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Konzept Kulturquartier Münster

Das Gelände des künftigen Kulturquartiers in Münster wird – nicht zuletzt wegen der abschnittsweise erfolgenden Bebauung – einem ständigen Entwicklungs- und Veränderungsprozess unterliegen. Der Gedanke der kontinuierlichen Veränderung innerhalb bestimmter Kreisläufe findet sich auch als grundlegendes Prinzip in der Permakultur, weshalb es nahe liegt, das Konzept an permakulturelle Gesichtspunkte anzulehnen.
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Auszeichnung des Projektes "Naturnahe Firmengelände" als UN-Dekade Biologische Vielfalt (von links): Andrea Hoffmann (Projektleiterin), Michael Beier (Vorstand Heinz Sielmann Stiftung), Helga Inden-Heinrich (Geschäftsführerin Deutscher Naturschutzring), Christian Harder (Geschäftsführer Elbtalaue Naturkost/Leuchtturmprojekt), Volker Kranz (baumrausch).
Auszeichnung des Projektes "Naturnahe Firmengelände" als UN-Dekade Biologische Vielfalt (von links): Andrea Hoffmann (Projektleiterin), Michael Beier (Vorstand Heinz Sielmann Stiftung), Helga Inden-Heinrich (Geschäftsführerin Deutscher Naturschutzring), Christian Harder (Geschäftsführer Elbtalaue Naturkost/Leuchtturmprojekt), Volker Kranz (baumrausch).Hans-Sielmann-Stiftung
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Dies bedeutet, dass die Gestaltung des Außenraums Rücksicht auf kommende Prozesse nimmt und in großen Teilen flexibel und anpassungsfähig bleibt. In bestimmten Bereichen, beispielsweise um die Ein- und Ausgänge herum oder im später voaussichtlich intensiver genutzten Innenhof sind verbindlicher konzipierte Planungen nötig. Diese werden als multifunktionale Flächen gestaltet, so dass sie mehrere Arten der Nutzung miteinander verbinden und unterschiedliche Funktionen erfüllen können. Dieser insgesamt modulare Aufbau erlaubt es, den Außenraum an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, sinnvolle Zwischennutzungen zu finden und auch auf sich eventuell verändernde Ansprüche der Nutzer zu reagieren.

Um dies zu erreichen, sieht das Konzept verschiedene übergeordnete Schwerpunkte vor:

Bodenmanagement
Grundlage des Konzeptes ist es, so wenig Boden wie nötig An bzw. Abzufahren. Boden ist in Deutschland das Transportgut, welches am häufigsten auf den Straßen transportiert wird. Daher ergibt es für uns aus ökologischer Sicht Sinn, dieses weitgehend zu vermeiden und mit der Topographie des vorhandenen Geländes zu arbeiten.Das Gelände wird in drei übergeordnete Bereiche eingeteilt. Diese Zonierung bezieht sich zum einen auf die Modellierung verschiedener Höhenniveaus.Der intensiv genutzte westliche Teil, der den Eingangsbereich sowie die nötigen Parkflächen umfasst, wird sich auf Höhe der umliegenden Grundstücke und des Straßenniveaus befinden und mit Recycling-Pflaster belegt, um ihn für jeden problemlos zugänglich zu machen.Mit der daran anschließenden leicht abgesenkten Zone nimmt auch die Nutzungsintensität ab. Diese Zone umfasst auch die Fläche, die erst im zweiten Bauabschnitt bebaut wird. Die Baulandreserve bietet sich zur gärtnerischen Zwischennutzung, wie beispielsweise zum Anbau von Gemüse an. Die Form des letzten Baukörpers, der erst in einigen Jahren entstehen wird, soll seinen räumlichen Bezug schon jetzt durch die Formbepflanzung mit Ruderalgehölzen wie Birken, die später als Brennholz verwertet werden können, bekommen. Dieses (periodische) lebende Bauwerk symbolisiert die erste Sukzessionsstufe. Dieser Bereich bildet mit dem Charme eines beabsichtigten Ruderalbereichs eine optische Brücke zwischen dem intensiv genutzten und gestalteten Bereich der ersten Zone und dem der dritten Zone.Diese am tiefsten abgesenkte Zone im östlichen Teil des Geländes ist gleichzeitig der Bereich, der am wenigsten genutzt wird. Im Gegensatz zu den anderen beiden Zonen handelt es sich hier also um einen beruhigten ruderal geprägten Naturrückzugsraum. Durch die Absenkung wird sich in diesem Bereich bei Starkregen Wasser einstauen. Durch diese temporär unter Wasser stehende Überflutungsfläche entsteht ein ökologisch betrachtet sehr wertvoller und artenreicher wechselfeuchter Standort. Der bei dem Aushub anfallende nährstoffreiche Oberboden wird in die mittlere Zone eingebracht, um die Bodeneigenschaften für den Gartenbau zu verbessern. Der lehmig-magere Unterboden dient als Substrat für magere Wildwiesen, welche ebenfalls helfen, die Biodiversität auf dem Gelände zu vergrößern.-

