Höhere Preise, knappes Material – was tun Sie?
Sind Sie auch von Lieferengpässen und Preissteigerungen betroffen?
Welche Produkte betrifft das besonders?
Wie werden Ihnen die Entwicklungen von Ihren Lieferanten erklärt?
Wie gehen Sie damit um (Ersatzprodukte, andere Bezugsquellen, warten)?
Wie erklären Sie das den Kunden? Und haben diese Verständnis und Geduld?
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Die Materialknappheit hat uns in den vergangenen Wochen vor allem beim Thema Pflanzungen getroffen. Pflanzpläne, die teilweise schon im vergangenen Jahr erstellt wurden, mussten aufgrund von Nichtverfügbarkeit mehrerer Pflanzen neu erstellt werden und auf (hoffentlich) lieferbare Ersatzpflanzen angepasst werden. Die Kunden fassen dies sehr unterschiedlich auf: einige sehr verständnisvoll, andere verärgert, weil die von ihnen geäußerten Wünsche zu bestimmten Pflanzen nicht erfüllbar sind. Für den Garten prägende Solitäre empfehlen wir für Kunden, die sich nicht mit Alternativen arrangieren wollen, die entsprechenden Pflanzstandorte vorerst freizuhalten.
In anderen Bereichen sieht es ähnlich aus: viele Pflaster- und Terrassenplatten haben jetzt schon lange Lieferzeiten. Auf die Angaben verlassen wir uns gar nicht mehr, sondern bestellen einfach. Erst wenn die komplette Kommission für eine Baustelle beim Händler am Lager ist, können wir den Kunden Ausführungstermine nennen. Nicht mehr die Reihenfolge der Auftragseingänge (wie sonst) bestimmt die Folge der Projekte in der Abwicklung, sondern die Verfügbarkeit des Materials.
Holzkonstruktionen, wie Tragrahmen für Holzterrassen oder Terrassenüberdachungen, die wir überwiegend aus Brettschichtholz/Leimbinder anfertigen, sind zurzeit komplett auf Eis gelegt. Lieferzeit für Leimbinder laut lokalem Holzhändler: Unbestimmt.
Nils-Hendrik Baum von Baum Gartengestaltung lebt in Hattorf am Harz in Niedersachsen.
Beschaffung von Bäumen schwierig
Auch wir sind betroffen von Lieferengpässen. Vor allem bei Bäumen ist es schwierig geworden. Die Baumschule erklärt den Missstand mit Unerreichbarkeit der Lieferanten, unterbrochenen Lieferketten ...
Wir sind dazu übergegangen - wenn möglich - Ersatzprodukte zu nehmen und erklären den Kunden schon vor der Bestellung, dass wir nichts garantieren können.
Die meisten Kunden haben Verständnis, da es ja auch in allen anderen Bereichen des Lebens gerade so ist.
Unsere Holzlieferanten haben dasselbe Problem.
So müssen wir alle lernen, dass wir auf schöne Dinge manchmal einfach ein bisschen warten müssen und nicht mehr alles selbstverständlich ist.
Die Preisgestaltung ist ebenfalls in allen Lebensbereichen nach oben gegangen – also auch bei gärtnerischen Produkten, Holz, Stahl …
Susanne Bürkert von der Firma Gartenpflege Bürkert ist FLL- Zertifizierte Baumkontrolleurin aus Tübingen
Preissteigerungen bis 30 % normal
Wir sind auch von den aktuellen Preissteigerungen betroffen: 5 bis 30 % sind „normal“. Es herrschen Lieferengpässe in fast allen Bereichen: Bei den Holzprodukten allgemein, Natursteinen, Schüttgüter (Splitt, Schotter, Mineralgemisch), Ersatzteile, Baumaschinen, Kunststoffformteile ...
Nicht vorhandene Produktionskapazitäten, Rohstoffmangel, keine Lagerkapazitäten, sehr hohe Exportnachfrage bei Holzprodukten sind ebenfalls ein Thema.
Die Lieferanten raten, „die Situation so nehmen, wie sie ist, es gibt (fast) keine Alternativen mehr, aufkaufen was da ist, Lagerhaltung erhöhen“.
