Ist Gartenpflege ein gutes Geschäft?
Welchen Stellenwert hat die Pflege in der Branche und in Ihrem Betrieb?
Haben Sie einen eigenen Pflegebereich oder Pflegeverantwortliche oder vergeben Sie die Aufträge?
Wie organisieren und verwalten Sie immer wiederkehrende Pflegeaufträge?
Kommen neue Aufträge durch Pflege zustande?
In welchem Verhältnis steht der Abrechnungssatz zu den Stundensätzen im Neubau?
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Verschiedene Pflegeabos
Durch den Lockdown und der damit verbundenen Zeit im Garten, sind die Pflegeaufträge noch mehr geworden, da beim Kunden ein größeres Verständnis für die Notwendigkeit entstanden ist. Da wir zu 100% in Privatgärten unterwegs sind, ist die Pflege mit einem hohen Stellenwert verbunden. Nach Neuanlagen bieten wir verschiedene Pflegeabos für Rasen, Bewässerung, Automower und natürlich auch die Grünpflege selbst an. Wir führen alle Pflegeaufträge selbst aus und als Kleinbetrieb ist jeder mit verantwortlich. Wir versuchen verschiedene Pflegemodule bei einem Kunden zu verbinden, um die Kosten und die Anfahrten so gering wie möglich zu halten. Geplant wird über eine Jahresplanung via Excel. Natürlich kommen dabei auch Neuaufträge über die Pflege zustande. Hier muss eben das Gesamtkonzept des Betriebes stimmen, um attraktiv für den Kunden zu sein und es muss ein gewisses Vertrauen beim Kunden herrschen. Pflege wird grundsätzlich im Stundenlohn geführt, es unterscheidet sich aber im Abrechnungssatz bei uns noch nicht.
Tobias Berg führt den GaLaBau-Betrieb Meistergärten in Stade.
Fixe Preise nicht umsetzbar
Wir führen als Gärtnerabteilung der Stadtwerke Krefeld überwiegend Pflegearbeiten durch. Der Anteil der Neubaumaßnahmen und Instandsetzungen wie zum Beispiel Pflasterflächen machen nur maximal 10 % unseres Jahresumsatzes aus. Mit Ausnahme von Baumkletterarbeiten werden alle Tätigkeiten selbst ausgeführt. Die wiederkehrenden Arbeiten sind über unseren Outlookkalender organisiert. Bei den Stundensätzen gibt es keine Unterschiede. Grundsätzlich wird alles nach Aufwand abgerechnet, weil es auf unseren Liegenschaften zum Beispiel durch Umbaumaßnahmen, Teilsperrungen in Umspannanlagen/Wasserwerken und Gleisbereichen immer wieder neue Gegebenheiten gibt, sodass fixe Preise nicht umsetzbar sind.
Michael Bodden ist Teamleiter GaLaBau bei der Stadt Krefeld.
Auch beratend unterwegs
Bei uns hat die Pflege einen immer höheren Stellenwert. Bei vielen Paaren sind beide Parteien berufstätig und nicht für alle ist Gartenarbeit auch gleich Auszeit. Sie möchten sich in ihrem Garten entspannen und eignen sich auch das entsprechende Wissen nicht an. Bei einigen Kunden sind wir auch nur beratend und unterstützend tätig, denn wir freuen uns auch immer sehr, wenn unsere Pflanzungen gepflegt und geschätzt werden.
Gabriela Reichenberger ist Inhaberin von Gartenart in Pörnbach.
