Hat sich die Pflege verändert?
Zu Beginn des ersten Lockdowns hatten wir erwartet, dass viele Kunden ihre Gärten vermehrt selbst pflegen würden. Im Laufe des Jahres hat bei uns jedoch der Bereich massiv zugenommen. Wir vermuten, dass viele Kunden durch das Jonglieren mit Homeoffice, Homeschooling usw. doch an ihre Grenzen gestoßen sind und professionelle Hilfe in Anspruch genommen haben. Wir haben mehr, vor allem hochwertige Anfragen.
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Mehr und hochwertigere Anfragen
Angst vor der Ansteckungsgefahr – das war bislang nur selten der Fall und vor allem ganz am Anfang des Lockdowns. Die Kunden fühlen sich insofern sicher, da wir nicht ins Haus kommen und unser Pflegeteam autark arbeitet. Kundenkontakt findet nur im Freien, mit viel Abstand und Maske statt. Während des Lockdowns im Frühjahr haben wir die ersten zwei Wochen abgewartet, um die Situation zu bewerten, und keine Pflegetermine vereinbart. Einige unserer Stammkunden nutzen den Servicetermin, um zum Beispiel neue Projekte zu besprechen, um sich über Pflanzen in ihrem Garten zu erkundigen oder um zu erfahren, wo sie selbst Hand anlegen können. Unser Team achtet dabei immer auf die geltenden Abstands- und Hygieneregeln und ist entsprechend geschult. Die Wertschätzung der Arbeit nimmt zu. Der Kunde sieht, welcher Zeitaufwand hinter einer ordentlichen Gartenpflege steckt. Dementsprechend sind Gartenbesitzer eher gewillt, für einen gepflegten Garten Geld in die Hand zu nehmen.
Stefan Arndt ist Geschäftsführer des gleichnamigen Gärtner-von-Eden-Unternehmens in Rohrbach.
Auch „unproduktive“ Gespräche finden Eingang in Rechnung
Nach allem, was mir unsere Mitgliedsfirmen berichten, ist der Trend zu mehr Pflegeaufträgen im Privatgartenbereich ungebrochen ansteigend. Praktiziert werden die unterschiedlichsten Formen der Gartenpflege in der Bandbreite von zweimal jährlicher Grundpflege durch die beauftragte Firma und dem Rest eigener Pflege der Eigentümer bis hin zu regelmäßigen intensiven und damit hochpreisigen Pflegegängen. Selbstverständlich kommunizieren insbesondere viele Auftraggeberinnen gern mit ihrem Gärtner/ihrer Gärtnerin. Das erschwert die Pflege etwas, da überwiegend die gleiche Vertrauensperson für die Gartenpflege gewünscht wird. Mittlerweile findet auch in unserer Region die Zeit des „unproduktiven“ Gesprächs mit der Kundschaft Eingang in die Rechnungslegung durch die Firmen.
Und das Wachstumspotenzial im Bereich der Gartenpflege kann zukünftig noch besser genutzt werden. Voraussetzung ist speziell geschultes Personal, welches ständig eigenverantwortlich arbeiten sowie abrechnen kann und selbstverständlich über fundierte Pflanzenkenntnisse verfügt.
Horst Bergmann war bis zu seinem Renteneintritt Ende 2020 Geschäftsführer des Verbands GaLaBau Sachsen.
Pflegen statt schädigen
Bedauerlicherweise haben viele der vermeintlichen Fachfirmen im Garten- und Landschaftsbau (bis auf wenige Ausnahmen), die sich mit Pflege von Pflanzflächen befassen, keine Ahnung, kein Interesse und vor allem keinen Sinn für Pflanzflächen. Wer Blätter vor dem Wintereinbruch von Pflanzflächen mit Motorbläsern entfernt und diese für teuer Geld entsorgt, wer Gehölze mitten im Bereich der Internodien schneidet oder gar diesen mit der Heckenschere einen eiförmigen Hausmeisterrundschnitt verpasst, dem müsste verboten werden, sich an Pflanzflächen zu vergehen.
