Wasser sparen mit dem Bewässerungsplaner
Solange die Bepflanzungskonzepte nicht an das sich verändernde Klima angepasst werden, sind kluge Ideen gefragt, wie sich Rasen und Pflanzen über dieTrockenperioden bringen lassen. Bewässerungsplanung wird deshalb immer wichtiger. Katja Richter hat sich einen solchen Service erklären lassen.
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Andreas Guthe hat seinen eigenen Wetterfrosch: „Wenn es mal wieder vier Wochen nicht geregnet hat und die Meteorologen Hitze und Trockenheit vorhersagen, geht die Nachfrage sprunghaft nach oben.“ Der Landschaftsarchitekt ergänzt seit 2021 das Team Bewässerungsplanungen des Fachhändlers Hermann Meyer aus Rellingen. Know-how bei Pflanzen, Boden, Hydrologie und Technik machen den maßgeschneiderten Service aus. Guthes Expertise auf diesem Feld hatte er zuvor in seinem eigenen Unternehmen gesammelt (Webcode dega8754). Im Studium sei das Thema nur am Rande behandelt worden. „Das fachspezifische Ausbildungsangebot in Deutschland ist äußerst überschaubar“, stellt Guthe nüchtern fest.
Bewässerungsexperten als Fachplaner
Eine professionelle Bewässerung gehöre eigentlich zur Grundausstattung eines privaten Gartens oder einer Freianlage. Neben Zeit spart ein durchdachtes Konzept auch viel Wasser, ein Gut, das selbst in Deutschland immer knapper wird. Über die dafür benötigte Schnittmenge aus Pflanzenkenntnis, Bodenkunde und hydraulisch-technischem Know-how verfügen aber die wenigsten Gartenplaner oder Elektrotechniker: „Da braucht es jemanden, der das alles mal in den Händen gehabt hat.“ Anfragen kommen von ausführenden Betrieben, Planern und Kommunen. Für langjährige Kunden aus dem GaLaBau, die bei Meyer ihr Material einkaufen, gehöre die Leistung zum Service. „Das verrechnet sich dann über den Materialpreis“, erklärt Guthe.
Bei den Landschaftsarchitekten hat er den Stellenwert eines Fachplaners: „Wir haben sehr viele Anfragen von Büros, weil da oft wenig Fachkenntnis für Bewässerung vorhanden ist.“ In einem solchen Fall rechnet der angestellte Planer nach Stundenaufwand ab, weil Baumaßnahmen natürlich produktneutral ausgeschrieben werden.
Für eine Konzeption genügt ihm meist eine Plangrundlage, einige aussagekräftige Fotos und, ganz entscheidend, Angaben zum Wasser. „Ich bekomme alles auf den Tisch: von Handskizzen ohne Maßstab, die mit einem schlechten Baustellenhandy abfotografiert sind, bis zu detaillierten CAD-Plänen. Durch die modernen Kommunikationsmittel kann eine genaue Vorstellung der Verhältnisse vor Ort gut übermittelt werden. Sehr wichtig sind dabei die hydraulischen Angaben.“ Welche Wasserqualität, welches Wassersystem und welche Inhaltsstoffe im Wasser liegen vor? Passt das Wasser zum Bedarf der Pflanzen und wie darf an eine Frischwasserleitung angeschlossen werden? Manche Schnittstellen seien nur mit großem technischen Aufwand zu bewerkstelligen: „Mal eben eine Ober- oder Unterflurbewässerung an eine Trinkwasserleitung dauerhaft anzuschließen, ist in den meisten Teilen Deutschlands rechtlich nicht einfach machbar.“ Hier gilt es insbesondere Normen, wie zum Beispiel die DIN EN 1988-100, zu beachten (siehe Beitrag unter Webcode dega5277).
Zum Einsatz kommen dann verschiedene Herstellerprodukte, je nach Eignung für das jeweilige Projekt. Die Systeme sind in vielen Fällen untereinander kompatibel, so kann immer das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis ausgewählt werden. Als Praktiker führt Guthe auch den klassischen Kundenservice aus. Im Umkreis von 150 bis 200?km fährt er persönlich auf die Baustelle und unterstützt bei technischen Problemen vor Ort.
So wenig Wasser wie nötig, wenn nötig
Der technische Standard einer Beregnungsanlage ermöglicht heutzutage eine sehr sparsame Gartenbewässerung. 80 bis 90?% der Anlagen laufen automatisiert gesteuert und programmiert, in den seltensten Fällen sind noch eine Zeitschaltuhr oder manuelles Bedienen gewünscht. Über das Verwenden von Wetter-Apps kann der Wassereinsatz vorausschauender geplant werden als mit einer simplen Zeitschaltung. Ist für Mitte der Woche Regen angesagt, reicht vielleicht die Restfeuchte aus, um Montag und Dienstag eine neue Wassergabe einzusparen. „Die Sensorik wird immer feiner und technische Neuerungen schreiten voran“, ist Guthe zuversichtlich.
