Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Klimagarten am Dienstleistungszentrum

Gartenakademie RLP testet Pflanzen für die Vorderpfalz

Der Klimagarten am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz stellt sich den Herausforderungen des Klimawandels und soll gleichzeitig ein Beispiel zur Erhöhung der Lebensqualität in urbanen Räumen sein. Ziel ist, Alternativen zu etablierten Gehölzen im urbanen Raum aufzuzeigen und deren Eigenschaften im Weinbauklima der Vorderpfalz zu beobachten.

von Werner Ollig erschienen am 16.10.2024
Bäume und Hecken © Gartenakademie RLP
Artikel teilen:

In einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden, ist es von entscheidender Bedeutung, grüne Oasen zu schaffen. Diese Oasen tragen nicht nur zur Verbesserung des urbanen Klimas bei, sondern bieten auch Lebensräume für zahlreiche Tierarten.

Bedeutung für die Gesellschaft

Der Klimagarten dient als Ressource für Entscheider, Mitarbeiter im öffentlichen und privaten Sektor sowie angehende Gärtnerinnen und Gärtner an der Berufsschule am DLR Rheinpfalz. Auch private Gartennutzer finden hier Inspiration und Wissen, um ihre eigenen Gärten nachhaltig zu gestalten. Angesichts der steigenden Urbanisierung und der damit verbundenen Herausforderungen, wie Luftverschmutzung und Hitzeinseln, ist die Schaffung solch grüner Räume unerlässlich. Mit dem Klimagarten soll auch das Bewusstsein für klimagerechte nachhaltige Pflanzungen gefördert und ein praxisnaher Ansatz geboten werden, um die theoretischen Grundlagen an Praxisbeispielen zu veranschaulichen.

Aktuelle Planung und Maßnahmen

Die Planung des Klimagartens umfasst eine Vielzahl von Elementen, die auf die Förderung der Biodiversität und die Schaffung eines ansprechenden Lebensraums abzielen. Zu den bereits umgesetzten Maßnahmen gehören:

Klimaresiliente kleinkronige Stadtbäume

Diese Bäume verbessern nicht nur die Luftqualität, sondern tragen auch zur Kühlung des Stadtklimas bei und bieten Schatten in heißen Sommermonaten. Die Auswahl erfolgte gezielt anhand von Arten, die sich in anderen Bundesländern bereits bewährt haben und Arten, die möglicherweise perspektivisch für ein Weinbauklima geeignet sein könnten. Hierzu zählen neben 20 verschiedenen Arten beispielsweise die schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia), die koreanische Eberesche (Sorbus commixta) oder der pinkfarbige bis rotlaubige Judasbaum (Cercis canadensis), aber auch verschiedene Malus und Acer-Arten, wie der Dreizahn-Ahorn (Acer buergerianum), Montpellier Ahorn (Acer monspessulanum), der Zierapfel (Malus ´Evereste‘) oder der Wollapfel (Malus tschonoskii).

Klimaresiliente Hecken

Sie schaffen Lebensräume für zahlreiche Tierarten und fungieren als natürliche Windschutz- und Lärmschutzbarrieren, die den urbanen Raum lebenswerter machen. Hecken sollen aber nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend und förderlich für die Biodiversität sein. Besonderheiten im Sortiment sind neben der Schmalblättrigen Steinlinde (Phyllirea angustifolia) und dem Stechpalmen-Kreuzdorn (Rhamnus alaternus) u.a. der Kalifornische Flieder (Ceanothus thyirsiflorus ´Pudget Blue‘) mit seinen strahlend blauen Blüten und kompaktem Wuchs, aber auch die Hybrideibe (Taxus media ´Hicksii‘), die allesamt ein vielversprechendes Bild abgeben.

Hecke – Kalifornischer Flieder
Hecke – Kalifornischer Flieder © Gartenakademie RLP

Trocken- und hitzeverträgliche Stauden

Staudenbeete sind die neuste Ergänzung im Klimagarten, welche erst in diesem Frühjahr gepflanzt wurden. Die Pflanzung erfolgte in sogenannten Kiesbeeten, welche neben den mageren Bedingungen, die geeignet für blütenreiche Staudenbepflanzungen sind, auch das Unkrautjäten erleichtern sollen. Auch im kommunalen Bereich sind die Personalkosten ein wichtiger Faktor, daher muss neben Klimatoleranz auch eine schnelle und einfache Pflege berücksichtigt werden. Anfangs benötigen die Stauden noch etwas Wasser, doch sind die Beete erstmal dicht bewachsen, bieten sie neben einer farbenfrohen und lebendigen Optik auch eine hohe Klimaresilienz. Die Staudenmischung für den Standort Neustadt erfolgte in Zusammenarbeit mit Andreas Kirschenlohr, welcher neben seiner Tätigkeit als Staudenproduzent auch die MeisterschülerInnen an der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg unterrichtet. Für die Pflanzung in Neustadt wurden 20 verschiedene Stauden ausgewählt. Neben Gerüstbildnern wie Euphorbia x martinii (Rouys Wolfsmilch), Symphyotrichum ericoides (Myrten-Aster) oder Solidago shortii (Short´s Goldrute), wurden auch Bodendecker, Begleit- und Füllstauden wie beispielsweise Steppen-Salbei, Fingerhutförmiger Bartfaden, Schafgarbe, Langspornige Akelei, Kartäuser-Nelke, Kriechendes Schleierkraut oder der Blut-Storchschnabel gepflanzt.