Gute Organisation ist Voraussetzung
Als Hausmeisterbetrieb mache ich seit fast 25 Jahren Gartenpflege mit einem Team von 15 Kollegen – Gärtner und Angelernte. Das geht wirtschaftlich nur, wenn die Gartenpflege durchorganisiert wird und hochtechnisiert und kompetent betrieben wird. Der Fokus liegt hier auf hoher Qualität unserer Dienstleistungen und einem zuverlässigen Service. Die Pflege ist durchorganisiert: Jede Woche, am gleichen Tag, an einem Objekt und möglichst immer das gleiche Team, welches das Grundstück kennt. Durch eine Tourenplanung mit mehreren Objekten in der örtlichen Nähe erspart man sich viele Wege. Alle Arbeiten werden in Listen dokumentiert, abgerechnet wird in fast allen Liegenschaften zu einem Jahresfestpreis mit definiertem Aufgabenkatalog und einer Frequenzvereinbarung. Zusatzarbeiten werden nach Absprache durchgeführt und zu Stundensätzen berechnet. Die Erwartungen der Auftraggeber gehen zunehmend dahin, verlässliche Partner zu haben. Als Hausmeister habe ich den kleinen Vorteil, neben der Gartenpflege auch weitere Dienstleistungen anbieten zu können: „Alles aus einer Hand“, um den Auftraggeber von lästigen Aufgaben zu entlasten wie Ablesedienste, Handwerkerkontrollen, Kleinreparaturen, aber auch der Straßenreinigung und dem Winterdienst. Auftraggeber sind häufig Eigentümer und Verwaltungen, die nicht vor Ort sind.
Traugott Kleinwächter ist Inhaber bei der Firma Der Hausmeister in Eutin.
Pflege ist gleichberechtigt mit Bau
Bei Blattwerk arbeiten insgesamt 38 Menschen, davon sieben gelernte Fachkräfte in der Pflege, zwei davon im Büro. Zu diesen Pflegeteams sind meistens zwei bis drei Auszubildende eingeteilt. Macht zehn Personen. Sehr eng verknüpft mit der Arbeit in der Pflege ist die Baumpflege. Dort beschäftigen wir acht Personen. Manche Mitarbeiter wechseln, je nach Saison, ihr Hauptbetätigungsfeld. Das bedeutet: Von Januar bis März arbeiten sie in der Baumpflege und von April bis Mai in der Gartenpflege. Danach geht es wieder zur Baumpflege. Wir betrachten unser Konzept als Gesamtkonzept. Wir können in einem Garten alle Themen bedienen, von der Gesamtanlage, Mauer- und Wegebau, Baumpflege mit Seilklettertechnik bis zu ganzjähriger Gartenpflege. Die Aufträge in der Pflegeabteilung machen ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Deshalb haben Pflegearbeiten einen gleichberechtigten Anteil an den gesamten Aufträgen. Zu einer schönen Mauer gehört ein bezauberndes Bild mit Stauden. Zu einem schönen Sitzplatz gehört oft der Duft von betörenden Rosen und diese wollen gepflegt werden. Fast jeder Garten hat eine Wiese oder einen Rasen, der gemäht werden will. Größere Projekte erhalten nach Anfrage ein Angebot für die Jahrespflege. Die Aufträge werden über das Jahr verteilt in unsere Software eingegeben und wir melden uns kurz vor der Ausführung an. Immer wiederkehrende Aufträge organisieren wir durch sofortiges Anlegen eines neuen Auftrages, sobald der bestehende Auftrag erledigt ist. Wir rufen dann einfach in dem eingegebenen Zeitfenster an, wenn wir denken, dass in den Gärten etwas getan werden muss. Wenn Rosen verblüht sind, wenn Zünslerraupen geschlüpft sind, wenn Rasen gewachsen ist… Manche Kundinnen und Kunden rufen immer wieder von sich aus an, wenn sie uns brauchen. Wir betreuen viele Gärten seit 25 Jahren. Das Vertrauensverhältnis, das eine langjährige Gartenpflege mit sich bringt, öffnet sehr oft die Türen für Baumpflege oder Bau. Der Garten ist ein persönlicher Raum und die Beschäftigung mit den Anforderungen ist in diesen langjährigen Beziehungen bestens aufgehoben. Wir werden mit unserer Kundschaft und ihren Gärten älter, reifer und brauchen zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Dinge. Das ist eine wunderbare Symbiose. Beständigkeit ist ein wertvoller Anspruch an Gartenpflegearbeiten. Nachdem wir viele Jahre niedrigere Stundensätze für Pflegegärtner hatten, haben wir uns entschlossen, die Stundensätze denen im Bau anzugleichen. Damit haben wir im Betrieb und nach Außen die Arbeit der Gartenpflege aufgewertet.
Erna Landes arbeitet bei Blattwerk Gartengestaltung in Stuttgart.
