In der Ausbildung schon spezialisieren?
Wie in allen Berufen steigt im GaLaBau der Grad der Spezialisierung in diverse Fachgebiete. Wir wollten wissen, ob und wie sich das Ihrer Meinung nach in der Berufsausbildung widerspiegeln sollte:
Eine solide Grundausbildung, Spezialisierung später als Geselle?
Frühzeitige Spezialisierung schon in der Ausbildung?
Grundausbildung mit fakultativer modularer Erweiterung – oder andere Vorschläge?
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Ausbildung sollte breit gefächert sein
Ich finde das aktuelle System mit einer breitgefächerten Grundausbildung gut. Die jungen Menschen sind schon genug geplagt mit der Berufswahl an sich. Sich dann noch auf eines von vielen Fachgebieten festzulegen, wird viele überfordern.
Junge Auszubildende sollten erst einmal alle Facetten unseres vielseitigen Berufs kennenlernen und sich ausprobieren und feststellen, wo ihre Interessenschwerpunkte liegen. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung und gesammelten Erfahrungen kann eine Spezialisierung durch Weiterbildung erfolgen.
Nils-Hendrik Baum von Baum Gartengestaltung lebt in Hattorf am Harz in Niedersachsen.
Breites GaLaBau-Wissen nötig
Grundsätzlich sollte man mal das gesamte Spektrum des GaLaBaus lernen. Besonders gut finde ich die Kooperation mit Baumschulen, wie es bei GalaBau Forster in Bonn praktiziert wird, damit man im Bereich Pflanzen mal etwas mehr Hintergrundwissen vermittelt bekommt.
Darüber hinaus finde ich es wichtig, dass man für sich herausfindet, was einen interessiert und sich da dann spezialisiert, aber nur in Verbindung mit einer breiten Galabau-Basis, sonst hat man nur Fachspezialisten und das ist nicht gut.
Thomas Stichnote ist Inhaber von Team Gartennote in Bonn.
Hauptsache grünen Beruf gelernt
Als Quereinsteiger mit inzwischen 25-jähriger Erfahrung als Selbstständiger und noch längerer Arbeitszeit im GaLaBau und mit eigener Zusatzqualifikation im Bereich Baumpflege, kann ich nur für eine solide Grundausbildung in einem grünen Beruf plädieren.
Ob diese nun zwingend im GaLaBau erfolgen muss, mag dahingestellt sein. Die Anzahl an Reklamationen, die ich in meiner Laufbahn hatte, wegen einer evtl. nicht regelkonformen Ausführung mangels Unkenntnis der Regelwerke, lässt sich an einer Hand abzählen. Die Schlüsselqualifikation für solide und gute Arbeit lässt sich bei wirklichem Interesse auch in anderen grünen Bereichen erarbeiten.
Was viel wichtiger ist, und das bestätigte mir die Beobachtung bei der Betreuung der Azubi-Übungstage letzte Woche an der DEULA Kirchheim unter Teck, ist eine innerliche Befreiung von festen Mustern, welche schnell entstehen können, wenn man durch eine fest vorgeschriebene und auch noch zeitlich begrenzte Aufgabe herausgefordert wird.
Ohnehin ist heute die Schlüsselqualifikation meiner Meinung nach viel wichtiger als die frühzeitige Spezialisierung, da immer mehr Menschen im Laufe ihres Lebens erst die Berufung finden, die zu ihnen passt. Die Spezialisierung kommt dann ganz von selbst, unter Umständen auch schon parallel zur Grundausbildung.
Olaf-Christian Pressel ist Fachagrarwirt für Baumpflege/Baumsanierung aus Stuttgart.
Grundlagen sollten Grundlagen sein
Ich bin mit meinen Lehrlingen ins Gespräch gekommen und merke, dass die Ansichten schon sehr unterschiedlich sind. Ein Fakt wurde sehr einheitlich gewünscht: Grundlagen sollten Grundlagen des Berufes sein und nicht zwingend auf anderthalb Jahre ausgedehnt werden.