Nun ja, gute Pflege kostet Geld, schlechte führt hingegen zu unattraktiven Außenanlagen und schädigt gleichzeitig das Ökosystem. Vielleicht können wir aber alle ein wenig dabei helfen, diese Situation zu verbessern, in dem die Landschaftsarchitekten und Landschaftsgärtner die Bauherrenschaft besser und richtig beraten. In diesem Sinne sollten wir in der grünen Branche mehr Haltung einnehmen zu unserer fachlichen Tätigkeit und Menschen davon überzeugen, Natur wirklich zu pflegen und nicht mit vermeintlicher menschlicher Ordnungsliebe zu schädigen.
Wernher Böhm ist gelernter Gärtner und führt ein Landschaftsarchitekturbüro in Niederkassel.
Durchwachsene Entwicklung
Viele Kunden waren viel zu Hause oder im Homeoffice und hatten so Zeit, ihre Gärten selbst zu pflegen. Das haben wir an der Auftragslage deutlich gespürt. Das Klientel unserer Pflegegärten ist eher älter oder es sind Hausgemeinschaften; sie sind fast alle treu bei uns geblieben. Einige haben zusätzliche Aufträge vergeben, um unsere Lücken zu schließen. Das war eine tolle Geste. Jetzt im Herbst hat so mancher Kunde noch gesagt, aber bitte noch dieses Jahr – wegen der 16 % Mehrwertsteuer.
Allerdings haben wir aus vielen Gesprächen auch gehört, dass durch die Einkommenseinbußen der Kunden wahrscheinlich einige Änderungen im kommenden Jahr anstehen.
Susanne Bürkert ist selbstständig mit Gartenpflege in Tübingen.
Spüren zunehmende Wertschätzung
Ja, in der Tat war 2020 ein Jahr, in welchem der persönliche Gartenraum enorm an Bedeutung gewonnen hat. Bei Kunden, deren Gärten wir schon länger betreuen, bemerkten wir zunehmende Wertschätzung für unsere Arbeit, und das, obwohl wir viele Gärten seit 20 und mehr Jahren pflegen. Bei den Neuanlagen kam vermehrt der Wunsch auf, die Gärten auch nach der Fertigstellungspflege fachlich und natürlich auch rein praktisch weiter zu betreuen. Und das einfach, weil die Gartenbesitzer sehen, welches kleine Paradies sie vor der Terrassentüre haben.
Coronatechnisch achten wir auf Abstand und die übliche Hygiene und die Kunden nehmen das positiv. Den Kaffee gibt’s auf Abstand und auch der kleine Plausch mit Abstand gehört natürlich dazu.
Generell haben wir eher mehr Pflegeaufträge, für manche schlummernde Kunden dürfen wir wieder aktiver in ihren Gärten tätig sein, kurz, gefühlt schätzen die Gartenbesitzer das direkte Umfeld intensiver als früher, man lebt im Jetzt, im eigenen Garten und genießt die private Atmosphäre.
Klaus Gröning ist Geschäftsführer des gleichnamigen GaLaBau-Unternehmens der Gärtner-von-Eden-Gruppe in Göppingen.
Kaum etwas verändert
Grundsätzlich hat sich gar nicht so viel geändert wie anfangs vermutet. Natürlich gibt es den ein oder anderen Privatkunden, der einzelne Leistungen selber gemacht hat. Teilweise hatten wir Anfragen für kleinere Materiallieferungen wie Dünger oder auch die Nachfrage, ob wir Grünschnitt wegfahren. Das betrifft aber alle Kunden, die keinen Jahresvertrag bei uns haben. Kunden mit Jahresvertrag haben alles so durchführen lassen. Nicht mal die Gastronomen haben hier etwas storniert.
Wir haben immer auf Abstände geachtet und deswegen keinen Kunden erlebt, der da Sorge wegen Ansteckung hatte.
Die leichte, kaum spürbare Delle im Gartenpflegebereich würde um ein Mehrfaches wieder ausgeglichen durch die unfassbar hohe Nachfrage in dem Bausektor. In Summe haben wir dieses Jahr ein großes Wachstum hinter uns.
