis
Also zunächst einmal kann ich zusammenfassen, dass ich einen eigenen Betrieb habe, um mich selbst zu verwirklichen und mir die Arbeit so zu gestalten, dass ich Spaß daran habe. Wenn es nur darum gehen würde, wie man am schnellsten viel Geld verdienen kann, hätte man wohl eine komplett andere Berufssparte wählen müssen. Nichtsdestotrotz ist mein Ziel natürlich, Geld mit meiner Arbeit und durch das Unternehmen zu verdienen, zum einen damit das Unternehmen wachsen kann und zum anderen selbstverständlich, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich mag meine Arbeit sehr. Aber die hat auch ihren Preis. Jedes Angebot wird individuell kalkuliert, und in gewissem Maße können Preise manchmal auch verhandelt werden, aber solange die Auslastung stimmt, werde ich auf keinen Fall jeden Auftrag zu jedem Preis annehmen, sodass eine gewisse kalkulierte Gewinnspanne auch erhalten bleibt. Selbstverständlich freue ich mich über einen hohen Jahresgewinn oder ein überdurchschnittlich gutes Baustellenergebnis, aber es kann nicht alles immer besser und noch besser laufen, es kommt auch mal wieder ein Jahr, in dem Umsatz und Gewinn rückläufig sind, aber das ist völlig normal und mindert nicht meine Gesamtzufriedenheit als Unternehmer.
Nils Baum führt eine Firma für Gartengestaltung in Hattorf.
Aussage zu 100 % richtig
Prinzipiell arbeiten wir alle, um unseren Lebensunterhalt bezahlen zu können. Das ist für uns persönlich elementar. Haben wir ein Unternehmen und auch Mitarbeiter, die von unserer Bezahlung abhängig sind, so sind wir nicht nur für uns, sondern auch für unsere Mitarbeiter verantwortlich – in guten wie in schlechten Zeiten! Ein starkes Unternehmen kann die stets schwankenden Verhältnisse nur dann sicher durchfahren, wenn entsprechender Rückhalt (in Form von Geld) vorhanden ist. Dieser Rückhalt ist nur durch das Verdienen von Geld (Gewinn erwirtschaften), von klugen Investitionen und Sparen in schlechten Zeiten möglich. Wenn man sich keine Gedanken um Gewinn oder Geldverdienen macht, so handelt man als Unternehmer fahrlässig und hat seinen Job verfehlt. Von daher ist die Aussage, dass man sich immer für Geld und Gewinn interessieren muss, folglich zu 100 % richtig!
Frank Bechstein führt eine Baumpflegefirma in Kriftel.
Arbeiten um zu leben
Wir möchte von unserer Arbeit gut leben und verzichten gern auf Gewinn, wenn dadurch Freizeit und Familie in den Vordergrund rücken können. Wir möchten nicht um jeden Preis wachsen und haben uns auch bewusst gegen Mitarbeiter entschieden. Wir arbeiten selbstständig, um uns unsere persönlichen Freiheiten zu erhalten und weitere Familienzeit zu ermöglichen! Auch wenn es vielleicht im Winter manchmal knapp wird ... und der Spruch stimmt hier: Wir arbeiten, um zu leben! Nicht andersherum.
Bettina Engelstädter ist Gartenbautechnikerin bei GartenBildt in Michendorf bei Berlin.
