Mit dem Nachhaltigkeits-Blick über die Messe
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Nachhaltigkeits-Berater Oliver Meyer erarbeitet aktuell mit dem vierten GaLaBau- Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Ende 2022 wurde der „Leitfaden für nachhaltiges Wirtschaften im Garten- und Landschaftsbau“ veröffentlicht – ein Gemeinschaftsprojekt des BGL, des VGL NRW und dem Institut für nachhaltiges Wirtschaften in der Bau- und Immobilienwirtschaft (inwb), welchem Prof. Dr. Ing. Heiko Meinen vorsteht. „Was wir dort geschrieben haben, muss jetzt in die Praxis umgesetzt werden. Die größte Herausforderung für Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich für die Thematik interessieren, ist die Frage: ‚Wo fange ich an?‘“.
Unterstützung finden die Firmeninhaber bei der Unternehmensberatung in Rösrath. Was Meyer ein Anliegen ist: klarzumachen, dass Nachhaltigkeit mehr ist als Energie sparen oder Müll vermeiden. Es gibt drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales – und alle sind wichtig. Doch Maßnahmen um der Ökologie Willen umzusetzen, wenn dabei die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens leidet, ist nicht Sinn der Sache. „Natürlich ist beispielsweise Photovoltaik ein riesiger Hebel, mit dem ein Betrieb ökologisch nachhaltiger wird. Aber es ist auch kostenintensiv. Wenn diese Investition im Moment nicht möglich ist, kann das erst einmal ein Fernziel sein und etwas weniger priorisiert werden. Vielleicht lassen sich stattdessen Maßnahmen gut und schnell umsetzen, die die Mitarbeitergesundheit fördern.“ Das stärkt die Säule „Soziales“, die viele Unternehmen gar nicht mit Nachhaltigkeit in Zusammenhang bringen.
Strategisch verankert
Oliver Meyer beschäftigt sich schon lange mit dem Thema nachhaltiges Wirtschaften und geht mit entsprechendem Fokus über die Messe. Viele Aussteller werben mit nachhaltigen Produkten. „Ich finde es interessant, zu erfahren, wo die Nachhaltigkeit in einer Firma verankert ist. Warum ist sie für das Unternehmen wichtig? Gibt es ein, zwei umweltfreundliche Produkte oder gibt es eine Strategie, die in die Zukunft gerichtet ist?“ Ein gutes Beispiel ist für ihn die Firma Stihl, für die Nachhaltigkeit nicht nur ein Werbeversprechen, sondern im Unternehmen strategisch und organisatorisch verankert ist, nachzulesen im Nachhaltig keitsbericht von Stihl (siehe QR-Code).
Ohnehin können es sich immer weniger Produzenten leisten, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen. Waren vor einiger Zeit lediglich kapitalmarktorientierte Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, gilt diese EU-Richtlinie (CSRD) ab 2025 auch für Unternehmen, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: eine Bilanzsumme von mindestens 25 Mio. €, Nettoumsatzerlöse von mindestens 50 Mio. € und mindestens 250 Beschäftigte. Nachhaltigkeitskriterien werden zukünftig mehr und mehr über die Auftrags- und Kreditvergabe entscheiden. „Wenn ein Hersteller von Betonstein einen klimaneutralen Stein entwickelt, macht er dies nicht nur aus einer rein ökologischen Motivation heraus, sondern auch aufgrund der stetig steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen“, sagt Meyer.
EU-Beschlüsse wirken bis in die grüne Branche
Auch wenn EU-Beschlüsse wie der Green Deal oder die Nachhaltigkeitsberichterstattung für die meisten GaLaBau-Betriebe noch abstrakt und weit weg vom eigenen Unternehmeralltag scheinen: „Was dort passiert hat konkrete Auswirkungen auf die Betriebe – bei großen Unternehmen früher, bei kleineren später.“ Als Beispiel führt er die „Green Claims Directive“ an. Sie soll irreführende Nachhaltigkeitsaussagen verhindern. Ein Begriff wie „bienenfreundlich“ darf für ein Produkt dann nur noch verwendet werden, wenn die Bienenfreundlichkeit tatsächlich nachgewiesen ist. Auch bei einem Naturpool muss man dann nachweisen können, was daran „Natur“ ist.
Mitte Juni hat der Rat der Europäischen Union (EU) sich politisch zur Green Claims Directive (GCD) positioniert. Nun beginnen die informellen Trilog-Verhandlungen zwischen Europäischer Kommission und Europäischem Parlament. Erst nachdem sich die drei Institutionen auf eine gemeinsame Position geeinigt haben, wird diese offiziell beschlossen und tritt nach einer Übergangsfrist in Kraft. Was Meyers Ansicht nach bei der Nachhaltigkeit immer noch zu wenig im Fokus steht, ist eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Dabei geht es darum, vorhandene Produkte und Materialien so lange wie möglich zu verwenden, zu reparieren oder zu recyceln und so deren Lebenszyklus zu verlängern.
Wie schwer das ist, zeigt schon ein Beispiel wie WPC-Terrassendielen. Jeder Hersteller hat eine eigene Materialzusammensetzung, daher ist ein flächendeckendes Recycling aller WPC-Terrassendielen nicht möglich. Auch bei Betonsteinen mit Recyclinganteil handelt es sich nicht etwa um die Verwendung „gebrauchter“ Betonsteine, sondern jeder Hersteller verarbeitet darin die .berschüsse aus der eigenen Produktion. Wer also genau wissen will, was es mit der Umweltfreundlichkeit von Produkten auf sich hat, sollte nachfragen. Die GaLaBau ist ein guter Ort dafür. Alle Interessierten, die das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen angehen wollen, können sich mit Oliver Meyer und Prof. Heiko Meinen persönlich auf der Messe austauschen.
Übrigens schreibt Meyer seine Masterarbeit darüber, wie sich Nachhaltigkeit besser in den Betrieben verankern lässt und hat dafür eine Umfrage gestartet. Wer mitmachen möchte ist herzlich eingeladen!
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