Grundlagen sollten immer einen Bezug zum GaLaBau haben, zum praktischen GaLaBau und nicht zu stark theoretisieren. Junge Leute, die noch zu wenig Einblick in die Praxis haben, können im ersten Lehrjahr keine Düngemittelempfehlungen innerhalb von zehn Unterrichtsstunden (sächsischer Lehrplan) geben. Erst im dritten Lehrjahr folgt die ausgeprägte Fachorientierung – Lehrlingen wird vom Wegebau über Mauerbau, Treppenbau, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, Spiel- und Sportanlagen, Wasseranlagen, Innenraumbegrünung, Ingenieurbiologie, Pflanzarbeiten … alles in einem Jahr vermittelt. Es ist das Abschlussjahr/Prüfungsjahr! Aus diesem Grund könnte schon mancher Fakt für eine rechtzeitige Spezialisierung sprechen. Andererseits besteht die Frage, welche von diesen Themen in den Praktika-Betrieben überhaupt durchgeführt werden und wie hoch der Anteil Betriebswirtschaft in den Betrieben ist.
Und ein dritter Punkt sollte bedacht werden: wie soll der Unterricht mit mehreren Spezialisierungen gestaltet werden? Das Gespräch mit meinen Lehrlingen macht deutlich: die Diskussion ist notwendig, sehr notwendig, aber steckt unseres Erachtens noch in den Kinderschuhen. Die Diskussion soll, sie muss unbedingt fortgesetzt werden.
Heike Bergmann ist Fachlehrerin für GaLaBau.
Wir bilden Generalisten aus
Ganz klar: Wir bilden Generalisten aus. Unsere Branche ist so vielfältig, dass es in meinen Augen erst mal darum geht, den Azubis alle Möglichkeiten aufzuzeigen. Die Spezialisierung erfolgt im zweiten Schritt nach der Ausbildung. Es ist außerdem so, dass die meisten jungen Leute erst während der Ausbildung feststellen, welcher Bereich ihnen am besten gefällt.
Unser Betrieb deckt von Haus aus eine große Bandbreite ab, bis hin zu exklusiven Poolanlagen. Die Vernetzung durch die „Gärtner von Eden“ bietet darüber hinaus die Möglichkeit für Schnuppertage in Partner-Betrieben, wenn dort besonders interessante Projekte anstehen. Oder auch um Arbeiten kennenzulernen, die bei uns selten anstehen, wie z.B. Dachgärten im urbanen Raum.
Stefan Arndt ist Inhaber der Arndt GmbH & Co. KG..
Fundierte Grundausbildung zeigt Bandbreite auf
Zum Inhalt Ihrer Erhebung bin ich auf der Seite der Generalisten. Eine fundierte Grundausbildung mit der Möglichkeit, die Bandbreite des Berufes zu erfahren, halte ich für den richtigen Weg. Gerade diese Vielfalt in den Tätigkeiten und im Umgang mit unterschiedlichsten Materialien und Pflanzen machen doch den Beruf des/der Landschaftsgärtner/-in so interessant.
Nach der Ausbildung gibt es genug Möglichkeiten, auf diesem breiten Fundament aufzubauen und sich noch zu spezialisieren oder einen besonderen Weg einzuschlagen.
Werner Behrens ist Teamleiter Gartenbau und Floristik
Je nach Azubi entsteht eine Spezialisierung
Meines Erachtens sind Azubis mit all den neuen Aufgaben, Kollegen, dem Teamgefüge, der Einrichtung des Betriebes etc. so beschäftigt und eingebunden, dass die meisten überfordert wären, sich für eine Spezialisierung entscheiden zu müssen.
Erst nachdem sie sich in einigen typischen Fachbereichen ausprobieren konnten, scheinen sie in der Lage, ihre Neigungen, Favoriten, Lieblingsarbeiten erkennen zu können. Bei uns im Betrieb sprechen wir regelmäßig mit den Azubis. Im dritten Lehrjahr machen wir ein Angebot und bieten Entwicklungsmöglichkeiten an, beziehungsweise konkretisieren in welchen Bereich wir uns beidseitig ein weiteres Miteinander vorstellen können. Je nach Azubi, kann eine Spezialisierung innerhalb der Ausbildungszeit entstehen. Für uns Blattwerker funktioniert das Modell "dynamische Entwicklung" sehr gut.
Isabell Luckert ist Garten- und Landschaftsbau Ausbilderin aus Stuttgart.
„Ich bilde nur Generalisten aus!“
Für mich ist die Antwort eindeutig. Die Ausbildung ist bestimmt, um junge Menschen in die Vielfältigkeit des Berufs einzuführen. Mit 18, 19 oder 20 Jahren sind die Jungs und Mädels meistens noch nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, welches Spezialgebiet für die Zukunft Sinn macht.