Staudenbeet
Staudenbeet © Gartenakademie RLP
Staudenbeet
Staudenbeet © Gartenakademie RLP

Miniwälder

Die Idee zu den kühlenden Mini-Wäldern (Tiny Forest nach Prof. Miyawaki) kommt aus Japan und findet Verbreitung in ganz Europa. Dabei werden auf kleinen Flächen ab 100 bis 500 m², 3 Waldbäume/fruchttragende heimische Bäume je m² gesetzt. Der Boden wird tiefgründig gelockert (80 cm), bei sehr schlechten Böden sogar ausgekoffert und mit organischem Material angereichert bzw. mit Kompost vitalisiert (10-20 l/m²). Nach der Pflanzung wird mit einer dicken Schicht aus Stroh, Blättern oder Grasschnitt abgedeckt (Verdunstungsschutz).

In der Anwachsphase der ersten drei Jahre muss der Miniwald, wie jede Neupflanzung, bewässert werden. Ebenso muss in den ersten Jahren der Aufwuchs von anderen Pflanzen kontrolliert, und zum Beispiel Quecke, Ampfer, Winde, Brombeere etc. gejätet werden, um den kleinen Bäumchen einen guten Start zu ermöglichen. Eventuell muss die Mulchschicht aus Laub oder Stroh erneuert werden. Ab dem 3. Standjahr können sich die Pflanzungen ohne zusätzliche Pflegemaßnahmen entwickeln. Das Blattwerk ist nun dicht genug, dass kein unerwünschter Aufwuchs mehr durchkommt. Falllaub bleibt für einen geschlossenen Nährstoffkreislauf in der Fläche. Der beste Pflanzzeitpunkt ist der Herbst, denn die Winterfeuchte der Böden fördert das Anwachsen.

Solche Mini-Wälder eignen sich nicht nur für öffentliche Räume, sondern auch gut für Firmengelände, Vereinsflächen, Kindergärten, Schulen etc. Hierbei können Mitarbeitende, Vereinsmitglieder, Lehrende und SchülerInnen in der Gemeinschaft mit anpacken und selbst etwas tun: den Boden vorbereiten, pflanzen, begleiten und Verantwortung für die Zukunft übernehmen. Als Lohn wartet dafür in der Mittagspause der kühle Schatten und Genuss der Wohlfahrtswirkungen des kleinen Waldparks.

Auf dem Versuchsgelände „Klimagarten“ der Gartenakademie RLP am DLR Rheinpfalz in Neustadt entwickelt sich der Ende 2021 mithilfe der BerufsschülerInnen angelegte Miniwald prächtig und kann auf Anfrage bei einer Gruppenführung besichtigt werden.

Bildung und Sensibilisierung

Ein zentrales Anliegen des Klimagartens ist die Bildung. Durch Workshops, Führungen und Informationsveranstaltungen wird Wissen über nachhaltige Gartenpraktiken und die Bedeutung der Biodiversität vermittelt. Die Integration in den Berufsschulunterricht am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum ist dabei ein weiterer wichtiger Aspekt um die GärtnerInnen von Morgen auf die Herausforderungen des Gärtnerns unter sich wandelnden Klimabedingungen vorzubereiten.

Ausblick

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung des Klimagartens ist die Pflanzung von essbaren Gehölzen. Hierbei sollen neben bekannten Steinfrüchten auch die für die Pfalz charakteristische Mandel, verschiedene Nussarten und sogar winterharte Oliven angepflanzt werden. Ein besonderes Augenmerk wird auch hier wieder auf klimagerechte Sorten gelegt, die eine hohe Trockenheitsresistenz aufweisen. Vorreiter in Rheinland-Pfalz ist hier die essbare Stadt Andernach.

Termine

Dieses Jahr findet am Mittwoch, den 6.11. die jährliche Veranstaltung „Kommunales Grünraummanagement - ökologisch!“ am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz in Neustadt statt. Nicht nur für Mitarbeitende in der Kommunalpolitik und Kommunalverwaltung, auch für interessierte und engagierte Menschen, z.B. aus dem Umwelt- und Naturschutzbereich oder Bürgerinitiativen, bietet die Veranstaltung viele Informationen und Inspirationen rund um das kommunale Grün. Passend zur kommenden Erweiterung des Klimagartens wird auch eine Vertreterin der Stadt Andernach Rede und Antwort zu essbaren Gehölzen stehen. Anmeldungen können noch bis 31.10. unter diesem Link erfolgen.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren