Was tun Sie für den Gesundheitsschutz?
Inspiriert zu dieser Blitzumfrage hat uns die Tatsache, dass die Fördermittel der Sozialversicherung Gartenbau (SVLFG) für Prävention bereits am ersten Tag der Beantragung „vergriffen“ waren. Also entweder ist das Interesse an der Gesunderhaltung der Belegschaft so groß – oder der Topf zu klein. Schließlich sind gute Mitarbeiter bekanntlich schwer zu bekommen und nicht nur deshalb ist sehr wichtig, das Team fit zu halten. Das betrifft persönliche Schutzausrüstungen, die Unfallverhütung sowie die Prävention bezüglich typischer Berufskrankheiten und psychischer Probleme. Welchen Stellenwert hat dies bei Ihnen im Betrieb? Investieren Sie in den Gesundheitsschutz? Welche Maßnahmen ergreifen Sie? Was können sie den Kolleginnen und Kollegen empfehlen?
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Gesundheitsschutz könnte auch Beiträge sparen
Dass der betriebliche Gesundheitsschutz bei uns Landschaftern großgeschrieben wird, beweist einmal mehr das Phänomen des leeren Fördertopfes am ersten Tag. Der Topf war mal wieder eine Nummer zu klein. Fast könnte man dem Vorurteil folgen, dass immer dann, wenn es etwas umsonst gibt, das Interesse am größten ist. Unabhängig von irgendwelchen Zuschüssen investieren wir in die Gesundheit unserer Mitarbeiter, in den Arbeitsschutz, in Schulungen und Prävention, in Einweisungen und Übungen, so oft wie möglich und notwendig. Jeder Ausfall, jeder Unfall kostet ungleich mehr, und für das Wohlbefinden der Mitarbeiter darf kein Aufwand zu viel sein. Nur im gesunden Miteinander funktioniert ein gesunder Betrieb. Vielleicht könnte man dadurch auch einen Teil der horrenden Beiträge zur SVLFG sparen.
Erhard Anger ist Inhaber von Anger Gartenanlagen in Freudenstadt.
Betriebssport wird gut angenommen
Das Thema Gesundheitsschutz nimmt für uns einen hohen Stellenwert ein. Wir setzen verschiedene Maßnahmen um, um zur Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter beizutragen und so Fehlzeiten zu reduzieren. Im vergangenen Sommer haben wir z.B. Betriebssport mit einem Personal- und Fitnesstrainer angeboten, was sehr gut angenommen wurde. Gerade bei körperlich schwerer Arbeit ist gezieltes Training zum Ausgleich wichtig. Allgemein achten wir darauf, dass der Arbeitsalltag so sicher wie möglich ist – durch hochwertige, gewartete Maschinen und Ausrüstung, ergonomische Hebewerkzeuge, geräuscharme Akkutechnik, zusätzliche Erste-Hilfe-Ausrüstung in allen Fahrzeugen, regelmäßige Sicherheitsschulungen … Wenn diese Rahmenbedingungen stimmen, beugt das Unzufriedenheit und psychischer Belastung vor.
Stefan Arndt ist Gärtner von Eden in Rohrbach.
Umfangreiche Maßnahmen
Bei der Stadt Hildesheim gibt es eine Arbeitsschutzorganisation sowie ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), welches aber noch im Aufbau ist, und ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM).Die Arbeitsschutzorganisation kümmert sich um die Ausbildung inklusive Auffrischungskurse für Ersthelfer in den verschiedenen Bereichen. Es gibt Sicherheitsbeauftragte, Brandschutzhelfer*innen, Laserschutzbeauftragte und Prüfer*innen für Leitern und Tritte, Prüfungen der elektrischen Betriebsmittel, Gefährdungsbeurteilungen. Außerdem erfolgen regelmäßige Begehungen und Beratungen der einzelnen Bereiche beziehungsweise Mitarbeiter*innen und Führungskräfte. Die Kolleg*innen beteiligen sich bei Beratung zur Arbeitsschutzorganisation durch Gewerbeaufsichtsamt und Gemeinde-Unfallversicherungsverband Hannover. Weitere Aufgaben sind Prävention und Analyse von Unfallgeschehen.
Selbstverständlich gibt es auch persönliche Schutzausrüstungen und Bekleidung (Winter und Sommer) sowie regelmäßige Sicherheitsunterweisungen für die Bedienung von Maschinen oder das Handling von Materialien (z.B. Spritzmittel).
