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60 Jahre Walker in Sindelfingen

Auf jeden Fall Familie

Vor 60 Jahren gründete der im letzten Jahr verstorbene Karl Walker seinen GaLaBau-Betrieb in Sindelfingen. Der umtriebige Unternehmer war über Jahrzehnte eine zentrale Figur der Branche im Südwesten. Seit fast 20 Jahren managen seine Söhne Christoph (51) und Andreas (49) die Firma und führen sie in jeder Hinsicht extrem familiär.

von Tjards Wendebourg, Redaktion DEGA GALABAU erschienen am 10.10.2024
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In Sindelfingen arbeitete man beim Daimler oder für den Daimler. „Der Daimler“, das ist mit 35.000 Mitarbeitenden eine der größten und ältesten Fabriken des Automobilherstellers Mercedes Benz. Er hat die Stadt geprägt wie nichts sonst. Die Große Kreisstadt im Speckgürtel von Stuttgart mit heute rund 65.000 Einwohnerinnen und Einwohnern hatte nach dem Krieg nur ein Sechstel dieser Größe. Die Wirtschaftswunderjahre und die stetig wachsende Nachfrage nach Luxusautos haben die Stadt groß und ehemals auch sehr reich gemacht. Die Zebrastreifen aus Carrara-Marmor geisterten lange als Anekdote durch die Medien. „Dabei hat unser Vater dafür ja mal den Rentabilitätsnachweis erbracht, weil er vorrechnen konnte, dass die Carrara-Zebrastreifen unterm Strich günstiger waren, als alle fünf Jahre Farbe aufzutragen“, lacht Andreas Walker, der das Unternehmen heute zusammen mit seinem Bruder Christoph leitet. Die Zebrastreifen sind mittlerweile verkauft und bei der Stadt ist die Kassenlage eher wechselhaft. Die wirtschaftliche Anziehungskraft ist trotzdem nach wie vor hoch und der Speckgürtel um die Landeshauptstadt ist stetig gewachsen.

Keine Lust auf die Fabrik

Karl Walker sen., der Vater des Unternehmensgründers, arbeitete beim Daimler. Der gelernte Zimmermann betreute zuletzt den Holzplatz von Mercedes. Für seinen Sohn Karl jun. wünschte er sich ebenfalls einen Job unter dem guten Stern. Doch dem war nicht nach Arbeiten in Fabrikatmosphäre. Er entschied sich für die frische Luft und eine Ausbildung bei einem Traditionsbetrieb in der nahen Landeshauptstadt. Bei Stier Gartenbau lernte er nicht nur die Branche und die Gartenkunst kennen, sondern mit dem 2020 verstorbenen Ulrich Biegert (siehe dega3526) auch einen Freund fürs Leben. Nach der Lehre gingen sie gemeinsam in die Schweiz, um sich weiter zu qualifizieren. Später prägten die beiden mit ihren Betrieben den GaLaBau in Baden-Württemberg entscheidend mit.

Ein Großer im Südwesten

Das Unternehmen von Karl Walker entstand 1964. Damals hatte Sindelfingen halb so viele Einwohner wie heute. Sein Betrieb profitierte von Boom und Zuzug in die Industriestadt. Für die vielen Neubürger mussten Wohnungen gebaut werden – und die waren immer mit Freiraum verbunden. Ein bewusst breites Portfolio, das vom hochwertigen Privatgarten über öffentliche Aufträge und Gewerbeprojekte bis zur Grünpflege in der Wohnungswirtschaft reichte, verteilte das Risiko.

Walker war ein begeisterungsfähiger Bauchmensch, der viele Ideen aufgriff, selbst wenn nicht alle von dauerhafter Natur waren. Etliche Unternehmen und Filialen gründete er gemeinsam mit Menschen, die ihm am Herz lagen. Es gab ein Gartencenter, einen Ableger in Ostdeutschland und eine Firma, die sich mit Pflanzenkläranlagen beschäftigte. „Dann kam damals die Betonlobby und hat alle Seifenblasen zerplatzen lassen“, pointiert Andreas Walker im Hinblick auf die Wasserreinigung mit Pflanzen. Die vielleicht exotischste Unternehmung war eine Dachbegrünungsfirma an?der Côte d’Azur, die zuletzt der französische Landschaftsarchitekt Jean-Marie Schmerber führte. Das wahrscheinlich für die Firma teuerste Projekt war „Intergala“ in den 80er-Jahren. Zusammen mit anderen Unternehmen aus dem Ländle wollte man mit israelischen Palmen in Saudi-Arabien Geld verdienen. Die erfolgreichste Unternehmung war die 1979 aus einer Arge zwischen Karl Walker und Gerhard Maisch hervorgegangene Garten und Grün GmbH. Sie kümmerte sich anfangs um die Fertigstellungspflege gemeinsamer Projekte und entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einem hochwirtschaftlichen Pflegeunternehmen mit 20 Mitarbeitenden. Die Garten und Grün GmbH ist heute eine hundertprozentige Tochter von Walker und pflegt weitgehend Sportanlagen in der Region.

Walker engagierte sich stark für die Branche, war BGL-Vize und Betreuer des Landschaftsgärtner-Cups. Die Ausbildung lag ihm ebenso am Herzen wie die Entwicklung der Gartenschauen im Südwesten. Die Landesgartenschau Sindelfingen 1990 war für ihn natürlich ein Heimspiel. Als dann 1993 noch die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) nach Stuttgart kam, war das für den Unternehmer und seinen Betrieb ein Fest. Mit zahlreichen Losen war Walker an der Umgestaltung des Killesberg-Geländes beteiligt und wurde für die Leistung mit zahlreichen Medaillen ausgezeichnet. Bis zur IGA wuchs das Unternehmen auf 100 Mitarbeitende. „1993 war sozusagen Personalhöchststand“, blickt Christoph Walker zurück.

Übernahme mit Geburtswehen

In den Achtzigern konnte man im GaLaBau richtig viel Geld verdienen und auch mal einen Irrweg verkraften. Es war durchaus üblich, die Eigenkapitalquote gering zu halten und Privatvermögen aufzubauen. Auch bei Walker hatte sich durch Beteiligungen und die Investitionen eine komplexe Gemengelage entwickelt. Als der Markt nach dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er enger wurde, wuchsen die Hausaufgaben.

„Wir verbringen den Großteil unseres Lebens hier und dann wollen wir uns auch wohlfühlen und wollen unseren Leuten auch in die Augen gucken können.“ Andreas Walker

Christoph Walker stieg 2001 ins Unternehmen ein. Andreas Walker folgte 2002. Dabei bewiesen alle drei Söhne – der dritte im Bund, Ulrich Walker, ist heute Landschaftsarchitekt – dass der Vater mit seinem Beruf offensichtlich ein großes Vorbild war. Alle drei lernten Landschaftsgärtner, alle drei bei Ulrich Biegert in Leingarten. Alle drei studierten danach Landschaftsbau oder Landschaftsarchitektur. Dass der Älteste und der jüngste ohne größere Umwege nach dem Studium in das Unternehmen einstiegen, lag auch daran, dass die Mutter schwer erkrankt war und dem Senior nur noch geteilte Aufmerksamkeit für das Unternehmen blieb.

Als die Firma 2004 in Schieflage geriet, holten die Walkers den befreundeten Unternehmensberater Klaus Wolf (WCG Consult) dazu und entschieden gemeinsam, die Sanierung mit der Übergabe zu verknüpfen.

Das Gute daran: Andreas Walker hatte sich bereits in seiner Abschlussarbeit in Weihenstephan mit der Unternehmensnachfolge beschäftigt. „Ich hatte das mit Rechtsanwalt, Notar und Steuerberater ausgetüftelt und daraus hatten wir dann in mehreren Sitzungen schon bevor Klaus Wolf kam einen Fahrplan zusammengebastelt“, erzählt er. Selbst dem betreuenden Professor Holger Beiersdorf – bei dem übrigens beide Inhaber ihre Diplomarbeit geschrieben haben – seien die Verflechtungen brutal vorgekommen. „Das war eigentlich eher so eine Art Neugründung unter erschwerten Bedingungen“, meint Andreas Walker.