Viele können nicht kalkulieren
Ich glaube, dass die durchschnittlichen Erlöse unter 3,5 Prozent im Durchschnitt liegen. Ich sehe ja auch, dass der Hilfsarbeiter des Dachdeckers genauso viel oder mehr kostet wie der Gärtnermeister. Eine Ursache liegt darin, dass jeder einen GaLaBau-Betrieb aufmachen kann. Es ist Landwirtschaft und kein Handwerk. Dadurch tummeln sich viele Firmen, die - selbst wenn sie gute Arbeit abliefern - durchaus keine Ahnung von Betriebswirtschaft haben und nie kalkulieren gelernt haben. Selbst ein Geselle, der super arbeitet und seine Firma gut führt, hat deswegen womöglich immer noch keine Ahnung, wie man richtig kalkuliert. Und die Hausmeisterdienste drängen rein und viele Schwarzarbeiter. Und dann ist Gartenbau eine Arbeit, die grundsätzlich die Bereitschaft zum Leiden erfordert. Das erstreckt sich auch aufs Finanzielle; viele denken, Geld zu verdienen sei lasterhaft, und bestenfalls macht man das heimlich. Ich muss inzwischen zum Glück, solange ich gesund bin, nicht mehr unter Preis arbeiten, was erfreulich für mich ist. Allerdings war ich der Meinung, dass die letzten zehn Jahre das Geld locker zu verdienen war, viele Kunden waren froh, überhaupt jemanden zu finden (und die einen versuchen das auszunützen und die anderen nicht). Ich habe den Beruf nicht wegen des Geldes gewählt, da würde ich zu allem anderen raten.
Georg Dangel ist Inhaber von Natur und Form in March.
Voraussetzungen schaffen
Lauf nicht hinter dem Geld her (es ist immer schneller als du), schaffe Bedingungen, dass es zu dir kommen kann. Das hat vor vielen Jahren ein schlauer Mensch einmal zu mir gesagt. Es funktioniert wirklich! Als Ergänzung aus einer alten Lehrschrift des Buddhismus: „Wenn ich Erfolg möchte, dann muss ich vorher jemandem anderen etwas gegeben haben. Alles, was ich kriege, ist ein Ergebnis dessen, was ich vorher getan habe.“
Jürgen Wragge führt einen GaLaBau-Betrieb in Backnang.
„Verkaufen“ ist nicht negativ
Jemand, der gut in dem ist, was er voller Leidenschaft und Engagement täglich leistet, hat auch einen dementsprechenden Gegenwert verdient. Und „verdienen“ kommt von „dienen“. Ich sehe es als klares Ziel, eine transparente Haltung und Kommunikation dem Kunden gegenüber zu vermitteln. Schließlich ist der beste Kunde mit uns auf Augenhöhe und möchte unsere Dienstleistung und nicht den Billigsten. Wichtig ist auch, dass der Begriff „verkaufen“ keineswegs negativ ist. Der beste Verkäufer weiß genau, was der Kunde wünscht und erzielt den besten Umsatz für das Unternehmen. Und der Kunde bezahlt nicht mehr, als er geben möchte.
Thomas Lösing ist Planer bei Winterhalter GaLaBau in Schöppingen.
Geld und Zufriedenheit nicht entkoppelt
Man sollte die allgemein übliche Formel „Gewinn = Umsatz minus Aufwand“ neu denken: Umsatz minus Gewinn = Aufwand. Dann ließe sich an dem jämmerlichen Bild von 3,5 % sicher einiges ändern. Es ist generell ungut, dass noch stets die direkte Verknüpfung von Arbeit und Geld unser Leben beherrscht. Das ist keine Jobmaschine, das ist eine Spaßbremse. Natürlich ist die Höhe des Gewinns ausschlaggebend für sowohl meine, als auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter, welche ebenso gut vom Erfolg der Firma leben (müssen) wie ich als Firmeninhaber. Eine Entkoppelung dessen ist mit dem bestehenden System nicht erreichbar. Vielleicht ein weiterer Anlass, mal über ein bedingungsloses Grundeinkommen nachzudenken, welches unglaublich vielen Menschen in der Situation des Lockdowns geholfen hätte und zumindest eine teilweise Entkoppelung von Arbeit und Geld bedeutet hätte.
Olaf Pressel ist Chef einer Baumpflegefirma in Stuttgart.
Unterm Strich muss der Laden laufen
Für uns steht eine gute Mischung aus Wirtschaftlichkeit, Gewinn, aber auf jeden Fall auch Spaß an der Arbeit/dem Gewerk und dem entsprechenden gestalterischen Ergebnis einer Baustelle ganz oben als Ziel. Wenn dann noch der Kunde zufrieden ist: perfekt! Einzelne Punkte auszuklammern, funktioniert in einem wirtschaftlich und menschlich gut geführten Betrieb nicht. Unterm Strich muss der Laden laufen, sonst können weder die Maschinen und Geräte, und noch viel wichtiger, die Mitarbeiter/Kollegen bezahlt werden. Und wie gesagt, wenn diese Punkte alle passen, sollten alle gut zufrieden sein.