Das betriebliche Gesundheitsmanagement kümmert sich um körperliche, seelische und soziale Gesundheit. Es gibt beispielsweise Betriebssport, Interviews mit den Bereichen im Zuge von Bedarfserhebungen und zuständige Berater für einzelne Fachbereiche. Außerdem werden regelmäßig Vorträge im Gesundheitsbereich gehalten, die den Umgang mit Vorerkrankung und die Prävention von Erkrankung zum Thema haben, sowie allgemeine Gesundheitsthemen (wie z.B. Diabetes, Ernährung, Bluthochdruck, körperlicher Ausgleich, Rückenschule, Schlafstörungen, Fettstoffwechselstörungen etc.).
In Außer-Corona-Zeiten wird außerdem ein Gesundheitstag pro Jahr durchgeführt mit interessanten Vorträgen, gesunden Snacks, Trendsportstunden, Blutdruckmessungen etc.
Das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) soll dazu dienen, die Arbeitsfähigkeit der Arbeitnehmer*innen zu fördern, zu erhalten und vorhandene Arbeitsunfähigkeit zu überwinden sowie erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen. Gleichzeitig hilft es dabei, berufliche Anforderungen mit erkrankungsbedingten Einschränkungen abzustimmen. Das BEM dient der Erhaltung der Gesundheit und der Sicherung der Arbeitsverhältnisse.
Martina Bertram leitet den Bereich Grünflächenplanung- und Neubau im Fachbereich Tiefbau, Verkehr und Grün der Stadt Hildesheim.
Immer mehr „Grauhaarteams“
Tatsächlich sind gesunde Mitarbeiter wichtiger denn je, da sie auch ein rares Gut sind. Und vor allem sind die Mitarbeiter in vielen Firmen, was den Altersdurchschnitt angeht, älter geworden. Ich sehe immer mehr „Grauhaarteams“ unter den verschiedenen Gewerken. Die geburtenstarken Jahrgänge eben.
Bei uns gibt es einen Zuschuss zum Sport im Trainingscenter und verschiedene Hilfsmittel wie Rückenrolle alias Blackroll, Trainingsmatten und Ermunterungen.
Georg Dangel führt die Firma Natur und Form Galabau in March.
Akzeptanz der Mitarbeiter hat Einfluss auf Anschaffungen
Prävention hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert, wir versuchen, wo es nur geht, unsere Mitarbeiter zu entlasten. Prävention betrifft hierbei sowohl das Erleichtern von körperlich anstrengender Arbeit wie auch Reduzierungen von (CO2-) Emissionen. Sei dies mit Maschineneinsatz, Plattenhebern, Akkugeräten oder von Exoskeletten. Hierbei werden Investitionen trotz anfänglicher Begeisterung nicht immer von unseren Mitarbeitern angenommen. Den akkubetriebenen Vibrationsstampfer Wacker AS50e haben wir beispielsweise bereits 2016 auf der GaLaBau-Messe in Nürnberg gekauft, ihn aufgrund mangelnder Akzeptanz wegen reduzierter Leistung gegenüber einem mit Verbrennungsmotor angetriebenen Stampfer jedoch wieder verkauft. Akkubetriebene Heckenscheren etc. werden hingegen schon seit knapp zehn Jahren bei uns verwendet und akzeptiert. Akkubetriebene Hand-Vakuumheber werden bei uns auch sehr gerne verwendet. Zu Beginn des Jahres haben wir auch einen MX Fuel 350-mm-Akku-Trennschleifer angeschafft, nachdem bei der Produktvorführung alle Mitarbeiter begeistert waren. Mal sehen, wie dieser auf Dauer angenommen wird. Empfehlen können wir unseren Kollegen, dass sie auch in Zeiten von Corona und dem gefühlt allgegenwärtigen Thema der Digitalisierung das Wohl ihrer Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren sollten.
Oliver Dietrich studiert im 7. Semester Landschaftsbau und -Management an der HSWT in Freising. Seine Bachelorthesis hat er über Exoskelette im GaLaBau geschrieben.
