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Betriebsporträt

Landschaftsgärtner aus Leidenschaft

Volker und Beate Dietewich ist etwas gelungen, was man sich als Gärtner wünscht: Sie haben die Gartenkultur in ihrer Region erheblich gefördert. Dass Leidenschaft ansteckend sein kann, haben wir bei unserem Besuch inBurbach-Holzhausen lebhaft erfahren.

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Zusammen mit ihrem Team sorgt die Familie in der Region für "Lust auf Garten"
Zusammen mit ihrem Team sorgt die Familie in der Region für "Lust auf Garten"Dietewich
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Die regionale Botschaft der Gartenkultur residiert im Herzen von Burbachs 2.000-Einwohner-Ortsteil Holzhausen – genauer gesagt in zwei alten Fachwerkhäusern in der Schulstraße des bereits zweimal mit „Gold“ ausgezeichneten Vorzeigedorfes („Unser Dorf soll schöner werden“). In den beiden über 200 Jahre alten Gebäuden im Dorfkern wohnen und arbeiten die guten Geister, die für den Garten drumherum und für viele Gärten in der Umgebung verantwortlich sind: Seit 25 Jahren wohnen die Dietewichs in dem schönen Landstrich namens „Hickengrund“, einem wald- und heckenreichen Teil des Siegerlandes – gerade noch in Nordrhein-Westfalen. Und weil die Hecken der Gegend ihren Namen gaben, heißt auch der Garten der Unternehmerfamilie „Heckengarten“. „Schönen Gruß aus dem Heckengarten im Hickengrund“ lautet die Unterzeile jedes Schreibens aus dem Hause Dietewich. Und diese Grußzeile verrät schon sehr viel über das Unternehmen, das seit mehr als 25 Jahren Gartenkultur verbreitet.

Ein bisschen zum Glück gezwungen
Eigentlich wollte Volker Dietewich sich ja gar nicht selbstständig machen. Aber die Entscheidung wurde ihm abgenommen: Die Baumschule, die den frischgebackenen GaLaBau-Meister eingestellt hatte, um zukünftig landschaftsgärtnerische Leistungen anzubieten, glaubte nach anderthalb Jahren genug vom GaLaBau zu verstehen und setzte den jungen Mann auf die Straße. Doch bevor Dietewich sich um seine Zukunft sorgen machen konnte, kamen die ersten beiden Aufträge herein. Statt zum Arbeitsamt ging der Siegerländer in Freudenberg zum Ordnungsamt, um sich einen Gewerbeschein zu holen, und schlug damit jenes bekannte Kapitel auf, das am Anfang vieler Unternehmensgeschichten im GaLaBau steht: Der Start als Ein-Mann-Betrieb mit Kastenwagen (R4) und Handwerkszeug. In einer Region, in der die Gartenkultur nicht gerade erfunden wurde, setze Dietewich damit eine Tradition in Gang, die seit über zwei Jahrzehnten anhält – denn an Aufträgen hat es seit dem Start in die Selbstständigkeit selten gemangelt.

Und allein diese Tatsache ist schon eine besondere Erwähnung wert. Denn das Unternehmen hat sich mit der erfolgreichen Entwicklung über mäßig günstige Rahmenbedingungen hinweggesetzt. Auf der einen Seite war vor 25 Jahren die Privatgartenkultur im Siegerland noch relativ unterentwickelt – eine Tatsache, die sich bis heute an der Gestaltungsqualität vieler Hausgärten und den Gepflogenheiten seiner Besitzer ablesen lässt. So werden zum Beispiel immer noch kaum Pflegeleistungen nachgefragt, weil es als nicht angesagt gilt, den Garten von einer Firma instand halten zu lassen. Auf der anderen Seite bilden die Grenzen der Bundesländer erstaunlich stabile psychologische Hürden beim Aufbau von grenzüberschreitenden Kundenbeziehungen. So haben die Dietewichs lange gebraucht, die jenseits von NRW liegenden Gebiete für sich zu erobern – obwohl sie zum Teil unmittelbar vor der Haustür liegen (Hessen beginnt 400?m hinter dem Lagerplatz). „Jetzt haben wir langsam den Kreis voll – und das hat 25 Jahre gedauert“, erzählt Volker Dietewich.

