Marktübersicht Pick-ups
Sieben Pick-up-Modelle halten derzeit die Fahne in Deutschland hoch, doch keines mit Elektroantrieb. Das sollte sich bald ändern. In Asien und Amerika haben E-Pick-ups Konjunktur. Und manche davon setzen schon zum Sprung nach Europa an.
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Wenn Schwergewichte wie Volkswagen und Ford hierzulande einen neuen Pick-up präsentieren, kommt Bewegung in den Markt der Mini-Laster. Die Midsize-Trucks stehen bei einer ausgewählten Klientel hoch im Kurs, finden aber zahlenmäßig in Deutschland nur begrenzten Absatz. Kaum mehr als 25.000 Einheiten der Mischung aus Pkw und Lkw setzt die Branche jährlich ab. Dabei können die Halb-und-Halben oft mehr als jede andere Transporter-Klasse. Dank großer Bodenfreiheit und Allradantrieb gehen sie durch dick und dünn. Die rund 5 m langen Racker fühlen sich auf allen Wegen und selbst abseits davon zu Hause und schleppen Handwerkszeug samt Säcken, Kisten und Kübel auf die Ladefläche überall hin.
Während der begrenzte Markt sowie regulatorische Veränderungen einige Hersteller wie Mercedes, Fiat, Nissan und Renault tüchtig verschreckt und vorerst zur kompletten Aufgabe dieses Segments in Europa gezwungen haben, modernisieren andere wie Ford, VW oder auch Isuzu turnusmäßig ihr Pick-up-Programm. Volkswagen musste sogar mit der Fertigung und dem Verkauf des Amarok eine Zwangspause in Europa einlegen, kommt jetzt aber gestärkt mit neuem Modell wieder zurück. Damit das trotz kleinen Markts nachhaltig gelingt, raufen sich immer mehr Hersteller zusammen und bilden Kooperationen. Isuzu arbeitet eng mit Mazda zusammen, Nissan hat Mitsubishi als Partner gewonnen, ebenso Renault. Und auch Ford und VW haben aus der Not eine Tugend gemacht und eine gemeinsame Plattform für Pick-Ups entwickelt.
Ford feierte Ende 2021 die Weltpremiere seines neuen Ranger. Der Pick-up-Bestseller in vierter Generation ist eine komplette Neuentwicklung. Davon zeugen moderne Motor-Getriebe-Kombinationen, neue Fahrwerkslösungen, zahlreiche Assistenzsysteme und mehr Insassen- und Laderaum. Optisch noch kantiger geworden, trumpft der Ranger jetzt mit LED-Scheinwerfern auf. Gegenüber dem Vorgänger sind Radstand, Spurbreite und Ladeflächenbreite um 50 mm gewachsen. Eine Europalette quer aufzunehmen, ist damit kein Problem mehr. Die Easy-Lift Heckklappe lässt sich mit einer Hand anheben und absenken. Auch pfiffig: Sie kann als mobile Werkbank genutzt werden und enthält ein integriertes Messlineal samt Klemmvorrichtungen für das Ausmessen und Zuschneiden von Materialien.
Den Antrieb übernehmen Vier- und Sechszylinder-Dieselmotoren mit 2,0 l beziehungsweise 3,0 l Hubraum in Verbindung mit Schalt- oder Automatikgetriebe. Sie leisten in der Dieselausführung 170, 205 oder 240 PS und als Eco-Boost-V6-Benziner mit Twin-Turbo sogar 292 PS. Eine reine Elektro-Version des Ford Ranger gibt es nicht. Aber ein Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV) könnte noch folgen. Standardmäßig steht ein zu-schaltbarer Allradantrieb parat. Parallel können Kunden auch ein permanentes 4WD-System wählen.
