Wenns schnell grün werden soll
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Neubau-Projekte im Allgemeinen und gänzlich neue Siedlungen im Besonderen haben – wenn die Wege und Terrassen endlich errichtet sind – ein für alle sichtbares Gründefizit. Die Trickkiste der Garten- und Landschaftsbaubetriebe kennt meist vier Optionen: Rollrasen, Hecken – bevorzugt Hainbuche, Lorbeer-Kirsche, Liguster und immer häufiger auch Glanzmispel – , Bäume und natürlich ein paar Solitärgehölze. Das Thema Bäume beschränkt sich dabei meist auf Verpflichtungen, die in Zusammenhang mit der Baugenehmigung stehen; die Baumqualitäten bleiben oft schon aus Kostengründen überschaubar. Die wenigen Solitärgehölze stellen eher Dekorationselementar dar, wirklich raumbildend und die Bebauung „eingrünend“ sind sie eher nicht. Nicht selten verharren solche Bauprojekte dann Jahre in einer mehr grau denn grünen Schockstarre.
Es geht auch anders
Bei Rekultivierungs- und Naturschutz haben sich in den letzten Jahrzehnten dynamische Pflanzkonzepte bewährt. Grundlage dafür waren Erkenntnisse von Sukzession. Schnell wachsende Pioniergehölze schaffen die Grundlage für langsam wachsende, dauerhafte Pflanzen, indem sie ein sogenanntes Bestandsklima schaffen. Damit ist eine leichte Verschattung, die Minderung von austrocknenden Winden sowie die Bildung und Fixierung einer Humusschicht gemeint. Da die Pioniergehölze in der Regel nicht sehr konkurrenzstark sind, werden sie mittelfristig von den anderen Pflanzen überwachsen und sterben ab.
Auch in Gärten kann man sich dieses Prinzip zu eigen machen – und das sogar budgetschonend. Denn zum Einsatz kommen in der Regel relativ einfache Qualitäten, im Winterhalbjahr können sogar wurzelnackte Pflanzen verwendet werden. Auf drei Dinge ist dabei zu achten:
- Passende Pflanzenauswahl: Die Gehölze sollten anspruchsarm sein und vor allem schnell wachsen. Eine Auswahl geeigneter Arten ist dem Kasten zu entnehmen.
- Intensive Bewässerung, vor allem während der ersten Vegetationsperiode. Es gilt: Jec mehr Wasser zur Verfügung gestellt wird, umso stärker auch das Wachstum.
- Da mit einem natürlichen „Auskonkurrieren“ im Garten nicht zu rechnen ist, müssen die Gehölze rechtzeitig entfernt oder zumindest zurückgeschnitten werden. Maßgeblich für den letztmöglichen Zeitpunkt sind lokale Baumschutzsatzungen und -(ver)ordnungen. Eine jährliche Überprüfung des Stammdurchmessers ist deshalb dringend angeraten.
Langfristiger Erhalt durch regelmäßigen Rückschnitt
Bei einem Rückschnitt ist bei vielen schnell wachsenden Gehölzen mit starken Ausschlägen aus dem verbliebenen Stamm oder sogar den Wurzeln zu rechnen. Dies muss aber kein Nachteil sein, sondern kann ganz bewusst in das Gestaltungskonzept integriert werden. In Deutschland kennen wir dies vor allem von Kopfweiden. In England, wo der jährliche Rückschnitt auf einen Stamm „Pollarding“ genannt wird, werden dafür seit Langem diverse Pflanzen verwendet. Besonders arbeitsfreundlich sind übrigens Stammhöhen zwischen 0,8 und 1,2 m. Durch den Rückschnitt wird auch die Bildung besonders großer Blätter angeregt – ein weiterer gestalterischer Pluspunkt. Wer solche „Kopf-Gehölze“ erzielen möchte, sollte mit dem erstmaligen Rückschnitt allerdings nicht bis zum Erreichen des von der Baumschutzsatzung vorgegebenen Maximaldurchmessers warten, damit die Schnittwunde nicht zu groß ist.
Geeignete Pflanzen
Silberweide (Salix alba): Aus vielen Regionen in Deutschland als typische Kopfweide bekannt. Für die Verwendung im Garten eignen sich besonders Sorten mit farbiger Winterrinde wie ‘Britzensis‘ (gelbrote Zweige, Synonym ‘Chermesina‘) oder ‘Vitellina‘ (gelb).
Weiße Maulbeere (Morus alba): Morus alba lässt sich auch sehr gut als Kopfbaum verwenden. Aufgrund des jährlichen Rückschnitts muss dann aber auf einen Fruchtertrag verzichtet werden.
Trompetenbaum (Catalpa bignonioides): Das große Laub ist während der ganzen Vegetationsperiode ein Hingucker und schafft tropisches Feeling. Besonders „frisch“ wirkt die gelblaubige Auslese ‘Aurea‘, die während des Sommers zunehmend eine hellgrüne Farbe annimmt. Auch hier ist ein jährlicher Rückschnitt auf Stämmchen empfehlenswert.
Flatter-Ulme (Ulmus laevis): Anders als andere heimische Ulmen ist diese Art hochgradig resistent gegen Krankheiten. Bei ausreichend nährstoffreichem Substrat und Feuchtigkeit sind eingewachsen bis zu 3 m Zuwachs möglich. Um den schönen fächerartigen Wuchs zu erzielen, die Zweige am besten nur alle zwei Jahre zurückschneiden.
Birken-Pappel (Populus simonii): Kein Baum hat im Frühjahr eher Blätter. Sehr schöner aufrechter, dann überhängender Wuchs. Weit weniger problematisch als andere Pappeln. Auch der für die Gattung typische „Flaum“ wird nicht gebildet, da nur ein männlicher Klon in Europa vermehrt wird. Um den schönen Wuchs nicht zu enstellen, sollte ein Rückschnitt nur in mehrjährigen Abständen stattfinden.
Amerikanischer Perückenstrauch (Cotinus obovatus): Er wächst noch stärker und aufrechter als sein eurasischer Bruder. Auch die rotlaubige Hybride mit diesem (C. x drummeri ‘Grace‘) ist empfehlenswert. Leuchtend orangerote Herbstfärbung. Rückschnitt wird sehr gut vertragen.
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