Peter Rose ist Geschäftsführer eines Betriebs in Münster-Nienberge.
Geld verdienen darf Spaß machen
Ich liebe meinen Beruf als Gärtner, auch wenn ich als ausgebildeter Techniker für Landwirtschaft ein Quereinsteiger bin und keine Gärtnerausbildung genießen durfte. Da ich in der Technikerschule das Thema Betriebswirtschaft rauf und runter hatte, ist auch das eine Leidenschaft von mir. Von daher ist es nur logisch, wenn ich auch Freude daran habe, Gewinne zu fahren, aus denen wir wieder investieren zu können. Das Geldverdienen gehört unbedingt dazu, da es sich ansonsten um ein reines Hobby handeln würde ohne Risiken. Ich sehe in meinem Beruf, bei aller Liebe, auch die Verantwortung, meine Mitarbeiter ordentlich zu entlohnen und diesen auch einen modernen Maschinenpark zur Verfügung zu stellen. Wenn Baustellenergebnisse jedes Mal knapp am positiven Ergebnis vorbeischrammen, wird jeder Chef und auch die Mitarbeiter die Freude am Beruf ziemlich schnell verlieren. Aus diesem Grund ist meine klare Meinung: Geld verdienen darf, bei aller Liebe zum Beruf, Spaß machen.
Benjamin Friedel führt einen Landschaftsbaubetrieb in Hirschaid.
Auch unser Gemeinwesen hängt daran
Gewinn ist für mich „matchentscheidend“, denn ohne Gewinn kann der Unternehmer/die Unternehmerin nicht leben. Es ist sicher keine Schande, Gewinn zu machen, sondern essenziell. Nur bei entsprechendem Gewinn bin ich bereit, überdurchschnittlichen Einsatz zu zeigen. Als Unternehmer sehe ich mich als jemand, der etwas unternimmt, etwas macht. Wir sind nicht per se Ausbeuter und Betrüger, wie mancher Finanzbeamter glaubt. Wir haben eine soziale Verantwortung für unsere Mitarbeiter und finanzieren mit deren und unseren Steuern große Teile unseres Gemeinwesens.
Fritz Hilgenstock, Hilgenstock Naturgärten in Niederuzwil/CH.
Was nix kostet, ist nix wert
Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts! Was wäre, wenn endlich auch der Letzte begreifen würde, dass zum Selbstkostenpreis kein Angebot abgegeben werden kann! Was nichts kostet, ist nichts wert. Wir sind klein genug, um nicht jedem Auftrag (preislich) hinterherlaufen zu müssen, Gewinne müssen erwirtschaftet werden, wir investieren stets in neue Geräte und Technik, alle Maschinen und Fahrzeuge sind gekauft und bezahlt, nicht geleast oder finanziert. So können wir stets gelassen in die Zukunft schauen. Und wenn es mal ein Jahr schlechter laufen würde (kam noch nicht vor), geht nicht gleich die Welt unter. Nur wer mit guter (oft auch harter) Arbeit auch gut Geld verdient, kommt abends zufrieden nach Hause. Und im Preis-Leistungs-Verhältnis ist im GaLaBau und der grünen Branche, so denke ich, noch Luft nach oben.
Andreas Jungwirth führt einen Betrieb in Gundelfingen.
Geld muss angemessenen Stellenwert haben
Geld oder Gewinnerzielung muss meines Erachtens neben all den anderen Lebenszielen einen angemessenen Stellenwert haben. Nur wegen des Geldes zu arbeiten oder Entscheidungen nur um des Geldes willen zu treffen, macht sicher nicht in jedem Fall glücklich. Aber wenn man als Unternehmer die Gewinnerzielung vernachlässigt, dann rächt sich das sehr schnell und die Lebensqualität sinkt rapide. Wer es nicht selbst ausprobieren möchte, kann sich dazu die vielen Restaurant-Sendungen im Privatfernsehen anschauen.