Ford hat alle Ranger-Modelle als Lkw homologiert. Angeboten wird Europas erfolgreichster Pick-up in den sechs Ausstattungslinien Raptor, Wildtrak, Limited, XL, XLT und Platinum. Das Topmodell Raptor mit 292-PS-Benziner samt Twin-Turbo-Aufladung und Zehngang-Automatik ist der stärkste Ford Ranger aus dem Sextett. Als Doppelkabine mit fünf Sitzen und permanentem Allradantrieb ist der „Raubvogel“ seit Ende 2022 auf dem Markt und wechselt ab 66.750 € netto den Besitzer.
Die halbwilde Variante „Wildtrak“ und die komfortorientiere Lösung „Limited“ kommen serienmäßig als Viertürer ab Frühjahr 2023 auf den Markt und kosten netto ab 44.090 € (Limited) und 47.490 € (Wildtrak). Gleichzeitig rollen die beiden zahmeren Arbeitsvarianten XL und XLT des Ranger an. Das Einsteigermodel Ford Ranger XL mit Einzelkabine gibt es netto ab 33.790 €. Mit 1.500 bis 2.500 € mehr schlagen die etwas größere Extrakabine sowie die Doppelkabine zu Buche. Wer ein Fahrgestell des Ranger für Sonderaufbauten sucht, muss bei der Einzelkabine mit 33.690 € aufwärts rechnen. Die besser ausgestatteten Ranger XLT kostet dagegen netto ab 38.590 €. Ganz neu im Programm ist die luxuriöse „Platinum“-Variante zum Nettopreis von 54.290 €. Dafür gibt es Luxus pur aus exklusivem Schick außen, stilvollem Innenleben samt Lederausstattung und moderner Technik satt.
Alle Modellvarianten dürfen bis zu 3,5 t schwere Anhänger ziehen. Damit sich der Ranger auf der Straße komfortabel fährt, ohne Offroad-Eigenschaften zu verlieren, verfügt der Pick-up über ein Drive-Mode-System mit bis zu sechs Fahrprogrammen für sicheres Fahren bei Glätte, Sand, Schlamm und Anhänger. Eine 360°-Kamera soll das Manövrieren in schwierigem Gelände und das Einparken erleichtern. Ein Novum in dieser Klasse ist die serienmäßige 360°-Umfeldbeleuchtung. Zudem sorgt auf Wunsch ein 400-W-Spannungswandler für die Stromversorgung unterwegs.
Sowohl der neue Ford Ranger als auch der neue VW Amarok laufen ab 2023 im Ford-Werk Silverton Plant im südafrikanischen Pretoria vom Band. Beide Pick-ups nutzen die gleiche Plattform, setzen im Design aber eigene Akzente. VW Nutzfahrzeuge hat die zweite Generation des kleinen Pritschenwagens in Deutschland und Australien entwickelt. Hierzulande ist der Pick-up seit Ende 2022 bestellbar. Genau wie der Ranger ist der Amarok völlig neu. Zu haben ist der 1-Tonner wie früher als Einzel- und Doppelkabine in den Ausstattungsvarianten Amarok, Life und Style, Pan-Americana (Offroad-Styling) und Aventura (Exklusiv-Styling).
Mit 5,35 m ist der neue Amarok fast 10 cm länger als sein Vorgänger. Zudem wuchs die Karosserie etwas in der Breite. Auch der Radstand hat auf 3,27 m zugelegt. Zusammen sorgt das für mehr Platz in der Doppelkabine. Mehr Bodenfreiheit macht den „Wolf“ – so die Übersetzung aus der Sprache nordamerikanischer Inuit – noch Off-road-tauglicher. Die Wattiefe beträgt jetzt 80 statt zuvor 50 cm. Nach wie vor passt auf die Ladefläche eine Europalette quer zwischen die Radkästen. Die Zuladung stieg auf fast 1,2 t.