Auf die Frage, wie wir damit umgehen? „Offen und ehrlich, mit Hilfe von Informationsblättern der Lieferanten“.
Wartezeiten den Kunden zu erklären in Zeiten von Amazon-Prime? Nein, nicht wirklich! Es ist sonst auch alles immer verfügbar! Wir sind alle verwöhnt und an dieser Lage auch wohl selbst schuld. Es kann nicht billig genug sein!
Sven Schmidt, Garten-Landschaftsbau, lebt und arbeitet im hessischen Taunusstein-Neuhof.
Volle Auftragsbücher
Also was soll man sagen, überall hört man, dass es lange Lieferzeiten beziehungsweise eine Materialknappheit gibt. Erklärt wird das mit der Pandemie. Da bin ich der Meinung, dass die Regierung sehr genau hinschauen sollte, wer alles Hilfen beantragt hat und sollte die Unternehmen, die sich auf der Covid19-Krise ausgeruht beziehungsweise Kurzarbeit eingeführt haben genau überprüfen und gegebenenfalls die Hilfen inklusive Strafzahlungen zurückfordern.
Wir GaLaBau-Unternehmer haben volle Auftragsbücher, ebenso die Baubranche, und da bin ich der Meinung, dass es nicht sein kann, dass sich Zulieferer auf Covid19 ausruhen beziehungweise ihre Produktion drosseln.
Das betrifft die GaLaBau-, ebenso wie die Baubranche allgemein, Preiserhöhungen von bis zu 45 % auf KG-Rohre ist für mich persönlich nicht nachvollziehbar. Zum Glück haben die Kunden bis jetzt Verständnis gezeigt. Aber es ist schwer den Argumenten der Lieferanten zu folgen.
Thomas Stichnote ist Inhaber von Team Gartennote in Bonn.
Qualität muss im Vordergrund stehen
Bisher haben wir von Materialknappheit und/oder Lieferengpässen noch nichts bemerkt, auch nicht von Preissteigerungen (außerhalb des üblichen Rahmens). Was die Ankündigung der Preissteigerung vom BdB angeht kann ich nur sagen, dass das wohl schon längst überfällig war. Im Bereich der Pflanzen insgesamt sehe ich es so, dass hier ganz klar die Qualität in jeder Hinsicht (Qualität der Pflanzen, die Sortimentsbreite, Beratung, Service, Lieferung ...) im Vordergrund stehen muss und nicht der Preis. Wir verkaufen Pflanzen nie über den Preis, sondern immer über Emotion und Funktion – und da ist der Preis eindeutig nachrangig, beziehungsweise spielt angesichts der Pflanzenpreise im Allgemeinen keine grundsätzlich entscheidende Rolle. Diesen Anspruch habe ich auch an mich/uns als Gärtner: Die Pflanze steht im Zentrum unseres Tuns und nicht der niedrigste Preis.
Möglicherweise sind wir von den Lieferengpässen auch deshalb (bisher) nicht betroffen, weil wir grundsätzlich versuchen regionale Materialien zu verwenden, beziehungsweise Importware zu vermeiden. Es ist die Frage, ob sich das skalieren lässt, aber als prinzipiellen Ansatz würde ich das gleich aus mehreren Gründen empfehlen (kurze Wege bezüglich Lieferantenkontakt und Transport, Ressourcenschonung, keine Probleme mit Schiffen, die im Suez-Kanal querstehen ...)
Frieder Weigand, Integrative StadtLand-Entwicklung, Landschaftsarchitektur, aus Eberdingen.
Gesamtgesellschaftliche Verantwortung
Eine Preissteigerung wird sich nicht umgehen, aber auch vermitteln lassen, vor allem bei den Privatkunden. Das war´s? Nein, denn dank Corona und unserer Reaktion darauf wird uns (hoffentlich) klar: Vernetzt ist gut, aber kleine Strukturen sind besser. Warum brauche ich das Material aus … und begnüge mich nicht mit dem vor Ort, handwerklich sauber verarbeitet?
Und: Warum muss ich mit Maschinen und Ware den Umsatz machen und kann nicht deutlich höhere Löhne meinen Mitarbeitenden zahlen?
Wofür ist es wirklich wert zu leben und zu arbeiten?