Karin Nonnenmann ist kaufmännische Leiterin der Nonnenmann GaLaBau GmbH in Mühlacker.
Mensch muss im Mittelpunkt stehen
Den Satz: „Als Unternehmer/-in muss man sich für Geld und Gewinn interessieren – immer“ kann ich für mich nicht unterstreichen. Ja, die Zahlen im Blick und vor allem fest im Griff zu haben, ist die Grundlage jedes unternehmerischen Handelns. Damit endet bei mir bereits die „modifizierte“ Übereinstimmung mit dem genannten Zitat. Mein innerer Glaubenssatz ist ein anderer: „Als Unternehmer/-in muss man sich wertschätzend für Menschen interessieren – immer!!!“ Welche Chance hat ein Unternehmer/-in den Gewinn zu steigern und Geld zu verdienen, wenn dies nicht mit Mitarbeitern einhergeht, die eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen entwickelt haben? Die Investition von Zeit und auch Geld in gesunde Mitarbeiter birgt die große Chance, dass sich „Geld und Gewinn“ als Folge daraus im Unternehmen einstellen.
Tatsächlich habe ich Führungskräfte erlebt, die erst genanntes Zitat in Perfektion leben. Leider verbunden mit einer recht hohen Personalfluktuation und einer Verbissenheit im Blick auf die Unternehmenszahlen, die kaum noch Zeit lässt, sich um die Mannschaft zu kümmern, oder den Mitarbeiter als Kostenfaktor betrachtet. Meine Erfahrung zeigt, dass, wenn der Mensch im Mittelpunkt des unternehmerischen Handels steht, sich eine Dynamik entwickeln kann, die zum einen als Magnet wirkt, wenn es um neue Mitarbeiter geht. Zum anderen entwickeln die Mitarbeiter eine Bereitschaft zu Leistung und Mitverantwortung, die meine eigenen Erwartungen immer wieder um Längen übersteigt.
„Menschen folgen Menschen, die sich wertschätzend um deren Belange kümmern.“ Entscheidend ist hier das Interesse am Menschen als Ganzen. Die Zufriedenheit mit meiner unternehmerischen Tätigkeit steigt und fällt mit dem Wohlergehen meiner Mitarbeiter. Der Gewinn spielt in dieser Rangfolge hier tatsächlich erst untergeordnet eine Rolle.
Damian Wörner ist Geschäftsführer von Wörner GaLaBau in Hüttlingen.
Rentabilität gestiegen
Wer sich in der Unternehmerfunktion in erster Linie als Gärtner sieht, sollte sein Glück eher auf der Baustelle oder im Garten suchen und nicht im Chefbüro. Liebe zum Beruf heißt dort Liebe zum Unternehmertum. Und zur Vergütung seiner/ihrer Leistung braucht es Gewinn. Den benötigt man zum Aufrechterhalten der betrieblichen Existenzgrundlage und zunehmend auch zur Altersvorsorge. Dank dieser Einstellung liegen die Gewinne des Landschaftsbaus längst nicht mehr bei 3,5 %. Die jüngste, repräsentative Auswertung der Sparkassenorganisation weist im Median eine Umsatzrentabilität von 10,6 % aus. Kein Wunder, dass sich Investoren für die Branche interessieren.
Wolfgang Ziegler ist Chef der Beratungsfirma Ziegler Control in Osnabrück.
Freude am Beruf ist Antrieb
Natürlich muss man sich „als Unternehmer für Geld und Gewinne interessieren“, denn nur so ist der Aufbau oder die Entwicklung eines Unternehmens nachhaltig möglich. Demnach sind wirtschaftlicher Erfolg und das Erreichen von Gewinnerwartungen die Grundmotivation des täglichen Handelns. Ein gutes Team um sich herum zu bilden, die Entwicklung eines attraktiven Kundenkreises sowie die stetige Herausforderung den Gewinn zu steigern, sind nur machbar, wenn man Freude an seinem Beruf hat, denn sie ist der Antrieb jeden Erfolgs. Bei all den wirtschaftlichen Zielen darf man allerdings nicht vergessen, dass nicht immer nur quantitative Werte zählen, sondern auch qualitative, wie Gesundheit, Zeit mit der Familie und Freizeit, denn sie geben einem den Antrieb, mit Spaß am Beruf sich und den Betrieb jeden Tag zu verbessern.