Wahlweise vier Turbodiesel und ein Turbobenziner treiben den Amarok an. Den Einstieg übernimmt der 2,0-l-TDI-Basismotor mit 150 oder 170 PS. Mit Bi-Turboaufladung schafft der TDI bis zu 209 PS. Als Top-Motorisierung kommt der 3,0 l großer V6-Motor mit bis zu 250 PS zum Einsatz. Für die klassischen Benziner-Märkte bietet VW zudem einen 302 PS starker 2,3-l-Turbobenziner an. Alternative Antriebe oder gar einen Elektroantrieb sind für den Amarok nicht in Sicht. Dafür gibt es eine Zehngang-Automatik. Darüber hinaus bietet VW für verschiedene Motoren eine Sechsgang-Automatik sowie manuelle Fünf- und Sechsgang-Getriebe an. Wahlweise gibt es den Amarok nur mit Heckantrieb oder zwei verschiedenen 4?×?4-Antriebssystemen (4MOTION). Kunden können zwischen zuschaltbaren oder permanenten Allradantrieb wählen. Je nach Motorversion darf der Amarok bis zu 3,5 t Anhängelast ziehen.
Äußerlich besonders prägnant sind die straff und aufrecht gestaltete Motorhaube, der Kühlergrill mit Querstreben, die LED-Matrix-Scheinwerfer sowie die breite Heckklappe mit eingeprägten Amarok-Schriftzug. Innen verspricht VW mehr Premium als zuvor. Ähnlich wie beim Ranger sollen Ambiente, Komfort, Bedienkonzept und Konnektivität des Amarok die Messlatte für das B-Pickup-Segment nach oben verschieben. Genau wie Ford hält auch VW bis zu sechs verschiedene Fahrprofile bereit. Zudem gibt es 30 Fahrassistenten für Komfort und Sicherheit.
Isuzu hat seinen neuen D-Max 2021 in Deutschland auf den Markt gebracht. Der Pick-up in 7. Generation rollt in stark überarbeitetem Design, mit neuer Technik und besserer Ausstattung zu den Kunden. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es eine verbesserte Grundausstattung und mehr Assistenzsysteme. Notbremsassistent, Müdigkeitswarner, adaptive Geschwindigkeitskontrolle, Totwinkel- und Spurhalteassistent, Einparkhilfe, ein Warner vor rückwärtigem Querverkehr und mehr zählen nun zum Angebot. Der als Arbeitstier konzipierten D-Max ist in drei unterschiedlichen Kabinengrößen: Single Cab, Space Cab und Double Cab verfügbar. Ferner sind die vier Ausstattungsvarianten L, LS, LSE und V-Cross erhältlich. Nur die Einzelkabine gibt es auf Wunsch auch mit reinem Heckantrieb, sonst ist Allradantrieb im D-Max Pflicht.
Den Antrieb übernimmt der überarbeitete 1,9-l-Dieselmotor mit Common-Rail-Technik und 163 PS. Dank höheren Einspritzdrücken, optimierten Ladeluftkühlern und elektronisch gesteuertem VGS-Turbolader erfüllt das Triebwerk die geforderte EU-Abgasnorm. Drehmomente bis 360 Nm gibt der Motor wahlweise an ein manuelles oder automatisiertes Schaltgetriebe mit jeweils sechs Gängen weiter.
Für mehr Robustheit hat Isuzu Fahrgestell und Karosserie verstärkt. Das fördert Haltbarkeit wie Geländegängigkeit. Dank der Dynamic-Drive-Plattform samt geänderter Radaufhängung an Doppelquerlenkern vorn erreicht der circa 5,30 m lange Pick-up auch bei Fahrverhalten, Handling und Komfort bessere Werte. Die verbesserte Gewichtsverteilung, elektrisch zuschaltbarer 100-%-Differentialsperre, Bodenfreiheit bis 250 mm und 800 mm Wattiefe erhöhten die Geländeeigenschaften. In Addition mit dem 30°-Böschungswinkel vorn und 24° hinten sind durchaus auch härtere Offroad-Passagen zu meistern.