70% Ganzjahresaufträge
Ich sitze derzeit am Jahresplan für die Gartenpflege. Von elf Mitarbeitern arbeiten zwei in unserem Pflegeteam, die das ganze Jahr mit Gartenpflege ausgelastet sind. 70% sind Ganzjahrespflege-Aufträge von Privatkunden und Hausverwaltungen, die wir, je nach Kundenwunsch, im zwei- bis vierwöchigen Rhythmus über das gesamte Gartenjahr ausführen. Dazu gibt es am Jahresanfang einen Pflegevertrag, der jeweils für ein Jahr gilt. Zusätzlich kommen gerade im Frühjahr und Herbst viele Kleinaufträge dazu. 90% der Kunden sind Bestandskunden, neue Aufträge bekommen wir durch Empfehlungen oder durch die Neugestaltung von Privatgärten. Wir haben nicht das Gefühl, dass die Kunden an der Gartenpflege sparen, schließlich ist eine gute Gartenpflege ein Werterhalt. Durch die Gartenpflege bleibt man am Kunden, um neue Aufträge zu akquirieren. Leider fehlt oft die Zeit im Büro, sich noch mehr um den einzelnen Kunden zu kümmern. Der Stundenlohn bei der Privatgartenpflege liegt 20% unter dem des Neubaus, dies kompensieren wir größtenteils durch eine Kleingerätepauschale.
Michaela Wegerhoff, Ulrich Schultze GaLaBau in Großbeeren
Abrechnung nach Aufwand
Mit Ausnahme des regelmäßigen Rasenschnittes rechnen wir Pflegearbeiten ausschließlich nach Aufwand ab. Viele unserer Kunden bestellen uns ein- oder zweimal im Jahr. Meist im Herbst zum Rückschnitt von Stauden und Gehölzen. Wenn die Arbeiten erledigt sind, fragen wir gleich nach dem Wunsch für den nächsten Pflegetermin und tragen diesen dann in die Vorplanung ein. Die Abrechnungssätze sind hierbei dieselben wie bei einer Bautätigkeit. Die Mitarbeiter haben ja auch keinen anderen Stundenlohn, nur weil sie eine andere Tätigkeit ausführen. Zusätzlich zum Stundensatz werden Entsorgung und eingesetzte Maschinen berechnet. Bei uns ist es eher so, dass die Kunden im Rahmen eines Bauprojektes auf unser volles Leistungsspektrum aufmerksam werden und dann auch Pflegeaufträge vergeben.
Nils-Hendrik Baum führt eine Firma für Gartengestaltung in Hattorf.
Pflege macht Umsatz
Die Gartenpflege hat einen hohen Stellenwert in unserem Betrieb. Etwa die Hälfte des Jahres verbringen wir mit der Pflege von Privatgärten. Empfehlungen von zufriedenen Kunden machen den Großteil davon aus. Wenn man die jährliche Arbeit proaktiv gestaltet, Änderungen vorschlägt und nicht nur Formen nachschneidet, birgt die Pflege viel Umsatzpotenzial. Die Organisation von Kleinstprojekten ist zwar mühsam, aber durch das Wegfallen von aufwendigen Planungs- und Angebotsphasen sowie teuren Baumaschinen ist das Ganze sehr gewinnbringend. Der in der Regel zweijährige Turnus bringt auch ein ganzes Stück Planungssicherheit. Wir sagen ja zu mehr Pflege!
Jochen Keller ist Chef des gleichnamigen Betriebs in Wehrheim.
Hohe Wertigkeit von Grün
Die Gartenpflege im Privatkundenbereich nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Dies zeigt sich insbesondere nach erfolgten Neupflanzungen. Die Stundensätze unterscheiden sich nicht, wir wollen hier ein Zeichen setzen und die Wertigkeit von Grün im Garten unterstreichen. Die Organisation der Pflege lässt sich sehr gut mit den anderen Projekten verbinden.
