Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Dachbegrünung

Gute Beispiele für mehr Grün auf dem Dach

Im Zuge der Klimawandelanpassung und der Starkregenvorsorge müsste die Dachbegrünung eigentlich boomen. Doch es bleibt weiter Luft nach oben. Am besten helfen da gute Beispiele. Wir zeigen zwei Projekte von ZinCo in Berlin und Jena.

von Sandra Schöll, ZinCo/Red erschienen am 21.08.2025
Die Dachbegrünung (hier: Baustelle „Bibliothek und Bürgerdienste der Stadt Jena“) bleibt ein wichtiges Element der Schwammstadt. © ZinCo
Artikel teilen:

Als das spektakuläre Wohnquartier Charlie Living in Berlin 2017 in seine dreijährige Bauphase startete, steckten die Ideen zur Nutzung von Dachflächen als Retentionsfläche vielerorts noch in den Kinderschuhen. So wurde Charlie Living eines der ersten Retentions-Vorzeigeobjekte mit 4000 m² üppig begrüntem Dach zwischen Geh-, Fahr- und Spielbereichen auf der Tiefgaragendecke. Der ZinCo-Systemaufbau mit den Retentionsspacern RS 60 schafft einen zusätzlichen Wasserrückhalt von 55 l/m² und zwar unabhängig von der Gestaltung der Freiflächen.

Der Name Charlie Living hat historischen Hintergrund, da das Wohnquartier in der Friedrichstadt in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Checkpoint Charlie liegt. Das Ensemble mit drei achtstöckigen und einem dreistöckigen Gebäude schmückt sich mit Grün in jeder Form: Der begrünte Innenhof setzt sich optisch über die Fassaden mit vielen Großsträuchern in Pflanztrögen bis auf die grünen Gebäudedächer fort. Das mannigfaltige Grün macht nicht nur das Wohnumfeld attraktiver, es speichert auch Regenwasser und verbessert das Kleinklima durch die Verdunstungsleistung. Speicherung, Nutzung, Verdunstung und Versickerung auf der Grundstücksfläche sind exakt die Schlagworte dezentraler Regenwasserbewirtschaftung, die Berlin seit langem durch die Festsetzung von Einleitbeschränkungen in die Kanalisation proklamiert (Berliner Hinweisblatt 2018).

Das vom GaLaBau-Betrieb Otto Kittel umgesetzte Projekt ist frühes Praxisbeispiel und Erfolgsmodell für die Retentionsdach-Idee, die gefällelose Dachflächen mit entsprechender Statik voraussetzt. Die 60 mm hohen Retentionsspacer sorgen für den Wasserrückhalt unterhalb der Intensivbegrünungen, während unter den Fahrbelägen zur Bauzeit des Objekts noch Floradrain FD 60 neo mit Splittverfüllung eingesetzt wurde. Heute stünden genau dafür die extrem belastbaren Retentionsspacer RSX 70, 120 oder 170 zur Verfügung, die aufgrund ihrer Elementhöhe gleichzeitig weiteres Speichervolumen generieren. Die 40 bis 80 cm Substratschüttung, bestehend aus dem Untersubstrat Zincolit Plus und der ZinCo-Systemerde Lavendelheide als Obersubstrat, speichert zudem Wasser in einer Größenordnung von 120 bis 240 l/m².

Bei Starkregenereignissen hält das Retentions-Gründach also enorme Wassermengen zurück und schützt damit effizient vor Hochwassergefahr.

Bautafel Projekt Berlin

Bauprojekt: Wohnquartier Charlie Living, 10117 Berlin Baujahr: 2017 - 2020 Dachfläche: ca. 4000 m² Begrünungsaufbau: ZinCo-Systemaufbau „Retentions-Gründach“ Eigentümer: Charlie Living GmbH, 53577 Neustadt (Wied) Architekt: Graft Gesellschaft von Architekten, 10557 Berlin Landschaftsarchitekt: Man Made Land, 10247 Berlin Ausführung: Otto Kittel GmbH & Co Garten- und Landschaftsbau, 12277 Berlin Systemlieferant: ZinCo GmbH, 72622 Nürtingen

Gründach-Solar-Kombi in Jena

Ein weiteres Objekt ist das im letzten Frühjahr eingeweihte neue Gebäude der Bibliothek und Bürgerdienste der Stadt Jena. Der am zentral gelegenen Engelplatz entstandene städtische Treffpunkt ist gezielt auf die Bedürfnisse der Menschen in Jena zugeschnitten, sowohl in seiner inhaltlichen Ausrichtung als auch äußerlich. So bieten die 2400 m² umfassenden Dachflächen großen Mehrfachnutzen: als artenreich gestaltete Gründächer mit kleinen Terrassenbereichen und als Fläche zur solaren Energiegewinnung. Die Kombination von Solar und Grün ermöglicht der ZinCo-Systemaufbau „SolarVert“ und inkludiert hier eine effiziente Bewässerung samt passgenauer Absturzsicherung.

