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Gebr. Edelmann GmbH, Isny

Mit der Natur arbeiten

Jörg Edelmanns Garten- und Landschaftsbaubetrieb ist in Isny im Allgäu beheimatet. In der Region ist er nicht nur als Landschaftsgärtner, sondern auch als Fachmann für Renaturierung bekannt. Natürliche Ressourcen zu erhalten und zu schützen, gehört zu seiner Lebensphilosophie.

von Susanne Wannags erschienen am 05.06.2025
Jörg Edelmann und Tochter Verena mit einigen der vierbeinigen Mitarbeiter. © Gebr. Edelmann GmbH
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Von der Natur lernen, Wachstum und Veränderung beobachten, erkennen, was dem Boden und den Pflanzen guttut und was ihnen schadet – das sind für Jörg Edelmann Grundlagen gärtnerischer Tätigkeit. Grundlagen, für die in einer Welt der mechanisierten Abläufe immer weniger Zeit bleibt. „Mein Onkel hatte eine Almwirtschaft. Für ihn war es ganz normal, mit der Natur zu arbeiten“, erinnert sich Edelmann. Bei der Aussaat, bei der Mahd oder beim Bau von Drainagen die Mondphasen zu berücksichtigen, war damals nicht esoterisch, sondern fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Bauholz wurde im Winter geschlagen, vorzugsweise kurz vor Heiligabend. Da dann der Saftfluss geringer ist, ist das Holz widerstandsfähiger gegen Krankheiten. Wann welche Arbeiten ausgeführt wurden, bestimmten nicht feste Terminpläne, sondern der passende Zeitpunkt.

Wo es um Bauzeiten, um Stundensätze und Fertigstellungstermine geht, bleibt wenig Raum, um die Abläufe der Natur zu berücksichtigen. Doch aufmerksam zu beobachten, wie Pflanzen unter verschiedenen Umständen reagieren, kann helfen, Fehler nicht zu wiederholen. Jörg Edelmann zeigt auf zwei Linden an der Straße vor seinem Büro: „Nach der Pflanzung hat es fast fünf Jahre gedauert, bis sie sich einigermaßen gefangen hatten, denn der Westwind macht ihnen zu schaffen. Unter der einen Linde wurde dann auch noch ein Zigarettenautomat aufgestellt, deshalb ist sie nicht so kräftig wie die andere.“ Ein Blick des Planers oder eines Verantwortlichen der Stadt würde genügen, um zukünftig eine widerstandsfähigere Baumart zu wählen oder zumindest zu verhindern, dass Automaten direkt an Bäumen platziert werden.

Lange Familientradition im Umgang mit der Pflanze

Der Umgang mit Pflanzen, allen voran mit Bäumen, hat in der Familie Edelmann lange Tradition. „1878 haben meine Vorfahren in Leutkirch die Forstbaumschule Edelmann gegründet, die über sechs Generationen hinweg existierte.“ Edelmanns Vater zog vor allem Bäume für die Aufforstung im Allgäu und in den Bergregionen bis nach Vorarlberg. Für die Lawinenverbauungen wurden die Pflanzen mit Unterstützung von Militärhubschraubern und Mulis in die schwer zugänglichen Bergregionen transportiert. Anfang der 1960er-Jahre kamen zur Anpflanzung der Bergwälder der Lawinenverbau und Spritzbegrünungen dazu – nichts war zu kompliziert. Erste Außenanlagen wurden gebaut. „Eines der ersten Geräte, die mein Vater angeschafft hatte, war eine kleine Radraupe von Lanz, der Varimot, mit einem Schild, das sich 50?cm anheben ließ. Das war damals revolutionär“, schmunzelt Edelmann. 1967 starb der Vater an Krebs, die Mutter konnte die Baumschule nicht weiterführen, die vier Kinder waren noch klein.

Jörg Edelmann und sein Bruder halfen früh im Familienbetrieb mit. Die vielen Tätigkeiten in und mit der Natur haben ihr Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt nachhaltig geprägt, ökologische Arbeitsweisen sind seither selbstverständlich. Nach seiner Baumschullehre gründete Jörg Edelmann 1980 mit 19 Jahren gemeinsam mit einem Kompagnon einen eigenen GaLaBau-Betrieb. Als die geschäftliche Partnerschaft eineinhalb Jahre später scheiterte, machte er sich 1981 gemeinsam mit seinem Bruder mit der Gebr. Edelmann GmbH in Isny selbstständig.