Wolfgang Schirmer, Schirmer Gartenträume, Weinböhla
Individuelle Kundenwünsche erfüllen
Die Gartenpflege im Abo anzubieten, hatten wir vor einigen Jahren auch versucht. Dieses Angebot fand aber in der Form kein Anklang, sondern es blieb bei der leistungsbezogenen Grünpflege, wo wir dem Kunden seine Wünsche individuell erfüllen. Die Kundenansprüche sind unterschiedlich. Ein Teil der Kunden mag es gerne selbst im Garten tätig zu werden und sieht es als Ausgleich zum Bürojob. Der andere Teil wünscht den Werterhalt beziehungsweise die Wertsteigerung seiner Grünanlage und vergibt dann an uns als Fachbetrieb die Aufgaben. Besonders gut haben wir tageweise unsere Dienstleistung beim Kunden verkauft. Vorab bieten wir dem Kunden an, dass er uns für den Betrag X den ganzen Tag für seinen Garten zur Verfügung hat. Als kleiner Betrieb mit sechs Mitarbeitern ist eine jährliche Auslastung durch eine reine Pflegetruppe zurzeit nicht gegeben, sodass ich mit der Ressourcenplanung der Mitarbeiter sehen muss, wen ich zu welchem Kunden schicke. Am liebsten wäre es mir, jemanden einstellen zu können, der sich eine Halbtagsstelle in der Grünpflege vorstellen könnte. Durch die Pflegearbeiten im Frühjahr ergeben sich immer wieder kleine Folgeaufträge, da eine Pflanzung ersetzt oder ein alter Plattenbelag neu verlegt werden muss. Diese zusätzlichen Arbeiten werden mit dem Kunden als flexible Leistung angeboten und ermöglichen uns damit, kleine Zeitfenster auszufüllen. Die abrechenbare Leistung im Stundensatz in der Pflege liegt knapp bei 15 % unter dem kalkulatorischen Lohn in der Bautechnik. Hierbei sollte man aber bedenken, dass die kalkulierte Zeit in der Bautechnik ein höheres Risiko bietet, als wenn man die anwesende Stunde in der Pflege abrechnet. Mit einer Tagespauschale kann man aber gut den Verrechnungslohn erzielen.
Alexander Tilburgs führt einen GaLaBau-Betrieb in Schmitten im Taunus.
Langjähriger Kundenstamm
Auch bei uns ist es so, dass die Pflegeaufträge eher zunehmen. Ein Drittel unseres Umsatzvolumens generieren wir durch Pflegeaufträge aus privaten Gartenanlagen, davon das meiste mit Stammkunden. Die Pflegevorarbeiter stimmen mit den Kunden häufig schon ab, was beim nächsten Durchgang gemacht werden soll. Das umfasst die ganze Palette: die großen Eiben zurückschneiden, über Lavendel nachpflanzen bis zu Pflanzenschutz und der kleinen Reparatur am Terrassenbelag. Wir haben aber auch Abos, wo wir flexibel schauen können, dass der Garten immer top gepflegt ist. Viele Gärten betreuen wir seit über 20 Jahren, teilweise in der zweiten Generation. Neue Kunden gewinnen wir von der Fertigstellungspflege, hier sehen die Kunden ja schon, dass Wertvolles geleistet wird, oder auch durch Empfehlungen. Sowohl im Stundennachweis als auch mit Pflegeabo lässt sich Geld verdienen. Sicher ist die Wertschöpfung im Neubau mit dem größeren Material und dem Maschineneinsatz höher, aber wir haben natürlich eine stetige Grundauslastung und sind immer sehr nah am Kunden, wenn neue Gartenwünsche keimen.
Klaus Gröning ist Geschäftsführer des gleichnamigen GaLaBau-Unternehmens der Gärtner-von-Eden-Gruppe in Göppingen.
Pflege gehört ins Portfolio
In unserem Betrieb spielt die Grünpflege eine untergeordnete, aber wichtige Rolle. Für die Fertigstellungspflege und Entwicklungspflege werden grundsätzlich keine Subunternehmer eingesetzt. Wir bieten nur auskömmlich kalkulierte Pflegeleistungen an und verdienen Geld damit. Da viele Kollegen diesen Markt nicht bearbeiten, konnten die Hausmeisterdienste und sonstige Anbieter diesen Markt erobern. Allerdings wissen inzwischen nicht nur private Auftraggeber, dass es bei der Pflege Qualitätsunterschiede gibt und selbstverständlich sind private Auftraggeber, die regelmäßig neben der Gartenpflege zusätzliche Wünsche haben, Dauerkunden, bei denen wir gute Aufträge abholen. In der Vegetationszeit beschäftigen wir so dauerhaft bis zu sechs Arbeitskräfte, die wir im Herbst und Frühjahr auch bei den Pflanzungen einsetzen. Grün- und Gartenpflege gehört meiner Meinung nach in jedes Portfolio eines Landschaftsbaubetriebes.