Die Aufgabe war deshalb, die Strukturen zu entflechten, die Liquidität zu erhöhen und das Netzwerk zu verjüngen. ?Wenig Freude hatten die Walkers dabei mit der beteiligten Bank aus dem Genossenschaftsbereich: „Die haben uns über Nacht in die Kreditbetreuung versetzt – nach 40 Jahren gemeinschaftlicher Arbeit“, zeigt sich Christoph Walker noch rückblickend enttäuscht und lobt zugleich die regionale Kreissparkasse, die den beiden jungen Nachfolgern damals ihr Vertrauen schenkte. „Das war eine Phase, in der du gelernt hast, wer Freund und Feind ist“, fügt er an. Bereits 2005 war dann das Unternehmen wieder zahlenmäßig im schwarzen Bereich. Doch für den Senior war das Jahr der Übergabe, in dem er erst seine Frau verlor und dann kurz darauf den Betrieb abgab, ein tiefer Einschnitt. „Im Nachhinein betrachtet, muss man sagen, kannst du so etwas bloß mit einer Familie machen, die fest zusammenhält“, ist Christoph Walker überzeugt.

Ein Wertekanon als?Leitschnur

Bis heute ist die Umstrukturierung noch lange nicht abgeschlossen. Das liegt auch an dem familiären Wertekanon, dem die Unternehmensphilosophie folgt. Extrem starke und lange Bindungen der Mitarbeitenden an das Unternehmen sorgen auf der einen Seite für Stabilität, konservieren aber auch Strukturen für sehr lange Zeit. Symbolisch steht dafür ein besonderer Mitarbeiter: Betriebsleiter Hans Mooshammer kam 1965 als „österreichischer Gastarbeiter“ aus dem Pongau zu Walker – als einer der ersten Mitarbeiter. Dieses Jahr wird er 80 Jahre und kommt immer noch jeden Morgen mit der Brotzeit für das Büroteam in die Firma. Im April will er dann allerdings doch seinen längst verdienten Ruhestand antreten.

„Wir haben aber noch mehr Leute an Bord, die über 40 Jahre dabei sind“, freut sich Christoph Walker, der sich im Unternehmen um das Personalmanagement kümmert. Das spreche schon dafür, wie der Umgang mit den Menschen ist und war. Schon seinem Vater sei die Nähe zu den Mitarbeitenden immer eine Herzensangelegenheit gewesen.

Dabei war das Mercedes-Werk in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht nur ein Segen. Schon in den 70ern flog der Senior nach Portugal oder Spanien, um Arbeitskräfte zu akquirieren – die dann oft später zum Daimler wechselten. Schließlich konnte man in der Automobilindustrie schon immer mehr verdienen als im GaLaBau. „Unser Vater hat immer irgendwie geguckt, dass Gebäude zur Verfügung standen, wo Leute einziehen konnten. Und zwar ohne jeglichen Rentabilitätsgedanken, sondern nur, dass die Leute was zum Wohnen hatten, dass sie arbeiten konnten“, blickt Andreas Walker zurück.

„Unser Vater hatte auch immer seine Sozialprojekte“, fügt er schmunzelnd hinzu. Viele Leute – auch solche mit gebrochenen Lebensläufen – bekamen bei ihm eine Chance. „Er war ein unglaublich sozialer Mensch“, blickt der Unternehmer auf den Vater zurück. Die Werte, die der Senior seiner unternehmerischen Tätigkeit zugrunde gelegt hat, strahlt das Unternehmen auch heute noch aus. Das gilt auch für den eigenen Zusammenhalt der heutigen Inhaber: „Ich kann grundsätzlich mal sagen, dass der eine schon weiß, was der andere denkt und das grundsätzlich mal zwischen uns kein Blatt Papier passt“, lächelt Andreas Walker. „Also, wir kommen eigentlich richtig gut miteinander aus.“ „Es ist natürlich so, dass sich manche Dinge auch ein bisschen wie bei einem alten Ehepaar abspielen“, gibt sein Bruder schmunzelnd zurück.