Torsten Hainmüller führt ein GaLaBau-Unternehmen in Steißlingen.
Leichte Steigerung
Wir haben keine große Änderung am Auftragsvolumen im Pflegebereich festgestellt. Es gab eine kleine Steigerung, die aber sicher nicht groß ins Gewicht fällt, um sie jetzt an bestimmten Ursachen festzumachen. Neben unseren Stammkunden haben sich auch einige private Auftraggeber gemeldet, die eher im Turnus von zwei bis drei Jahren Gartenpflege bestellen. Auch Neukunden haben uns angerufen – kurzfristig kam es deswegen im Herbst zu etwas längeren Wartezeiten als üblich. Normalerweise können wir innerhalb von zehn Werktagen die meisten Gartenpflegewünsche erfüllen.
Vor einer Ansteckung durch unsere Mitarbeiter hatten die allerwenigsten Angst. Diese Kunden haben das dann auch deutlich gemacht und wir haben das selbstverständlich respektiert. Unsere Erfahrung war: Die meisten Kunden gehen mit den Maßnahmen und den überzogenen, Angst einflößenden Meldungen in ihrem privaten Bereich sehr bedacht um: "Die Kirche im Dorf lassen" / "Angst macht krank". Das kommt uns auch sehr entgegen, denn wir sehen das ebenso: Lassen wir die Profis aus dem Gesundheitsbereich ihre Arbeit tun, anstatt dass Politik und Medien sich fachfremd darum kümmern wollen. Beim Buchsbaumzünsler im Garten wird ja auch der Gärtner angerufen, der punktuell Maßnahmen ergreift und nicht das Landwirtschaftsministerium, das Einfuhrstopp aus Fernost und Verkaufsverbote verhängen soll, während medial Ökologen beschimpft werden, die zur Besonnenheit aufrufen bis unsere heimische Vogelwelt das Problem auf organische Weise zumindest ausbalanciert.
Zur Kommunikation mit Kunden: Natürlich wird die Gartenpflege gern als Anlass für Austausch genommen. Das war ja auch bisher schon immer so. Über den Garten wird gesprochen; und da im Privatgarten ja auch sofort viele private Vorkommnisse verknüpft sind, berühren die Gespräche dann natürlich auch andere Bereiche. Da sind die schönen Tage auf der Terrasse mit dem neuangelegten Beet, Besuche von Verwandten und Freunden, und was dabei so schön geblüht hat; die geschenkte Pflanze, die noch einen Platz benötigt; der Ersatz für den evtl. eingeschränkten oder ausgefallenen Urlaub, und was dabei im Garten aufgefallen ist, und was nächstes Jahr ein Bautrupp von uns ändern darf, usw.
Eine Veränderung nehmen wir hier eher im Landschaftsbau wahr. Mehr Kunden wollen es sich zu Hause schön machen, während dem verordneten Zuhausebleiben mit Schulschließungen, Homeoffice, Reisewarnungen und Quarantäneauflagen. Da wurden Aufträge zum Teil in Eigenleistung übernommen, aber auch Bestandskunden melden sich gezielt mit Erweiterungswünschen.
Marco Holmer ist einer der Geschäftsführer der Freisinger Gartenschmiede.
Mehr Arbeit als sonst
Tatsächlich hatten wir trotz – oder wegen der Pandemie mehr Arbeit als in den vergangenen Jahren. Kunden, die den Garten pflegen lassen, sind bei uns meistens älter. Dies hat aber eher damit zu tun, dass dieser Personenkreis körperlich nicht mehr in der Lage ist, diese Arbeiten selbst auszuführen. Auffallend ist dabei, dass oft alleinstehende ältere Witwen das Gespräch suchen oder. sich gerne auch länger unterhalten. Da wir im Freien arbeiten und Abstand halten, haben die meisten Kundinnen und Kunden auch ohne Maske kein Problem. Nur ganz wenige haben grundsätzlich eine Maske auf. Dies kann man aber auch verstehen beziehungsweise bringt man hierfür sein Verständnis zum Ausdruck.
