Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Blattflöhe

Mit neuen Blattsaugern ist zu rechnen

Blattsauger der Familie Psyllidae sind eng mit Blattläusen verwandt, zeichnen sich aber durch das ausgeprägte Springvermögen der adulten Stadien aus; manche Arten werden deshalb auch als Blattfloh bezeichnet.

von Jochen Veser erschienen am 07.07.2025
Artikel teilen:
Blattfloh – hier erwachsenes Tier des Albizienblattsauger
Blattfloh – hier erwachsenes Tier des Albizienblattsauger © Jochen Veser, Korntal-Münchingen

Die erwachsenen Tiere sind geflügelt, die Flügel liegen in Ruhe dachartig auf dem Rücken der Tiere. Die Nymphen sind auffallend flach, wenig mobil und werden daher manchmal mit Schildläusen verwechselt. Mit jeder weiteren Häutung werden die Flügelansätze der Nymphenstadien besser erkennbar (hemimetabole Entwicklung). Blattsauger sind meist streng auf einzelne Pflanzengattungen spezialisiert.

Im Obstbau spielen Blattsauger eine wichtige Rolle als Überträger von Krankheiten und werden deshalb regelmäßig bekämpft. Auch an Gemüsebaukulturen, zum Beispiel Möhren oder Lorbeer, sind stark schädigende Arten bekannt, die zur Ertragssicherung bekämpft werden müssen. Dagegen sind die an Gartengehölzen verursachten Schäden durch Blattsauger in den meisten Fällen eher ästhetischer Natur.

Besonders auffällig werden solche Arten, die durch das Besaugen charakteristische Blattdeformationen auslösen. Auch die weißen Wachsausscheidungen, die besonders von den Nymphen mancher Arten produziert werden, können manchmal lästig werden. Siedeln sich Blattsaugerarten an Bäumen an, in deren Umfeld sich Sitzplätze oder Pkw-Stellplätze befinden, können die Honigtauausscheidungen dieser saugenden Insekten und die Besiedlung dieser klebrigen Beläge durch Rußtaupilze der Anlass dafür sein, dass Gegenmaßnahmen gewünscht werden.

Buchsbaumblattfloh

Die grün gefärbten adulten Stadien des Buchsbaumblattflohs Psylla buxi sind etwa 3 bis 4 mm lang, deren Nymphen sind ebenfalls grün gefärbt und zeigen am Hinterleib weiße Wachsausscheidungen. In Folge der Saugtätigkeit der Nymphen verformen sich die jungen Blättchen löffelförmig nach oben. Bei starkem Besatz kann es zu einer erkennbaren Zuwachshemmung kommen, es werden aber meist nur einzelne Triebspitzen stark besiedelt. Da auch die Buchsbaumblattflöhe viel Honigtau produzieren, können diese klebrigen Ausscheidungen und die nachfolgende Rußtaubesiedlung manchmal lästig werden.

Löffelförmige Blattdeformation durch Buchsbaumblattfloh
Löffelförmige Blattdeformation durch Buchsbaumblattfloh © Jochen Veser

Der Schädling entwickelt nur eine Generation im Jahr, die Eiablage erfolgt im Spätsommer bis Herbst und die noch im Herbst geschlüpften Nymphen überwintern. Sollte ein Besatz überhandnehmen, kann die Population durch einen termingenauen Rückschnitt während der Nymphenentwicklung ausreichend dezimiert werden.

Judasbaumblattfloh

Der ursprünglich nur in Südeuropa und Vorderasien beheimatete Blattfloh Cacopsylla pulchella besiedelt zunehmend auch bei uns Judasbäume Cercis sp.. Dieser Blattfloh führt nicht zu Gewebedeformationen, bei starkem Besatz werden die Blätter aber chlorotisch und zeigen später auch nekrotische Stellen. An besonders warmen Standorten können sich sehr große Populationen entwickeln und dann durch die starke Honigtauproduktion sehr lästig werden. Die Nymphen produzieren auch Wachsausscheidungen, die in Form von Kügelchen auf den Blattunterseiten zu finden sind.

Die Art entwickelt temperaturabhängig ein bis drei Generationen im Jahr und wandert schon im Sommer zur Überwinterung auf Koniferenarten ab, wo sie sich aber weder weiter vermehren noch Schäden anrichten. Ein Massenauftreten ist meist in den späten Frühjahrsmonaten bis in den Frühsommer hinein zu beobachten. Die aus den ovalen Eiern geschlüpften Nymphen sind blattsaugertypisch flach und zunächst gelb, spätere Entwicklungsstadien dann hellgrün gefärbt. Die ersten Stadien sind noch recht mobil, spätere Entwicklungsstadien halten sie sich vor allem in der Nähe der Blattnerven auf den Blattunterseiten auf. Die erwachsenen Blattsauger des Judasbaumblattflohs sind dagegen auffällig gefärbt, besonders die orangefarbenen Streifen am Körper zeichnen diese Art aus. Die erwachsenen Tiere sind etwa 2 bis 3 mm groß.