Groß in der Ausbildung

Karl Walker erkannte früh, dass die Nachbarschaft zum Daimler die eigene Branchenausbildung essentiell macht. Zusätzlich war es ihm auch ein Anliegen, jungen Menschen den schönen Beruf nahezubringen. Wie wichtig ihm das war, zeigt sein Engagement auf Landes- und Bundesebene. Bis zur Übergabe an den Freisinger Martin Gaissmaier betreute Walker als Chefexperte die Worldskill-Teams – die während seiner Zeit immer auf den Medaillenrängen landeten. So schafften es Mathias Forster – heute selbst Chef im eigenen Unternehmen – und Sebastian Kirmess 2003 in St. Gallen sogar auf Platz zwei. Christoph Maurits und Laura Neuffer wiederholten den Erfolg 2007 in Shizuoka. Unter anderem für seinen Einsatz in der Ausbildung bekam der Senior 2003 das Bundesverdienstkreuz.

Insgesamt hat das Unternehmen selbst weit über 100 junge Menschen zu Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtnern ausgebildet. Jährlich kommen drei dazu. Dabei setzte sich schon der Senior besonders für Frauen ein. „Das war ihm so wichtig. Er wollte immer Mädels mit dabei haben“, meint Andreas Walker. Das sei in den 80er-Jahren in der Branche ja keineswegs selbstverständlich gewesen.

Dass die Ausbildung bei Walker tiefen Eindruck hinterlassen hat, kam im letzten Jahr zum Ausdruck, als viele ehemaligen Azubis und Weggefährten sich mit Kondolenzschreiben meldeten. „Wir haben so viel Post bekommen, als der Vater gestorben ist“, zeigt sich Christoph Walker bewegt. Darunter seien auch Briefe von früheren Azubis gewesen, die gesagt haben, dass sie ihn so geschätzt haben, wie er mit ihnen umgegangen ist.

Heute kümmert sich Ute Utz um die Azubis. Im Herbst durften sie eine freistehende Trockenmauer als eigenständiges Projekt bauen. „Da lernen sie die Handwerkskunst und gleichzeitig integrieren wir diesen Faktor Ökologie sowie Außenwirkung“, erklärt sie.

Außerdem kommen auch viele junge Menschen aus befreundeten Unternehmen für Praktika oder für eine Ausbildung. Tobias Zwisler (Zwisler GmbH, Tettnang) oder Markus Moser (Fa. Hagg-Moser, Albstadt) haben bei Walker erste Führungserfahrungen gesammelt.

Naturstein und Pflanzen

Was die Walkers dem Nachwuchs mit auf den Weg geben wollen, sind die Kernkompetenzen des Gärtner-Berufs, die gleichzeitig die Firmen-DNS beschreiben: Saubere Natursteinarbeiten mit weitgehend regionalen Steinen und ganz viel Pflanze – das sind noch heute die Kernkompetenzen des Unternehmens. Wer davon einen Eindruck gewinnen möchte, kann das auch im öffentlichen Raum tun. Für die IGA hat das Unternehmen seinerzeit kilometerweise Trockenmauern neu aufgesetzt, die rund um den Killesberg auch heute noch zu sehen sind. Diese Qualität wird bei Walker weiterhin hochgehalten und stellt auch ein Alleinstellungsmerkmal dar: „Diffizile Baustellen mit aufwendigen, handwerklichen Natursteinarbeiten – das ist unser Ding“, sagt Andreas Walker.

„Ich kann grundsätzlich mal sagen, dass zwischen uns kein Blatt Papier passt.“ Andreas Walker

„Ein bisschen achten wir dabei auch auf die Regionalität“, meint Ute Utz. „Wo wir die Möglichkeit haben, Einfluss drauf zu nehmen, greifen wir auch auf besondere Materialien zurück“, fügt ihr Mann an und erzählt von einem Garten bei dem Gauinger Travertin von Lauster zum Einsatz kam; ein Regionalbaustoff, der für den nicht mehr abgebauten Cannstätter Travertin zum Einsatz kam. Oder der Privatgarten des Architekten Stefan Behnisch in dem Maulbronner Sandstein verbaut wurde.