Jan Weber arbeitet bei Weber Gärten in Dülmen.
Es gibt weitere Erfolgsziele
Mein BWL-Professor sagte schon vor Jahrzehnten, dass man als Unternehmensziel eine größtmögliche Gewinnmaximierung erreichen sollte. Mit Verlusten überlebt kein Unternehmen. Dieses ist auch heute noch so. Man sollte mit hohem Qualitätsstandard kontinuierlich seine Rentabilität und damit seine Umsatzentwicklung steigern. Aus meiner Sicht gehören aber heute noch andere gleichwertige Erfolgsziele beziehungsweise Visionen dazu. Man denke zum Beispiel an seine ökologischen Ziele wie Recycling von Abfallstoffen, Einsatz von Recyclingprodukten, Energieverbrauch von Gebäuden, Fahrzeugen und Geräten, alternative Energien wie Photovoltaik, nachwachsende Rohstoffe und Akkugeräte. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für mich wichtige Erfolgsziele. Sehr wichtig für mich ist auch das soziale Unternehmensziel, zum Beispiel Leistungen für die Arbeitnehmer, Weiterbildung, gesundheitliche Risiken abbauen, soziale Unterstützung und ein soziales Engagement. Zusammenfassend möchte ich folgende Unternehmensziele erreichen: Wirtschaftlichkeit, Gewinn, Rentabilität, umweltschonend, ökologisch und sozial.
Gerd Bergmann, Handelsvertretung und Beratung für den Gartenbau in Witzenhausen.
Im kaufmännischen Bereich Luft nach oben
Zwei gerne im Gartenbau verwendete Zitate: „Wir setzen bei jeder Pflanze ein paar Cent zu, aber die Menge macht’s!“ „Ich bin Gärtner aus Berufung“. Wir Gärtner sind überwiegend fleißige, fachlich kompetente und zufrieden wirkende Menschen. Im wirtschaftlich-kaufmännischen Bereich ist hingegen vielfach „noch Luft nach oben“. Wir sind nun mal Gärtner geworden, weil wir gerne an frischer Luft arbeiten und die Natur lieben. Diese Ausrichtung bleibt nicht ohne Folgen: Viele monatelang kultivierte Pflanzen kosten weniger als ein im Imbiss angebotenes Glas Wasser. Potenzielle Betriebsnachfolger winken dankend ab, wenn sie die wirtschaftlichen Zahlen näher in Augenschein nehmen. Wer seinen Beruf wirklich liebt, der muss diesem und seinem Betrieb eine Perspektive geben und seinen Mitarbeitern einen fairen Lohn. Zufriedenheit im Beruf und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, zumindest langfristig muss beides passen! Letztlich geht es auch um die Wertschätzung einer Pflanze beziehungsweise unserer Dienstleistung.
Wer das große, schnelle Geld anstrebt, wird sich kaum für einen gärtnerischen Beruf entscheiden. Doch beruhigt ein gesunder Kontostand bekanntermaßen. Denn der nächste Winter kommt bestimmt, zudem ist unser Beruf sehr von den Wetterverläufen abhängig. „Geld verdienen“ nichts Verwerfliches, sondern eine unternehmerische Notwendigkeit. Auch für jene unserer grünen Zunft, die sich lieber ihren Pflanzen und den blühenden Gärten zuwenden. Eine konkrete oder prozentuale Gewinnzahl hat jedoch nur eine begrenzte Aussagekraft. Vergleichsweise kleine Zahlen können sehr auskömmlich sein, wenn keine Fremdfinanzierungen vorhanden sind oder diese über Leasingverträge erfolgen. Selbst beachtliche Gewinne können bedenklich sein, wenn der Kapitaldienst diese weitgehend aufzehrt. Dieser Sachverhalt macht den Kennzahlenvergleich so wertvoll.