Im Großen und Ganzen hat sich im Pflegebereich für den Privatgarten gegenüber den Vorjahren nichts verändert.
Cölestin Huhn führt einen GaLaBau-Betrieb in Schlüchtern.
Zünslerplage und Trockenheit hatten mehr Einfluss
Die trockenen Jahre 2018 und 2019 und die Buchbaumzünslerplage 2020 haben sich stärker auf unsere Auftragsstruktur ausgewirkt als die Pandemie. Weil viele Kunden nicht nach Schweden konnten, wurden Investitionen im Garten vorgezogen. Bei berufstätigen Klienten war die Terminvereinbarung einfacher. „Kommen Sie einfach im Laufe des Tages, ich bin im Homeoffice“, haben viele gesagt.
Mit der Ansteckungsgefahr sind die Kunden sehr unterschiedlich umgegangen. Stornierungen hatten wir keine, aber es gab Kunden, die sich während unseres Einsatzes im Haus verbarrikadiert hatten. Dreimal mussten Kollegen die Kunden bitten, Abstand zu halten.
Pflegeaufträge sind für uns eine wichtige Säule im Marketing. Bei Stammkunden müssen wir uns nicht erst beweisen und werden oft ohne Vergleichsangebote mit Umgestaltungen beauftragt. Jeder Besuch im Kundengarten ist ein Touchpoint mit unserem Unternehmen und gut fürs Geschäft. Für uns ist es wichtig, die Nummer eins in den Köpfen der Kunden zu sein, wenn es um Gartenthemen geht.
David Janzen ist Inhaber einer Gartengestaltungsfirma in Augustdorf.
Sicherheit wird großgeschrieben
Im Bereich der Privatgartenpflege gab es am Anfang einige Unsicherheiten und Stornierungen, dies hat sich aber sehr schnell beruhigt. Bei einigen Firmen wird allerdings das Thema Sicherheit großgeschrieben. Hier wird zum Beispiel bei jedem Mitarbeiter vor Betreten des Geländes die Temperatur gemessen, und sie bekommen neue Schutzmasken ausgehändigt.
Beim Kontakt mit Privatkunden müssen unsere Mitarbeiter zum Teil für Abstand sorgen, da die Kunden es nur gut meinen und Kaffee und Kuchen hinstellen und dann noch das Gespräch suchen. Dann wird es mit dem Abstand etwas schwierig.
Positiv hat sich für uns die Teamzusammenstellung verändert. Es wird nicht mehr so oft gewechselt, so dass eigentlich immer dieselben Mitarbeiter zusammen los sind. Außerdem fangen wir 30 Minuten eher an zu arbeiten als die Mitarbeiter im Gartencenter oder Produktionsbetrieb. Daher ist morgens mehr Platz auf dem Gelände und die Teams sind schneller zu den Kunden unterwegs.
Nils Jenkel ist Gärtner in Tangstedt.
Deutlicher Anstieg der Pflegeaufträge
Durch die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr ist vielen Menschen erst bewusst geworden, dass sie ihren Garten über Jahre vernachlässigt haben. Reisen und Wellnesswochenenden waren in der Prioritätenliste ganz weit vorne, da blieb für das eigene Grundstück nicht mehr viel Zeit und Geld übrig. Die Zeit im Homeoffice mit Blick in den eigenen Garten tat sein Übriges.
Aktuell denke ich, dass der Fokus wieder mehr auf das ganz persönliche Umfeld mit Haus und Garten, Terrasse ... gesetzt wird und somit auch professionelle Pflege und Pflanzarbeiten, Gartenumgestaltungen, Gartenrenovierungen in der nahen Zukunft verstärkt nachgefragt werden.