Ich bilde weiterhin nur Generalisten aus, die alles das können sollen, was von einem/einer LandschaftsgärtnerIn verlangt wird, um schöne, naturnahe, pflanzengerechte Gärten bauen und pflegen zu können. Deshalb bekommen alle meine Azubis fundierte Kenntnisse vermittelt, in der Bautechnik, in der Pflanzenkunde, im Naturschutz, in der Maschinentechnik, usw. Außerdem bekommen sie wenigstens Einblicke in alle Spezialgebiete des GaLaBaus, vom Teichbau, Naturschutz, Baumpflege bis Dachbegrünung.
So sind junge Menschen in der Lage, ihre Vorliebe für einen Bereich zu erkennen und zu entwickeln. Oder aber sie erkennen, dass es dann der schönste Beruf der Welt ist, wenn sie Generalisten bleiben.
Andreas Raschke ist Landschaftsgärtner in Bayerfeld-Steckweiler.
Der Teich ist perfekt - der Garten nicht
Eine solide Grundausbildung ist absolut wichtig, damit die Verbindung zwischen den Fachgebieten hergestellt ist. Ein Teich ist nur so gut, wie er in das Gesamtkonzept einer Landschaft oder eines Gartens passt. Der Teich ist perfekt, doch der Garten nicht. Deshalb ist es wichtig, die kompletten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fachgebieten kennenzulernen und genau diese Grauzonen der Überschneidungen zu beachten. Was man im Einzelnen perfektionieren möchte, sollte über das normale Maß gefördert werden.
Eckehardt Schröder ist Gartenbautechniker und Gärtnermeister in Iserlohn.
Basisausbildung mit den jetzigen Anforderungen sollte bleiben
Wir sind ein Betrieb, der hauptsächlich für Privatkunden arbeitet. Allerdings möchten Firmenbesitzer auch bei Neubau, Umgestaltung oder Pflege nach Möglichkeit auch mit ihrem gewohnten, zuverlässigen Ansprechpartner zu tun haben. Also lösen wir das so, dass der oder die AnsprechpartnerIn bei der Pflege, auch bei der Umgestaltung der Baumpflege oder der Firmenanlage für den Kunden dabei ist. Für die fachgemäße Ausführung ist ein Bauteam dabei. Für die Rundumbetreuung ist es wichtig, dass auch in der Pflege ein Bau-Basis-Wissen vorhanden ist.
Zur Pflege gehören, die Reinigung von Steinflächen, die Poolpflege, die Instandhaltung der Bewässerung und ein Verständnis für die Entwässerung. Es gehört auch dazu, mal einen Stein zu richten oder zu ersetzen. Andersherum ist es auch wichtig, dass im Bauteam ein Verständnis für die Pflanze da ist, damit Rückenstützen fachgerecht gebaut werden, vorhandene Vegetation pfleglich behandelt und geschützt wird. Wir sind im Betrieb der Meinung, dass eine Basisausbildung mit ihren jetzigen Anforderungen bleiben sollte.
Nach zwei Jahren fordern wir von den Auszubildenden eine Aussage zu der Ausrichtung, zu der sie tendieren, und sie bekommen ein Feedback dazu. Das dritte Ausbildungsjahr verbringen die Auszubildenden in dem Bewusstsein, dass sie sich spezialisieren möchten. Trotzdem bekommen die Auszubildenden, auch wenn sie in die Pflege wollen, für spezielle Baustellen, die nicht oft vorkommen und bei denen sie noch nicht beteiligt waren, einen Platz in diesem Team, damit sie eine optimale Ausbildung mitmachen. Die Frage ist, ob es nicht sinnvoll wäre, zwei Jahre Basisausbildung zu machen und in das dritte Jahr alle Spezialisierungen zu legen. Nach den zwei Jahren würde man die praktische Prüfung ablegen, die man jetzt macht. Im dritten Jahr würden Spezialisierungen dazu kommen.