In über drei Jahrzehnten Selbstständigkeit blicke ich auf unterschiedliche Jahresergebnisse. 2013 hatten wir nach einem extrem kalten und nassen Frühjahr über 20 % Umsatzrückgang zu beklagen. Danach konnte ich zufrieden feststellen: „Wir können auch Krise“. Aber Spaß bereitet hat mir dieses Jahr sicher nicht!
Und wenn Sie noch einen passenden Witz einbauen wollen: „Was macht ein Gärtner, wenn er eine Million im Lotto gewinnt? Weiter arbeiten, bis sie alle ist.“
Jens Schachtschneider ist Seniorchef von Schachtschneider Stauden in Neerstedt.
Warum ist Geldverdienen negativ behaftet?
Geld verdienen als reines Unternehmensziel wird nicht funktionieren. Ich verstehe aber nicht, warum Geld verdienen in der Branche und auch hierzulande so negativ behaftet ist. Natürlich muss Geld verdient werden. Wenn man Submissionsergebnisse verfolgt und die Stundensätze einiger Kollegen sieht, dürfte subjektiv betrachtet bei vielen Landschaftsgärtnern wenig bis kein Geld verdient werden. Von Rücklagen ganz zu schweigen. Unser Fokus liegt selbstverständlich auch auf dem „Geld verdienen“. Primäres Ziel ist es, dem Kunden eine sehr gute Leistung abzuliefern und das mit einem Team, das seinen Job gerne macht. Geld soll das „Abfallprodukt“ unserer guten Leistung sein, die der Kunde wertschätzt. Das geht natürlich nur mit einem angemessenen Preis, den man auch durchsetzt und das liegt bei jedem selbst. Der richtige Kunde bezahlt auch den richtigen Preis. So driften wir fast komplett in den öffentlichen, gewerblichen Bereich ab. Deshalb die Frage: Warum lassen Liebe zum Beruf und Geldverdienen sich nicht miteinander verbinden? Was bringt die Liebe zum Beruf, wenn sie niemand wahrnimmt und somit auch nicht angemessen bezahlt?
Andreas Stegemann ist Geschäftsführer eines GaLaBau-Betriebs in Löningen.
Vergesst nicht, Eure Arbeit vergüten zu lassen!
„Preisgestaltung und Umsatz in Bezug auf den Gewinn sind im GaLaBau schon deshalb ein kritisches Thema, weil sich der durchschnittliche Betriebserlös rund um einen in der gesamten Wirtschaft unterdurchschnittlichen Wert von 3,5% bewegen soll – wenn man den Statistiken Glauben schenken mag.“
Natürlich glaubt das wohl kein Mensch! Ich wage zu behaupten, dass hier tiefgestapelt wird. Dennoch denke ich, jede Firma ist dazu da, Geld zu verdienen, Steuern zu bezahlen und das Gemeinwohl zu unterstützen. Schön ist es allemal, wenn der Mensch auch Erfüllung in seinem Broterwerb findet. Ich habe durchaus solche lieben Kollegen, die mir einerseits erzählen, sie seien auf ein Jahr hin ausgebucht, im selben Atemzug aber ihre dürftige Ertragslage erwähnen. Geht’s noch? Gerade die Zusage, Anfragen innerhalb eines Vierteljahres abarbeiten zu können, hilft doch zu manchem besser bezahlten Auftrag! Ich gönne einem Jeden seine Freude am Beruf. Aber bitte, liebe Kollegen, vergesst nicht, euch eure Arbeit auch angemessen vergüten zu lassen. Lieber drei Monate gute Aufträge in Sicht als ein Jahr Vorfreude auf schlecht bezahlte Arbeit. Zumal sich in der heutigen Zeit die Materialpreise teils mehrfach jährlich erhöhen.
Thomas Hagmann ist Geschäftsführer eines Betriebs in Göppingen.