„Wesentliches Ziel war, einen lebendigen Ort für die Bevölkerung zu schaffen, wie ein zusätzliches Wohnzimmer für Begegnung und Austausch. Mehr als 400.000 Menschen jährlich nutzen das Gebäude und sorgen für eine Belebung, die auch auf umliegende Cafés und Einzelhandelsgeschäfte ausstrahlt“, so Jenas Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche.“ Der Neubau entstand mit finanzieller Unterstützung aus Fördermitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und umfasst eine Nutzfläche von 3.800 m² für die Bibliothek sowie weiteren 2.000 m² für die Verwaltungsdienstleistungen des Bürgerservice. Die Ernst-Abbe-Bücherei, gegründet 1896, ist eine der ältesten Kultureinrichtungen Jenas. Mit ihrem Bestand von rund 150.000 Medien und jährlich rund einer Million Entleihungen zählt sie zu den größten öffentlichen Bibliotheken in Thüringen.

Den Architekten des pbr Planungsbüro Rohling AG, Büro Jena, gelang es vortrefflich, den Neubau in die begrenzten Freiflächen zwischen Karmelitenkloster, Theater(platz) und Wohngebäuden einzufügen. Sie passten die Form des Gebäudes präzise an die unregelmäßige Geometrie der bestehenden Bebauung an. Die verschiedenen Geschoss- und Gebäudehöhen sowie die Fassadenausbildung mit Vertikallamellen in regionaltypischem, hellem Muschelkalkton lockern die Optik des zwei- bis vierstöckigen Baukörpers auf. Auch die blühenden Dachlandschaften tragen zum attraktiven Gesamteindruck bei. Einzelne Terassenflächen sind für die Öffentlichkeit und für Mitarbeitende zugänglich.

Basis für alles

Hier übernahm die Dachdeckerfirma Jochen Kürbs aus Apolda die Umsetzung der Begrünung auf dem 2 % geneigten Stahlbetondach. Dazu waren 2022 und 2023 mehrere Bauabschnitte für die einzelnen Gebäudeflächen vorgesehen. Auf der Grundlage einer wurzelfesten bituminösen Abdichtung startete der ZinCo-Systemaufbau mit der Schutz- und Speichermatte SSM 45. Als durchgängige Basis auf allen Gebäudeflächen folgte das Drän- und Wasserspeicherelement Floradrain FD 25. Dieses speichert Regenwasser in seinen oberseitigen Mulden und führt Überschusswasser auf der Unterseite sicher den Dachabläufen zu. Auf dieser Basis war alles Weitere möglich: Grünflächen, Belagsflächen sowie die Verlegung aller Solar- und Geländerbasisplatten für die durchdringungsfreie Verankerung der Photovoltaikanlagen und sämtlicher Absturzsicherungsmaßnahmen auf den Dachflächen. Von den 2400 m² Gesamtdachfläche sind rund 1800 m² begrünt und in Teilen mit Solarflächen kombiniert, sowie 600 m² als Gehbelags- und Terrassenflächen gestaltet.

Blühendes Bild auch im Sommer

Die Dachbegrünungen sind sowohl von den Innenräumen als auch von umliegenden Gebäuden einsehbar, weshalb ein artenreiches und blühendes Erscheinungsbild wünschenswert war. Dafür eignete sich die Pflanzengemeinschaft „Steinrosenflur“ mit rund ein Dutzend verschiedener Sedum- und Staudenarten wie Nelken und Blauschwingel sowie ergänzend die Pflanzengemeinschaft „Bienenweide“ mit einer Mischung aus 35 nektarreichen und zeitversetzt blühenden Futterpflanzen für Bienen und andere Insekten. Ihre Blütezeit beginnt bereits im März mit Frühlings-Fingerkraut und Kaukasischer Gänsekresse und reicht dank Berg-Bohnenkraut bis in den späten Herbst. Die Dachpflanzen sind gut trockenverträglich, allerdings führt eine gesteigerte Austrocknung durch sehr lang ausbleibende Niederschläge und hohe sommerliche Temperaturen natürlicherweise dazu, dass sie trockenfallen und mit der dafür typischen Braun- und Rotfärbung reagieren. Gerade Jena ist sehr niederschlagsarm. Damit die Pflanzen auch im Sommer schön grün aussehen und in allen Farbakzenten blühen, ist eine effiziente Unterflurbewässerung installiert.

Dafür wurde auf die vollflächige Dränschicht das spezielle Auqafleece AF 300 aufgelegt, auf welchem Tropfschläuche in Abständen von etwa 50 cm verlegt wurden. Das zweischichtige Vlies ist aufgrund seines unterseitigen Gewebes in der Lage, Wasser zuerst in der Fläche zu verteilen und nur durchtropfen zu lassen, wenn das oberseitige hochkapillarwirksame Vlies vollflächig wassergesättigt ist. Diese Art der Unterflurbewässerung zeichnet sich durch einen deutlich geringeren Wasserverbrauch im Vergleich zu einer herkömmlichen Zusatzbewässerung aus, da das Wasser direkt im Wurzelraum ohne Verdunstungsverluste zur Verfügung steht. Zur Speisung des Bewässerungssystems wird Regenwasser in einer 25.000 Liter-Zisterne gesammelt, die sich im Bereich eines Innenhofes befindet.