Ulrich Schäfer ist Geschäftsführer bei Nordgrün in Nürnberg.
Qualifizierte Pflege muss gut entlohnt werden
Selbstverständlich ist die Pflege ein wesentlicher Teil des Berufsstandes und darf niemals unterschätzt, geschweige denn in Frage gestellt werden. Natürlich stecken auch im Neubau viel Herzblut, Energie und Enthusiasmus, aber das Essenzielle und Tugendhafte ist in der beharrlichen gewissenhaften Pflege anzusiedeln. Wir betreuen Gärten und Anlagen teilweise seit über 20 Jahren durchgehend. Eine besondere Wohltat ist es dabei, zu sehen, wie sich diese verändern, nicht zuletzt durch eigene Impulse. Qualifizierte Pflege ist unbedingt erforderlich, sinnvoll und muss entsprechend entlohnt werden. Daher machen wir keine Unterschiede in den Verrechnungssätzen zwischen Bau und Pflege. Gute und zuverlässige Arbeit wird gerne honoriert, das zeigt sich schon bei den Trinkgeldern und den Kaffee-Angeboten, die in der Pflege häufiger und üppiger ausfallen als im Bau. Jahrespflege planen wir im Voraus. Die jeweiligen Einsätze melden wir in der Regel insbesondere bei Privatgärten kurz vorher an. Einzelaufträge lassen wir gerne auf uns zukommen und versuchen diese in die kommenden Wochen zu integrieren. Natürlich ist das zuweilen auch eine logistische Herausforderung, aber wenn es gelingt, fallen häufig genug auch Folgeaufträge ab. Von immer neuen Pflegeabo-Konzepten halte ich nur bedingt etwas. Wenn nur die Rationalität und die Effektivität berücksichtigt werden, geht das sehr schnell zu Lasten der Qualität und das wird bald sichtbar. Gute Pflege dauert eben seine Zeit. Deshalb vermeiden wir hier Angebote oder Festpreise.
Hartmut Hirsch hat einen Betrieb für GaLaBau in Dußlingen.
Gute Pflege wird honoriert
Die Gartenpflege steht und fällt mit den richtigen Mitarbeitern. Es braucht gute Pflanzenkenntnisse und ein gutes Vorstellungsvermögen. Wie verändert sich ein Garten mit den Jahreszeiten? Wenn dann das Ganze noch mit den Kunden kommuniziert werden kann, macht Gartenpflege nicht nur Spaß, sondern man kann damit auch Geld verdienen. Allerdings nur, wenn die Stundensätze angehoben werden, da man über die Maschinenkosten zu wenig Gewinn machen würde. Für gute Pflege sind die meisten Kunden auch bereit mehr zu bezahlen. Die anderen nehmen sich den Hausmeisterservice. Wer sich in der Pflege bewährt, wird auch gern für andere Arbeiten gebucht. So kann es von Vorteil sein, wenn man breiter aufgestellt ist oder mit Kollegen zusammenarbeitet, die sich wieder auf den Bau spezialisiert haben. Es reicht jedoch nicht, nur den Rasen zu mähen und die Hecke zu schneiden. Man muss dem Kunden immer wieder Lust auf mehr Garten machen und auf Gestaltungsmöglichkeiten hinweisen. Ist man dem Kunden einen Schritt voraus, kann man eher kreativ werden und den Garten besser gestalten.
Jochen Heinrich führt die Firma Baum & Heinrich in Schorndorf.
Enger Kundenkontakt
Die Pflege hat in unserem Unternehmen einen hohen Stellenwert. Zurzeit haben wir zwei Pflegeteams, die das ganze Jahr über unsere Bestandskunden betreuen. Dadurch haben wir einen engen Kontakt zu unseren Kunden und bekommen neue Aufträge. Qualität und Leistung werden von Privatkunden geschätzt und gut vergütet.
Markus Wack ist Inhaber von GREEN ART in Wetzlar.