Schon seit Mitte des Jahres merken auch wir einen deutlichen Anstieg der Pflegeaufträge, meist im Zusammenhang mit Ergänzungen in der Bepflanzung oder kleinen bis größeren Umbauten. Die nicht ausgeschöpfte Urlaubskasse hilft bei der Umsetzung ;)
Bei Kollegen ist das Thema Pflege oft eher ein Randsegment zur Überbrückung auftragsschwacher Zeiten. Ich finde aber, wenn wir uns von den „Hausmeistern“ in Ausführungs-Qualität und Fachkompetenz des Personals deutlich unterscheiden, ist der Preisunterschied dem Kunden klar vermittelbar und auch in der Pflege gutes Geld verdient. Wer die Gartenpflege nur halbherzig angeht, sollte es besser gleich bleiben lassen.
Andreas Jungwirth führt einen Betrieb in Gundelfingen.
Viele Leute sind zu Hause – Terminabsprache einfach
Eine wirklich gute Sache an Lockdown, Kurzarbeit und Homeoffice ist die ständige Verfügbarkeit der meisten Kunden. Normalerweise ist es eher kompliziert, kleine Pflegebaustellen sinnvoll zu takten. In der letzten Zeit konnten wir kommen, wann es uns gepasst hat und sehr gut auf Unvorhergesehenes und schlechtes Wetter reagieren. Die Nachfrage war gut, was ich nicht zuletzt auf den verminderten MwSt-Satz zurückführe. Auch wenn die Ersparnis für die Kunden, vor allem bei der Pflege, eher marginal ist, war es einigen Kunden doch sehr wichtig, die Arbeiten noch 2020 zu erledigen. Für einige Kunden im Homeoffice war unser Besuch eine willkommene Abwechslung, und ich musste die Gespräche teilweise etwas unsanft beenden, um sinnvoll arbeiten zu können.
Jochen Keller ist Inhaber des gleichnamigen Betriebs in Wehrheim.
Keine Einschränkungen
Unsere Bestands- und Neukunden haben etwas Zeit gebraucht, um sich im Frühjahr an die Situation mit Corona zu gewöhnen. Das hat sich kurz in der Angebots- und Auftragsphase bemerkbar gemacht, aber dann haben die Kunden wieder reagiert und ihre Aufträge bestätigt. In der aktuellen Situation ist die Bestandsaufnahme, der Kontakt zu den Kunden und die Abwicklung des Auftrags fast ohne Einschränkungen möglich. Durch das Arbeiten im Außenbereich und dem Abstand zu Auftraggebern haben wir kaum Berührungspunkte, die frische Luft tut ihr Übriges.
Bezüglich der Abstandsregeln (AHA Regeln) haben wir sehr schnell reagiert und unsere Mitarbeiter ausreichend geschult. In der Firma, beim Beladen der Fahrzeuge oder bei den Fahrten zu den Aufträgen arbeiten wir auf Abstand und mit Alltagsmaske.
Die Baumpflege Pieper ist in der glücklichen Lage, weder Kurzarbeit noch Einschränkungen hinnehmen zu müssen, darüber sind wir in dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage sehr dankbar.
Florian Pieper ist Inhaber:eines Baumpflegebetriebs in Quickborn.
Pandemie hat an der Kundenbeziehung nichts geändert
Unsere Pflegeabteilung hatte einige wenige Kunden, die 2020 spürbar selbst im Garten gearbeitet haben. Das waren diejenigen, die schon vorher garten(arbeit)affin waren, sodass uns das nicht überrascht hat. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Kunden konnten wir keine Veränderung in den Aufträgen feststellen. Auch das Aufkommen von Anfragen war nur für kurze Zeit leicht erhöht, gerade in der Zeit, als das Zuhause-Sein für viele noch neu war und der Blick in den Garten eher ungewohnt. Es scheint so zu sein, dass Gartenpflege eher etwas Beständiges im Alltag der Kunden ist.
Die Reaktion auf die Pandemie fiel von Kunde zu Kunde unterschiedlich aus. Es gibt annähernd 100-jährige Kunden, die sicherheitshalber nur noch durch das geöffnete Küchenfenster kommunizieren, andere muss man sich eher auf Abstand schieben.