„Wir wollen uns, ehrlich gesagt, gar nicht unbedingt neu erfinden, sondern wir wollen qualitativ hochwertige Arbeit im klassischen gärtnerischen Sinne im Privatgarten abliefern“, fasst es Andreas Walker zusammen. Dieser Fokus war vor der Betriebsübernahme etwas verschwommen. Seit dem Wechsel an der Spitze haben das gehobene Privatgartengeschäft und die Gartenpflege wieder an Bedeutung gewonnen. „Das sind immer drei bis vier Kolonnen, die eigentlich nur Pflege und Pflanzung machen“, so Andreas Walker. Dabei seien sie echte „Omanizer“ fügt er lachend an. „Wir haben schon früh festgestellt, dass unsere Zielgruppe eher die 75 plus ist“, ergänzt sein Bruder.

Gerade hatte das Unternehmen wieder einmal Glück gehabt und einen jungen Bauleiter gefunden, der seine Selbstständigkeit wegen des Mangels an Fachkräften aufgegeben hat. Ein Fachmann mit einem Faible für Naturstein und guter Pflanzenkenntnis – so jemanden findet man auf dem Markt mittlerweile sehr selten.

Cashcow „Garten und Grün“

Aus dem Umgang mit Pflanzen ist die Garten und Grün GmbH hervorgegangen. Das von dem Ingenieur Tilman Gentner seit 19 Jahren geführte Tochterunternehmen arbeitet mit geringem Overhead und einer hohen Eigenkapitalquote extrem profitabel. Gentner hat sich dabei auf eine breite Palette an Pflegeleistungen spezialisiert; bietet neben der Sportrasenpflege auch den Unterhalt und die Reinigung von Sport- und Spielplätzen an. Dafür hält die Firma eine große Zahl von Spezialmaschinen vor.

60 bis 70 Sportplätze betreut die Garten und Grün alleine in Stuttgart, fährt für die Sportplätze aber auch bis zu 60?km. Da tickt das Unternehmen etwas anders als das Mutterhaus: „Wir wollen eigentlich eher in 10, 12?km Umkreis 80?% unserer Aufträge abarbeiten“, verrät Andreas Walker die Strategie. „Bei Garten und Grün gibt es vielleicht noch ein hochinteressantes Thema: Wie geht es mit den Sportplätzen weiter?“, meint Andreas Walker. Da habe es 2022 die eine oder andere Kommune gegeben, die die Bewässerung von Sportplätzen abgestellt hat. Da werde das Thema Nachhaltigkeit sicherlich auch einmal durchschlagen; sowohl beim Thema Mikroplastik als auch bei den Hybridlösungen. Die über eine Holding mit der Walker GmbH verbundene Garten und Grün erhöht gleichzeitig auch die finanziellen Spielräume.

„Als wir kamen ging es ja anfangs wirklich darum: Wir gegen den Rest der Welt.“ Christoph Walker

Brot & Butter für die Auslastung

Neben exklusiven Privatgärten und hochwertiger Natursteinverarbeitung braucht es im Mutterhaus auch die Grundlast, die die dauerhafte Beschäftigung des Teams sichert. Dazu gehören etwa die „Jahresarbeiten“ für die Stadt. Das sind kleinere Projekte (in Sindelfingen brutto bis maximal 20.000?€ Umfang), die auf der Basis eines Leistungskataloges beziehungsweise einer Einheitspreisvereinbarung seitens der Stadt in einem Vertragszeitraum abgerufen werden können. Konkret sind das etwa Reparaturarbeiten an Belägen und Treppen, der Austausch von Stadtbäumen, Grabfelderweiterungen auf den Friedhöfen, das Aufstellen von Sitzbänken oder der Austausch von Kinderspielgeräten in Kitas oder Schulen. Die Wässerung der städtischen Neupflanzungen ist ebenfalls in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. „Wir haben zum Beispiel über den Sommer teilweise drei Wassergespanne toujours am Laufen“, erklärt Andreas Walker.

