Die Luft wird dünner
Bisher erwies sich der GaLaBau unabhängig von der Bauwirtschaft als relativ krisenfest. Doch nun sind Veränderungen auch dort spürbar.
von Susanne Wannags erschienen am 08.01.2025Die Umsatzentwicklung im GaLaBau ging 2023 weiter nach oben – auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Laut Konjunkturumfrage von 2023 stieg der Umsatz dort von 1.646 Mio. € in 2022 auf 1.699 Mio. €. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, doch ist anzunehmen, dass auch in 2024 erneut ein Umsatzwachstum zu verzeichnen ist. Branchenzahlen sagen jedoch wenig über die Lage der einzelnen Betriebe aus.
Privatkunden halten ihr Geld zusammen
Carsten Hohlt ist Geschäftsführer der Stein/Garten/Design in Hüllhorst und Vorsitzender des Bezirks Ostwestfalen-Lippe, nahe der Grenze zu Niedersachsen. „Bei uns in der Region ist der Privatgartenmarkt regelrecht eingebrochen“, stellt er fest. „Sicher gibt es noch den einen oder anderen Speckgürtel, also größere Städte, in denen davon noch weniger zu spüren ist. Aber wir haben beispielsweise 2023 noch fünf oder sechs Pools gebaut, im vergangenen Jahr keinen einzigen mehr.“
Ob sich das 2025 ändern wird, wagt Hohlt zu bezweifeln. „Die wirtschaftliche Lage ist nervös, die politische erst recht.“ Dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten, spüren der Hochbau und die Baustoffhändler noch viel direkter als der GaLaBau. „Wo bisher 20 Einfamilienhäuser gebaut wurden, sind es jetzt ein oder zwei. Bei uns in der Region haben die ersten Hochbaubetriebe bereits Insolvenz angemeldet.“ Er selbst ist noch Anteilseigner eines Betonwerks und erlebt dort, wie sich die Nachfrage verändert hat. „Innerhalb eines Jahres hat sich der Absatz fast halbiert, von 30.000 m3 auf 16.000 m3.“
Preise für Pflege steigen
Statt auf die Gartenneu- beziehungsweise Umgestaltung nun verstärkt auf Pflegedienstleistungen zu setzen, funktioniert nur bedingt. „Schon ein kleiner GaLaBau-Betrieb mit bis zu fünf Mitarbeitern hat heute einen Verrechnungssatz von 48 bis 52 € netto, größere Betriebe liegen bei etwa 58 bis 62 € netto. Wer sich seinen Garten einmal durchpflegen lässt, bekommt am Ende eine Rechnung von 800 oder auch 950 €. Der Arbeiter mit seinem Einfamilienhäuschen, der mit 2.500 € netto nach Hause kommt, wird sich das kaum leisten.“
Die Einschätzung, dass sich der Privatgartenbereich wandelt, teilt Leif Harzer, Geschäftsführer der Terwiege Garten- und Landschaftsbau GmbH in Essen und Mitglied im Präsidium des VGL Nordrhein-Westfalen: „Bei exklusiven Privatgärten ist weiterhin alles super, doch wer Gärten zwischen 50.000 und 100.000 € baut, merkt, dass die Nachfrage dort geringer wird“, weiß Harzer. Sein Betrieb in Essen hat vor allem gewerbliche und öffentliche Auftraggeber. Was ihm dort auffällt: „Der Druck im Ausschreibungssektor steigt. Außerdem finde ich, dass wir in der Vergangenheit schönere Projekte gebaut haben.“ Er wünscht sich mehr Landschaftsarchitekten, die nicht nur planen, was der Kunde will, sondern sich mit eigenen kreativen Ideen und ihren Vorstellungen von Qualität durchsetzen.
Zurückhaltung bei Investoren
Obwohl Wohnraum dringend benötigt wird, halten sich Investoren weiterhin zurück. Viele Neubauprojekte liegen auf Eis. „Ich habe kürzlich mit dem Vorsitzenden des Verbandes der Wohnungswirtschaft in NRW gesprochen“, berichtet Harzer. „Das Problem sind gar nicht mehr die hohen Baupreise sondern die Tatsache, dass die erforderlichen Miethöhen vielerorts nicht mehr realisiert werden können. In NRW liegen die Kaltmieten zwischen 7 und 10 € pro Quadratmeter, Investoren bräuchten aber 16 bis 17 €, wenn sich der Bau lohnen soll.“
Auch Carsten Hohlt ist mit seinem 20 Mitarbeiter starken Team vorwiegend für öffentliche Auftraggeber tätig, Privatleute sowie Wohnungsbau und Gewerbe machen jeweils etwa 20 % aus. Sparmaßnahmen sind auch bei den Gewerbekunden und Wohnungsbaugesellschaften spürbar. „Bevor Gelder für die Pflege freigegeben werden, wird jedes Angebot dreimal geprüft.“ Entsprechend wächst die Zahl der Bieter bei öffentlichen Ausschreibungen: Statt mit drei bis vier Firmen bewirbt man sich nun mit zehn oder gar 15 Firmen um einen Auftrag. Statt immer weiter den Rotstift bei den eigenen Kalkulationen anzusetzen, ist Hohlt noch einen anderen Weg gegangen: „Wir beraten einige Kommunen fachlich bei der Umgestaltung der Grünanlagen, vor allem was Staudenpflanzungen und Klimabäume angeht. In einem gewissen Rahmen dürfen Städte und Gemeinden Aufträge auch frei vergeben, da kommen wir dann zum Zug.“
Exklusive Gartengestaltung weiterhin gefragt
„Unseren Unternehmen geht es nach wie vor gut“, fasst BGL-Präsident Thomas Banzhaf die wirtschaftliche Lage zusammen. Als GaLaBau-Unternehmer mit einem Betrieb in Essen ist er dem VGL Nordrhein-Westfalen als Präsidiumsmitglied weiterhin eng verbunden. „Hochwertige, teure Gärten sind weiterhin gefragt, allerdings ist die Nachfrage im Bereich der weniger exklusiven Gartengestaltung deutlich zurückgegangen.“
Potenzial sieht er bei Kommunen, dort allerdings dauert die Umsetzung geplanter Projekte aufgrund von Personalmangel oft lange. „Es gibt viele Fördermittel für grüne Projekte, die niemand abruft. Denn auch bei den Landschaftsarchitekten, die diese Förderungen in der Regel abwickeln, fehlt es an Personal. Ich schätze, dass viele unserer Betriebe bis zu 30 % mehr Umsatz machen könnten, wenn das anders wäre.“ Kommt dazu, dass es auch dort immer wieder an Manpower mangelt. Was zukünftig ebenfalls knapp werden könnte, sind die Betriebsnachfolger. Zumindest dort will man mit einer „grünen Welle für grüne Betriebe“ Abhilfe schaffen und junge Leute sowohl als Mitarbeiter als auch als potenzielle Betriebsnachfolger gewinnen.
Die Zukunft des Wohnungsbaus sieht Banzhaf positiv: „Ich glaube, wir haben dort die Talsohle durchschritten. Sowohl Investoren als auch Häuslebauer sehen, dass bauen nicht mehr billiger werden wird. In der Hoffnung auf weitere Fördermittel hatten sich ja zum Beispiel Investoren zurückgehalten.“ Bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Neuwahlen auf den GaLaBau haben werden. „Viele Förderprogramme in grüne Infrastruktur wurden von Bündnis 90 Die Grünen initiiert“, sagt Banzhaf.
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