In unserem Betrieb wird zu wenig getan
Außer meiner Sicht wird zu wenig für den Gesundheitsschutz getan, und es ist ein steter Kampf, persönliche Schutzausrüstung in vollem Umfang zu erhalten und anzuwenden. Im Vergleich zu früheren Jahren besteht inzwischen immerhin die Einsicht, dass es sinnvoll ist, präventiv zu handeln. Knackpunkt: Es fehlen schlicht und ergreifend die finanziellen Mittel, den Betrieb so auszustatten, dass zum Beispiel keine chronischen Krankheiten entstehen bzw. solche, die man auf den ersten Blick nicht mit mangelndem betrieblichen Gesundheitsschutz zusammenbringt. Klassiker sind Kopf- und Rückenschmerzen, ausgelöst durch zu schweres Tragen, falsche Körperhaltung, keine maschinelle Unterstützung oder nicht auf die Körpergröße abgestimmte Maschinen und Geräte. Von Arbeiten in der Sonne ganz zu schweigen. In unserem Betrieb könnte durch eine Modernisierung des Fuhrparks wesentlich und effektiv zum Gesundheitsschutz beigetragen werden.
Die Kollegin ist angestellt und möchte öffentlich anonym bleiben.
Wir investieren viel
Wir Investieren seit Jahren viel in die PSA wie auch in die Gesundheit der Mitarbeiter.
- Wir unterstützen die persönliche Gesundheit. Jeder Mitarbeiter kann an einem individuell begleitetem Fitnessprogramm nach seinen Bedürfnissen teilnehmen.
- Wir investieren seit Jahren in entlastende Arbeitsgeräte, Vaccumsauger, Handwagen, Greifzangen für Pflaster und Platten, Motorkarren und in die Gerätschaften wie Bagger, Radlader, Pflasterverlegemaschinen, Laser-Planierschild usw. aller Größen, damit möglichst wenig schwere Lasten gehoben werden müssen.
- Wir stellen Arbeitskleidung, darüber hinaus spezielle Bekleidung je nach Tätigkeit.
Corona Hygiene:
- Wir stellen Desinfektionsmittel, OP-Masken und FFP2-Masken, Seifen, auch antibakteriell, Einmalhandschuhe.
- Ab Frühjahr gibt es eine Hand-Waschstation für jede Baustelle berührungslos.
- Wir haben zusätzliche Fahrzeuge, um die Personenzahl bei der Beförderung zur Baustelle zu minimieren.
- Wir haben im Büro zwei Luftwäscher mit UVC-Licht.
- Wir starten die Kolonne zu unterschiedlichen Zeiten.
- Wir haben für alle Mitarbeiter im Büro Homeoffice eingerichtet.
Aus meiner Erfahrung mit Corona-Infektionen im Betrieb kann ich nur empfehlen, dass Sozialcontainer und die Fahrzeuge stärker in die Schutzmaßnahmen einbezogen werden. Man kann Infektiös sein, ohne mit dem Schnelltestet positiv zu sein. Luftwäscher, lüften, Abstand und geringe Kontakte helfen wahrscheinlich am besten. Das Gute an unserer Erfahrung ist, dass alle Mitarbeiter und deren Familien einen leichten Verlauf hatten. Das Beste an Corona ist der negative Test, den ich allen Kollegen wünsche.
Jörg Edelmann ist Experte für GaLaBau in Isny im Allgäu.
Umgangston hat auch Einfluss auf die Gesundheit
Wir machen sehr viel zur Gesunderhaltung unserer Mitarbeiter. Wir haben schon seit vielen Jahren einen Fitnesscoach an unserer Seite, wo wir privat uns fit halten, der aber auch bei uns regelmäßig in der Firma Präventionskurse macht, z. B. an unserer Saisoneröffnungsschulung. Außerdem haben wir auch schon bei uns in der Firma Rückenschulungskurse angeboten, die während des Corona-Lockdowns im Frühjahr sehr gut angenommen wurden, aber anschließend leider wieder zu schwach besucht wurden, so dass wir die wieder aussetzen mussten.
Es muss für jeden eine freiwillige Sache sein, sich da in Form zu halten, und da muss sich jeder selber an der Nase nehmen, aufraffen und am Abend noch was tun, verpflichtend wird das nicht funktionieren.
Sehr wichtig ist allerdings auch die Psyche. Sobald ständig Druck aufgebaut wird, geht‘s aufs Kreuz - auf den Rücken und auf die Bandscheibe. Da hat man dann auch rein symbolisch gesehen sein "Kreuz zu tragen".
Da muss sich der Arbeitgeber auch bewusst sein, dass der Umgangston und die psychische Belastung große Auswirkungen auf die Krankheitsanfälligkeit der Mitarbeiter haben können. Ein gutes Miteinander, Teamgeist, Wertschätzung und Freude an der Arbeit tragen viel dazu bei, langfristig motivierte Mitarbeiter zu haben.