Für jeden Kunden die passende Option
Die Pflege eines Gartens ist mindestens so anspruchsvoll wie der Bau. Natürlich muss man zwischen einem Hausmeisterschnitt und einer Pflanzen- und jahreszeitgerechten Pflege unterscheiden. Wir führen schon immer Pflegearbeiten aus und haben seit Jahrzehnten glückliche Kunden, bei denen wir mehrmals jährlich die Pflege übernehmen. Wir bieten jedem Kunden eine passende Option. Dem einen passt es besser auf Zuruf, dem nächsten ist ein fester Termin im Jahr wichtig und beim dritten Kunden übernehmen wir die Auswahl des Zeitpunktes selbst. Bei Bestandskunden erfolgt die Abrechnung gegen Ende des dritten Quartals auf Vertrauensbasis. Die Herbstarbeiten sind dann „im Voraus“ bezahlt. Da der Pflegezeitpunkt variiert kann man bei genügend Aufträgen das ganze Jahr eine Kolonne beschäftigen. Bei uns hat das Konzept den Namen Ganzjahrespflege und kann individuell den kompletten Garten oder nur Teile davon umfassen. Folgeaufträge kommen oft zustande und Vertrauen ist schon vorhanden. Da qualifizierte Mitarbeiter mit Pflanzenkenntnissen deutlich schwerer zu finden sind als Maschinenführer, ist der Verrechnungssatz höher. Hinzu kommt, dass ein reiner Pflegeauftrag keine nennenswerten Möglichkeiten an zusätzlichem Umsatz für Material bietet. Die Organisation der Aufträge läuft über einen Cloud-basierten Kalender und wird im Dezember für das nächste Jahr grob geplant. Die Baumpflegekolonne und die Gartenpflegekolonne helfen sich in Spitzenzeiten aus, dadurch kann man den Arbeitsanfall im Mai und Juni in der Gartenpflege und im Winter bei den Fällungen bewerkstelligen.
Martin Weller, Team Weller Baum Garten Landschaft in Beilstein
Hoher Aufwand - geringer Verdienst
Ich gehöre auch zu denjenigen, die in der Pflege nicht allzu große Verdienstmöglichkeiten im Verhältnis zum Aufwand sehen. Gemeint sind damit ausschließlich Pflegearbeiten im privaten Bereich. Folgende Gründe sehe ich als Argumentationsgrundlage dagegen: Zum einen habe ich selbst einen hohen Anspruch an die Pflegearbeiten in Privatgärten, sodass diese meist sehr zeitintensiv sind. Die meisten Kunden sind nicht gewillt, den Mehraufwand für einen fachgerechten Schnitt an Gehölzen zu bezahlen, geschweige denn die Ganzjahrespflege von Rasenflächen und zum Beispiel von Stauden- und Rosenbeeten. Da sollte alles immer sehr schnell gehen, sodass sie meist bei „Hausmeisterdiensten“ hängen bleiben, die dann doch deutlich günstiger sind. Somit werden von mir nur Bestandskunden bedient, die eine ganzheitliche fachlich fundierte Pflege auch schätzen und zu honorieren wissen. Doch die sind in meinem Aktionsradius nicht die Regel und rar gesät. Zum anderen ist es derzeit schwierig, an kompetentes Personal zu kommen, um ein gewisses Niveau der Dienstleistung bieten zu können. Wiederkehrende Pflegeaufträge werden je nach Einsatzschwerpunkt über Pauschalen je Einsatz (Rasenmähen, Bewässerung) und nach Aufwand (Gehölzschnitte und sonstige Pflegemaßnahmen) im Stundenlohn abgewickelt. Dieser unterscheidet sich nicht von den Stundensätzen der Baustellen, da für eine anständige Pflege auch sehr viel Know-how benötigt wird. Aufgrund dieser Tatsachen bewerbe ich mit meinem Unternehmen nicht explizit die Gartenpflege als Dienstleistung. Baumpflegearbeiten vergebe ich größtenteils weiter, da der dazu benötigte Maschinenpark für mich keinen wirtschaftlichen Sinn ergibt und die Mitarbeiter nicht über die dazugehörigen Qualifikationen verfügen. Für die Zukunft sehe ich auf jeden Fall ein gehöriges Potenzial in der privaten Gartenpflege aufgrund der Überalterung unserer Gesellschaft. Ob ich auf diesen Zug noch aufspringe, weiß ich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Aber der Pflegebereich bietet sicherlich mehr Chancen als Risiken.