Herausforderung Familie und Beruf
Leider ist dieses Thema eines, was sehr schwierig zu beantworten ist. Meiner Erfahrung nach benötigt man viel Vitamin B und ein gutes Netzwerk in der Branche, um erfolgreich mit Gewinn wirtschaften zu können und meine Kontakte zu Kollegen und Kolleginnen in der Branche bestätigen dies immer wieder. Als Frau ist es noch mal schwerer in der Baubranche, zu der der Garten- und Landschaftsbau gehört, Fuß zu fassen. Natürlich gibt es immer Ausnahmen. Die neuesten Erlasse für Firmeninhaber mit Buchführung und Belege-Politik, Steuerberatung, Firmenformen, Finanzamt (wenn steuerlich zusammen veranlagt, bei jährlichen Verlusten mit dem Kampf der Liebhaberei) und verändertes Kundenverhalten erschweren das Ganze! Des Weiteren sehe ich den erhöhten Bedarf an IT-Lösungen, Maschineneinsatz und deren Kalkulation, sowie anderweitige Abgaben ein großes Problem, man kann diese nicht einfach in Aufträgen weitergeben. Allein die digitale Rechnungsstellung und Verwaltung von Angeboten und Aufträgen ist ein kostspieliger Ansatz, wegen der ständigen Fortbildung und Veränderung der Software. Die Zahlungsbereitschaft der Kunden und der beratende Aufwand stehen im Hauptfokus. Man kann schwer die beratenden Stunden wie bei einem Anwalt oder Steuerberater in Rechnung stellen. Die Kunden erwarten beratende Hilfestellungen, dann aber als Leistung on top und unentgeltlich, sonst verliert man den geschätzten Auftrag. Zusehends kommt hinzu, dass unsere geschätzten Kunden immer findiger werden um den zu bezahlenden Beträgen, etwas entgegenzusetzen, um nicht zahlen zu müssen. Hier stellt sich einem dann selber die Frage, wie weit man bereit ist, diesen Weg zu gehen?
Wenn die Frage der Vereinbarkeit von Liebe und Beruf mit dem Geldverdienen sich an eine Unternehmerin richtet: Mäßig und schlecht. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber auch bei Gärtnerkolleginnen weiß ich, wie schwer sie sich tun, Familie und Beruf zu managen. Meine drei Kinder waren noch sehr klein und ich musste mich selbstständig machen, da ich wegen der Kinder keine Anstellung als Gärtnerin bekam. Ich bekam immer den Satz „Was machen Sie, wenn Abnahme ist, und eines ihrer Kinder krank ist. Wir haben es mit Fristen zu tun!'' Hier benötigt man starke Nerven und viel Stehvermögen. Beides hielt mich, aber meinen Beruf als Landschaftsgärtnerin mit Gewinn am Ende des Jahres - schwer, sehr schwer! Allein die Liebe zu meinem Beruf ließ mich winden und wenden, kämpfen, mich erneuern und immer wieder weiterbilden. Aktuell arbeite ich als freiberufliche Ausbilderin/Dozentin, Prüferin und Sachverständige für Garten- und Landschaftsbau. Schauen wir, wie es weitergeht, ich bleibe neugierig und optimistisch!
Was ich aber in all den Jahren festgestellt habe, ist, dass man als Frau beim Steuerberater nicht ernst genommen wird und da frage ich mich, liegt es daran, dass man weiblich oder der männliche Part der Hauptverdiener ist? Hier fehlte es immer an Transparenz und Hilfestellungen, falsche Entscheidungen in wirtschaftlichen Belangen, die man als selbstständiger Landschaftsgärtner nicht wissen kann, und reines Schubladendenken seitens der Kanzleien. Nun und genau da bleibt der Gewinn auf der Strecke, denn es kommt immer die dicke Rechnung oder eine amtliche Forderung!
Für mich haben die Höhe des Gewinns und die Zufriedenheit mit meiner Unternehmerinnen-Tätigkeit sehr hohe Bedeutung, da es Anerkennung, Wertschätzung und die Leistung der eigenen Arbeit widerspiegelt. Den persönlichen Druck, den vom Lebenspartner und Familie minimiert sowie den Druck seitens des Finanzamts.
Ilka Weidmann aus Türkheim ist Ausbilderin und Sachverständige im GaLaBau.
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