Die Hauptverantwortung für das Wässern liegt natürlich beim Kunden. Dieser kann nach eigenem Ermessen in die Bewässerung eingreifen. Gerne wird aber dabei Hilfe angenommen. Das gibt dem Techniker die Möglichkeit, nachzujustieren und den Wasserkreislauf immer wieder an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem kostbaren Element braucht Aufklärung bei den Kunden. Das können Planer, Gartenbaubetriebe oder auch die Fachpresse übernehmen. Gartenbesitzer seien zum allergrößten Teil sensibilisiert und wollen umweltbewusst handeln, ist die Erfahrung des Bewässerungsplaners. Neben dem Kostenfaktor verlangt das ökologische Gewissen Befriedigung nach dem Motto: „Wir wollen es schön haben, aber dann wenigstens ohne zu viel Schaden anzurichten.“ Zum anderen greift die Einsicht, lieber jetzt Wasser zu sparen, bevor der Hahn ganz abgedreht werden muss.
Viel Einsparpotenzial entsteht durch getrennte Wasserkreisläufe. Rasen ist robust und wird auch nach heftiger Trockenheit schnell wieder grün, wenn der erste Regen wieder fällt. Sensibler reagieren empfindliche Stauden, Hecken und Gehölze. Ist da der permanente Welkepunkt erreicht, hilft auch kein Starkregenereignis mehr. „Da geht dann nicht nur ein Wert für den Privatkunden verloren, da verschwinden auch Lebensraum, Kühlung und ein wichtiger CO2-Wandler“, fasst Guthe das Dilemma in langanhaltenden, tiefgreifenden Trockenperioden zusammen, wenn zum Wassersparen aufgerufen wird.
Ganz entscheidend ist in solchen Krisenzeiten der richtige Bewässerungszeitpunkt. „Das heißt eben nicht, den Viereckregner an einem heißen Sommernachmittag im Garten aufzudrehen, weil ich gerade nach Hause gekommen bin. Der richtige Zeitpunkt für effektive Bewässerung im Hochsommer ist morgens in den sehr frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang, dann, wenn das Wasser maximal pflanzenverfügbar ist.“ Da können die automatisierte Bewässerung und eine Unterbodenleitung punktgenau Feuchtigkeit bereitstellen, die nicht gleich wieder verdunstet und vollständig von den Wurzeln aufgesogen wird.
Richtige Pflanzenauswahl und Aufklärungsarbeit
Zukunftsentscheidend sind für Guthe aber die richtige Pflanzenverwendung und der Umgang mit Regenwasser. „Die tiefen Bodenschichten in weiten Teilen Deutschlands sind staubtrocken, auch wenn Pfützen oben drauf stehen, das vergessen viele.“ Sein Ziel ist, schon bei der Grundkonzeption der Gärten und in den Köpfen anzusetzen. Es müsse immer wieder auf die richtige Pflanzenauswahl für den Standort hingewiesen werden, was dann wiederum weniger Wasserverbrauch zur Folge hat. Zu oft liege der Fokus noch auf nur hitzeverträglichen Pflanzen, gerade bei Bäumen. Genauso entscheidend sei aber die Trockenheitstoleranz, merkt der Fachmann für Bewässerung und Pflanzenverwendung an.
Zum Zeitpunkt wenn für ihn die Arbeit beginnt sind die meisten Entscheidungen schon getroffen. „Wenn ich aber merke, da könnte man an einer Stelle eine bessere Pflanze verwenden, um mehr Robustheit zu bekommen, gebe ich den Hinweis an die Planer zurück. Dafür habe ich ja auch den Sach- und Fachverstand aus dem Pflanzenverwendungsbereich“, sieht der Landschaftsarchitekt seine Aufgabe. Mit zum Paket gehört für ihn darum auch die ganzheitliche Beratung in Sachen Auffangen von Niederschlagswasser und dessen Verwendung. „Da gibt es einiges an Klärungsbedarf, welchem man durch die Schulungen in Firmen oder auch bei Verbänden begegnen kann.”
Mit verschiedenen Unternehmen oder auch mit dem GaLaBau-Verband in Sachsen gibt es bereits einen sehr intensiven Austausch. „Zum Schulungsangebot kann man sich als Interessierter beim Verband melden, oder direkt bei uns. Wir stellen regelmäßig Kurse auf die Beine oder gestalten ein individuelles Kursangebot, je nach Anforderung und Anfrage“, bietet Guthe an.
Eine Online-Schulungsplattform ist in Arbeit, auf der Lernwillige je nach Auswahl des Inhaltes wie Steuerung, Regner oder Hydraulik-Module selbstständig Wissen auf Abruf absolvieren können. „Viele schulungswillige Praktiker sind an Wissenstransfer interessiert, haben jedoch im hektischen Baustellenalltag oft keine Zeit, zu einem Schulungsort an einem ganz bestimmten Tag zu erscheinen“, erklärt Guthe die Absicht dahinter. Das Angebot von herstellerübergreifenden Schulungen ist rar, aber seiner Erfahrung nach sehr gefragt.
Der Trend geht ganz offensichtlich zur immer effektiveren Wasserausnutzung und hin zur Verwendung recycelter oder anderer nachhaltiger Rohstoffe. Die Algorithmen der Steuergeräte zur Berechnung von Bewässerungszeitpunkt und Länge aufgrund vorliegender Wetterprognosen werden laufend verbessert und in den kommenden Jahren die Realität immer genauer abbilden können – damit jeder Wassertropfen da ankommt, wo er wirklich gebraucht wird.
Text: Katja Richter, Freiburg
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