Ich glaube nicht, dass diese Fragen mit rein unternehmerischen Entscheidungen zu treffen sind. Wir sind ein Teil der Gesellschaft und sollten deshalb auch im Garten- und Landschaftsbau die gesamtgesellschaftliche Verantwortung unseres Handelns (nicht nur über unseren Verband) uns und unseren Kunden bewusst machen.
Andreas Heilmann ist Gartenbau-Unternehmer aus Palling, Bayern.
Lieferanten in direktem Umfeld suchen
Als ich bei Birchmeier anfing, hat mein Chef gerade parallel einen neuen Metallbaumeister und einen Kunststofftechniker eingestellt. Seine Aussage:
Wenn wir nur noch entwickeln und woanders fertigen lassen, werden uns irgendwann die Fertiger sagen, das Entwickeln machen wir jetzt selber, wir brauchen Euch nicht mehr!
Wenn wir nicht selbst herstellen, verlieren wir die Kompetenzen z. B. bei uns Metallbau und Kunststofftechnik. Das bekommen wir dann aber auch nicht wieder, wenn der Anschluss weg ist.
Wir müssten immer darauf warten, wenn der Schiffcontainer kommt und was am anderen Ende der Welt gerade so an Lust und Laune in der Produktion war.
Zuletzt ist die Frage, wie sinnvoll es ist, Behälter die Luft enthalten, um die Welt zu schicken.
In Europa nur noch eine reine Dienstleistungsgesellschaft zu haben, wird wohl nicht ganz aufgehen.
Von der Seite her gibt es noch Hersteller wie Birchmeier:
Die in Europa fertigen!
Die ein breites Feld bearbeiten, wie Metallbau, Kunststoffblas- und Spritztechnik .
Die sich ihre Lieferanten im direkten Umfeld suchen. Wir schauen uns unsere Lieferanten sehr genau an, wo sie ihre Rohstoffe herbekommen bzw. wie groß deren Abhängigkeit ist?
Wir schauen genau wo unsere Rohstoffe herkommen. Wenn nicht Made in Swiss dann häufig Made in Germany.
Wir schauen unsere Mitarbeiter an. Gut ausgebildete Fachkräfte die anständig bezahlt werden und damit ihre Familien ernähren können und nicht noch einen Zweitjob brauchen.
Das hatte den charmanten Vorteil, dass wir unseren Händlern in der letzten Ausnahmesaison sehr guten helfen konnten. Wir haben auch ganz viele „neue“ Kunden abgelehnt, die angeblich „eigentlich schon immer“ bei uns kaufen wollten, es nur kurz vergessen hatten. So haben die Händler, die es geschafft haben, auch mal einen Euro mehr zu argumentieren in früheren Jahren nicht nur einen gewohnt innovativen Lieferanten gehabt, sondern auch einen lieferfähigen.
Nichts verkauft sich schlechter, als Out off Stock und nichts ist schlechter auf der Baustelle als ohne ordentliches Material.
Wie z. B. bei der Medizin haben wir uns in eine böse Abhängigkeit begeben, weil wir immer am liebsten „billige“ Preise verkaufen und nicht ein tolles Preis- / Leistungsverhältnis. Das fliegt uns jetzt mit chinesischem Granit um die Ohren.
Aber wir machen ja weiter. Alles kaufen bei einem Händler mit A am Anfang. Und in nicht allzu ferner Zukunft führt der uns am Ring durch die Nase durch die Arena. Und ich höre jetzt schon seit 2 Jahren die ganzen GaLaBau-Unternehmer, die jetzt schwärmen, dass sie Dank Amazon B-2-B noch mal ihre EK’s senken konnten. Ja, das Blatt der Holsteiner Schaufel ist noch mal 3um dünner und dafür haben wir 0,07 € gespart. Dass wir dafür die Schaufel 2 Jahre früher wegschmeißen, merkt aber dann niemand im Betrieb - hauptsache billiger …
Manchmal denke ich, ich hätte Pastor werden können. Recht hat er (Liebe Deinen Nächsten, seid barmherzig … über den Rest schweigen wir mal) aber keiner will es hören.
Soweit der alte Gärtner.