Für die Grünanlagenpflege lässt sich der D-Max in einen Dreiseitenkipper verwandeln. Die Ladefläche bietet dafür eine stattliche Größe, und Nutzlasten bis über 1,1 t lassen sich längst nicht überall finden. Die Anhängelast reicht bis 3,5 t. Zu den Anschaffungskosten: Die Einzelkabine mit Heckantrieb (4x2) ist ab 26.680 € netto zu haben. Die Extrakabine (4?×?4) kostet in der günstigsten L-Ausstattung ab 30.760 € und die preis-günstigste Doppelkabine (4?×?4) schlägt mit 31.640 € zu Buche. Wer das Spitzenmodell Double Cab 4WD in V-Cross-Luxusausführung wählt, muss mindestens 43.570 € netto hinblättern. Für alle D-Max-Modelle gelten fünf Jahre Garantie bis 100.000 km.
Diese Garantiezeit gewährt auch Mitsubishi für seinen L200. Für Fahrgastzelle und Ladepritsche gibt es sogar zwölf Jahre Garantie gegen Durchrosten. Den Eintonner in sechster Modellgeneration haben die Japaner zuletzt 2018 überarbeitet und ein Jahr später nach Europa gebracht. Sein Style ist durch eine hoch angesetzte Linienführung der Motorhaube und hoch positionierte Scheinwerfer geprägt. Mit der wuchtigen Schürze und den Scheinwerferschlitzen hat der aktuelle L 200 die einst runden Formen verlassen. Das gilt vor allem für die Frontpartie. Kabinenseiten und Ladefläche blieben fast unverändert. Das Heck hebt sich durch scharfe Kanten und umgeformte Leuchten ab.
Den Antrieb übernimmt der 2,2-l-Diesel mit Direkteinspritzung und 150 PS in Verbindung mit manuellem Schaltgetriebe oder Sechsgang-Automatik (Option). Die beiden Allradsysteme Easy Select (zuschaltbar) und Super Select (permanent) wurden um eine Offroad-Traktionskontrolle mit vier wählbaren Fahrmodi und Bergabfahrhilfe ergänzt. Außerdem gibt es die Möglichkeit des permanenten Allradantriebs mit Geländeuntersetzung. In Deutschland ist der Mitsubishi L200 aktuell als Neuwagen nicht mehr erhältlich. Nur noch Restbestände mit Tages- oder Kurzzulassungen sind laut Importeur verfügbar. Der Nachfolger klopft bereits an der Tür und soll noch im Jahr 2023 vorgestellt werde.
Dank der strategischen Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz dürfte das Modell eine einheitliche Plattform für alle Marken bieten und somit auch dem Navara und Alaskan wieder eine Neuauflage ermöglichen. Erste veröffentlichte Erlkönig-Fotos vom L200-Nachfolger verraten, dass keine wesentlichen Design-Änderungen gegenüber dem aktuellen Modell zu erwarten sind. Vermutlich wird es eine Mischung aus Benzin- und Dieselmotoren sowie einen Plug-in-Hybrid für den Antrieb geben. Ob auch eine rein elektrische Variante hinzukommt, bleibt abzuwarten.
Aktuell schickt die Stellantis-Marke Jeep den Midsizer „Gladiator“ ins Rennen (Wenn auch Fiat den Fullback nicht mehr anbietet, ist doch der Stellantis-Konzern noch immer im Pick-up-Geschäft). Der basiert auf dem kultigen Jeep Wrangler und muss die Fahne in dem Segment für Stellantis hochhalten. Der Allradler mit Leiterrahmen und 1,53?×?1,44 m großer Ladefläche gehört eigenen Angaben zufolge zu den geländegängigste Mittel-klasse-Pickup. Türen, Motorhaube, Kotflügel und Heckklappe aus hochfestem Aluminium sollen das Leergewicht der Doppelkabine in Zaum halten. Trotzdem bringt das Einstiegsmodell leer fast 2,3 t auf die Waage. In Deutschland sind daher Zuladung und Anhängelast stark begrenzt. Mehr als rund 630 kg darf der Allradler nicht schultern und maximal 2,7 t ziehen. Das ist weniger als Mittelmaß.