Allerdings denke ich, dass eine Trennung der Stein- und Holzarbeiten nicht sinnvoll wäre. Bau oder Vegetation ist die Spezialisierung, für die sich die Mitarbeiter entscheiden. Spezialthemen wie Teich- bzw. Poolbau, Dachgärten oder Vertikale Begrünung können vielfältig in Eigeninitiative vertieft werden. Mitarbeiter, die sich darauf spezialisieren möchten, gehen dann in Betriebe, die sich darauf spezialisiert haben. Wenn die Ausbildung umstrukturiert wird, sollte man allerdings auch darauf achten, dass die Betriebe wirklich Ausbildung betreiben, wenn sie einen Ausbildungsvertrag unterschreiben. Bei einigen Gesellen, die sich bei mir bewerben, habe ich den Eindruck, dass sie mehr oder weniger als Helfer eingesetzt wurden an Arbeitsstellen, an denen sie am ehesten Geld für den Betrieb einbrachten. Das sind dann meistens die Kollegen, die sich für die Pflege entscheiden, weil sie da am wenigsten Mängel sehen.
Sylvia Stein ist Inhaberin von garten & landschaft Altenau in Rheda-Wiedenbrück.
Weitere Fachagrarprüfungen anbieten
Sowohl als auch, oder anders gesagt: Im GaLaBau sollte jeder Betrieb eine solide, möglichst breit angelegte Ausbildung vermitteln und die Spezialisierung zusätzlich, aber nachrangig dort anbieten, wo der Betrieb seinen Schwerpunkt entwickelt hat. Der gärtnerische Beruf ist schon auf sehr viele Fachrichtungen verteilt, sodass innerhalb der Fachrichtung zunächst solides Basiswissen vermittelt werden sollte.
Eine Vertiefung oder Spezialisierung müssten aber viel mehr gefördert werden! Daher sollte der Berufsstand und die Kammern daran arbeiten, weitere Fachagrarwirtschaftsprüfungen anzubieten. Es sollte neben Baumpflege und Greenkeeper weitere Vertiefungen und Spezialisierungen mit qualifizierenden Lehrgängen und Prüfungen geben – die hinführende Richtungsweisung darf dann gerne auch schon im Ausbildungsbetrieb erfolgen.
Robert Möwisch ist Landschaftsarchitekt & Baurat in Hannover.
Zuerst müssen Grundlagen gelegt werden
Zur Blitzumfrage möchte ich mitteilen, dass eine solide Grundausbildung der Garant aller weiteren Stufen ist. Nur wenn ich weiß, wie und wo eine Pflanze wächst, kann ich sie optimal verarbeiten. Man muss die Wertschätzung für die Pflanze lernen. Wie sollte ich ein Haus bauen, wenn der Untergrund nur schwammig und verschwommen ist? Dies kann nicht gelingen. Welcher Kunde kennt die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sparten im Gartenbau? Für viele ist ein Gärtner, ein Gärtner und der sollte über Pflanzen, egal welcher Art, zumindest eine Grundauskunft geben können.
Wenn die Grundlagen gelegt sind, dann beginnt die Spezialisierung. Man darf nicht nur auf seinem Tellerrand sitzen bleiben, und die Ausbildung nur spezialisiert auf seinem Fachgebiet voranbringen, sondern muss darüber hinausschauen. Fällt einmal, aus irgendwelchen Gründen, ein Fachbereich weg, dann steht der Fachmann da und muss sich neu in einen anderen Bereich einarbeiten. Ist er aber breit aufgestellt, fällt es ihm viel leichter, sich den neuen Aufgaben zu stellen.
Hubert Ludwig ist Berufschullehrer in Kitzingen-Ochsenfurt.
Gärtner muss Gärtnerwissen haben
Mir ist eine solide Grundausbildung sehr wichtig. Wenn man Gärtner ist, muss man auch Gärtnerwissen haben. Ich sehe es leider oft in den Prüfungen zum Gärtner und auch zum Gärtnermeister, dass einfach grundlegendes Fachwissen fehlt. Eine Spezialisierung ergibt sich oft von selbst schon am Anfang. Die einen sind sehr vertieft in den Bereich Pflanze, die anderen im Bereich Bau. Das ist sicherlich in Ordnung, aber bei uns im Betrieb sind wir froh, dass unsere leitenden Gärtner beide Bereiche beherrschen. Die steigenden Anforderungen an die Bautechnik erfordern eine ständige Weiterbildung, die aber immer das Grundwissen voraussetzt.