P.S.: Preiserhöhung von 2020 nach 2021 2,5%, nach dem wir drei Jahre stillgehalten haben. Geschuldet dem Mehraufwand für Corona-Hygiene, Bürokratiewahn und etwas Rohstoffkostenerhöhung und ein ganz klein wenig Lohnerhöhung…also nix 20 – 30% wie bei beispielsweise bei Trockenbauplatten.
Peter Hölzer ist Vertriebsleiter für Deutschland bei der Firma Birchmaier Sprühtechnik AG in Stellen/Schweiz.
Zähne zusammenbeißen
Die Pandemie hat mir extreme Schwierigkeiten bereitet insofern, dass ich schon ab der ersten Welle mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatte und diese einen Baustellenablauf sehr gravierend gestört hat. Da es sich um Natursteinmaßanfertigungen handelte, kam kein Lieferantenwechsel infrage und es hieß umdisponieren, Reihenfolge ändern, Zähne zusammenbeißen und durch. Das Jahresergebnis hat darunter sehr gelitten und das, obwohl die Auftragslage so gut ist und war, wie nie zuvor.
Olaf-Christian Pressel ist Fachagrarwirt für Baumpflege/Baumsanierung aus Stuttgart.
Kunden müssen Preiserhöhung bezahlen
Sehr stark waren die Preiserhöhungen bei Doppelstabmattenzaun, zwei Preiserhöhungen in diesem Jahr, KG-Rohre und Holz, sibirische Lärche ist grad schwer zu bekommen. Die Preiserhöhungen geben wir zum großen Teil an die Kunden weiter, bzw. sie sind in den Angeboten enthalten. Es gibt keine Angebote aus dem letzten Jahr die in diesem Jahr beauftragt werden, daher gibt es dort keine Probleme. Bei Betonprodukten halten sich die Erhöhungen in Grenzen. Bei Material versuchen wir Alternativen zu finden, soweit möglich, oder nehmen die Wartezeit in Kauf. Das Material wird sofort bei Auftragserteilung bestellt und dann abgerufen, wenn wir mit den Arbeiten beginnen. Viel problematischer sind die Lieferengpässe bei Pflanzen, Solitäre und Heckenpflanzen. Das finde ich viel schwieriger, wenn wir einem Kunden eine Planung vorgestellt haben und die Pflanzen sind dann nicht mehr verfügbar und man neu überlegen muss, wie kann das gewünschte Bild mit Alternativen herstellt werden.
Wir sagen dem Kunden wie die Situation ist, die Kunden haben Verständnis und nehmen Wartezeiten in Kauf
Wilfried Tammen, Der Landschaftsgärtner Wilfried Tammen e. K. aus Leer, Ostfriesland.
Lieferantenkontakt ist wichtig
Wir sind auch von den Preissteigerungen betroffen: bei Pflanzen von etwa 10%, Kunststoffe, beispielsweise KG-Rohre, 30%. Man muss sich gut mit den Lieferanten stellen, z. B. den Baustoffhändlern. Wenn man fast alles bei den zwei Baustoffhändlern kauft, hat man eine Chance, alles zu einem vernünftigen Preis zu bekommen.Wir geben die Preissteigerungen an unsere Kunden weiter. Unsere Angebote gelten nur noch 14 Tage, wie bei den Baustoffhändlern. Die Ware muss direkt bei Auftragserhalt bestellt werden, damit die Ware bei Beginn der Baustellen in vier bis fünf Wochen zusammen haben.
Unsere Kunden sagen, „wo soll das noch hinführen, das kommt davon, wenn man unsere Werke an China verschachert“. Was nützt es, unsere Kunden müssen es schließlich bezahlen.
Andreas Thielen ist Inhaber der Josef Thielen KG aus Sankt Sebastian, Rheinland-Pfalz Blumen-Fachgeschäft, Gartengestaltung und Landschaftsbau.
Rares wird teuer
Von der Thematik Materialknappheit ist mein Betrieb auch betroffen.
Vor vier Wochen habe ich normale Terrassendielen (Kiefer, kesseldruckimprägniert) bei einem einheimischen Sägewerker bestellt. Lieferzeit sechs Wochen - konnte ich nicht ganz nachvollziehen, da ich sonst nur ein bis zwei Wochen auf die Ware warten musste.