Für uns als Dienstleister galt und gilt immer noch, sich die neue Etikette zu eigen zu machen und gesellschaftliche Regeln einzuhalten. Mit unserer Pflegeabteilung mit sechs Mitarbeitern und zahlreichen, verschiedensten Neu- und Altkunden ist ein professionelles Auftreten wichtig. Daher haben wir intern die neuen Regeln umgesetzt und sie mit den Mitarbeitern durchgesprochen. Auch die Frage, ob zum Beispiel eine Kundentoilette benutzt werden kann, ist noch mehr als früher wichtig in der Auftragsvorbereitung.
Daran, dass viele Kunden sich für die Pflegegärtner Zeit nehmen – sowohl für Gespräche, als auch für Bewirtung – hat sich wenig geändert. Die Eigenheiten der Pflegekunden sind auch in diesen Tagen immer noch dieselben. Auch unter den veränderten Umgangsformen bleibt die Beziehung zur Kundschaft weitgehend die gleiche.
Eric Raasch ist Gesellschafter bei Blattwerk Gartengestaltung in Stuttgart.
Diskussionen über Rechnungen massiv gestiegen
Die Pflegearbeiten sind bei uns auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr geblieben. Allerdings stiegen die Anfragen um ein Vielfaches. Nach Besichtigungsterminen und Kostenschätzungen sind aber viele wieder abgesprungen. Und die Diskussionen um geschriebene Rechnungen stiegen dieses Jahr ins Unermessliche. Viele Kunden hatten Einwände und diskutierten die Höhe der in Rechnung gestellten Kosten.
Gabriela Reichenberger ist Gartengestalterin in Pörnbach.
Mehr und hochwertigere Anfragen
Wir betreuen mittlerweile bei uns um die 300 Stammkunden das ganze Jahr mit circa zehn bis zwölf Mitarbeitern fest im Service, aufgeteilt in bis zu fünf bis sechs Trupps jeden Tag. Die Kunden waren meist aufgrund von Homeoffice mehr zuhause und die Gespräche und das Interesse für den eigenen Garten sind intensiver geworden. Wir haben versucht, noch mehr Präsenz zu zeigen und die Kunden noch besser zu betreuen, dies hat sich im Rückblick sehr ausbezahlt. Es hat sich dadurch gezeigt, dass noch mehr Arbeit/Aufträge in den Gärten steckt, vor allem wenn man regelmäßig miteinander kommuniziert.
Wir haben und hatten den Eindruck, dass die Zahl der Anfragen gleich geblieben ist, wenn es sich nicht sogar erhöht hat, vor allem bei unseren Stammkunden. Bezüglich Corona gab es keinerlei Bedenken, da wir immer an der frischen Luft arbeiten und wir uns mit Abstand begegnen. nser Spruch war immer: „Wir begegnen uns mit Abstand, dafür lächeln wir umso mehr.“
Weil viele Stammkunden uns schon jahrelang begleiten, ist die Verbindung zum Teil noch intensiver und persönlicher geworden. Es hat sich die Kundenbindung dadurch sogar verstärkt.
Wir haben keine Veränderungen feststellen können, geringfügig haben Kunden die Leistungen etwas zurückgestellt. Dies wurde aber sofort von anderen Bestandskunden oder Neukunden kompensiert. Auch der Ausblick in das Jahr 2021 ist bis jetzt sehr zufriedenstellend.
Jürgen Schneider arbeitet bei der Schleitzer baut Gärten creativ & innovativ GmbH in München.
Logistischer Mehraufwand bei Einteilung der Pflegeteams
Bei uns blieb es größtenteils unverändert. Natürlich gab es die Kunden, die während des Lockdowns daheim waren und deshalb viel selbst gemacht haben, das waren bei uns aber eher Teichpflegekunden. Und es gab die Kunden, die zuhause waren und wir trotzdem die Gartenpflege gemacht haben, die haben mal wieder gesehen, wie viel Arbeit da doch dahinter steckt.