Im Systemaufbau folgte sodann die Systemerde „Steinrosenflur“ in einer Schütthöhe von 6 bis 10 cm sowie die Ausbringung der Flachballenpflanzen und Sprossen.

Integration der Solaranlagen

Da es sich um einen Neubau handelt, konnte die Statik problemlos auf alle Nutzungswünsche ausgelegt werden. Zum Begrünungssystem (Gewicht im wassergesättigten Zustand) kommen hier die Eigenlasten der Photovoltaikmodule sowie etwaige Schneelasten hinzu. Auf den Gebäudedachflächen über dem 3. und 4. OG ist die Extensivbegrünung mit Solaranlagen kombiniert. Im Systemaufbau „SolarVert“ positionierten die Arbeiter Solarbasisplatten SB 200 Reihe für Reihe auf die abgedeckte Dränschicht, die insgesamt 86 Photovoltaikmodule aufnehmen. Die 1 x 2 m großen Platten verfügen über unterseitige Konter- und Aussteifungsprofile und ermöglichen damit die Verschraubung der Solargrundrahmen SGR 25. Diese Rahmen haben einen Neigungswinkel von 25° und sind in den Randbereichen untereinander mit sogenannten Windverbänden stabilisiert. Auch hier wurden 6 bis 10 cm der Systemerde aufgebracht, wobei für die Berechnung der erforderlichen Substratauflast jetzt das Gewicht im Trockenzustand maßgebend ist. Diese auflastgehaltene Bauweise dient der Druckverteilung und vermeidet heikle Dachdurchdringungen. Da die Bepflanzung für eine vergleichsweise geringere Umgebungstemperatur sorgt, steigert diese den Leistungsgrad der Photovoltaikanlagen. So werden auf den Dächern der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena rund 30 kWp Strom erzeugt und für den Eigenbedarf genutzt.

Dachterrassen und Wege

Auf den Dächern sind Wartungswege und Fluchtwege gebaut. Hier wie auch unter den Terrassenbelagsflächen sind die Floradrain-Elemente mit den Diffusionsöffnungen nach unten verlegt, damit in den Mulden kein Wasser stehen bleibt. Verfüllt mit 3-5 cm Verlegesplitt schlossen sich klassische Betonplatten an. Ob dauerhaft oder gelegentlich genutzte Belagsflächen – die verschiedenen eingesetzten Absturzsicherungslösungen von ZinCo zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass sie nach dem Auflastprinzip funktionieren und ganz ohne Dachdurchdringungen auskommen. Gemäß der detaillierten Einplanung durch die ZinCo-Anwendungstechnik wurden auf den verschiedenen dauerhaft nutzbaren Teilflächen der Bibliothek und der Bürgerdienste Jena insgesamt knapp 100 lfm Geländer installiert. Die Geländer sind auf den sogenannten Geländerbasisplatten GB verschraubt, welche wie die Solarbasisplatten 1 x 2 Meter groß sind und von der Substratauflast im Begrünungsaufbau lagesicher gehalten werden.

Sicherheit für sämtliche Wartungsarbeiten

Ob Lösungen zum Kollektivschutz oder Individualschutz für Arbeiten auf Dächern angebracht werden, hängt auch von den Dachgegebenheiten ab. Auf der Dachebene über dem 3. OG befinden sich knapp 80 lfm Arbeitsschutzgeländer Fallnet ASG, da sich dieses schnell zu montierende Pfostensystem besonders flexibel an die unregelmäßige Dachgeometrie anpassen ließ.

Ebenfalls durchdringungsfrei und von der Substratauflast gehalten funktioniert die Absturzsicherung Fallnet SR Rail als Lösung zum Individualschutz. Die Grundidee ist, dass sich eine Einzelperson mit der persönlichen Schutzausrüstung an einem beweglichen Anschlagpunkt des Rail-Systems einhängt und damit im Dachrandbereich komfortabel und gesichert Wartungsarbeiten ausführt. Insgesamt sind 185 lfm verlegt, zum Beispiel auf der kompletten Solardachfläche über dem 4. OG. Verankert ist das flexible System auf den dort vorhandenen Solarbasisplatten sowie einzelnen Rasterelementen Fallnet SR.

Bautafel Projekt Jena

Bauprojekt: Bibliothek und Bürgerdienste Jena, Engelsplatz 2, 07743 Jena Baujahr: 2022/2023 in Bauabschnitten Dachfläche: ca. 2400 m² Begrünungsaufbau: ZinCo-Systemaufbau „SolarVert“ Bauherr: Kommunale Immobilien Jena, 07743 Jena Architekt: pbr Planungsbüro Rohling AG, Büro Jena, 07745 Jena Ausführung: Jochen Kürbs, Zimmerei und Dachdeckerei, 99510 Apolda Systemlieferant: ZinCo GmbH, 72622 Nürtingen

©
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren