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Gartendesign Christoph Ulmer

Mit der Geschichte im Rücken

Wer in einer Baumschule mit 165 Jahren Tradition groß wird, muss ein besonderes Herz für Pflanzen haben: Christoph Ulmer hat die Leidenschaft für Gestaltung mit der Kompetenz für Gehölze verbunden und daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Sein Design basiert auf der Raumbildung mithilfe besonderer Formen und Sorten.

von Tjards Wendebourg, Redaktion GÄRTEN erschienen am 27.08.2025
Christoph und Jakob Ulmer © Tjards Wendebourg, Redaktion GÄRTEN
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Bei Christoph Ulmer geht es reduziert und elegant zu: Wenn man den Gartendesigner und Baumschulunternehmer in Weilheim unter der Teck am Trauf der Schwäbischen Alb besucht, wird man von einem großzügigen Hof und schließlich in einer Art Weinkontor empfangen. Die 1,2ha innerstädtische Verkaufsfläche bietet Besuchenden einen besonderen Vorteil: Die Pflanzen, die Ulmer für seine Planungen gerne verwendet, kann man direkt vor Ort besichtigen; und zwar als prächtige, mehrstämmige Solitärs und praktisch ganzjährig lieferbar in besonderen Air-Pots, die das Feinwurzelwachstum der Pflanzen befördern. Auch in seinen beiden Baumparks können Kundinnen und Kunden die Gehölze und ihre Wirkung direkt live erleben. Das macht den Ort auch für Planende und GaLaBau-Unternehmen interessant, die mit ihren Kunden zum Pflanzenanschauen vorbeikommen können.

„Wir generieren Aufträge für den Garten- und Landschaftsbau. Wir treten nicht in Konkurrenz, weil wir nicht ausführen.“ Christoph Ulmer

Ulmer hat für seine 165 Jahre alte Baumschule eine Nische gefunden, die seine Leidenschaft und den Geschäftserfolg geschickt miteinander in Einklang bringt: „Wir sind alt, aber nicht altmodisch“ kommentiert er schmunzelnd das Modell. Im Einzugsgebiet der Großstadt Stuttgart hat er in sechster Generation ein Konzept entwickelt, dass auf den Säulen Gartenplanung, Verkauf besonderer Pflanzen und Alleebaumproduktion beruht. Dabei nennt er sein Unternehmen auch „Beratungsbaumschule“, denn als Dienstleister sieht er sich sowohl für Kommunen als auch für den Garten- und Landschaftsbau als Berater. Für erstere entwickelt er ein Sortiment regionalangepasster Klimabäume, für den GaLaBau sieht er sich als Auftragsbeschaffer und Garant für den Anwachserfolg hochwertiger Solitärpflanzen. „Wir treten nicht in Konkurrenz, weil wir weder ausführen noch pflegen“, erklärt Ulmer, der das Unternehmen zusammen mit seinem Sohn Jakob (27) führt; dem Vertreter der 7. Generation also.

Reduktion als Zielgruppenanpassung

Ulmers Stil kann man ebenfalls gleich vor Ort besichtigen. Vor dem schmiedeisernen Zaun empfängt ein Meer aus Japanischem Berggras (Hakonechloa macra) – der Staude des Jahres 2022 – das geschnittene Eibenpolster wie Inseln zu umspülen scheint. Mehrstämmige Felsenbirnen ragen daraus als lichte Gliederungselemente in die Höhe empor. „Was für die Kunden immer wichtiger wird, ist, dass sie den Garten auch handlen können“, meint Ulmer. Für Gartenliebhaber könne man natürlich nach wie vor einen umfassenden Staudengarten planen. Für die meisten Privaten stehe aber eine pflegearme Anlage ganz oben auf der Wunschliste. „Wir konzentrieren uns deshalb auf besondere Pflanzen, einzelne Solitärs und wenige Arten in großzügiger, flächiger Verwendung“, beschreibt er das Gestaltungskonzept, das auch auf weiteren Flächen auf dem Gelände zu besichtigen ist.

