Fachgerechte Ansaaten von "Blumenwiesen"
Unter dem Label "Blumenwiese" werden im Handel allerlei Saatgutmischungen angeboten. Die wenigsten davon taugen für die fachgerechte Anlage einer stabilen Wiese. Hier finden Sie eine Checkliste, die zur Herstellung von echten Wiesen führen.
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Erwartungen anpassen: Der Begriff „Blumenwiese“ weckt Assoziationen an üppige Bergwiesen, die immer zu blühen scheinen. Richtige Blumenwiesen – fachlich: Landschaftsrasen mit Kräutern (Anteil mind. 50%) - haben ihren Blütenschwerpunkt im Mai/Juni. Im Hochsommer oder nach dem Schnitt sehen sie für eine bestimmte Zeit weniger attraktiv aus. Die Nachblüte nach dem Schnitt ist nicht mehr ganz so üppig, wie die Hauptblüte. Wer eine längere Blütezeit mit Herbstaspekt möchte, sollte eher zur Staudenpflanzung greifen. Als Alternativen oder Ergänzungen eignen sich Mischungen für Blumenrasen (wird häufiger geschnitten), Schotterrasen (z.B. für Parkplätze), Säume (z.B. entlang von Zäunen) oder an den Boden angepasste Mischungen (z.B. Fettwiesenmischung).
Der richtige Standort: Blumenwiesen brauchen einen vollsonnigen Standort, am besten in Hanglage. Je weniger Wasser und Nährstoffe es gibt, desto artenreicher wird die Wiese. Auf weniger geeigneten Standorten ist eine Staudenpflanzung aus angepassten Arten die bessere Alternative – oder eben eine an den Standort angepasste Mischung mit geeigneter Artenzusammenstellung.
Der richtige Boden: Durchschnittliche Gartenböden enthalten für Wiesen in der Regel viel zu viel Humus und zu viele Nährstoffe. Besser geeignet sind skelettreiche (steinhaltige) Unterböden; Kalk bzw. ein hoher pH-Wert erhöht den potenziellen Artenreichtum. Guter Wasserabzug ist Grundvoraussetzung. Splitt, Sand oder Kies können beim Abmagern des Bodens helfen. Der Boden sollte außerdem keine problematischen Wurzelunkräuter enthalten.
Das richtiges Saatgut: Die meisten im Einzelhandel erhältlichen (billigen) Mischungen ergeben keine Wiese, sondern meist nur eine einjährige Blumenflur aus Ackerunkräutern und Zierpflanzen. Für Blumenwiesen benötigt man einen Landschaftsrasen mit hohem Kräuteranteil. Diese Mischungen sind relativ teuer, weil sie sehr aufwändig zu gewinnende, und deshalb kostspielige Saaten enthalten. Dafür werden sie auch nur mit einer sehr geringen Aufwandsmenge von 2 bis 3g/m² ausgesät (Rasen: 30 g/m²). Saatgut für Blumenwiesen sollten nur im professionellen Fachhandel oder bei vertrauenswürdigenden Anbauern bezogen werden. Im Zweifelsfall sollte die Lieferquelle eindeutig nachgewiesen werden können. Übrigens: Bei Aussaaten in der freien Landschaft muss gebietsheimisches Saatgut verwendet werden.
Die richtige Vorbereitung: Ein gutes Saatbett besteht aus tiefgründig aufgelockertem, möglichst unkrautfreiem Unterboden. Vorhandene Böden können durch mineralisches Material (Sand, Kies, Splitt, Mineralgemisch) abgemagert/strukturverbessert werden. Das bedeutet in der Regel aber einen Auftrag von 10cm Material. Muss der Boden ausgetauscht werden, sollte das Begrünungsziel (ökologisch sinnvolles Verfahren) überprüft werden (ist ein Bodentausch nachhaltig?). Die Verwendung von Unterboden aus der Bautätigkeit verbessert die Ökobilanz. In jedem Fall sollte der Boden mindestens einmal (besser zwei- bis dreimal) vorher gründlich durchgearbeitet werden; und zwar zuletzt 6 Wochen vor der Aussaat, damit sich das Saatbett setzen kann.
Der richtige Aussaattermin: Prinzipiell kann das Saatgut die ganze Vegetationsperiode ausgebracht werden, wenn danach keine längeren Hitze- oder Frostperioden drohen. Gute Saattermine sind aber der Spätsommer zwischen August und September (in milden Lagen auch noch Oktober) oder im frühen Frühjahr.
Die richtige Aussaat: Um die geringe Aufwandsmenge beim Ausbringen zu gewährleisten, wird das Saat gut mit Sand oder anderen Materialien gestreckt. Ist es homogen gemischt, ist eine gleichmäßige Aussaat gewährleistet. Auch das Beimischen kurzlebiger Schnellbegrüner (z.B. Lein) erleichtert den Saatvorgang. Nach der Aussaat, wird die Saat nicht mit der Harke ins Planum eingearbeitet, sondern nur mit Sand dünn abgestreut oder angewalzt. Nicht wässern! Das Saatgut läuft ab der nächsten feuchten Periode auf.
Das Auflaufen: Durch die geringe Aufwandsmenge und die unterschiedliche Keimdauer der verwendeten Arten, sieht eine Blumenwiese beim Auflaufen immer lückig aus, Das ist auch so erwünscht, schließlich sollen sich die Kräuter („Blumen“) entwickeln können. Eine geschlossene Vegetationsschicht aus Gräsern erschwert den Aufwuchs der Kräuter.
Die erste Mahd wird nach Beschau durchgeführt. Möglicherweise kann sie im ersten Jahr ganz unterbleiben und findet erst im Juni/Juli des zweiten Jahres statt.
Das Ergebnis: Wiesen unterliegen einer Entwicklung: im ersten Jahr wird der Blühaspekt durch kurzlebige Ackerwild (z.B. Mohn, Kornblume) und Schnellbegrüner (z.B. Lein) bestimmt. Ab dem zweiten Jahr übernehmen bei guten Mischungen die ausdauernden Kräuter das Kommando (z.B. Flockenblumen, Kartäuser-Nelke, Margerite, Labkräuter). In diesen Zusammenstellungen ist der Anteil an Gräsern stets geringer. Sie breiten sich meist von alleine aus.
Die richtige Pflege: Die Wiesenmahd findet ab dem zweiten Standjahr je nach Witterung und regionalem Klima zwischen Mai und Juli statt. Gemäht wird am sinnvollsten mit Sense, Motorsense oder Balkenmäher. Das Mähgut wird nach dem Abtrocknen und Ausfallen der Samen von der Fläche entfernt. Die Mähhäufigkeit hängt vom Nährstoffgehalt, der Regenhäufigkeit und den Entwicklungszielen ab. Wiesen auf magerem Boden kommen mit einem einmaligen jährlichen Schnitt aus.
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