Leidenschaftlich, qualitätsbewusst, authentisch
Wenn es dann also trotzdem geklappt hat, so muss es ein spezielles Erfolgsrezept geben und das lässt sich als eine gute Mischung aus geeigneten Zutaten beschreiben. Eine dieser Zutaten ist für die meisten Erfolge die wichtigste: die eingangs beschriebene Leidenschaft. Volker Dietewich kann seine Freude an Pflanzen und schönen Gärten auf andere übertragen. Der 53-Jährige schafft es schnell, Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu schaffen, allein über die ungespielte Begeisterung für die Sache. So hat ihn auch vor vier Jahren das Regionalfernsehen entdeckt, wo er als Entlastung für seinen Kollegen Rainer Fick einsprang und sich mit diesem nun regelmäßig alle zwei Wochen abwechselt. „Das dient sowohl dem Fachverband als auch uns als Betrieb“, ist Dietewich überzeugt. „Man glaubt gar nicht, wie viele Leute das gucken“, fügt seine Frau an. „Wir schauen zu dieser Zeit nicht fern“, sagt sie und meint, dass es aber beileibe nicht nur Senioren seien, die sie auf die Beiträge ansprechen. Durch die Auftritte in der „Lokalzeit Südwestfalen“ – das Studio ist in Siegen, also am äußersten Südrand des Sendegebiets – hat der Unternehmer seine Reputation ausgebaut, zumal die Videos auch auf der eigenen Webseite angeboten werden.

Viel Öffentlichkeit, viel Erfolg
Ein zweiter Erfolgsfaktor ist, dass die Dietewichs generell früh für sich entdeckt haben, was man mit Öffentlichkeitsarbeit alles erreichen kann. Beate Flender-Dietewich, die in Geisenheim Landschaftsarchitektur studiert hat, ist nicht nur fachlich ein perfekter Konterpart zu ihrem umtriebigen Ehemann, sondern auch in der Außendarstellung. Für den Verband macht sie die Pressearbeit in der Region und mit Kräuterwind zusammen Gartenexkursionen. Über den von ihr vor 15 Jahren initiierten Tag der offenen Gartentür in der Region sind viele Besucher zu Kunden geworden – die Einrichtung scheint für die vorsichtigen Südwestfalen eine ideale Einrichtung zu sein, denn über das Anschauen und Begreifen wächst das Vertrauen, in den Dietewichs die richtigen Partner für den eigenen Garten zu gefunden zu haben. In dem 1?800?m² großen Garten in der Schulstraße verschmelzen ohnehin das Privatleben und der Firmenalltag seiner Nutzer. An zwei Sonntagen im Mai kommen die Besucher, und auch sonst sind Kunden gerne gesehen. Wenn die Azubis Pflanzen oder Hecke schneiden lernen sollen, ist der Privatgarten dazu ebenfalls der rechte Ort.
Sobald in Zukunft der Garten des 2012 zugekauften Nachbarhauses fertig sein wird, welches von dem auf die Sanierung historischer Gebäude spezialisierten Architekten Dietmar Winkel zu einem Bürotrakt mit Besprechungszimmer umgewandelt worden ist, steht den Kunden noch mehr Schaugarten zur Verfügung. „Wir sind momentan in einer finalen Findungsphase“, sagt der Unternehmer schmunzelnd. Die markante und englisch anmutende Eibenhecke, die bereits den bestehenden Garten prägt, ist schon bis auf das neue Grundstück verlängert.

Leidenschaft für Pflanzen und regionale Baustoffe
Hecken (Eibe, Buche), solitäre Gehölze und Stauden – all das, was sich in dem lebendigen Garten der Familie findet, steht auch für die Stärke der Dietewichs, mit Pflanzen zu gestalten – mit der klaren Arbeitsteilung: Volker Dietewich Gehölze, seine Frau Stauden und Pflegekonzepte. So teilen die beiden sich im Großen und Ganzen auch die Kundenbetreuung. Es gibt in Dietewichs Gärten wenig Rasen (nur dann, wenn er explizit nachgefragt wird), viele Staudenpflanzungen und ein paar Klassiker – wie Crataegus × lavallei, der Lieblingsbaum des Gärtnermeisters, Amelanchier, Cornus, Ahorn und Eiben. Statt Pflasterflächen kommen oft wassergebundene Materialien mit Kies- oder Splittabdeckung zum Einsatz, möglichst Material aus der Region. Dietewich ist ein erklärter Natursteinfreak: Häufig greift er zu einer Grauwacke aus einem kleinen Bruch im Oberbergischen, in dem der Besitzer noch selbst die Steine an ausgewählte Kunden verkauft. Auch Lindlarer Grauwacke oder Mendiger Basalt finden sich in der Bemusterung. Dazu ein schöner Klinker von Röben, der im Westerwald gebrannt wird, sowie keilgezinktes Robinienholz aus Brandenburg, mit dem die Firma schon etliche Terrassen gebaut hat.

Auch digital ein bisschen anders
Beate Flender-Dietewich kümmert sich nicht nur bei dem Vorzeigegarten am eigenen Haus um die Öffentlichkeitsarbeit; sie ist auch das Gesicht hinter der Webseite, die ständig gepflegt wird und die nicht nur von ihrer Aktualität lebt, sondern auch von den Menschen und der geschmackvollen Gestaltung, besonders von den Illustrationen des Grafikers Viktor Fieber. Allein das von ihm zusammen mit den Dietewichs entwickelte Logo – eine lesende Frau mit Sommerhut unter einem Crataegus × lavallei – unterstreicht das Anderssein; es geht um Genuss, um Leichtigkeit – und immer wieder auch um Leidenschaft, um die Menschen hinter der Leistung, die Partner, die Kunden. „Den Kunden interessiert nicht, was man für einen Bagger hat, sondern wer die Menschen sind, die hinter dem Unternehmen stehen“, ist ihr Mann überzeugt.