Nein, das Problem Angst vor Ansteckungsgefahr hatten wir überhaupt nicht, denn schließlich ist es im Garten sehr einfach, den Abstand zu halten und aufs Händeschütteln wurde ja eh verzichtet. Der Pflegetermin wird nur vereinzelt als Kommunikationsmöglichkeit genutzt, aber das ist immer so und durch dieses besondere Jahr erstaunlicherweise nicht mehr geworden.
Eigentlich hat sich in der Pflege nichts Konkretes geändert, wenn, dann Planungsunsicherheit. Aber glücklicherweise sind die Kunden hier sehr verständnisvoll. Logistisch war es manchmal für die Einteilung aufwendiger, weil eben die Teams, so gut es ging, zusammenblieben, um den Austausch im gesamten Team zu verringern. Manchmal war halt ein zusätzliches Fahrzeug nötig, wenn die Abstandsregeln nicht eingehalten werden konnten. Das hat aber alle betroffen und ist nicht nur die Pflege
Lisa Simon leitet den Bereich Pflege & Service bei Fuchs baut Gärten in Lenggries.
Bei der ersten Welle stand Telefon still
Bei der ersten Welle war von heute auf morgen das Telefon still. Privatkunden haben zu 80% sich nicht mehr im Frühjahr/Sommer gemeldet. Im Spätsommer ging es wieder wie immer her. Kunden hatten Angst und Zeit und versuchten, sich durch Gartenarbeit das Leben wieder schöner zu machen.
Einige Kunden hatten schon Angst vor Ansteckung, das waren die, die auch nicht mehr angerufen hatten. Die anderen hatten keine Bedenken, weil wir ja draußen arbeiten.
Pflegetermine waren schon immer eine Gelegenheit zur Kommunaktion.
In der Pflege der Grünflächen ist es im Bereich der Privatkunden ruhiger geworden, die regelmäßigen Gartenpflegen für Hausverwaltungen, Industrie, Immobilien sind so geblieben.
Sven Wachtmann ist einer der Geschäftsführer der GrünConcept GmbH in Hoppegarten.
Weniger Zier-, mehr Nutzgarten
Die Baum- und Gartenpflege ist unser größter Betriebsbereich. Deshalb haben wir die Veränderung 2020 deutlich gemerkt. Nur sehr wenige Kunden haben die Pflege in ihrem Garten selbst übernommen und keinen Auftrag vergeben. Das waren ausschließlich direkt Betroffene, die ihre Arbeit verloren haben. Auf der anderen Seite haben wir eine deutliche Veränderung bei den Bestandskunden gemerkt. Der Trend geht weg vom reinen Ziergarten und hin zum nutz- und bewohnbaren Garten. Das bedeutet für uns in der Pflege neue Bereiche wie zum Beispiel das Wässern von Gemüsebeeten. Aber auch Obstbäume und Beerensträucher werden nun wieder auf Ertrag statt in Form geschnitten. Genauso durften wir auf ehemaligen Zierrasenflächen diese Jahr nachsäen, weil wieder Fußball gespielt wurde.
Einige Kunden kamen neu hinzu, da durch Homeoffice und Homeschooling schlichtweg die Zeit für den Garten fehlt. Weitere Gründe für eine Beauftragung waren, dass man viel zuhause ist und sich deshalb erstmals mit dem Garten beschäftigt.
Grundsätzlich gewinnt die Pflege an Bedeutung und steigt in der Wahrnehmung. Wir konnten dadurch die Qualität bei den meisten Kunden anheben und freuen uns über deutlich mehr fachgerechte statt einfache Pflegeaufträge.
Wir haben bereits im März konsequent auf Abstand umgestellt und weisen unsere Kunden auf die Notwendigkeit hin. Das führt bei Menschen aus der Risikogruppe zu einem Vertrauensbonus und wird gut angenommen. Nur wenige Kunden haben Schwierigkeiten mit dem Abstand, haben aber Verständnis dafür, wenn wir im Gespräch rückwärtslaufen oder darauf hinweisen. Für viele Kunden gehört ein Gespräch beim Kaffee zum guten Ton. Das gestaltet sich schwierig mit Maske und Abstand, aber ist umsetzbar.
Martin Weller leitet das Team Weller aus Beilstein.
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