Nur wenn das Wissen und die Fähigkeiten der Grundausbildung wirklich erschöpfend und solide sind, macht eine Spezialisierung Sinn. Hierbei denke ich auch an die Außenwirkung des Berufsstandes. Der Garten- und Landschaftsbau ist schon die Spezialisierung des Berufes, das muss man nicht noch weiter zerstückeln. SpezialistInnen sind wichtig, die brauchen wir! Aber die solide Grundausbildung muss immer die Grundlage sein!
Klaaß Plagmann ist Geschäftsführer von Gärten von Hoerschelmann in Bargfeld-Stegen.
Die echte Grundausbildung wurde vernachlässigt
Der „normale“ Landschaftsgärtner deckt mittlerweile verdammt viele Berufe ab, alles Ausbildungsberufe! Ich wollte erst schreiben, er pfuscht in vielen Berufen rum – Schreiner, Zimmermann, Installateur, Fliesenleger, Betonbauer, Maurer, Elektriker, Abdichter etc. Der GaLaBauer macht ALLES! Und der Kunde freut sich, dass er so einen Tausendsassa gefunden hat. Leider gibt es zu jedem dieser Berufe irre viele Regelwerke, woran der Ausführende unter Umständen bei Schäden gemessen wird, und es ist ja nicht umsonst so, dass man so manchen Beruf länger lernt als drei Jahre.
Mir würde es schon reichen, wenn der Landschaftsgärtner seine eher klassische Rolle einnehmen würde und sich auch wieder etwas mehr auf Boden und Pflanzen konzentrieren würde. Warum kann er nicht nein sagen bei Keramikplatten, Carportbau, Bewässerung, Sichtbetonmauern, Poolbau, etc. Mindestens dafür und sicher noch für einiges mehr, sehe ich Spezialisten. Unser Berufsfeld wurde immer größer, die Grundausbildung musste immer höher und weiter angepasst werden und die meines Erachtens echte Grundausbildung wurde vernachlässigt. Auf Basiswissen kann man aufbauen und sich spezialisieren oder es mir von der Seite einkaufen.
Mit einer soliden Grundausbildung kann ein junger Mensch danach erkennen, wohin ihn seine Schwerpunkte treiben werden, wenn er es möchte. Vor dem Poolbau steht ein kleiner Teich, vor der Bewässerung sollte ich auch die Bedürfnisse der Pflanzen kennen. Holzbau fängt bei einem Zaun an und bevor ich mich an eine Fliese traue, wäre es doch toll, wenn ich schon mal die gebundene Bauweise verinnerlicht hätte. Für eine Sichtbetonmauer bedarf es zuerst einmal eines funktionierenden Streifen- oder Punktfundaments.
Britta Weiss ist GaLaBau-Techniker in Asbach.
Differenzierung in der Erstausbildung wenig sinnvoll
Von allen Fachrichtungen des Gartenbaus ist der Garten- und Landschaftsbau aufgrund seiner bau- und vegetationstechnischen Ausrichtung zweifelslos für eine Spezialisierung geeignet. Dennoch halte ich eine Differenzierung in der Erstausbildung für wenig sinnvoll.
Erstens tauchen gerade im Hausgarten auf jeder Baustelle Fragestellungen auf, die ein breites und zusammenhängendes Wissen erfordern. Zum anderen soll die Ausbildung auch den Auszubildenden die Möglichkeit eröffnen, mit allen Arbeitsschwerpunkten in Kontakt zu kommen und ihre beruflichen Interessen zu finden. Von den Problemen, die eine Spezialisierung in den Berufsschulen mit sich bringt, ganz zu schweigen. Und selbst in der Weiterbildung ist eine Spezialisierung kontraproduktiv – bilden wir doch hier die Ausbilder der kommenden Gärtnergenerationen aus.
Sorgenvoll betrachte ich Tendenzen, die ein gemeinsames Berufsschuljahr von Auszubildenden der Produktion bzw. der Dienstleistung im Gartenbau fordern. Die Differenzierung der Fachrichtungen muss vom ersten Tag der Ausbildung auch in der Berufsschule erfolgen!“
Leonhard Peters ist stellv. Abteilungsleiter der Norddeutschen Fachschule für Gartenbau.