Nicht umsonst ist unser Firmenslogan "Kiermeier Gärten zum Wohlfühlen". Und das gilt nicht nur für unsere Kunden, vielmehr in diesen schwierigen Zeiten ganz speziell für unsere Mitarbeiter.
Ludwig Kiermeier lebt und arbeitet im bayerischen Attenhofen.
Jeder Ausfall ist ein Ärgernis, Gesundheitsschutz lohnt sich
Gesundheit und Familie sind das oberste Gut, welches wir haben! Denn nur gesunde und zufriedene Menschen können gute Leistung bringen. Das gilt gleichermaßen für die Mitarbeiter/-innen wie auch die Geschäftsführung.
Wir haben auch schon vor der Pandemie alles getan, damit die Mitarbeiter/-innen gesund sind und bleiben. Hochwertige Schutzausrüstung ist absolut selbstverständlich. Aber auch zusätzliche Ausrüstung wie integrierter Funk im Gehörschutz zur Verständigung, diverse Hebewerkzeuge zur Entlastung des Rückens, moderne Akkumaschinen gegen Lärm und Abgase und Schuheinlagen gehören bei uns zum Standard. Über diese Leistungen hinaus bieten wir Ergonomie-Fortbildungen, Jobradleasing mit privater Nutzung und diverse Unterstützung bei sportlicher Betätigung an.
Die Investitionen in die Gesundheit sind nicht unwesentlich. Aber sowohl das Bauchgefühl, als auch die Zahlen hinsichtlich Krankheitstage und Produktivität geben uns Recht.
Coronabedingt haben wir viele Abläufe anpassen müssen. Desinfektion von Baggern oder das Ablegen von vertrauensfördernden Maßnahmen wie Händeschütteln haben wir uns vor zwei Jahren auch noch nicht vorstellen können. Aber die aktuelle Situation zwingt uns zu diesen Maßnahmen, also haben wir das als Ansporn genommen, das Beste daraus zu machen. Getrennte Kolonnen, versetzte Arbeitszeiten, erst selbstgenähte, mittlerweile medizinische Masken sowohl in den Fahrzeugen als auch beim Kunden, Fortbildungen über Tablets und neue Wege bei Kundenkontakten und -beratungen. Man bekommt viele Vorgaben und Ideen von den Verbänden, der Regierung und aus den Medien. Die Herausforderung dabei ist, diese Informationen zu sortieren und auf den individuellen Fall im Betrieb anzuwenden. Wir lösen dies gemeinsam mit den betreffenden Mitarbeitern. Brillenträger/-innen haben oft Schwierigkeiten mit den Masken, Baumpfleger können meistens problemlos Abstand halten, nicht jedes Desinfektionsmittel kann von jedem angewandt werden, … Die Ansprüche an eine gute Lösung sind oft komplexer, als man vermutet. Gemeinsam haben wir für uns den optimalen Weg gefunden und setzen diesen um.
Unabhängig von der Sichtweise, rein zahlenbasiert oder emotional, ist jeder Ausfalltag ein Ärgernis und Verlust für den Betrieb. Jede Investition in die Gesundheit minimiert das Ausfallrisiko und macht sich dadurch bezahlt!
Das Team Weller um Martin Weller aus Beilstein befasst sich mit Baumpflege und GaLaBau.
Mit externer Unterstützung
Der Gesundheitsschutz hat in unserem Unternehmen einen sehr hohen Stellenwert. Wir investieren in verschiedenen Bereichen in den Arbeitsschutz. Wir ergreifen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Firma Asumed Arbeitsschutz GmbH und haben auch einen Betriebsarzt. Wir haben verschiedene Veranstaltungen zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel der richtige Umgang mit Maschinen und Rückenschulungen. Wir stellen verschiedene Mittel und Kleidung wie zum Beispiel Sonnencreme und Arbeitsschutzkleidung zur Verfügung und weisen die Mitarbeiter mündlich und schriftlich darauf hin, diese auch zu verwenden.Den Kollegen kann ich empfehlen, sich mit der Thematik regelmäßig zu beschäftigen und auch in diesem Bereich vermehrt zu investieren. Denn letztendlich hängt der betriebliche Ablauf von gesunden Mitarbeitern ab, und die Grundvoraussetzung muss vom Unternehmen bzw. vom Unternehmer geschaffen werden.
Sven Stenger ist Mitgeschäftsführer der Stenger Garten- und Landschaftsservice GmbH.
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