Ähnlich erging es mir bei einem Gartenzaun, nichts außergewöhnliches - vier Wochen Lieferzeit. Zusätzlich wurde ein Preisaufschlag um 10 % bei meinem Holzlieferanten fällig. Diese Erfahrungen habe ich bei Holzwaren gemacht. Als Grund dafür wird die Holzknappheit aufgrund stark erhöhter Nachfragen aus den USA und China genannt.
Zur gleichen Zeit erreichen mich täglich Mails von anderen Lieferanten (z. B. Steine). Sie machen die sich vervielfachten Frachtraten der Containerredereien verantwortlich. In meinem Betrieb hat dies allerdings keine Auswirkungen, da ich versuche nur heimische Steine oder Steine aus Europa zu verarbeiten. Das gelingt fast immer. Nach meiner Meinung kann es nicht sein, dass eine Granitpalisade aus China billiger ist als eine Betonpalisade aus Iffezheim. Aus diesem Grund halte ich diese Preissteigerungen absolut für ok.
Ebenso wird die Verteuerung der Rohstoffe allgemein als Grund für die Preisentwicklungen genannt. Ist aber auch nachvollziehbar, wenn etwas rar wird, dann wird es teurer.
Ersatzprodukte können etwa auf dem Steinsektor angeboten werden (z. B. Schwarzwald-Granit statt China-Granit). Wir nehmen die Wartezeiten in Kauf und versuchen, das den Kunden zu vermitteln. Meist treffen wir auf Verständnis, glücklicherweise. Wenn alles plausibel erklärt wird und für den Kunden nachvollziehbar ist, dann wird es auch akzeptiert und die meisten Kunden zeigen sich geduldig.
Martin Engisch aus Alpirsbach ist Gärtnermeister der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau und Mitglied im Prüfungsausschuss für Gärtnermeister in Heidelberg.
Spannungen durch intensiven Kundenkontakt entkräften
Eine Materialverknappung und -verteuerung bemerken wir zurzeit hauptsächlich im Bereich der Pflanzen: Vieles, was in der Vergangenheit zu dieser Jahreszeit noch gut zu bekommen war, ist in diesem Frühjahr längst vom Markt. Während ein Mangel von Baustoffen oder Verzögerungen bei der Beschaffung durch den Wechsel auf andere Produkte und Lieferanten noch halbwegs auszugleichen sind, ist der Wegfall mancher Pflanzen aber nur sehr schwierig zu kompensieren. Das führt zum einen zu lebhaften Diskussionen mit den Kunden, wenn ihr sehnlichst erwünschter Amberbaum nicht in den Garten einziehen wird - aber auch die Suche nach Alternativen ist sowohl für uns als auch für unsere Lieferanten erheblich aufwendiger und zeitintensiver.Wir merken, dass sich viele Kunden offenbar darauf eingestellt haben, dass Handwerkerleistungen mittlerweile mit wochenlangem Vorlauf verbunden sind - wenn man dann jedoch auch noch Einschränkungen bei der Materialauswahl in Kauf nehmen muss, führt das teils zu (verständlichem) Unmut: Wenn man schon lange warten muss, möchte man dann auch haben, was beauftragt wurde. Bisher konnten wir solche Spannungen durch intensiven Kundenkontakt entkräften, aber der Aufwand ist teils hoch und zerrt an den (zeitlichen) Kräften.
Oliver Kocot leitet die Firma GrünDesign in Sehnde bei Hannover in Niedersachsen.
Erhebliche Preisanpassungen seitens der Lieferanten
Ich bin ehrlicherweise fassungslos und war auf so eine Situation nicht vorbereitet. Gerade eben kam eine Auftragsbestätigung „Anpassung Rohstoffpreise Teuerungszuschlag 30 %“.
So viel Puffer war im aktuellen Auftrag nicht einkalkuliert. Seit ungefähr zwei Wochen kommen wir jeden Tag Mails und Post mit erheblichen Preisanpassungen der Lieferanten.
Wir haben bisher sehr großzügig auch alte Kundenangebote zum gleichen Preis bestätigt, auch wenn wir das nicht tun müssen.
