Rhus potaninii
Sie suchen ein echtes Ausrufezeichen, das nicht zu groß wird? Für diese Ausgabe hat Prof. Jonas Reif einen Gehölztipp, der für manche etwas überraschend kommen mag. Denn der Leumund für die Gattung ist nicht gut. Aber lesen Sie selbst.
- Veröffentlicht am
„Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ lautet ein Zitat, das dem Kabarettisten Werner Kroll zugeschrieben wird. Die Lebensweisheit mag auf Menschen zutreffen, nicht jedoch auf Pflanzen. Ein Beispiel dafür ist der Hirschkolbensumach, auch bekannt als Essigbaum (Rhus typhina). Der nach dem zweiten Weltkrieg beliebt gewordene Großstrauch mit bizarrem Wuchs, markanten Fruchtständen und spektakulärer Herbstfärbung leidet wie kaum ein anderes Gehölz unter seinem Ruf, aggressive Ausläufer zu bilden.
Auch andere Sumach-Arten versprechen ihrem Namen nach nicht unbedingt gute Eigenschaften, wie etwa Rhus toxicodendron (Eichenblättriger Giftsumach) oder Rhus vernix (Donnerholz), der als giftigste Pflanze Nordamerikas gilt. Und dennoch ist eine Sippenhaft keinesfalls gerechtfertigt.
Rhus potaninii, von Karl Johann Maximowicz nach dem russischen Ethnographen Grigori Nikolajewitsch Potanin benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts den Osten Russlands, die Mongolei und China erforschte, ist in jeder Hinsicht friedfertig. Sie ist eine von sechs in China vorkommenden Sumach-Arten, die sich zu einem breitkronigen Großstrauch bis Kleinbaum (max. 10 m) entwickelt. Die vollkommen winterharte Art ist extrem robust, schnellwachsend und frei von Krankheiten. Der Höhepunkt ist die beeindruckende rote Herbstfärbung Ende Oktober/Anfang November – selbst auf schlechten Böden. Der einzige mir bekannte Nachteil: Man bekommt ihn fast nirgendwo zu kaufen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.