Jörg und Verena Edelmann
Jörg und Verena Edelmann © Edelmann GmbH

Das Abenteuer-Gen

Wie sein Vater ist Jörg Edelmann ein Mensch, der Herausforderungen annimmt, der immer ein bisschen mutiger und innovativer ist als andere. „Wahrscheinlich liegt das in den Genen“, schmunzelt er. So ist er in der Region als Fachmann für die Renaturierung von Mooren bekannt. Als mit dem Wurzacher Ried eines der größten Hochmoorgebiete Mitteleuropas wieder vernässt werden sollte, bekam seine Firma den Auftrag. „Bei Arbeiten im Moor stellt sich nicht die Frage, ob man einsinkt, sondern nur wann“, sagt Edelmann. Dass das auch Moorkenner nicht immer wissen, hat er selbst erlebt. „Wir sind schon aus Ausschreibungen rausgeflogen, weil die Auftraggeber unbedingt einen Betrieb aus dem Norden haben wollten, um auf Nummer sicher zu gehen. Es hat nur ein paar Stunden gedauert, bis die ersten Maschinen herausgezogen werden musste.“ Denn: Hochmoore sind nicht vergleichbar mit den Niedermooren, die es in Norddeutschland gibt.

„Im Wurzacher Ried hat sich das Moor über 10.000 Jahre aufgebaut. Die Faustregel ist, dass das Moor pro Jahr um etwa einen Millimeter wächst. Unter der rund 30?cm dicken Vegetationsschicht geht es also fast 10 Meter in die Tiefe.“ Jahrelang wurde dort Torf abgebaut und das Moor trockengelegt. Als der Abbau 1996 endete, blieb eine tote Landschaft zurück, die zudem eine große Menge an CO2 emittierte. „Wenn die Nässe fehlt, können sich blanke Torfflächen im Sommer auf 80 Grad aufheizen“, erklärt Edelmann. Bei der Renaturierung wird versucht, die Austrocknung zu stoppen, die Jahr für Jahr fortschreitet, weil der Torf sich immer weiter zersetzt und absackt.

Der sensible Moorboden erfordert Spezialgerät. „Der Bodendruck muss so verteilt werden, dass er je nach Moorbeschaffenheit 150 bis 200?g je cm2 nicht übersteigt.“ Was die Sache erschwert, ist, dass der Boden im Moor alles andere als eben ist. Edelmann hat deshalb asymmetrische Kunststoffplatten gebaut. „Wir montieren die Stahlplatten unseres 12-t-Baggers ab und arbeiten nur mit den Grundketten und den Kunststoffplatten. Statt auf eine Auflagebreite von 40 bis 60?cm verteilt sich der Druck nun auf 1,55?m.“ Zudem sind die Platten so flexibel, dass sie festen Gegenständen ausweichen können. „Es ist im Prinzip wie ein Elefantenfuß: Die Tragfläche ist flexibel und schont die Vegetationsfläche beim Überfahren.“

Schafe als Saisonarbeiter

Stützbauwerke für Hänge, Begrünung von Steilwänden aus Spritzbeton mit Hilfe dreidimensionaler Gitter, der Bau von 33 Willkommensplätzen im Rahmen der Wandertrilogie, die Wanderer im Allgäu zu Land, zu Wasser und in die Höhe von einem Ort zum anderen leitet – der Landschaftsbau macht bei Edelmann den Großteil der Aufträge aus.

Die Firma ist bekannt dafür, dass sie dort Aufträge annimmt, wo andere Bedenken haben. Und dass sie mit den richtigen Geräten, jahrelangem Know-how und kreativen Ideen dort Lösungen aufzeigt, wo andere Probleme sehen. „Bei einem Pflegeauftrag hatten wir eine ganz besondere Unterstützung: Walliser Schwarznasenschafe“, erzählt der Firmenchef.

Im Januar 2019 zerstörte eine Lawine das Hotel Hubertus in Balderschwang. Eine Wiederholung dieses Unglücks, bei dem niemand ums Leben kam, sollte durch Lawinenverbauung verhindert werden. In den Bergen gibt es Quendelwiesen mit einem sensiblen Ökosystem, das nur durch die regelmäßige Beweidung mit Jungvieh aufrechterhalten wird. „Das Material für den Verbau musste mit dem Hubschrauber nach oben geflogen werden. Jungrinder nehmen da sofort Reißaus“, erklärt Edelmann. Wie also die wertvollen Wiesen erhalten? Mähen am Steilhang geht nicht – so blieb als Lösung weiterhin nur das Beweiden.

Lawinenzäune sollen in Balderschwang zukünftig den Schnee zurückhalten.
Lawinenzäune sollen in Balderschwang zukünftig den Schnee zurückhalten. © Gebr. Edelmann GmbH

Edelmanns Idee: „Am Krankenhaus in Immenstadt weideten schon lange Walliser Schwarznasenschafe. Wenn dort der Hubschrauber Kranke transportiert, zucken sie noch nicht einmal zusammen.“ Kurzerhand schaffte er zwölf Schafe an, die während der Bauzeit die Wiesen beweideten. Acht davon gibt es noch, die bei ihm nun ihren Lebensabend verbringen und weitere Ökoflächen beweiden und erhalten dürfen.