Solide Grundausbildung
Ich bin der Meinung, dass eine solide Grundausbildung das A und O ist. In jedem Studium wird die fachliche Spezifizierung auf einem Grundstudium aufgebaut. Ohne eine sichere Basis kann es auch im Einzelnen meiner Meinung nach nicht richtig funktionieren. Nur wer über den Tellerrand hinausschaut und fachliche Bereiche übergreifend in ihrer Komplexität verstehen kann, ist gut gerüstet und für eine fachliche Spezialisierung bereit. Nur so kann die Arbeit sinnvoll und ineinandergreifend funktionieren. Wenn die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut, können Arbeitsabläufe häufig nicht effizient koordiniert werden.
Gabriela Reichenberger ist Inhaberin von Gartenart in Pörnbach.
Keine weitere Spezialisierung nötig
Die Aufteilung in sieben Fachsparten des Gartenbaus reicht aus. Die von Ihnen angeführten Themengebiete kommen alle in der GaLaBau-Ausbildung im Berufsschulunterricht vor. Wie sollte man die Schüler bei weiterer Spezialisierung sonst beschulen? Die Klassen würden zu klein werden (Standard in Niedersachsen 22 Schüler). Diese können dann nicht mehr unterrichtet werden, weil es kein Lehrkräfte-Budget dafür gibt. Dann müsste man sie zusammenlegen und wäre genauso weit wie vorher.
Die Alternative wäre Blockunterricht in Landesfachklassen. Wohnortnahe Beschulung ist dann Vergangenheit. Es würden vermehrt Internate benötigt. Außerdem kann ich eine derartig starke Spezialisierung der Betriebe im Moment nicht feststellen.
Jörn Schulz von den Berufsbildenden Schulen III Stade.
Gesellen sollen breit aufgestellt sein
Eine solide Grundausbildung mit Pflanzenkenntnissen sollte auf jeden Fall das Ziel der Ausbildung für uns Landschaftsgärtner sein. Jeder, der sich diesen Beruf aussucht, weiß, dass wir ein breites Spektrum an Arbeiten ausführen, das ist zum einen eine Herausforderung, aber auch gleichzeitig das Schöne. Ein Beruf, der viele andere Berufe einschließt, einfach etwas Besonderes.
Die Pflanzenkenntnisse, die in den letzten Jahren gerne von dem ein oder anderen verkappten Pflasterer in der Branche abgeschafft werden sollten, sind einer der Grundpfeiler in der Ausbildung, schließlich sind wir Gärtner. Was jedoch nichts in der Ausbildung zu suchen hat, ist meiner Meinung nach die Kalkulation. Was möchten wir ausbilden, Hinz und Kunz, die sich gleich nach der Ausbildung selbstständig machen oder in der Ausbildung bereits schwarzarbeiten? Ich denke, dieses Wissen sollte doch erst auf den Meister- und Technikerschulen vermittelt werden. Wenn einer an eine Selbstständigkeit denkt, dann sollte er das mit einem gut fundierten Wissen und keinem Halbwissen tun. Wir sollten so ausbilden, dass die Gesellen breit aufgestellt sind, so haben sie die Chance auch in kleineren Firmen, die nicht spezialisiert sind, Arbeit zu finden.
Die Spezialisierung obliegt jedem einzelnen nach seiner Berufsausbildung. Auch ist diese eigentlich vorhanden, nämlich durch die verschiedenen Fachrichtungen wie Landschaftsgärtner, Zierpflanzengärtner, Staudengärtner, Obstbauer, etc. Es wäre auch für die zukünftigen Prüfungsmeister schwierig bei denPrüfungen, was soll bei wem, wie geprüft werden.
Ralf Edelhäuser ist Prüfungsmeister der Gesellen und Meister bei edelhäuser.
Breites und solides Fundament schaffen
Als Juror beim Berufswettkampf des Landesverbandes NRW, der einmal jährlich 200 Teams sieht, also 400 Azubis und das seit über 10 Jahren, habe ich eine kleine Idee, was der Status Quo ist.
80 % der Azubis haben eine Spezialisierung, die ab der zweiten Ausbildungswoche beginnt. Nämlich die, der Steinbeißer. Ein Großteil wären hervorragende Straßenbauer oder Schachtmeister. Bei einem Teil bin ich mir sogar nicht sicher, wenn sie gewusst hätten, dass es diese Berufsbilder gibt, ob sie dann nicht…. Wir sollten uns nicht den Kopf zerbrechen über „es wäre doch wunderschön“… Solange wir es nicht mal schaffen, ihnen ein vernünftiges Grundgerüst an die Hand zu geben.