Aber ich habe vor zwei Wochen sofort einen festen Angebotstext eingespeichert, dass wir nach mehr als vier Wochen die Angebote überprüfen müssen, bevor wir die Aufträge dann noch annehmen. Dann haben wir wenigstens die Chance, einzelne Positionen im Preis anzupassen und das Material dann direkt zu bestellen.
Bei den Aufträgen, die wir schon angenommen haben, müssen wir von Fall zu Fall entscheiden, wie wir vorgehen. Teilweise werden wir das Material frühzeitig auf Lager bestellen, um den Preis zu sichern.
Karin Nonnenmann ist Kaufmännische Leitung und Gärtnermeisterin in Mühlacker-Dürrmenz bei Pforzheim in Baden-Württemberg.
Chancen in einer Krise erkennen
Die aktuelle Pandemie ist für unsere Branche insgesamt, besonders aber auch für unseren Betrieb in einer Grenzregion im Herzen Europas, Chance und Herausforderung gleichermaßen.
Materialknappheit und Verteuerung betreffen selbstverständlich auch unsere Projekte. Das sehen wir derzeit insbesondere an Materialien aus Fernost, technischen Produkten, Rohstoffen wie Hartholz und Naturstein, aber auch bei Stahl- und Kunststoffprodukten.
Nichtsdestotrotz haben wir es auch selbst in der Hand, wie wir damit umgehen.
Gerade in unserer Branche sind wir daran gewöhnt, Herausforderungen zu meistern und die Chancen in einer Krise zu erkennen.
So versuchen wir Trends zu setzen, statt ihnen hinterherzulaufen, so können wir in der jetzigen Situation einen strategischen Vorteil erlangen.
Es ist uns schon lange ein Anliegen, bei der Planung unserer Projekte stärker auf heimische und regionale Materialien zu setzen. Im Natursteinbereich ist dies derzeit ein wichtiger Bonus.
Auch eine über Jahrzehnte etablierte Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten verschafft uns in dieser Krise spürbare Vorteile.
In der Kommunikation mit unseren Kunden ist es hilfreich, dass die Problematik inzwischen auch von vielen Medien vermehrt thematisiert wird.
Daher begegnet uns die Mehrzahl unserer Bauherren mit Verständnis für manche Preiserhöhung oder erforderliche Umplanung und mit Geduld auf entstehende längere Wartezeiten.
Denn wenn wir im letzten Jahr etwas gelernt haben, dann dass uns ein eigener „Garten Eden“ völlig ungeahnte Freiheiten beschert.
Hendrik Krause arbeitet als Bauleiter bei BOHR – Ihr Gärtner von Eden – in Merzig-Schwemlingen im Saarland.
Bezugsquellen bleiben bestehen
Ja, auch wir sind von Preissteigerungen betroffen. Alle Preiszusagen wurden durch unsere Lieferanten aufgekündigt, sodass jeder Preis gesondert anfragt werden muss - Preissteigerung mindestens 5 %.
Besonders knapp sind Sand (0/2), Q-Matten, Zement, KG-Rohre, Splitt 2/5. Die Entwicklung erklären die Lieferanten so, dass China und Russland den Markt leerkaufen. Ich habe einen Freund im Bereich Internationale Transporte und dieser erzählt, dass es auf keinem Schiff der Welt einen freien Containerplatz mehr gibt. Und ein Container, der 2.500 Euro gekostet hat, kostet jetzt 8.000 Euro.
Wir greifen aber nicht zu Ersatzprodukten, die Bezugsquellen bleiben bestehen, um unsere Arbeitsplätze hier auf dem Land zu sichern. Ich kaufe grundsätzlich nichts im Internet, nur bei heimischen Händlern. Wenn ein Kunde das nicht versteht, hat er Pech und muss sich ein anderes Gartenbauer-Unternehmen suchen. Das mache ich aber schon seit 25 Jahren. Meine Kunden haben zu 100 % Verständnis. Denn gute Materialien und gute Arbeit setzt sich immer durch. In 25 Jahren habe ich noch nie Ärger mit dem Geld gehabt und auch keine Mahnung geschrieben.
Marko Schlegel von Garten- und Landschaftsgestaltung Schlegel aus Prath, Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz.