Dafür verspricht Jeep einen effizienten 264-PS-Antrieb. Den übernimmt im Gladiator ein 3,0 l großer V6-MultiJet-Turbodiesel mit 600 Nm Drehmoment, Start-Stopp-Funktion und angedockter Achtstufen-Wandlerautomatik. Seine legendäre Geländetauglichkeit bekommt der Gladiator durch das so genannte Command-Trac-4?×?4-System in Verbindung mit zweistufigem Verteilergetriebe und Geländeuntersetzung von 2,72 sowie hoch belastbaren Dana-Achsen samt elektrischen Sperrdifferenzial hinten. Zusätzlich machen den Pick-up Bö-schungswinkel von 42° vorn beziehungsweise 25° hinten sowie 25 cm Bodenfreiheit und 76 cm Wattiefe fit für Offroad-Fahrten.
Sicherheitstechnisch lässt sich der Gladiator mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, elektronischer Stabilitätskontrolle samt Überschlagsvermeidung, Totwinkel-Überwachung mit hinterer Querbewegungserkennung sowie nach vorne gerichteter Offroad-Kamera und Park-View-Rückfahrkamera ausrüsten. Serienmäßig sind LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten vorhanden. Ganz billig ist der ganze Spaß nicht. Für den Gladiator in Basisversion ruft Jeep rund 50.840 € netto auf.
Seit vier Jahren verkauft Ssangyong den Musso in Europa. Der Name ist vom koreanischen Wort für Nashorn abgeleitet. Der Pick-up bietet Platz für fünf Per-sonen und ist in 4 ×?2-Variante für knapp 24.000 € netto zu haben, der 31 cm längere Musso Grand und kostet ab 27.135 €. Bereits von 1993 bis 2005 hatte der koreanische Autobauer ein Modell namens Musso im Programm. Ihn gab es damals als SUV und Pick-up. Der heutige Musso-Pritschenwagen baut auf die Leiterrahmen-Plattform des Rexton. Von dem SUV stammt auch der 2,2-l-Dieselomtor e-XDi 220 mit 181 PS. Seine Kraft überträgt ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine Automatik mit identischer Gangzahl an die Räder.
Den Musso bekommt man mit Hinterradantrieb oder mit zuschaltbarem All-radantrieb inklusive Getriebeuntersetzung und optionalem Sperrdifferential. Für Sicherheit sorgen Spurwechselassistent, Querverkehrswarner und Totwinkelassistent. Auch eine Einparkhilfe sowie ein 360°-3D-Kamerasystem sind lieferbar. Der Musso Grand als 5,40 m lange Version des mittelgroßen Pick-ups besitzt einen verlängerten Radstand, eine längere Pritsche (Länge: 1,61 m) und dank Schwerlastreifen und Blattfedern eine höhere Zuladung von bis zu 1 t. Zum Serienumfang der Langversion gehören ferner eine Dachreling und das Sperrdifferential an der Hinterachse. Für 2022 war ein Facelift für Musso und Musso Grand angekündigt, welches auf sich warten lässt. Es soll den Pick-up weniger zurückhalten auftreten lassen. Mit größerem Kühlergrill verspricht sich Ssangyong den Anschluss an die Markt-führer in der Pick-up-Szene.
Ähnlich wie beim Mitsubishi L200 hat auch Toyota mit seinem Hilux Liefer-probleme in Deutschland. Laut Homepage ist das Modell „aufgrund der hohen Nachfrage vorübergehend nicht individuell bestellbar“. Das dürfte sich für den Klassiker unter den Pick-ups jedoch bald wieder ändern. Der Toyota Hilux hat Mitte 2020 eine umfassende Modellpflege erhalten. Das Design ist der Konzernlinie angepasst. Das Fahrzeug basiert auf einem stabilen Leiterrahmen, blattgefederter Hinterachse und verstärktem Aufbau. Lenkung und Fahrwerk wurden optimiert. Der Hilux kommt als Single Cab (Zweisitzer, zwei Türen), Extra Cab (Viersitzer, zwei Türen) und als Double Cab (Fünfsitzer, vier Türen) auf die Straße. Der Single Cab ist sowohl in den Versionen 4?×?2 als auch 4?×?4 erhältlich, Double Cab und Extra Cab liefert Toyota ausschließlich mit zuschaltbarem Allradantrieb aus. Je nach Ausstattung reicht die Bandbreite vom robusten Arbeitstier bis zum Edel-Allrader mit zahlreichen modernen Assistenzsystemen.