Marc Widy führt ein GaLaBau-Unternehmen in Auenwald.
Jobfamilie 3P
Wir kommen ungefähr dreimal im Jahr zur Pflege in unsere Gärten und bieten diese zu unserem BML von 59 € an. In diesem Bereich arbeiten Landschaftsarchitekten, Meister, Techniker, Gesellen und Azubis sowie Praktikanten, die aber nur abgerechnet werden, wenn ihre Leistung entsprechend ist. Normalerweise ist Pflege unter diesen Bedingungen Liebhaberei. (Keine großzügigen Pauschalen und wenig Umsatz). Warum ist Pflege aber trotzdem unverzichtbar: Beim Pflegen sieht man, ob das, was man gebaut hat, funktioniert. Man lernt, was man besser machen muss, besonders in Bezug auf Pflanzungen und behält den Kontakt zum Kunden. Hier erlebt man den Garten in seiner Schönheit und ist Teil der Entwicklung. Pflege ist wie eine Therapie, erdet und schärft die Sinne. Deshalb ist die Pflege bei uns viel mehr. Es ist die Jobfamilie 3 P (planen. pflanzen. pflegen) Pflegen ist also existenziell und ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Sie macht am Ende das Ergebnis aus.
Peter Berg, GartenLandschaft Berg, Sinzig
Arbeitseinsatz-Planung meist analog
Seit über 20 Jahren erwirtschaften wir unseren Umsatz fast ausschließlich durch die Garten- und Grünflächenpflege. Auch die Corona-Krise hat die Nachfrage nicht negativ beeinflusst. Eine Expansion wäre möglich, jedoch bin ich mit der jetzigen Betriebsgröße von zwei bis drei Mitarbeitern sehr zufrieden. Wir haben viele private Stammkunden, die uns mitunter schon Jahrzehnte treu sind. Ergänzt wird dieser Bereich durch etliche Liegenschaften von Wohnungseigentümergemeinschaften. Für die Gartenpflege bei Privatkunden sind rasche Reaktionszeiten immer wichtig, was angesichts von Wetterkapriolen und sich verschiebender Jahreszeiten häufig eine Herausforderung ist. Aus diesem Grunde konzentrieren wir uns fast nur auf die Gartenpflege und bieten keine Neubaumaßnahmen an. Die Gartenpflege generiert auch immer wieder zusätzliche Aufträge, wie Pflanzarbeiten und kleinere Reparaturen. Die Abrechnung erfolgt bis auf die größeren Liegenschaften meist auf Nachweis. Die Höhe des Stundensatzes richtet sich nicht nach der durchgeführten Arbeit, sondern orientiert sich nur an der Qualifikation der Mitarbeiter. Die Planung der Arbeitseinsätze erfolgt hauptsächlich analog, zum Teil auch mit einer Excel-Tabelle, da dies im Moment für mich die beste Übersichtlichkeit bietet und eine schnelle Anpassung ermöglicht.
Udo Steffen ist Chef eines GaLaBau-Betriebs in Mainz.
Gartenpflege als dynamischer Prozess
Unser Betrieb ist hauptsächlich in der Pflege tätig. Es gilt aber im Bereich der Pflege zu differenzieren. Eine fachliche Pflege, bei der Gartenräume mit Pflanzen entwickelt werden, unter Berücksichtigung der Gestaltungsidee, verlangt ein hohes Maß an Pflanzenkenntnis von der Zwiebel bis zum Großgehölz. Hier wird der Fachmann auch immer gefragt bleiben. Auch muss die Pflege unter Berücksichtigung der Vegetation und Witterung über einen sehr langen Zeitraum kontinuierlich erfolgen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Eine nachhaltige Pflege erfolgt immer noch analog durch gelernte Fachkräfte, die ihren Beruf lieben und über ausreichend Erfahrung verfügen. Gartenpflege ist ein dynamischer Prozess und verlangt einen hohen Aufwand bei der Einsatzplanung. Die Arbeitsspitzen in der Pflege fallen in die Zeit mit den meisten Feiertagen nämlich im Mai, Oktober und November an. Viele Arbeiten müssen in der Zeit erfolgen. Rasen wächst auch sonntags und an Feiertagen. So unterschiedlich wie die Gärten und ihre Eigentümer sind, so unterschiedlich sind auch die Pflegekonzepte. Wir pflegen Gärten unserer Kunden je nach Wunsch, einmal die Woche bis zu einmal im Jahr. Neukunden für Bautechnik und Pflege kommen fast ausschließlich über Empfehlung.