Für den Lawinenverbau werden die Materialien mit dem Hubschrauber auf den Berg gebracht.
Für den Lawinenverbau werden die Materialien mit dem Hubschrauber auf den Berg gebracht. © Edelmann GmbH

Lösungen finden, wo andere Probleme sehen

Ungewöhnliche Lösungen finden und dort arbeiten, wo andere schon mal ablehnen – das geht nur, wenn der Unternehmer sich traut, diese Aufträge zu kalkulieren und Mitarbeiter hat, die die Gedanken mittragen. „Beinahe würde ich sagen, die meine Ideen ausbaden müssen. Ohne meine Belegschaft wäre das alles nicht umsetzbar.“ In Kürze wird Edelmann den Betrieb an seine Tochter Verena übergeben. Sie ist Landschaftsarchitektin und hat den MBA in Baumanagement abgeschlossen. Die Übergabe sieht Edelmann mit gemischten Gefühlen: „Einerseits ist man natürlich froh, dass eine Firma, die man mit Herzblut aufgebaut hat, weitergeführt wird. Aber ich weiß auch, welche Herausforderung bei einem Betrieb mit 40 Mitarbeitern auf sie zukommt. Vor allem der bürokratische Aufwand hat sich in den vergangenen Jahren vom Gefühl her verdoppelt. Doch die schönen Momente, wenn man zum Beispiel auf der Zumsteinwiese in Kempten, die wir bepflanzen durften, durch ein Blumenmeer geht, lässt einen alle Strapazen der Projekte vergessen.“

Bei öffentlichen Projekten, die bei der Firma Edelmann neben den privaten und gewerblichen Aufträgen eine große Rolle spielen, würde sich Jörg Edelmann wünschen, dass Planung und Ausführung enger verzahnt werden und dass man die Nutzung von Orten und Gebäuden vielschichtiger denkt – das würde sowohl den Nutzern als auch der Umwelt zugutekommen. „Wie wir heute bauen, hat Auswirkungen auf das zukünftige Leben. Nachhaltigkeit beginnt schon bei der Planung. Man weiß doch zum Beispiel, wie viel Aushub man bei einer Baumaßnahme haben wird. Mit ihm kann man die Außenanlagen modellieren, statt ihn abzutransportieren. Ich muss auch an den Unterhalt einer Anlage denken. Immer den Lebenszyklus berücksichtigen – das ist nachhaltig.“

Nachhaltigkeit als Kostenfaktor

Doch in der Praxis passen Nachhaltigkeit und Budgets nicht zwingend zusammen. „Bei vielen Bauherren ist Nachhaltigkeit vor allem eine Kostenfrage.“ Für Edelmann wäre ein guter Anfang, darüber nachzudenken, was sich reduzieren lässt, beispielsweise bei Baumaterialien. Entwicklungen wie klimafreundlicher Zement oder Beton, bei dem Karottenfasern die Materialeigenschaften verbessern und gleichzeitig den CO2-Ausstoß bei der Herstellung verringern, lassen hoffen. Mit den Toko Toko Tree-Schutzhüllen hat Edelmann zusammen mit seiner Tochter und einigen ihrer Studienkollegen ein nachhaltiges Produkt entwickelt. Jungpflanzen und Setzlinge schützen, ohne Plastikmüll zu produzieren – das war das Ziel der Entwicklung. Die Hüllen aus Bambusstäben sind nicht nur langlebig und biologisch abbaubar, sondern im Gegensatz zu den Pendants aus Kunststoff auch licht- und luftdurchlässig. So wird vermieden, dass sich innerhalb der Wuchshülle ein künstlich erzeugtes, feuchtwarmes Mikroklima entwickelt, das später die Gesundheit und Stabilität des Baumes beeinträchtigt. Neben Toko Toko Tree für den Wald gibt es auch noch die Varianten Wine für den Weinbau und Fruit für den Obstbau.

Betriebsdaten
  • Firmenname: Gebrüder Edelmann GmbH
  • Firmengründung: April 1981
  • Gesellschaftsform: GmbH
  • Geschäftsführer/Leiter: Verena und Jörg Edelmann
  • Umsatz: 3 bis 4 Mio.?€
  • Tätigkeitsfelder: GaLaBau, Pflege, Renaturierung von Mooren und Gewässern, Winterdienst
  • Auftraggeber: 70?% öffentlich, 20?% gewerblich, 10?% privat
  • Mitarbeitende: 40
Kontakt

Gebr. Edelmann GmbH

Garten- und Landschaftsbau

Leutkircher Str. 50

88316 Isny

info@edelmann-gartenbau.de

www.edelmann-gartenbau.de

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