Ein 2,4-l-Common-Rail-Diesel mit 150 PS übernimmt den Antrieb. Für mehr Fahrspaß und bei einem Anhänger im Schlepp haben die Japaner noch einen 2,8-l-Diesel mit 204 PS und maximal 500 Nm Drehmoment aus dem Hut gezaubert. Beide Motoren dürfen ab 2023 auch den regenerativen Dieselkraftstoff HVO 100 verbrennen. Dazu wurde lediglich das Einspritzsystem auf die geringere Dichte des hydrierten Pflanzenöls angepasst. Eine hohe Geländegängigkeit bekommt der Hilux durch den Allradantrieb mit Geländereduktion sowie die automatischen Sperrdifferenziale mit begrenztem Schlupf an Vorder- und Hinterachse. Die aktive Traktionskontrolle ist selbst in Verbindung mit Schaltgetriebe verfügbar. Ferner verbessern das modifizierte elektronische Stabilitätsprogramm VSC und eine Reifenwinkelüberwachung die Fahreigenschaften.
Außerdem hat Toyota Ende 2022 den ersten Hilux-Prototypen mit Brennstoffzelle vorgestellt. Das in Großbritannien entwickelte Konzeptfahrzeug ist bisher weder homologiert noch bestellbar. Verläuft die Erprobung jedoch erfolgreich, soll der wasserstoffbetriebene und lokal emissionsfreie Pick-up in Kleinserie gehen. Basis für diesen Hilux bilden die Brennstoffzellen der zweiten Generation. Die kommen bereits im Toyota Mirai zum Einsatz. Für bis zu 650 km Reichweite speichert der Mirai 5,6 kg Wasserstoff in spezielle Karbontanks. Die Brennstoffzelle leistet 128 kW und speichert den On-Bord erzeugten Strom in Lithium-Ionen-Akkus.
E- und Hybridfahrzeuge in Sicht
Noch gibt es hierzulande keinen Mittel-klasse-Pick-up mit Hybrid- oder Elektro-antrieb. In Fernost und Amerika ist man da schon ein Stückchen weiter (siehe Kasten). Zum Sprung nach Europa hat der chinesische Maxus T90 EV angesetzt. Die Elektroversion des T90-Pick-ups mit Verbrennungsmotor feierte seine Premiere in Großbritannien und war auch auf der IAA Transportation 2022 zu sehen. Den T90 EV kennzeichnen klassische Züge wie Leiterrahmen, hintere Starrachse an Blattfedern und vordere Einzelradaufhängung an Dop-pelquerlenkern. Sein E-Motor leistet 150 kW und treibt die Hinterachse an. Allrad ist aber nicht vorgesehen.
Die Energie liefert eine Batterie mit 89 kWh. Das soll für 330 km Reichweite im WLTP-Modus sorgen. Die viertürige Doppelkabine mit Platz für maximal fünf Personen bringt es auf 5,37 m Gesamt-länge und verfügt über eine knapp 1,49 mal 1,51 m große Ladefläche. Die Zuladung des elektrisch angetriebenen 3,3-Tonners beträgt 925 kg, die Anhängelast maximal 1,5 t. Der T90 EV soll im ersten Halbjahr 2023 in Deutschland auf den Markt kommen. Der Preis für den E-Pick-up steht noch nicht fest. In Großbritannien kostet das Modell umgerechnet ab 56.810 € und hätte damit in Deutschland zumindest noch in diesem Jahr die Chance auf die Umweltprämie in Höhe von 3.000 €.
Text: Frank Hausmann, Berlin
Ergänzende Infos:
Blick über den Tellerrand
Wer über den Tellerrand schaut, entdeckt weitere interessante Pick-ups, die aber nicht oder noch nicht nach Europa kommen.