Ich nehme es mal von der praktischen Seite. Ich gehe jedes Jahr an eine Berufsschule (Corona ausgenommen) und mache dort mit den Abschlussklassen, drei Wochen vor der mündlich/ praktischen Prüfung 2 bis 3 Stunden Pflanzenschutz. Das Ganze startet immer mit der Frage „Wer hat denn schon mal Pflanzenschutz ausgeführt?“ Im Regelfall gehen dann, von 25 Leuten 2 bis 4 Hände hoch. Heißt 80 bis 90 % derer, die drei Wochen später als sachkundig bescheinigt werden, haben das noch nicht mal ansatzweise gemacht. Aber fünf Jahre später, steht derjenige in irgendeinem Garten.
Als ein gestandener Geselle gibt man sich ja keine Blöße und fängt an zu schwadronieren …. Das geht dann weiter über weitere 2 bis 3 Stunden mit Bodenkunde, Düngelehre, Gräserfrüchte. Nächste Frage: „Welche Rasenmischung verwendet Ihr denn und habt Ihr schon mal …?“ Bei 30 % kommt „Berliner Tiergarten“, bei 50 % kommt: „Wir machen nur Rollrasen …“ (das erschlägt natürlich die Sortenfrage, weil man nimmt, was auf dem LKW liegt). Heißt also, auch diese Grundfertigkeit, die sich der GaLaBau auf die Fahne schreibt, gibt es mehr oder weniger nicht mehr.
Ganz dramatische Formen nimmt das dann an, wenn die jungen Kollegen mit der Motorsäge auf Bäume losgehen. Da erleben wir als Baumkontrolleure gruselige Sachen. Auf die Frage: „Warum?“ „In meinem Lehrbetrieb wurde das auch so gemacht und mit dem Kettensägen-Kurs der DEULA habe ich ja den Freischein erworben, alles zu schneiden, wie ich es will.“ Solange wir es nicht schaffen, unserem Nachwuchs eine Nähe zu Lebewesen und deren elementarsten Grundlagen zu vermitteln, sollten wir über nichts anderes nachdenken.
Viel mehr Betriebe sollten erstmal den Anspruch erfüllen, ihren Azubis eine gute Grundausbildung zukommen zu lassen und nicht immer nur die ewig gleichen Topbetriebe. Wenn also die Ausbildungsberater der Kammern wirklich draußen wären, dort wo es klemmt… . Wenn viele Gesellen und Meister morgens aufstehen würden mit dem Antritt „heute bringe ich zwei Azubis einen Schritt weiter, indem ich mal eine Viertelstunde mit ihnen was mache,“ – solange ist alles darüber hinaus Tagträumerei. Vielleicht sollte man auch erkennen, dass es Betriebe gibt, die vielleicht zukünftig besser nicht ausbilden oder die Wendung um 180° hinbekommen. Wenn das dann mal auf breiter Basis klappt und die Azubis Dinge, die sie theoretisch als Wissen in der Berufsschule erworben haben (die zu 99 % da eine tolle Grundlage legen!), mit Dingen, die sie praktisch tun verquicken, dann kann man über den nächsten Schritt nachdenken.
Last but not least: Erst wenn der Azubi doch mal an vielen Dingen gerochen, geschnuppert und gearbeitet hat, erkennt er, was ihm wirklich liegt und wo er seine Profession sieht, beziehungsweise, was vielleicht das Thema ist, wofür er wirklich brennt. Statt nach dem zweiten Jahr jemanden z. B. in das Thema Teich zu stempeln, der aber noch nie eine wunderschöne Staudenmischung gepflanzt hat und das Ergebnis nach einem Jahr gesehen, bloß weil der Betrieb dringend einen Teichmann braucht, das kann nicht die Idee sein. Bringen wir also echte Top-Azubis mit einem super Fundament fertig, dann erhalten wir sehr schnell gute Spezialisten. Jeder Hausbau basiert auf einem breiten und soliden Fundament, ob dann später Türmchen draufstehen, römische Säulen oder Wolkenkratzer – aber ohne unten geht nichts.
Peter Hölzer ist Vertriebsleiter Deutschland bei Birchmeier.
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