„Das Grundgerüst muss zunächst einmal auch ohne die Stauden funktionieren.“ Christoph Ulmer

So gibt es unter einem großen Mammutbaum und vor einer hohen Schiefermauer im Schaugarten eine ausgedehnte Fläche aus Pennisetum orientale aus der im Juni neben wenigen Solitärgehölzen die Blüten von Allium und Eremurus aufragen. „Die Leute haben heute wirklich Urlaubsstress und brauchen deshalb einen überschaubaren Garten“, pointiert der Gestalter schmunzelnd. „Die Gärten, die wir gestalten, machen nicht ganz so viel Arbeit, aber beinhalten trotzdem Akzentbeete, wo hier und da etwas blüht.“ In seiner Projektliste auf der Website finden sich viele Anlagen mit skulptural geschnittenen oder gezogenen Gehölzen, von harmonischen, im ungleichschenkeligen Dreiecksverband gesetzten Schirmbäumen unter denen Eibenkugeln wie Murmel ausgestreut scheinen; oder Pools, in denen sich Weidenblättrige Eichen (Quercus phellos) spiegeln. Es gibt schöne Kontraste und architektonische Formen, die vom Laub der Gräser gebrochen, ja aufgelöst werden. Manchmal vermitteln Jahrzehnte alte, mehrstämmige Gehölze zur offenen Landschaft.

Gartenvisualisierung
Gartenvisualisierung © Carsten Iwan

Fokus auf Entwurf und Visualisierung

Seit gut 20 Jahren ist Ulmer in Personalunion als Gartendesigner und Baumschulunternehmer unterwegs. Die Gestaltungsidee ging dabei immer von der Pflanze aus und dem Prinzip, mit Gehölzen Räume zu schaffen und Effekte zu erzielen. Die Pflanzenkompetenz ist das Pfund, mit dem der Gestalter wuchern kann. Dazu eine Leidenschaft für gestalterische Prinzipien, das Bilden von Räumen und Gestalten von Achsen. Ulmer hat bei Daniel Nies das Zeichnen von Skizzen gelernt, bedient sich aber schon lange der Hilfe von Carsten Iwan, der ihm die Ideen in Zeichnungen umsetzt. Denn die Leidenschaft für die Planung mit der gleichen Intensität zu verfolgen, wie das Management der Baumschule erwies sich vor dem Einstieg seines Sohns nicht immer als einfach.

Dabei kamen die Anforderung von Beginn an von den Kunden. „In einer Baumschule, die auch einen Verkauf hat, hat man einfach den Bedarf nach Planung“, beschreibt Ulmer den Impuls seinerzeit gestalterisch tätig zu werden. Darüber seien dann schnell einspruchsvollere, interessantere Objekte gekommen, erzählt er. „Da ist es uns wahrscheinlich gelungen, gute Lösungen zu finden, so dass wir weiterempfohlen worden sind“, schmunzelt der 59-jährige. Sein Unternehmen Ulmer Gardendesign GmbH, das so in der Öffentlichkeit kaum auftritt, liefert heute Entwurfsplanungen und Pflanzkonzepte und berät die Ausführungsunternehmen bei der Umsetzung. „Wir haben Planungen von der Skizze mit Filzstift bis zur Grundrissplanungen mit Visualisierung“, umreißt Ulmer den Leistungsumfang.

Stark auf Social Media

Ein weiteres Pfund ist die Social Media-Kompetenz. Kathrin Ulmer ist als Tochter des Unternehmers in der Baumschule großgeworden und kennt ihre Besonderheiten. Sie hat sich für einen anderen Weg entschieden und hat Marketing Analytics und Digitales Marketing studiert. Vor knapp zwei Jahren machte sie sich mit drei weiteren Frauen und der Social Media-Agentur 44am selbstständig. Für Planung und Baumschule ist das ein Riesenvorteil, nun eine Fachfrau in der Hinterhand zu haben, die das Unternehmen kennt und zugleich das Knowhow für Instagram, Pinterest & Co. mitbringt. Denn durch das die Inszenierung von Projekten, Produkten und Mitarbeitenden auf Social Media wird ein ganzes Bündel von Effekten ausgelöst. So werden einerseits Kundinnen und Kunden aus einem größeren Einzugsgebiet auf die Leistungen und Pflanzen aufmerksam. Gleichzeitig präsentieren sich die Ulmers auch als jungdynamischer Arbeitgeber, was wiederum auch auf eine jüngere Kundenzielgruppe wirkt. „Durch ein junges Team bekommt man auch wieder junge Leute“, hat Jakob Ulmer festgestellt; und das nicht nur auf der Seite der Mitarbeitenden. Das zahlt sich aus und rechtfertigt den Aufwand: „Wenn ich eine Stunde die Woche in Social Media investiere, kann ich natürlich nicht hoffen, dass da viel bei herumkommt“, begründet Kathrin Ulmer das Engagement. Durch die Nähe der Agentur zur Firma ist es ihr möglich, auf dem kurzen Dienstweg immer mal wieder besondere Pflanzaktionen oder alltägliche Abläufe mit der Kamera zu begleiten. Das liefert dann zugleich wertvollen Content für die Kanäle. Dabei gehe Qualität vor Quantität, meint die Expertin und für die Qualität, müsse man sich in der Tiefe mit den Themen auseinandersetzen, die die Zielgruppe interessieren. Außerdem müsse man die Eigenheiten der Plattformen berücksichtigen. „Man sollte schauen, was gerade trendet und wie man Inhalte so umsetzt, wie sie von der Plattform unterstützt werden“, erklärt sie. Während zum Beispiel eine eher ältere Zielgruppe bei Pinterest nach konkreten Lösungen suche, seien bei Instagram im Durchschnitt jüngere Menschen unterwegs, um sich inspirieren zu lassen. Gerade Instagram werde allerdings zunehmend zugleich zu einer Service-Plattform, auf der Beratung angefragt wird, hat die Unternehmensgründerin festgestellt.