Den Webseitengestaltern ist es trefflich gelungen, den Dietewichs eine digitale Präsenz zu schneidern, die ihrem Wesen gerecht wird. Die Seite von der Firma Heliomedia ist responsive (passt sich also Endgeräten mit unterschiedlich großen Bildschirmen an) und beinhaltet das Redaktionssystem (Content-Management-System = CMS) Typo3, mit dem die Dietewichs ihre Inhalte selbst einpflegen können.

Die von Fieber locker gezeichneten Gärtner, die auch gärtnernde Kunden darstellen könnten, finden sich selbst auf den Pritschen wieder, wo sie sogar auf der Baustelle für eine gewisse lockere Atmosphäre sorgen. Die Zeichnungen wirken wertig, stilvoll, lebendig. Sie stehen für die bodenständigen Kunden der Region, die die Lebensart für sich entdeckt haben.

Mit Tricks über die Landesgrenzen
Das wäre immerhin schon mal eine Reihe von Gründen, die den Erfolg in NRW erklären. Dass es mittlerweile auch jenseits der Ländergrenzen funktioniert, dafür haben zwei andere Maßnahmen gesorgt. Um nach Hessen zu gelangen, haben sich die Dietewichs 2006 entschieden, bei der Messe „LebensArt“ in Dillenburg mitzumachen. Die wird ihrem Namen in den Augen des Unternehmers gerecht und bringt die richtigen Kontakte. Tatsächlich interessieren sich die Menschen im Nassauischen seit dem ersten Messeauftritt für die Gärten von Dietewich. Und weil die verbliebenen Mitbewerber sich auf Wiederholungen beschränken, kann sich das Unternehmen der ungeteilten Aufmerksamkeit sicher sein.

Einen ähnlichen Anstoß in Richtung Rheinland-Pfalz brachte die Mitgliedschaft bei „Kräuterwind“ (siehe dega2740). Die ehemals vom Land bezahlte Initiative zur Förderung von Produkten aus dem Westerwald verknüpft Betriebe, die sich im weitesten Sinne dem Bereich „Lebensart & Genuss“ zurechnen lassen; neben regionalen Nahrungsmittelproduzenten und Restaurants sind das eben auch Gärtner. Über die Märkte und Veranstaltungen von Kräuterwind kommt Dietewich auch über die Grenze.

Die Grenzlage hat für das Unternehmen übrigens noch ein paar andere Nachteile; denn statt die oft näheren Einrichtungen in den benachbarten Bundesländern nutzen zu können, sind die Dietewichs zum Beispiel auf Schule sowie Fort- und Weiterbildungsstätten irgendwo in über 100?km Entfernung angewiesen.

Erfolgsfaktor Mitarbeiter
Denn die Schulen sind für das Unternehmen schon deshalb so wichtig, weil auch die Siegerländer immer stärker auf die eigene Ausbildung angewiesen sind, um ihren Fachkräftebedarf zu decken. Selbst ein Unternehmen mit einer familiären Mitarbeiterstruktur spürt mittlerweile den Druck der Konkurrenz: „Wir hatten dieses Jahr drei Kündigungen auf dem Tisch“, sagt Dietewich – einmal ging es um 4 Euro mehr, zweimal um vermeintlich weniger harte Arbeit. Und auch wenn der Erste reumütig Rückkehrbereitschaft bekundet, weil er den Wechsel als „Abstieg von der Champions League in die dritte Liga“ empfindet, so war das für die Dietewichs mit ihrer seit Jahren stabilen Personalstruktur ein herber Schlag. Die meisten Mitarbeiter sind „Eigengewächse“, die den Geist der Firma zum Kunden tragen und für die Umsetzung der Ideen bürgen. Und so hoffen die Dietewichs auch unter den aktuell drei Azubis wieder einen Leistungsträger heranzuziehen.

Die Leidenschaft scheint übrigens nicht nur auf Mitarbeiter und Kunden überzuspringen: Wenige Tage vor unserem Besuch hat Tochter Johanna in Wolbeck ihren Gesellenbrief bekommen: als Beste ihres Jahrgangs. Jetzt will die 21-Jährige nach Erfurt zum Studieren gehen. Mama und Papa sind kräftig stolz und haben einmal mehr die Bestätigung bekommen, dass sie ziemlich viel richtig gemacht haben. Und, dass Leidenschaft einen ganz schön weit tragen kann.

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