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Die GaLaBau-Branche in Bayern

Noch einmal kräftiges Umsatzwachstum

Seit 2005 ist das Umsatzplus im bayerischen GaLaBau ungebrochen – mal ist es prozentual ein wenig höher, mal ein wenig niedriger. 2023 stiegen die Umsätze der Branche gegenüber dem Vorjahr um 3,3 % auf 1,441 Mrd. €. Allein 960 Mio. € davon haben die Mitglieder des VGL Bayern erwirtschaftet.

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Für das aktuelle Jahr ist Rudolf Klingshirn, Geschäftsführer des Verbandes, verhalten optimistisch. „Ich vermute, das Wachstum wird eher stagnieren, weil der Wohnungsbau in Bayern 2023 um 30 % eingebrochen ist. Für 17% unserer Mitglieder ist das das Hauptklientel. Wer sich auf Außenanlagen im Wohnungsbau spezialisiert hat, wird wahrscheinlich auf andere Betätigungsfelder ausweichen.“ Eines davon könnten die öffentlichen Auftraggeber sein. „Dort gibt es genug Aufträge, allerdings wird jetzt die Konkurrenzsituation größer.“ Gegenwärtig sei die Auslastung der Verbandsbetriebe höchst unterschiedlich. Kleinere Betriebe insbesondere außerhalb der Metropolregion München hätten teilweise zu kämpfen, insbesondere dort, wo eine starke lokale Wettbewerbssituation herrsche.

Wie sich die höheren Bauzinsen auf den Privatkundenmarkt auswirken werden, ist noch nicht absehbar. Für die Region Niederbayern sieht der dortige Regionalvorsitzende Jürgen Widl bisher noch wenig Probleme. „Die Auslastung unserer Betriebe ist prinzipiell gut und liegt bei vielen bei etwa einem halben Jahr.“ Was er im Unternehmen allerdings selbst merkt: „Die Anfrage nach Umgestaltungen gehen etwas zurück. Genug Aufträge gibt es immer noch, nur kann man nicht mehr so großzügig aussieben.“

Auch Martin Sandkühler, Regionalvorsitzender in der Oberpfalz, ist nicht ganz sicher, wie sich die hohen Bauzinsen auf den GaLaBau auswirken werden. „Wir sind ja vom Bauhauptgewerbe etwas abgekoppelt.“ So könnte es 2024 geringere Umsätze im Privatkundenbereich geben oder - wie bereits während der Finanzkrise 2008 - sogar eher das Gegenteil. Mit Städten wie Regensburg, aber auch Nürnberg und München in den Nachbarregionen sieht der Markt für den GaLaBau gut aus. Die großen Arbeitgeber der Region sind sowohl Fluch als auch Segen. „Sie schöpfen einerseits Arbeitskraft ab, andererseits sind dort natürlich wiederum viele Ingenieure und andere Arbeitnehmer beschäftigt, die einen Hausgarten haben.“ Noch immer werde in der Oberpfalz im Privatbereich viel gebaut, aber auch der Garten renoviert.

Ähnlich sieht es Josef Bullinger, Vorsitzender der Regionalgruppe Schwaben. „Vor allem im hochwertigen Hausgartenbereich merkt man von Auftragsrückgängen nichts.“ Bullinger hat seinen Betrieb in Donauwörth und ist auf diese Klientel spezialisiert. In Donauwörth befindet sich auch das weltweit zweitgrößte Hubschrauberwerk von Airbus. Das Unternehmen ist einerseits ein Konkurrent, was Arbeitskräfte angeht, andererseits lockt es gut ausgebildete Menschen mit gutem Einkommen in die Stadt. Sorgen um seine Umsätze, aber auch um die seiner Kollegen in der Region macht sich Bullinger noch nicht, trotz ständig steigender Energie- und Materialkosten. Was ihm eher Sorgen bereitet ist die Bürokratie, die für Unternehmer Tag für Tag mehr wird.

Damit ist er nicht alleine. Überbordende Bürokratie ist laut einer Umfrage des VGL Bayern eine der größten, wenn nicht gar die größte Herausforderung für die Firmeninhaber, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel, den steigenden Energiekosten und der Digitalisierung. Noch effizientere Prozesse implementieren und die Positionierung als attraktiver Arbeitsgeber stärken – das ist für viele der Weg, um weiterhin erfolgreich am Markt zu bestehen. Beim Thema Digitalisierung sieht der VGL Bayern nicht nur die Betriebe in der Pflicht, sondern auch die öffentliche Verwaltung. „Eine konsequentere Nutzung und Weiterentwicklung der Digitalisierung führen zu beschleunigten wirtschaftsbezogenen Verwaltungsleistungen. Ein weiteres Ziel muss ein digitales Unternehmenskonto sein, das die wiederkehrende Vorlage von Dokumenten gegenüber öffentlichen Stellen ersetzt und damit etwa Ausschreibungen einfacher macht“, beschreibt es Jochen Henning, der im VGL Bayern für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die Branchenentwicklung hängt außerdem von vielem ab, was außerhalb der Einfluss-Sphäre des einzelnen Betriebes liegt. Diese Faktoren reichen von Leitzinsentwicklung bis Ukraine-Krieg, von Wahlergebnissen bis zur Preisentwicklung.

Im bayerischen GaLaBau-Verband würde man sich daher zumindest wünschen, dass gesetzgeberische Maßnahmen und Verordnungen einem intensiven Praxistest unterzogen würden, bevor etwas in Kraft tritt, was Unternehmerinnen und Unternehmern das Leben schwerer statt leichter macht. Was die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber für den Agrarsektor bereits ankündigte - den Praktikerrat - könne man sich auch für den GaLaBau vorstellen. „Ein Beispiel hierfür ist die Mantelverordnung, die die Aktualisierungen der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung, Deponie- und Gewerbeabfallverordnung sowie die Neueinführung der Ersatzbaustoffverordnung umfasst. Ein anderes die Aussetzung des Bundeserlasses zur Zertifizierung von holzverwendenden Unternehmen beziehungsweise zur Beschaffung von Holzprodukten aus nachhaltiger Waldwirtschaft“, zählt Henning auf.

Gegen den Fachkräftemangel hilft vor allem, das notwendige Personal selbst auszubilden. „Wir werden die Nachwuchswerbung weiter intensivieren“, sagt Rudolf Klingshirn. Die Chancen, dass der GaLaBau für Jugendliche attraktiv ist, sieht er positiv. „Bei uns geht es um Nachhaltigkeit, Biodiversität, Klimawandel - also um Themen, die für Jugendliche interessant sind. Außerdem ist der GaLaBau vielfältig: von Pflanze bis Tiefbau ist alles dabei.“

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