„Das Wichtigste ist die Anonymität. Und deshalb werden wir praktisch auch immer mit Kürzeln arbeiten und nicht den Namen nennen.“ Christoph Ulmer

Bilderstark unterwegs

Was es für Social Media dringend braucht – gerade für Instagram und Pinterest – sind gute Bilder und Videos. Und auch da sind die Ulmers richtungsweisend unterwegs: „Alle Gärten, werden zwei Jahre, nachdem sie gebaut wurden, professionell fotografiert“, erklärt Christoph Ulmer. Dabei bespricht der Gartengestalter schon im Vorfeld mit den Auftraggebern, dass die Gärten im Anschluss ins Bild gesetzt und veröffentlicht werden dürfen. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang die Zusicherung der Anonymität: Projekte tauchen später als „Garten Familie Q“ oder ähnlich in der Werkschau auf. Denn für die Präsentation sind Ort und Name letztlich unwesentlich, während den Eigentümern durch die Anonymisierung die Entscheidung erleichtert wird. „Wenn jemand eine Menge Geld ausgibt und einen schönen Garten bauen lässt, dann möchte er ihn auch als seinen privaten Raum nutzen“, zeigt der Gartengestalter Verständnis. Für die professionelle Inszenierung) – auch per Drohne – arbeitet das Unternehmen mit drei Fotografen zusammen. Auch der namhafte Fotoprofi Ferdinand Graf Luckner hat schon für die Ulmers fotografiert. „Wenn wir kurzfristig etwas haben, reicht aber oftmals auch ein gutes iPhone-Foto“, ergänzt Kathrin Ulmer. Durch die guten Bilder und die professionelle Social Media-Arbeit hat sich das Projektgeschäft ebenso intensiviert, wie der Abverkauf besonderer Gehölze. Mehrstämmige Kiefern etwa gehen mittlerweile mehrere Hundert Kilometer weit auf Reisen. Auch der Endverkauf profitiert. Das Areal in Weilheim hat das Unternehmen frisch umgestaltet und fokussiert sich dort jetzt nur noch auf besondere Pflanzen im Container. Verkauf, Projektgeschäft und Planung gehen Hand in Hand. Und wer am Ende noch einen guten Wein mitnehmen möchte, wird im Kontor auch gleich fündig. Der Kauf von Pflanzen und Gärten soll rundherum ein Genuß sein.

Kontakt

Ulmer Gardendesign GmbH/Baumschulen Christoph Ulmer Christoph Ulmer Obere Grabenstraße 34, D-73235 Weilheim Teck Telefon: +49 70 23/28 38 mail@ulmer-baumschulen.de www.ulmer-baumschulen.de

Buchtipp Räume bilden mit Pflanzen
Buchtipp
Buchtipp © Verlag Eugen Ulmer

Prof. Dr. Wolfgang Borchardt lehrt bis zu seiner Emeritierung Pflanzenkunde und Pflanzenverwendung an der Fachhochschule Erfurt. In seinem 2017 bei Ulmer erschienenen Fachbuch erklärt er, wie man mithilfe von Gehölzen Gartenräume gestaltet.

978-3-8001-0829-9

Garten – Räume – Gestalten

Garten - Räume - Gestalten

Wolfgang Borchardt / 39,90 EUR
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