Da wäre der VW Tarok für lateinamerikanische Kunden. Die Studie des Allrad-Pick-up besticht mit einer va-riablen Ladefläche. Die lässt sich bei der viertürigen Doppelkabine durch eine klappbare Rückwand bis in die Doppelkabine verlängern. Den Fünfsitzer soll ein 150 PS starker 1.4 TSI-Motor antreiben, der Ethanol in Reinform oder als Gemisch verträgt. Zusätzlich ist ein 2,0-l-Diesel mit 150 PS geplant. Das Modell soll in Südamerika dem Fiat Toro Konkurrenz machen.
Einen Mittelklasse-Pick-up hat auch Peugeot wieder ins Programm gehievt. Der Landtrek kommt wie Tarok und Toro nicht nach Europa, sondern ist für ver-schiedene Märkte in Lateinamerika und Afrika vorgesehen. Peugeot bietet den Landtrek mit Benzin- und Dieselmotor (210 oder 150 PS) an und verspricht für den mit Einzel- und Doppelkabine lieferbaren Pick-up einen hohen Fahrkomfort. Der Landtrek mit Platz für bis zu sechs Personen ist wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb lieferbar. Die technische Basis teilt sich er sich mit dem Pick-up Kaicene F70 für den chinesischen Markt.
Schweift der Blick weiter durch Fernost, fällt der allradgetriebene Dongfeng Rich 6 EV auf. Den Pick-up mit E-Antrieb haben die Chinesen schon 2019 präsentiert und damit den Wettlauf um den weltweit ersten vollelektrischen Serien-Pickup gegen Tesla (Cybertruck), Rivian (R1T) und Bollinger Motors (B2) gewonnen. Die fünfsitzige Doppelkabine basiert auf Navara-Technik des Joint-Venture-Partners Nissan. Der Elektro-motor des Rich 6 EV leistet 120 kW und bezieht seine Energie aus einem Lithium-Ionen-Akku mit 68 kWh Speicherkapazität. Das schnelle Nachladen auf 80?% klappt in 45 min. Die größte Reichweite mit einer Batterieladung soll rund 400 km betragen, das Höchsttempo knapp 110 km/h. Den Dongfeng Rich 6 EV mit 1,51 × 1,56 m großer Ladefläche und 490 kg Zuladung ist nur für den chinesischen Markt bestimmt und kostet im Reich der Mitte umgerechnet rund 17.700 € nach Abzug aller staatlichen Subventionen.
Kaum als Pick-up zu erkennen ist der Tesla Cybertruck mit E-Antrieb. Kantige Formen und robuste Materialien wie Edelstahl und Panzerglas kennzeichnen den Stromer mit Ladefläche. Bereits 2021 sollte der Cybertruck in Serie gehen. Bislang ist von dem Tesla-Modell nichts zu sehen. Man munkelt, dass er jetzt Anfang 2023 in den USA auf den Markt kommen könnte.
Der Ford F-150 Lightning feierte dagegen Mitte 2021 in den USA Premiere. Der Elektro-Pick-up zählt zu den ersten Fullsize-Pick-ups mit reinem E-Antrieb. Seine zwei Elektromotoren kommen auf eine Gesamtleistung von bis zu 580 PS und entwickeln 1.050 Nm maximales Drehmoment. Die Standard-Batterie erlaubt eine Reichweite von rund 380 km. Mit Extended-Range-Batterie verspricht Ford bis zu 514 km. Die Nutzlast beträgt rund 1,0 t, ein Anhänger darf bis 4,5 t wiegen. Der F-150 Lightning kann auf der Baustelle zudem als Stromquelle für Elektrowerkzeuge genutzt werden. In Deutschland ist dieser voll vernetzte Elektro-Ford aber nicht zu haben.