„Für uns ist diese Art von Arbeiten zum einen wichtig, weil wir uns mit unserer Heimatstadt sehr verbunden fühlen und wir hier der kompetente Ansprechpartner vor Ort sein möchten“, beschreibt Christoph Walker. Aber auch für die laufende Projekteinteilung seien diese Aufträge wie Öl im Getriebe: „Es gibt häufig eine Liste von kleineren Arbeiten, auf die man im Bedarfsfall ohne große organisatorische Hürden zugreifen kann“, meint er. „Wenn also mal ein Loch entsteht, hat man hier meistens ein paar Joker, die einem im Betriebsalltag weiterhelfen können.“ Dabei beklagt Andreas Walker als Hauptverantwortlicher für LV-Kalkulationen und für die Oberbauleitung die gerade bei der öffentlichen Hand stetig zunehmende Bürokratie. „Da kannst du irgendwann mal keine Jahresbauarbeiten mehr machen, weil sie nachher für irgendwelche zwei Kubikmeter Aushub Lieferscheine brauchen“, meint er.

Generell werde es immer komplizierter. So werde etwa die Verkehrssicherung in jeder Kommune anders ausgelegt. In einer Stadt gebe es zum Beispiel jemanden, der die verkehrsrechtlichen Anordnungen überwacht und mit jeder Baufirma auf Kriegsfuß steht. „Da denkst du dir, tu ich mir das auf der Gemarkung noch an, dass ich da Aufträge annehme, wenn ich gegen solche Windmühlen ankämpfen muss?“ „Spannend wird es eigentlich in fünf, sechs, sieben Jahren, ob man dann tatsächlich der nächsten Generation empfehlen kann, weiterzumachen. Er habe mit den Rahmenbedingungen, den Verordnungen und Verschärfungen zwischenzeitlich dermaßen zu kämpfen. „Langsam kannst du keinen Furz mehr lassen ohne Bescheinigung, das ist wirklich brutal und engt mich echt ein; obwohl ich gern und viel arbeite“, meint der jüngere der beiden Brüder.

Herausforderung Personal

Schwierig ist es auch beim Personal – nicht nur, weil faktisch Fachkräfte fehlen, sondern weil es die Bürokratie zusätzlich schwierig macht. Einen Osteuropäer etwa, der jahrelang mehr oder weniger illegal für ein Bauunternehmen gearbeitet hat, zu legalisieren, entpuppt sich als Lotteriespiel – trotz guter Zeugnisse. Und wenn zum Beispiel ein Ukrainer zusätzlich zum Bürgergeld arbeiten möchte, bleibt kaum etwas vom Lohn übrig. Da braucht es von Seiten der Arbeitnehmer schon sehr viel Motivation, trotzdem einen Job anzunehmen.

Gleichzeitig werde die Betreuung der Leute immer aufwendiger und gehe weit über die betrieblichen Belange hinaus; wie das eben so ist, in einer großen Familie. Für die Walkers steht dann im Vordergrund, dass die Atmosphäre gut bleibt. „Wir verbringen den Großteil unseres Lebens hier, dann wollen wir uns auch einigermaßen wohlfühlen und wollen unseren Leuten auch in die Augen gucken können“, meint Andreas Walker. Man müsse aber auch sagen, dass die Krankenstände seit Corona nie mehr wirklich ganz runtergegangen sind. „Es ist jeden Tag eine Überraschung, wer morgens zur Arbeit erscheint“, pointiert Andreas Walker. Der Improvisationsaufwand habe deutlich zugenommen.

„Unser Vater hat immer Luther zitiert, der gesagt haben soll: Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“, lacht er. Man wolle deshalb nicht jammern. Da sind Lichtblicke, etwa in Form eines jungen Ukrainers, der Forstmeister gelernt und Landschaftsarchitektur studiert hat und trotz der bürokratischen Hürden Lust hat, zu arbeiten, natürlich sehr willkommen.

„Ich war jetzt total happy, dass ich mal wieder in einen Garten gehen und die Leute beraten durfte. Da bin ich echt beschwingt rausgekommen“, erzählt Christoph Walker über die motivierende Kraft, mal die Last des Verwaltens für einen Teil abschütteln zu können.

Betriebshof: Glücksfall mit Haken

Fläche ist im dicht besiedelten Großraum ein rares Gut. Umso wertvoller ist der verkehrsgünstig gelegene, knapp 10.000?m² große Betriebshof im Westen von Sindelfingen – direkt gegenüber des Mercedes Werkes. „Von hier kommen wir schnell auf die Bodensee-Autobahn, wir sind ruckzuck auf der B464, wir kommen schnell Richtung Ludwigsburg und sind auch zügig auf den Fildern oder im Stuttgarter Westen“, erklärt Christoph Walker. Außerdem habe man nicht das Problem, irgendwo in einem Wohngebiet zu sein, wo man als GaLaBau-Unternehmen ständig Konflikte habe.