Permakultur
Wie eingangs erwähnt bietet sich im Umgang mit dem Gelände des Kulturquartiers die Anwendung verschiedener Aspekte der Permakultur an.Zum einen werden vor allem die Flächen der intensiv genutzten ersten Zone so angelegt, dass sie multifunktional sind. In dieser Zone bedeutet das, dass die Flächen als barrierfreies Wegenetz sowie zum Aufenthalt und für kleinere Veranstaltungen nutzbar sind.Zudem wird durch Abpflanzungen an den Randbereichen und den Parkflächen erreicht, dass das Gelände vor Wind geschützt wird, die Gehölze wiederum werden als „eßbare Landschaft“ konzipiert. Zusammen mit der Wärme, die durch einen großflächigen Teich und Findlinge gespeichert wird, die so nicht nur dekorativen Zwecken dienen, werden die Microklimata um die Gebäude herum beeinflusst. Die Energiebilanz der Gebäude wird zusätzlich verbessert.Der Anbau von Obst und Gemüse geht gestalterisch über einen herkömmlichen Nutzgarten hinaus. Die mittlere der topographischen Zonen wird - in Ergänzung des Birkenhains - zu einer essbaren Landschaft, die neben Gemüse auch essbare Stauden und (Obst-) Gehölze beherbergt. Sogar der Teich kann vor diesem Hintergrund genutzt werden, indem essbare Wasserpflanzen und Krebse angesiedelt werden.Um den energetischen Kreislauf zu schließen, wird ein umfassendes Kompostmanagement vorgesehen.

Recycling
Um ganz im Sinne der Permakultur unnötigen Material- und Energieaufwand zu vermeiden, werden die nötigen Mauern zum Auffangen des Gefälles beim Ausbilden der geplanten Topographie ausschließlich aus Recycling-Materialien (gebrauchten Steinen) hergestellt. Alle befestigten Flächen werden mit gebrauchten Pflastersteinen belegt.Auch die beim Ausheben anfallenden Rasensoden werden genutzt, um die Wallstruktur, die befahrbare Streifen um das Gelände herum bildet, aufzubauen („Rasensofa“).

Wasser
Da das Gelände (anders als alle umliegenden Grundstücke) nicht aufgeschüttet werden soll, ergibt sich hieraus zwangsläufig ein anderer Umgang mit Oberflächenwasser.Teilbereiche der Gebäude, die als Pfahlbauten ausgebildet werden, sowie die beiden untern Höhenniveaus, werden so geplant, dass sie periodisch überschwemmt werden können.Diese Flächen werden bewusst zu diesem Zweck eingeplant und ergeben einen Lebensbereich für weitere Tiere und Pflanzen.Wasser spielt auf dem künftigen Kulturquartiergelände eine große Rolle und dies in unterschiedlichen Qualitäten; ein großer abgedichteter Teich im Zentrum des Areals mit dauerhaftem Wassereinstau und nur gering variierendem Wasserstand bietet die bereits erwähnte Möglichkeit des Anbaus von essbaren Wasserpflanzen und der Krebszucht. Zudem stellt er auch für viele andere Tier- und Pflanzenarten den geeigneten Lebensraum dar. Interessant sind für die Räumlichkeiten des Kulturquartiers gleichzeitig die lebendigen Reflexionen der Wasseroberfläche, die sich auch innerhalb der Gebäude zeigen.

Wildtiere
Generell sieht das Konzept eine umfassende Beratung zu Nistmöglichkeiten und Unterschlüpfen für Wildtiere im Allgemeinen an und unter der aufgeständerten Bebauung vor, wie beispielsweise mögliche Fledermausquartiere in den Hohlräumen unterhalb der künftigen Gebäude. Eine weitere Möglichkeit für die Nutzung dieses Raums könnte sein, den Teich bis unter die Bebauung auszuweiten, was wiederum einen weiteren Lebensraum mit sehr speziellen Bedingungen schüfe.Zudem wird das Futterangebot für Vögel, Insekten und Kleinsäuger in Form von entsprechender reicher Bepflanzung aufgestockt, die sich nach den unterschiedlichen Nährstoffzonen (siehe Bodenmanagement) richtet.

Link: Kulturquartier Münster

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