Versteckte Preiserhöhungen sind unangenehm
Wir arbeiten vorrangig im Privatkundenbereich. Preissteigerungen ziehen sich durch das gesamte Sortiment: Betonpflaster bis zu 30%, Entsorgungskosten 25%, Pflanzen und Substrate 10 - 20%. Von den Erhöhungen bei Kraftstoffen, Mehrkosten aufgrund Corona (Auflagen und Verwaltung) wollen wir noch gar nicht reden.
Einige Lieferanten haben ihre Preislisten auch vorübergehend außer Kraft gesetzt. Somit fragen wir fast jedes Material für die Kalkulation an. Unsere Kunden bekommen vermittelt, dass der Preis bei längeren Planungen freibleibend ist und vor Auftragserteilung überarbeitet wird.
Für kleinere Vorhaben haben wir die Preisbindung für unsere Angebote von 6 auf 2 Wochen reduziert. Wir ordern das Material sofort nach Auftragserteilung mit Liefertermin in vier bis fünf Monaten.
Unsere Lieferanten tragen diese Variante zum großen Teil mit.
Bestimmte Materialien kaufen wir generell in größeren Mengen ein bis zwei Mal im Jahr (u. a. KG-Material) dadurch sind wir von Lieferengpässen seltener betroffen, müssen jedoch Lagerkapazität und Kapital vorhalten.
Da die Problematik der Preissteigerung über den Jahreswechsel bekannt ist, können wir dies bei der Angebotsabgabe unseren Kunden gut kommunizieren.
Deutlich unangenehmer sind versteckte Preiserhöhungen, welche im Angebot nicht kommuniziert werden: Mindermengenaufschlag, Lieferkostenzuschlag, Maut, Energiekostenzuschlag, Verpackungsaufschlag, Rechnungsaufschlag für Kleinrechnung usw. – geringe Kosten im Einzelnen, in der Summe jedoch unangenehm und es scheint aber ein Trend zu werden.
Neue Bezugsquellen zu erschließen, macht meiner Meinung nach wenig Sinn, da die Rohstoffpreise sich gleich schnell für alle nach oben schrauben und bessere Konditionen nur von kurzer Dauer sein dürften.
Matthias Dressel ist Geschäftsführer der DreGaBau GmbH in Reinsdorf bei Zwickau in Sachsen.
Rechtzeitige Erhöhung der Lagerbestände
Wir sehen uns sowohl deutlichen Preissteigerungen als auch eingeschränkter Materialverfügbarkeit gegenüber.
Preissteigerungen erfahren wir insbesondere in den Bereichen Naturstein 15%, Baustoffe 5%, Schüttgüter 8% sowie in der Entsorgung 13%. Das Problem der Materialknappheit sehen wir vor allem bei Baustoffen sowie im Bereich Naturstein (Granit). Erklärt wird dies mit der „Situation auf den Weltmärkten“. Da wir bereits ab Ende Januar auf anstehende Preissteigerungen und Materialknappheiten von unseren Lieferanten hingewiesen wurden, konnten wir bislang durch die rechtzeitige Erhöhung unserer Lagerbestände gegensteuern. Zudem weisen wir unsere Kunden in der Beratung auf knappe Materialien hin und empfehlen daher, wo möglich, alternative verfügbare Waren.
Stephanie C. Göttche ist Prokuristin und Kaufmännische Leitung bei meyle göttche gartenbau in Gräfelfing bei München aus Bayern.
Verlass auf Händler und Produkte
Wir sind von Lieferengpässen und Preissteigerungen betroffen. Unsere Zulieferer informieren uns durch E-Mail und Rundbriefe und halten uns auf dem Laufenden. Wir geben die Informationen, wenn erforderlich, zeitnah weiter und informieren auch gleich beim ersten Kundengespräch vor Ort und sprechen dieses Thema an. Unsere Kunden sind sehr verständnisvoll da sie durch die Medien informiert sind. Ersatzprodukte fragen wir aus diesem Grund nicht an, da wir uns auf unsere Händler und Produkte verlassen können.
Heike Möller-Ramm ist Bereichsleiterin Garten- und Landschaftsbau bei Die Ostholsteiner.
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