Dafür hat das Grundstück einen Haken: Nach der letzten Werkserweiterung hat die Stadt den Außenbereich in Sondergebiete umgewidmet. Das Grundstück der Walkers ist seitdem „Sondergebiet Landschaftsbau“, mit klaren Nutzungseinschränkungen. Für die Walkers heißt das: Große Investitionen schließen sich erst mal aus, weil bei einem möglichen Verkauf nur ein sehr kleiner Nutzerkreis als Käufer in Frage kommt. Zusätzlich läuft die Bodenseewasserleitung diagonal über das Gelände und macht Baumaßnahmen in diesem Bereich unmöglich. Nun sollen temporäre Lösungen und Leichtbauten mehr Schutz für die Baumaschinen und Fahrzeuge bieten. Im letzten Jahr entstand zum Beispiel bereits ein Holzgebäude als Obdach für eine neue Hebebühne. Das Herzstück ist das Betriebsgebäude von 1968. Seine Besonderheit ist ihm nicht sofort anzusehen. Gerhard Schurer, ein Jugendfreund von Karl Walker, der später Architekturprofessor in Australien war, hat das Gebäude in das leicht fallende Betriebsgelände eingebettet, sodass es nicht in den Vordergrund rückt. Dabei war es anfangs nur zu einem Teil als Büro konzipiert und zum größeren Teil als Mitarbeiterwohnungen. Schurers Arbeit war sowohl vom Bauhaus inspiriert als auch von den Erdhäusern der Pueblo-Indianer. „Obwohl es von 1968 ist, ist das ebenerdige Gebäude der ersten Stunde auch heute noch sehr zeitgemäß zugeschnitten und beherbergt zwei Drittel der heutigen betrieblichen Büroarbeitsplätze“, lobt Christoph Walker das Konzept.

Für den organisch gewachsenen Hof soll es schrittweise weitergehen. „Wir wollen Stück für Stück den Bestand optimieren“, verrät er. Während des Rundgangs über den Hof bleibt er vor einem Lanz Varimot stehen. „Mit dem sind wir als Kinder hier noch auf dem Hof gefahren“, lacht Andreas Walker über den Kompaktlader-Vorläufer aus den 60ern. „Den will mein Jüngster zusammen mit dem Werkstattmeister für den 60-jährigen Geburtstag herrichten“, fügt er an.

Die neuen Fahrzeuge, Anhänger und Baumaschinen sind mit Blüten beklebt. Jeder Polier hat ein eigenes Motiv, sodass die Zugehörigkeit leicht zu erkennen ist. „Unser portugiesischer Baggerfahrer hat auf der anderen Seite noch eine rote Nelke gefordert“, erzählt Andreas Walker; als Erinnerung an die Nelkenrevolution. „Wir bemühen uns halt, auf Mitarbeiterwünsche einzugehen“, sagt er lachend.

Gute Chancen für eine?dritte Generation

Nicht nur der neunjährige Sohn Theo von Andreas Walker hat Spaß an der Firma – oder zumindest an der historischen Technik. Mit den beiden Söhnen Hannes (25) und Ludwig (23) von Christoph Walker und Ute Utz stehen schon vorher potenzielle Anwärter zur Verfügung. Beide haben bereits eine gärtnerische Ausbildung und der Ältere folgt der Tradition und studiert gerade in Weihenstephan Landschaftsbau und Management. Auch die dritte Generation ist also vom Grünen begeistert. „Altersmäßig haben wir ja auch noch ein Weilchen vor uns, aber denken muss man es schon mal“, meint Christoph Walker, der seinen Söhnen rät, erst mal einen weiten Bogen um die Firma zu schlagen, um weitere Erfahrungen zu sammeln.