Anders der Rivian R1T. Der vollelektrische Pick-up mit rund 5,50 m Länge und 2,00 m Breite könnte später einmal den Sprung nach Europa schaffen. Der E-Pick-up des Start-up Rivian kam 2021 auf den US-Markt und besteht vordergründig aus Aluminium, hochfesten Stählen und Carbon. Der viertürige Doppelkabiner besitzt vier separat angetriebene Räder. Auf losem Grund lässt er sich ähnlich wie ein Kettenpanzer auf der Stelle wenden. Seine vier E-Motoren leisten in Summe bis zu 840 PS. Das Drehmoment reicht im besten Fall bis 1.220 Nm. Zum Energiesparen kann man die Vorderachse abkoppeln. Ab 2024 soll es zusätzlich ein Basismodell mit nur zwei E-Motoren für mehr als 600 PS und dennoch Allradantrieb geben. Drei Batteriepacks sind vorgesehen: Standard 105 kWh, Large Pack 135 kWh und Max Pack 180 kWh für gut 400 bis über 600 km Reichweite. Aufladen lassen sie sich mit bis zu 160 kW. So viel Speicher kostet Gewicht. Der R1T wiegt gut 2,7 t und darf höchstens 800 kg Zuladung aufnehmen. Dafür macht der Flitzer mit bis zu 200 km/h ordentlich Tempo und soll irgendwann autonom nach Level 3 fahren können. FH
Neuigkeiten von der CES 2023
Auf der weltgrößten Elektronikmesse CES 2023 (Consumer Electronics Show) in Las Vegas präsentierte die Stellantis-Tochter RAM Truck den elektrisch angetriebenen RAM 1500 Revolution BEV als seriennahes Concept Car. Damit will RAM Truck Maßstäbe bei Reichweite, Ladezeit, Nutz- und Anhängelast setzen. Äußerst auffällig: Ein animiertes und modernisiertes „R-A-M“-Logo ziert das völlig neue Gesicht mit animiertem Voll-LED-Scheinwerfer im „Stimmgabel“-Design. Zum Front-Design gehört ein Unterfahrschutz samt Abschlepphaken, der bei Nichtgebrauch bündig in der Karosserie verschwindet.
Der E-Pick-up basiert auf der „STLA Frame Plattform“ und verfügt über eine Rahmenkonstruktion mit Unterboden-Vollverkleidung, in der das Batteriepaket verankert ist. Zwei elektrische Antriebsmodule an Vorder- und Hinterachse verhelfen dem Prototyp zum Allradantrieb. Die Vierradlenkung (bis 15° Lenkwinkel) soll die Manövrierfähigkeit bei geringem Tempo als auch das Lenkverhalten bei voller Fahrt verbessern. Zudem gibt es eine einstellbare Luftfederung mit drei Modi: Ein- und Ausstieg, Aero und Off-road. Die Türen haben die Designer im Stil einer großen Limousine neugestaltet. Sie bieten einen geräumigen Fahrgast-raum ohne B-Säule. Erstmals gibt es bei RAM auch Klappsitze in dritter Reihe. Die elektrische Mitteltür besitzt Klappsitze mit abnehmbarem Unterteil. Dadurch seien verschiedene Sitzkonfigurationen möglich und eine durchgehende Ladelänge bis zu 5,5 m.
Zu den weiteren Features zählt ein neuer vorderer Kofferraum – auch Frunk (Wortschöpfung aus „Front“ und „Trunk“) genannt, der für noch mehr Stauraum sorgt. Statt Rückspiegel gibt es Digitalkameras für eine besser Aerodynamik. Ferner ist das Modell gespickt mit allerlei technischen Raffinessen für mehr Komfort und Sicherheit. Hier seien der virtuelle Fahrzeug-Assistent auf Basis künstlicher Intelligenz zur Interaktion mit dem Pick-up oder der 3D-RAM-Avatar genannt, der auf verschiedene Sprachbefehle des Fahrers reagiert. Außen zeigt der Ladeanschluss optisch den aktiven Ladevorgang an. Ein akustisches Signal bestätigt, dass der Stecker richtig eingesteckt ist und der Ladevorgang beginnt. Mit Schnellladung bis zu 350 kW seien in etwa 10 min bis zu 160 km Reichweite „nachgetankt“. FH
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