Unser Betrieb ist mit sieben Mitarbeitern Anfang des Jahres zu 80% mit Pflege ausgelastet. Die Pflegeinsätze werden kontinuierlich dokumentiert und erlauben uns dann eine recht gute Planung für das Folgejahr mit der Möglichkeit, Arbeitsspitzen zu brechen.
Klaus Meurer, Ihr Gärtner in Wachtberg
Gartenbesitzer mitnehmen
Wir bieten bei Um- oder Neugestaltung die Pflege immer mit an, als Fertigstellungspflege oder als Entwicklungspflege. Es ist unser Ziel, die von uns gestalteten Gärten so lange wie möglich zu begleiten und durch die richtige Pflege unsere Gestaltungsziele zu erreichen. Das Wissen der Kunden um die Pflanze ist ebenfalls wichtig, wir müssen die Gartenbesitzer auf unsere Pflegereise mitnehmen. So können sie auch unsere Arbeit besser wertschätzen. Die Pflege der Prachtstaudenfläche auf der LGS Überlingen hat besonders viel Spaß gemacht und wir dürfen die Stauden auch in Zukunft weiterbegleiten. Pflegeaufträge aus öffentlicher Hand nehmen wir nicht an. Wir legen Wert darauf, dass alle Azubis regelmäßig in der Pflege arbeiten, um die Arbeiten rund um die Pflanze zu lernen.
Neue Aufträge bekommen wir vor allem nach den Pflanzungen, der Fertigstellungspflege und der Entwicklungspflege. Oft aber auch durch Empfehlungen oder die Mitarbeiter werden vor Ort angesprochen. Wir verrechnen die Stundensätze gleich, da wir hochqualifizierte Kundengärtner haben
Norgard Österle ist Landschaftsarchitektin bei Schwehr GaLaBau in Engen.
Verschiedene Modelle bei Pflegebeauftragung
Wir haben eine eigene Pflegeabteilung, bei der ich im Moment die Bauleitung innehabe und ich kann sagen, dass man mit Pflege definitiv Geld verdienen kann, aber das Know-how muss stimmen. Wir haben verschiedene Modelle der Pflegebeauftragung. Bei Kunden, welche eher unsicher bei den Kosten sind und nicht wissen was sie ausgeben möchten, biete ich die Pflege auf Stundenbasis an, somit ist unser Einsatz beziehungsweise der des Kunden flexibel, allerdings heißt das für mich auch Pufferzeit einkalkulieren, welche ich monatlich einplanen muss. Ansonsten gibt es einen festen Plan für die wiederkehrenden Pflegeaufträge. Monatliche Einsätze sind dann zum Beispiel immer in der ersten Kalenderwoche. Außerdem bieten wir ein Jahrespaket sowie drei und fünf Jahrespakete an und natürlich auch fixe Angebote für partielle Sachen wie nur Heckenschnitt oder Rasen mähen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden auch gerne die Fertigstellungspflege beauftragen. Ich habe eher das Gefühl, die Kunden beschäftigen sich jetzt mehr mit ihrem Garten und merken wie viel Unwissen vorhanden ist und durch die Pandemie ist Geld für Beratung, Pflegeeinsatz durch uns oder einen gemeinsamen Einsatz vorhanden. Wir verlangen zwar für die Pflege etwas weniger als für die Bauleistung, weil es schon schwierig ist den Preis durchzusetzen, aber mit guter Arbeit und Beratung sind die Kunden bereit den hohen Preis zu zahlen. Wir verkaufen auch die reine Beratungsleistung in der Pflege. Für uns liegt die Prämisse darauf den Kunden zu zeigen, dass man mit Pflege auch gestalten kann, und wir hinterlassen den Garten ordentlicher als der Kunde selbst. Gemeint ist damit, dass wir auch mal einen Schlauch zusammenlegen, stellen die Schubkarre auf damit kein Wasser drin stehen bleibt und den positiven Effekt kommunizieren wir auch.
Bianca Gerner, Garten- und Landschaftsbau GbR in Bad Saarow
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