Blattsauger an Seidenakazien

Seidenakazien (Albizia julibrissin) werden in den wärmeren Regionen zunehmend als dekorative Gehölze in den Gärten verwendet, die auch heiße und trockene Witterungsphasen sehr gut überstehen. An Seidenakazien tritt gelegentlich Acizzia jamatonica auf, eine Blattsaugerart, die ursprünglich aus Asien stammt, seit etwa 20 Jahren aber in Südeuropa nachgewiesen ist und sich mit der zunehmenden Verwendung von Seidenakazien sicherlich weiter ausbreiten wird. Die adulten Tiere sind nur etwa 2 mm groß und abhängig von der Jahreszeit gelbgrün bis bräunlich gefärbt. Die fünf Nymphenstadien sind grün mit dunkleren Flügelansätzen, alle Stadien besitzen rot gefärbte Augen. Acizzia jamatonica entwickelt mehrere sich überlappende Generationen im Jahr, die winzigen Eier werden typischerweise am Blattrand abgelegt. Sie überwintern als erwachsene Tiere an Nadelgehölzen.

Starker Besatz an Laub und Jungtrieben kann zu massivem Laubverlust und Absterben der Zweige führen, davon sind meist Seidenakazien betroffen, die unter enormem Stress durch nicht bedarfsgerechte Bewässerung oder ungeeigneten Standortsituationen leiden. Häufiger ist ein moderater Besatz zu finden, der entweder gar keinen erkennbaren Schäden an den Wirtspflanzen auslöst oder sich auf den Verlust einzelner Blattfiedern beschränkt. Allerdings produziert auch der Albizienblattsauger neben den Wachsausscheidungen sehr viel Honigtau, sodass es zu Verschmutzungen kommen kann.

Ölweidenblattsauger

Ölweiden (Eleagnus sp.) werden unter anderem als gut schnittverträgliche immergrüne Heckenpflanzen verwendet. Hier kommt der Blattsauger Cacopsylla fulguralis vor, der ursprünglich in Ostasien beheimatet ist, inzwischen aber in vielen europäischen Ländern vorkommt. Insbesondere bei Kübelpflanzen oder an Standorten mit stark eingeschränktem Wurzelraum produzieren die Tiere manchmal so viel Honigtau, dass das Laub in der Folge flächig von Rußtaupilzen besiedelt wird; solches Laub ist auch noch in den Folgejahren an den Sträuchern zu finden.

Wachsfäden und Wachströpfchen des Ölweidenblattsaugers
Wachsfäden und Wachströpfchen des Ölweidenblattsaugers © Jochen Veser

Der direkte Schaden durch die Saugtätigkeit beschränkt sich nach bisherigen Erfahrungen meist auf leichte Deformationen der jüngsten Blättchen, fällt aber kaum ins Gewicht. In der Literatur wird allerdings auch über vom Ölweidenblattsauger ausgelösten Laubfall bis zum Absterben von Pflanzen berichtet. Besiedelt werden verschiedene Ölweidenarten, häufig sind Kolonien an E. × ebbingei zu finden, nach Literaturangaben ist eine Vermehrung auf E. angustifolia und E. multiflora nicht möglich.

Der Ölweidenblattsauger entwickelt wahrscheinlich mehrere Generationen im Jahr. Im Frühjahr werden die weißen Wachsausscheidungen der jungen Nymphen an den Triebspitzen auffällig. Die Nymphen sind gelblich gefärbt, sie entwickeln sich über mehrere Häutungen zu den 2 bis 3 mm langen Adulten. Diese sind gelbbraun gefärbt und springen bei Störung sofort weg.

Standortbedingungen verbessern

Werden Blattsauger an Gartengehölzen gefunden, sollte neben einer seriösen Bewertung des Schadpotenzials immer eine Analyse der Standort- und Pflegebedingungen folgen. Oft lassen sich schon durch Verbesserungen bei der Bewässerungsstrategie ausreichende Effekte erzielen. Häufig siedeln sich auch rasch natürliche Gegenspieler an, insbesondere an Seidenakazien und Judasbäumen sind nach Blattsaugerbesiedlung auffällig viele Larven des Asiatischen Marienkäfers Hamonia axyridis am Laub zu finden. Auch Blumenwanzen, Florfliegenarten und andere Gegenspieler sind bekannt.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren