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Interview

„Langfristig wird es für Unternehmen ohne eine Nachhaltigkeitsstrategie schwierig sein, am Markt zu bestehen.“

Philipp Erhardt bearbeitet mit seinem Unternehmen im Südwesten weitgehend das Ausschreibungsgeschäft und hat für sein Unternehmen Erhardt Garten- und Landschaftsbau GmbH bereits einen Nachhaltigkeitsbericht aufgestellt. Oliver Meyer von Kullmann und Meinen hat ihn befragt, was ihn dazu bewegt hat.

von Oliver Meyer/Red erschienen am 10.10.2024
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Philipp Erhardt
Philipp Erhardt © Sven Falk

Oliver Meyer: Herr Erhardt, wie kam es dazu, dass Sie sich so intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen, und welche Motivation liegt Ihnen zugrunde?

Philipp Erhardt: Das Thema Nachhaltigkeit begleitet mich schon lange, sowohl im Betrieb als auch in meiner Funktion als Vorstand für Markt und Wirtschaft beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (VGL). Unsere Firma war eines von 15 Unternehmen, die 2021 am Pilotprojekt CCF (Corporate Carbon Footprint) des VGL teilnahmen, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Dabei wurde mir klar, dass wir in vielen Bereichen bereits nachhaltig arbeiten, aber es war auch spannend, die Lücken und Grenzen zu erkennen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und ökonomisch zu handeln. Über meine Mitarbeit im VGL und der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit beim Bundesverband (BGL) konnte ich wertvolle Expertise gewinnen, die uns zu unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht führte.

Oliver Meyer: Welche kurzfristigen Erfolge konnten Sie bereits nach der Implementierung Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie beobachten?

Philipp Erhardt: Zu den kurzfristigen Erfolgen zählen die Einführung einer effizienten LKW-Planung und die Ermittlung unseres CO2-Fußabdrucks. Diese sogenannten "quick wins" sind leicht umsetzbar und zeigen schnell Wirkung. Unser Hauptziel ist jedoch, den Fokus auf größere Themen zu legen, die nachhaltig zur Unternehmensvision beitragen.

Oliver Meyer: Welche langfristigen Auswirkungen erwarten Sie von Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf Ihr Unternehmen und die Branche insgesamt?

Philipp Erhardt: Langfristig wird es für Unternehmen ohne eine Nachhaltigkeitsstrategie schwierig sein, am Markt zu bestehen. Nachhaltigkeit wird zunehmend zur Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg. Wir erwarten, dass unsere Strategie nicht nur unser Unternehmen stärkt, sondern auch einen positiven Einfluss auf die gesamte Branche hat, indem wir nachhaltige Praktiken fördern und vorleben.

Oliver Meyer: Welche weiteren Schritte planen Sie, um Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu erweitern oder zu vertiefen? Gibt es zukünftige Projekte oder Ziele?

Philipp Erhardt: Wir arbeiten kontinuierlich an der Umsetzung unserer selbstgesteckten Ziele. Sobald wir die Ziele aus unserem Bericht von 2024 erreicht haben, werden wir uns zusammensetzen und neue Ziele definieren. Es handelt sich um einen permanenten Optimierungsprozess, bei dem wir stets nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen.

Oliver Meyer: Wie kommunizieren Sie Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen nach außen? Welche Kanäle und Methoden nutzen Sie?

Philipp Erhardt: Neben dem Nachhaltigkeitsbericht selbst, nutzen wir überwiegend Social Media, um unsere Nachhaltigkeitsbemühungen zu kommunizieren. Diese Plattformen ermöglichen es uns, eine breite Zielgruppe zu erreichen und unsere Fortschritte transparent darzustellen.

Oliver Meyer: Konnten Sie bereits positive Auswirkungen auf Ihre Kundenbeziehungen oder auf Ihre Beziehungen zu relevanten Anspruchsgruppen feststellen?

Philipp Erhardt: Bisher gab es von Kundenseite keine direkte Rückmeldung auf unseren Nachhaltigkeitsbericht, aber das Interesse in der Branche ist enorm. Wir sehen dies als positiven Indikator und erwarten, dass sich dies auch auf unsere Kundenbeziehungen auswirken wird.

Oliver Meyer: Welche nachhaltigen Leistungen aus dem Garten- und Landschaftsbau sind heute und in Zukunft für Ihre Kunden interessant?

Philipp Erhardt: Unser Schwerpunkt liegt im Ausschreibungsgewerk, daher haben wir als ausführender Betrieb nur bedingt Einfluss. Der Trend geht jedoch klar in Richtung klimaangepasster Grünanlagengestaltung, Dach- und Fassadenbegrünungen sowie Wassermanagement. Neue Zahlen zeigen, dass die Zahl der Hitzetoten in Europa um 30 % gestiegen ist, und hier können wir durch die Begrünung unserer Städte aktiv gegensteuern. So tragen wir dazu bei, den urbanen Lebensraum lebenswert zu erhalten.

Oliver Meyer: Welche Nachhaltigkeitsziele werden schon jetzt aktiv verfolgt und welche lassen sich aufgrund mangelnder Datenlage nur schwer erreichen? Wie werden Sie dem gegensteuern?

Philipp Erhardt: Wir setzen ein Zeichen in der sozialen Nachhaltigkeit, beispielsweise durch unser „Talentgärtner-Konzept“, das unsere Auszubildenden besonders fördert. Diversität ist uns ebenfalls wichtig, und wir arbeiten an einem Verhaltenskodex, der dies unterstreicht. Die größte Herausforderung ist die Datenlage im Bereich von Scope 3-Emissionen, da unser größter CO2-Ausstoß durch vor- und nachgelagerte Emissionen entsteht. Hier müssen wir oft Vermutungen anstellen, welches Material nachhaltiger ist. Bei der Beratung unserer Kunden geht es auch um Abfallvermeidung und Wiederverwertung von Materialien, was wir „Garden mining“ nennen.

Oliver Meyer: Wie schätzen Sie die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Ihren langfristigen Unternehmenserfolg ein?

Philipp Erhardt: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit ist enorm hoch. Sie ist ein entscheidender Faktor für unseren langfristigen Erfolg. Unternehmen, die Nachhaltigkeitsaspekte außer Acht lassen, werden es schwer haben, am Markt zu bestehen. Wir sind überzeugt, dass wir durch nachhaltiges Handeln nicht nur unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können.

Autor:in
Oliver Meyer …
… studierte Landschaftsarchitektur in Geisenheim und Osnabrück und absolviert aktuell ein berufsbegleitendendes Studium des Nachhaltigkeitsmanagements. Er arbeitet als Berater für Nachhaltigkeit im GaLaBau bei der Unternehmensberatung Kullmann und Meinen GmbH und unterstützt hier GaLaBau-Unternehmen auf Ihrem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Kontakt: o.meyer@kullmann-meinen.de
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