Fruit Logistica 2015: Schweizer Forscherin über die Bekämpfung der Kirschessigfliege
Die aus Asien stammende Kirschessigfliege (KEF) breitet sich seit 2008 (Spanien) in Europa kontinuierlich aus und ist 2014 für den europäischen Obstbau zu einer ernsten Bedrohung geworden. In der Vortragsreihe „Future Lab“ im Rahmenprogramm der Fruit Logistica 2015 berichtete Catherine-Aryelle Baroffio vom Schweizer Forschungsinstitut Agroscope in einem Vortrag über die neuesten Erkenntnisse zur Biologie und Bekämpfung der Kirschessigfliege.
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Catherine-Aryelle Baroffio gab zunächst einen Überblick über die Verbreitung, Biologie und Ökologie des erstmals 1916 in Japan an Kirschen gefundenen und 1931 als Drosophila suzukii Matsumura beschriebenen Schädlings.
Durch den Befall einer Vielzahl von Fruchtarten und einer kurzen Generationsfolge breitet er sich mit enormer Geschwindigkeit aus. Nach dem Erstauftreten 2011 in der Schweiz trat die KEF 2014 flächendeckend auf. Im gleichen Jahr galt Skandinavien als nördlichste Verbreitung. Während die KEF in der Schweiz 2012 von Mai bis Dezember gefunden wurde, trat sie 2013 von April bis Dezember auf und wurde 2014 ganzjährig beobachtet. Im September/Oktober wurden besonders viel Fliegen gefunden.
Sie lieben es feucht, schattig und nicht zu warm und heiß. Die Fliegen halten sich gern an Waldrändern und in umliegenden Hecken auf, um dann zur Eiablage auf die Früchte zu gehen. Dabei wurde beispielsweise beobachtet, dass Holunder auch zur Eiablage eine sehr hohe Attraktivität hat. Immergrüne Zierpflanzen, wie Efeu, ungepflegte Bäume, private Gärten und nicht gepflegte Kulturen sind ebenfalls eine Gefahr für den Erwerbsobstbau. Die Fliegen können durchaus auch eine Winterwoche bei Temperaturen unter null Grad überstehen und sich unter einer Schneedecke perfekt verstecken.
Wie lässt sich der Schädling eindämmen?
Baroffio dämpfte die Erwartungen an eine einfache Bekämpfung mit einem „Superin-sektizid“. Auch sind in unseren Breiten noch keine natürlichen Feinde bekannt. Der Hoffnung das Problem durch die Ausbringung steriler Männchen zu lösen, machte die Wissenschaftlerin eine Absage, da das Schädlingsreservoir zu groß ist. Sie resümierte: „Nur in einer Kombination aus verschiedenen Maßnahmen wird es gelingen, den Schädling einzudämmen.“
Neben einer chemischen Bekämpfung müssen Hygienemaßnahmen eine hohe Priorität haben. Das bedeutet, ein Ernteintervall von 2 Tagen einzuhalten, die Früchte, auch befallene vollständig abzuernten. Auf dem Boden liegendes Obst muss ebenfalls sorgfältig aufgesammelt und vernichtet werden. Selbst heruntergefallene Äpfel und Birnen müssen entfernt werden. Hier können sich die Fliegen zwar nicht vermehren, sie nutzen diese aber als Nahrungsquelle. Befallenes oder verdächtiges Obst darf nicht auf den Kompost gelangen, es muss unter Luftabschluss vernichtet werden.
Als wesentliches Element zur Eindämmung des Schädlings hat sich der Massenfang mit Lockstofffallen bewährt. Für den Massenfang werden kommerzielle Becherfallen mit einem biologischen Lockstoff verwen-det (www.becherfalle.ch). Als Lockstoff für das Monitoring wird in der Schweiz ein Gemisch aus Apfelessig, Rotwein, Wasser und Spülmittel verwendet. Die Fallen sind sofort aufzustellen, wenn die ersten Fliegen in der Region ermittelt wurden. Ist die Population in den Parzellen bereits zu hoch, dann geht nichts mehr. Damit die Methode wirksam sein soll, müssen 200 Fallen je Hektar eingesetzt werden, die nach 3 Wochen auszutauschen sind. Das ist mit einem Kostenaufwand von rund 3000 Franken je Hektar verbunden. „Das ist die einzige Möglichkeit, nicht die ganze Ernte zu verlieren und die Früchte verkaufen zu können.“ Bei Himbeeren war nach jüngsten Untersuchungen ein Ausbringen von zwei Kilogramm Kalk je Hektar erfolgversprechend. Es ist allerdings noch zu früh dieses Verfahren zu empfehlen.
Zusammenfassend sagte Baroffio: „Im Moment liegt unsere einzige Chance darin, die Population von Anfang an so klein wie möglich zu halten. Wenn dabei aber nur ein einziger Betrieb nicht mitmacht, ist das eine Katastrophe für die ganze Region“.
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