Im Frühjahr hat die Firma Galawork eingeführt; ein Schritt, der nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Abläufe und die Firma für Jüngere attraktiver machen soll. Noch attraktiver, muss man sagen. Denn zwei der Hauptanziehungsmerkmale hat das Unternehmen im Erbgut: Es bietet familiäres Aufgehobensein und das Arbeiten mit Natur.

#WirImGaLaBau

Walker steht für Pflanzen, für hoch­wertige Natursteinarbeit, für gute Ausbildung und für ein soziales Miteinander. Dazu gehört auch, dass der Firmengründer, Karl Walker, sich über Jahrzehnte für die Branche und die Ausbildung eingesetzt hat. Langjährige Arbeitsverhältnisse und ein Netzwerk aus Freundschaften belegen, dass sich dieses Handeln bis heute auswirkt. Die Söhne Christoph und Andreas setzen andere Schwerpunkte und sind weniger öffentlich präsent. Aber an der sozialen Ausrichtung hat sich im Grunde nichts verändert.

Betriebsdaten
  • Karl Walker GmbH
  • Firmengründung: 1964
  • Gesellschaftsform: GmbH
  • Geschäftsführer: Andreas Walker, Christoph Walker
  • Umsatz: 7,97 Mio. € in 2022
  • Materialkostenanteil: 18,6 % (2022) 
  • Betriebsmittellohn: 17,9 € in 2022
  • Kalk. Stundenlohn: 31 € in 2022
  • Durchschn. Verrechnungssatz: 58,2 € (2022)
  • Mitarbeiter: 78, 6 Ingenieure, 2 Techniker, 6 Meister, 12 Gesellen, 26
  • Fachfremde, 10 Azubis, 11 Ungelernte, 5 Verwaltungsangestellte
  • Mitarbeiter im Büro: 15
  • Bauleiter: 6
  • Baustellenleiter: 10
  • Kolonnen: 16
  • Fuhrpark/Maschinen: 11 Pkw, 22 Lkw, ?14 Bagger, 9 Radlader, 1 Raupe 
  • Auftraggeberstruktur: Privat (35 %), Gewerbe (15 %), Wohnungswirtschaft (10 %), Öffentliche Hand/Submissionswesen (inkl. Pflege) (40 %)Umsatz nach Leistungsbereichen: ?Klassisch. Landschaftsbau (40 %), Hausgarten (inkl. Pflege) (35 %), Gewerbebegrünung (15 %), Grünflächenpflege (5 %), Schwimmteichbau (1 %), Dachbegrünung (2 %), Baumpflege (2 %)
  • Mitgliedschaften: VGL Baden-Württemberg
  • Franchisebeteiligungen: Optigrün
  • EDV-Lösungen: CAD: Vectorworks, ­Vermessung: Trimble und ISL Kocher,
  • Branchenlösung: Greenware und Galawork, DMS: Starke DMS, FiBU:
  • DATEV, Controlling: KERplus
Kontakt
©

Karl Walker GmbH

Calwer Straße 76, D-71063 Sindelfingen

Telefon 07031/95 24-0

info@walker.de

www.walker.de

Betriebsdaten
  • Garten und Grün GmbH
  • Firmengründung: 1979
  • Gesellschaftsform: GmbH
  • Geschäftsführer: Tilman Gentner
  • Umsatz: 2,3 Mio.?€ (2022)
  • Materialkostenanteil: 4,3 %
  • Betriebsmittellohn: 17,13?€
  • durchschn. Verrechnungssatz: 43,22 €
  • Mitarbeiter: 22, davon 1 Ingenieur, 1 Techniker, 1 Meister, 5 Gesellen, 5 Fachfremde, 7 Ungelernte, 2 VWA
  • Auftraggeberstruktur: Privat (5 %), ?Ge­werbe (10 %), Wohnungswirtschaft (30?%), öffentliche Hand/Submission (inkl. Pflege, 45 %), Weitere (10 %)
  • Tätigkeitsfelder: Hausgarten (3 %), Grünflächenpflege (72 %), Sportplatzpflege (20 %), Baumpflege (5 %)
Kontakt
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Garten und Grün GmbH

Mittelpfad 2, D-71063 Sindelfingen

Telefon 07031/87 99 83

info@garten-und-gruen.de

www.garten-und-gruen.de

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