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Gehölze

Buchsersatz: Ilex aus Sicht des Pflanzenschutzes

Die Stechpalme (Ilex) gilt als eine der Gattungen, die als Ersatz für Buchs infrage kommen. Doch welche Krankheiten, Schädlinge oder abiotischen Probleme gibt es hier?

von Thomas Lohrer erschienen am 06.02.2025
Die Larven der Ilexminierfliege verursachen deutliche Platzminen im Blatt. © © Thomas Lohrer
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Das Buchsbaumsterben, verursacht durch den Pilz Cylindrocladium buxicola, sowie die Raupen des Buchsbaumzünslers (Cydalima perspectalis) – die beide ausschließlich Buchsbäume als Wirtspflanzen nutzen – haben die Attraktivität von Buchsbäumen in den zurückliegenden Jahren erheblich gemindert. Losgelöst von der Tatsache, dass es beim Buchsbaumsterben weniger anfällige Buxus-Sorten gibt und die Raupen des Zünslers – regelmäßiges Monitoring und eine genaue Spritzterminierung vorausgesetzt – gut bekämpfbar sind, sehen sich viele veranlasst, nach Alternativen zu suchen.

Das Spektrum an geeigneten Pflanzen ist groß, und Vertreter finden sich sowohl bei Gattungen innerhalb der Laubgehölze (wie Ilex, Berberis, Lonicera, Vaccinium) und Nadelgehölze (wie Thuja, Taxus, Podocarpus) als auch Stauden (Lavandula, Thymus). Bereits früh wurde die Gattung Ilex als Ersatz für Buxus diskutiert, begleitet durch zahlreiche Sortenversuche an unterschiedlichsten Standorten. An dieser Stelle werfen wir auf die Stechpalme einen fokussierten Blick aus Sicht des Pflanzenschutzes und die für die Praxis wichtigen Krankheiten, Schädlinge oder abiotischen Probleme.

Ilexminierfliege

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Ilexminierfliege, Phytomyza ilicis, erstmals beschrieben und zählt heute zu den bekanntesten und auffälligsten Schädlingen an der Stechpalme. Die Ilexminierfliege vollzieht jährlich nur eine Generation und tritt dabei offenbar nur an der Art Ilex aquifolium auf, wobei sich der Schaden und die Symptomatik allein auf die Blätter beschränken. Im Mai/Juni schlüpfen die etwa 3?mm großen, flugfähigen Minierfliegen, die durch rötlich gefärbte Augen und eine äußerliche Ähnlichkeit mit kleinen Stubenfliegen nur wenig auffallen. Begattete Weibchen legen ihre Eier einzeln auf der Blattunterseite im Xylemgewebe der Mittelrippe ab und hier bevorzugt am unteren Blattende. Zusätzliche Einstichstellen auf der Blattspreite, die durch das Anstechen des Blattgewebes mit dem Legebohrer entstehen – der austretende Pflanzensaft wird vom Weibchen als Nahrung aufgenommen –, werden vom aufmerksamen Betrachter oft fälschlicherweise anderen Schaderregern zugeschrieben.

Bereits nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven und fressen sich innerhalb der Mittelrippe als Minierer gen Blattspitze. Zum Jahresende verlässt die frisch gehäutete Larve die Mittelrippe und setzt ihren Minierfraß im Palisadengewebe des Blattes, wenn auch nur zögerlich, fort. Erst nach einer weiteren Häutung im Februar/März nimmt die Fraßtätigkeit der beinlosen Larve deutlich zu – sie erreicht eine Länge von 3?mm – und es entsteht die auffällige Platzmine, die bereits aus der Distanz gut erkennbar ist. Die Verpuppung erfolgt etwa im März/April innerhalb des Blattes, wobei der spätere Schlupfort der Minierfliege durch eine halbkreisförmige Öffnung mit einem teils noch anhaftenden Deckel erkennbar ist.

Nach dem Öffnen der Mine zeigt sich je nach Jahreszeit eine einzelne Larve oder wie jetzt im zeitigen Frühjahr die Puppe der Ilexminierfliege; beide erreichen nur etwa eine Größe von 3?mm.
Nach dem Öffnen der Mine zeigt sich je nach Jahreszeit eine einzelne Larve oder wie jetzt im zeitigen Frühjahr die Puppe der Ilexminierfliege; beide erreichen nur etwa eine Größe von 3?mm. © © Thomas Lohrer

Das Leben innerhalb der Mine ist trotz des scheinbaren natürlichen Schutzes vor äußeren Einflüssen nicht ganz ungefährlich. So gibt es eine Reihe von spezifischen Parasitoiden, die als Schlupf-, Brack- oder Erzwespe erfolgreich den Larven und Puppen nachstellen; runde Ausschlupföffnungen der Minen deuten häufig auf ihr Wirken hin. Im Weiteren nutzen Blaumeisen die Larven/Puppen als Nahrung und picken hierzu die Minen auf. Standortabhängig können, wie Versuchsergebnisse belegen, bis zu 50?% der Minen betroffen sein.

Ein Befall durch Phytomyza ilicis beeinträchtigt das Wachstum der Pflanze nicht nachhaltig, mindert – insbesondere bei einem stärkeren Auftreten – aber deren Zier- und Verkaufswert. Stärker befallene Blätter vergilben später und fallen zum Herbst ab. Die Entfernung befallener Blätter vor der Verpuppung, somit etwa bis zum März, ist insbesondere bei nur wenig befallenen Pflanzen eine effektive Bekämpfungsmethode. Mithilfe von zusätzlichen Nistmöglichkeiten kann das Ansiedeln von Blaumeisen gefördert werden.

Weitere Schadinsekten an Ilex

Fraßschäden an den Blättern der Stechpalme werden meist durch die Raupen des Grauen Obstbaumwicklers, Rhopobota naevana, verursacht. Aus den vom Weibchen im Sommer einzeln an Trieben abgelegten Eiern schlüpfen im Frühjahr die Raupen, die später in dichten, zusammengesponnenen jungen Blättern fressen. Die gelbbraun gefärbten Raupen erreichen nur eine Größe von 12?mm; Kopf und Nackenschild sind dunkel gefärbt. Etwa im Juni erfolgt bereits die Verpuppung zum unscheinbar grau-blau gefärbten Falter (Spannweite 12 bis 15?mm). In Europa tritt der hier heimische Graue Obstbaumwickler überwiegend an Ilex und am Apfel auf. Mittlerweile wurde der Falter nach Nordamerika verschleppt, wo er ein wichtiger Schädling an Cranberry ist.

Ein Raupenfraß an den jungen Ilex-Blättern, insbesondere Ilex crenata, kann auch durch den Asiatischen Stechpalmenspanner, Plesiomorpha flaviceps, verursacht werden. Hierzu gibt es aus Deutschland aber bisher nur wenige Einzelmeldungen.

Keine Pflanze ohne Blattlaus – diese „Regel“ trifft offenbar auch für Ilex zu, wobei insbesondere Aphis ilicis zu nennen ist, die ausschließlich die Stechpalme als Wirtspflanze nutzt. Dunkel bis schwarz gefärbte Läuse saugen in dichten Kolonien auf den Blattunterseiten junger Blätter und verursachen ein deutliches Einrollen und Kräuseln der Blätter; ältere Blätter werden nicht befallen.

Als weitere Blattlausart ist Macrosiphum rosae zu nennen, die als Große Rosenblattlaus an den Blättern und Knospen von Rosen vorkommt, aber über den Sommer auch gerne auf Ilex anzutreffen ist. In beiden Blattlaus-Fällen kommt es zur Bildung von Honigtau und dem Auftreten von Schwärzepilzen.

Die an Rosen auftretende Große Rosenblattlaus nutzt während der Vegetationszeit auch die Stechpalme als Wirtspflanze.
Die an Rosen auftretende Große Rosenblattlaus nutzt während der Vegetationszeit auch die Stechpalme als Wirtspflanze. © © Thomas Lohrer

Pilzliche Schaderreger an Ilex

Rostpilze, Echte- oder Falsche Mehltaupilze treten in Deutschland an Ilex nicht auf oder haben sich nachträglich als falsche Diagnose oder Verwechslung herausgestellt. Klassische Blattfleckenpilze, unter anderem Septoria- und Phyllosticta-Arten, sind aus der Literatur bekannt, verursachen aber offenbar keine nennenswerten Schäden. Das Auftreten von schwarzen, nekrotischen Blattflecken, einer Ausweitung über den Blattstiel zum Zweig mit einem späteren, sehr ausgeprägten Laubfall liefern den Verdacht auf eine Infektion mit Phytophthora ilicis. Dieser auf Ilex-Arten spezialisierte Erreger verursacht nicht nur die beschriebenen Blattsymptome, sondern kann auch nekrotische Zweig- und blutende Stammläsionen verantworten, die bis zum Absterben von Pflanzen führen können.

Gefördert werden das Auftreten und die Verbreitung des Pilzes durch eher kühl-feuchte Bedingungen, wenngleich (vermehrte) Nachweise aus Großbritannien, Spanien, Italien und Frankreich für eine gute Adaption an südeuropäische Verhältnisse sprechen. Bisher gab es in Deutschland nur sehr wenige behördlicherseits erfasste Meldungen für Phytophthora ilicis. Bei einem Verdachtsfall sollten aufgrund des gegebenen Schadpotenzials für Ilex – das phytosanitäre Risiko für Deutschland wurde vom JKI als hoch eingestuft – betroffene Blätter und Pflanzen auf jeden Fall an ein Pflanzenschutzamt zur Untersuchung weitergeleitet werden.

Abiotische Probleme

Als immergrüne Pflanze verdunstet die Stechpalme ganzjährig über die Blätter. Zu Problemen kann es insbesondere im Winter bei einer nicht ausreichenden Wasserversorgung, austrocknenden Winden oder einer Frosttrocknis bei einem gefrorenen Boden kommen. Betroffene Pflanzen reagieren hier oftmals mit einem Blattfall als natürlichem Verdunstungsschutz.

Mit Blick auf die Anforderungen von Witterung- und Bodenverhältnissen verhalten sich die Ilex-Arten unterschiedlich. Ilex crenata reagiert beispielsweise im Vergleich zu Ilex aquifolium empfindlicher auf Schatten und Frost und ist zudem deutlich weniger tolerant gegenüber kalkhaltigen, schweren Böden. Auf Staunässe reagieren beide Ilex-Arten, ähnlich wie auch Eiben, sehr empfindlich. Bezogen auf Luftverunreinigungen und Immissionen gilt Ilex als industriefest.

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