Wie halten Sie es mit der Wildkrautbekämpfung?
Sprießt unerwünschter Bewuchs auf privaten Wegen oder Einfahrten, welche Verfahren nutzen Sie?
Welche Möglichkeiten der Vorbeugung sehen Sie?
Was sagen Sie Ihren Kunden, wenn sie Essig oder Speisesalz einsetzen wollen?
Wie stehen Kunden überhaupt zu dem Thema? Haben Sie im Hinblick auf die Nachhaltigkeits- diskussion in der Gesellschaft bei Ihren Kunden Veränderungen wahrgenommen?
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Einheimische Kräuter
Wir säen gezielt erwünschte Pflanzen aus, wie zum Beispiel Thymian oder Felsennelke, denn, jeder Quadratmeter, der mit einheimischen Kräutern bepflanzt ist, zählt. Die Kleintiere sind dringend auf einheimische Vegetation angewiesen! Das sagen wir auch unseren Kunden und zeigen ihnen auch unmissverständlich auf, dass es verboten ist, mit Salz oder Essig gegen die Kräuter zu arbeiten. Im Zweifel beenden wir auch die Zusammenarbeit mit manchen Kunden, wenn sie sich nicht belehren lassen wollen.
Angelika Bonin-Schmidt, naturnahe Gärten in Michelstadt
Mechanisches Entfernen
Unkraut auf Wegen und Flächen – dieses Thema ist immer wieder heiß umstritten. Abflammen macht viele Schäden, schadet den umliegenden Pflanzen und tötet viele Insekten. Auch für die Steine ist es nicht gut. Essig oder Speisesalz vergiftet alles und hinterlässt Ränder auf den Steinen – davon raten wir ab. Das mechanische Entfernen ist immer unsere erste Wahl. Das hält am längsten. Bei reiner Optikpflege werden die Flächen abgebürstet, aber das Unkraut kommt ziemlich schnell wieder. Für Kunden, die sich so sehr an diesen Pflanzen in den Fugen, die ja eine starke Kämpfernatur haben, stören, denen rate ich den Belag neu zu verlegen, um Ruhe zu haben und dann sofort und gleich aufkommendes Unkraut mechanisch zu ziehen.
Susanne Bürkert, Gartenpflege Susanne Bürkert in Tübingen
Hin zu naturnahen Gärten
Wir verwenden schon seit über 15 Jahren keine Herbizide mehr in unserer Firma und lehnen Aufträge ab, wo Glyphosat verwendet werden soll. Das Thema unerwünschter Bewuchs in Platten und Pflasterfugen begleitet mich schon das ganze Berufsleben. Wir verweisen unsere Kunden darauf, entweder den Bewuchs von Hand zu entfernen oder einfach wachsen zu lassen, und beraten dahingehend den Garten naturnah anzulegen. In Anbetracht der explodierenden Flächenversiegelung und Klimaerwärmung dürfte das eigentlich kein Thema mehr sein.
Rolf Denzel, GaLaBau R. Denzel in Singen
Größer und Grün
In der Regel rücken wir dem Wildwuchs mit thermischen Mitteln zu Leibe. Brenner sind hier bei uns am häufigsten im Einsatz. Auch das Auskratzen ist im privaten Bereich nicht unüblich. Vorbeugend und nachhaltig ist ein Wiederholungsturnus in kurzen Abständen. Essig oder Salz sind bei uns nicht im Gebrauch. Grundsätzlich sind unsere Kunden unserer Beratung im Umgang mit Wildwuchs in den Fugen aufgeschlossen. Es kommt hier auch auf den Kunden und den Garten an. Manchmal ist es auch schön, wenn ein wenig Grün bleiben darf. In Bezug auf Nachhaltigkeit gibt es die Möglichkeit einer bewusst größeren Fuge, die sogar „grün" sein soll. Das ist für mich als Gärtner grundsätzlich eine gute Lösung.
Henning Wenderoth ist Geschäftsführer von TsuboNiwa GaLaBau in Leverkusen
Lust am Wegsehen
Der Umgang mit Spritzmitteln wird hier im ländlichen Raum noch sehr lax gehalten. Vor allem die älteren Kunden wollen auf ihre bewährten Mittel nicht verzichten. Unser Betrieb verwendet schon seit zehn Jahren keine Herbizide mehr. Wir haben dadurch auch schon einige Aufträge nicht erhalten. Wenn es darum geht, Saat- oder Beetflächen auf die althergebrachte Weise herzurichten, dann kommen Restmengen, unter der Hand beschaffte Mittel zum Einsatz. Bei der jüngeren Generation sind Spritzmittel zwar verpönt, aber alternative Möglichkeiten der Beikraut-Bekämpfung scheiden zwecks allgemeiner Arbeitsüberlastung und Unlust aus. Der Garten soll pflegeleicht gestaltet werden. Hier greifen viele Kollegen und Gartenserviceanbieter auf die Schotter-, Kiesel-, Schroppen- und Vliesvariationen zurück. Ich rate meinen Kunden zu mehr Toleranz und Naturerlebnis. Was wächst denn hier, wenn ich es zulasse?! Das ist ein schwieriges Unterfangen, aber die Lust am Wegsehen und leben lassen wird größer.
Wolfgang Weinzierl, Garten- und Landschaftsbau in Mamming
Wildkräuter
Wir behandeln Wildkräuter auf befestigten Flächen mit Heißwasser, Freischneider und Flämmer.
Uwe Frings ist Inhaber bei Frings Gartengestaltung in Stolberg
Heißwasser-Methode am besten
Wir stellen schon ein steigendes Bewusstsein bei unseren Kunden fest, aber nach wie vor nicht bei allen. Das kann man auch täglich an den Klimadiskussionen ablesen. Unser Leiter Gartenpflege hat die Frage eindrücklich so kommentiert: Beim Thema Einsatz von Chemie bin ich ausnahmsweise froh, wenn Kunden Hunde haben. Damit ist das Thema Herbizide meist erledigt. Rechtlich ist es eine klare Sache: Wir dürfen es nicht. Damit herrscht auch Klarheit. Vom Ergebnis ist die Heißwasser-Methode wunderbar. Auch vermooste Steinflächen werden gleich sauber, angrenzende Pflanzen bekommen keine Hitzeschäden. Ansonsten einfach mechanisch-klassisch. Insgesamt bringen wir einfach viel zu viele Stoffe in die Welt, deren Wirkung wir nicht wirklich überblicken. Wir knipsen Litze für Litze des Seiles durch, an dem wir hängen und wissen nicht, wann wir die Bruchlast erreicht haben. Wir überblicken die ganzen Verluste nicht.
Andrea Jeremias von „Das Reservat“ in Berlin
Unkraut-Akzeptanz nimmt zu
Wir verfahren mechanisch mit Freischneider, Bürste und manuellem Kratzen. Wenn Kunden Essig oder Speisesalz einsetzen wollen, sagen wir ihnen, dass das genauso schädlich wie Gift ist und nicht verwendet werden darf. Unsere Kunden akzeptieren wiederkehrenden Unkrautaufwuchs, auch wegen dem Hinweis, dass Vogelmiere viel Vitamin C enthält. Wir spüren Veränderungen bei unseren Kunden in Hinblick auf die Nachhaltigkeitsdiskussionen. Das liegt unter anderem an unserem beständigen Hinweis auf alternative Ausführungsmethoden, einem Naturverständnis und unserer Haltung zur Arbeit.
Frank Rosigkeit ist Inhaber bei RosigkeitGrün in Erlangen
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