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Jätest du noch, oder lebst du schon?

Laut einer Studie der Firma Gardena hassen fast die Hälfte der Deutschen das Unkrautjäten. Solange so viele Menschen, Garten immer noch mit Unkrautjäten in Verbindung bringen, hat die Branche ein Imageproblem. Ein Kommentar von Tjards Wendebourg.
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Volker Michael
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Eigentlich ist es kluges Marketing: Man gibt eine Studie in Auftrag und macht mit den Ergebnissen Pressearbeit. Umfragen klingen wissenschaftlich fundiert, da greift auch manche Journalistin und mancher Journalist gerne zu, um sein Medium zu füllen. Das hat auch bei der Firma Gardena wieder trefflich funktioniert. Das Unternehmen hatte eine Agentur damit beauftragt, die Menschheit nach Vorlieben und Abneigungen bei der Gartenarbeit zu befragen (siehe DEGA GALABAU 9, S. 13), und nun werden die Ergebnisse unter das Volk gebracht. Da Antworten selten klüger sind, als es die Fragen erlauben, sind die Resultate für eine Fachzeitschrift zwar nur am Rande erwähnenswert. Aber eine Zahl im Ranking verdient dann doch unsere Aufmerksamkeit: 46 % der Menschen hassen es, Unkraut zu jäten.

Nun gut, wer jätet schon gerne Unkraut? Auf den ersten Blick ist auch diese Aussage also nicht weiter überraschend. Doch, was heißt das, dass 46 % der Deutschen das Jäten von Unkraut zuwider ist? Frei nach dem modifizierten Ikea-Slogan „Jätest du noch oder lebst du schon?“ darf man hinter der Aussage nämlich mehr vermuten. Dahinter stecken überkommene Vorstellungen, die unter anderem beinhalten, dass der Boden schwarz und offen, schön geharkt darniederliegt, damit sich die Nachbarn an der Reinlichkeit der Anlage erfreuen können. So hat es die Großmutter gemacht und ihrem Nachwuchs eingetrichtert. Und so, wie zahlreiche Deutsche sich den Gärtner auch immer noch als Strohhutträger vorstellen, so geistert vielen Omas geharkte Erde immer noch als Horrorvision durch die Köpfe; kein Spaß, keine Freude, sondern die Last durchs Grün; ein Zerrbild moderner Gartengestaltung und keine gute Grundlage, lebendige Gärten zu verkaufen.

Klingt alles wie Vorurteile. Komisch nur, dass die sich immer wieder bestätigen. So sagt die Studie auch, dass 44 % der Frauen im Garten am liebsten pflanzen und 24 % der Männer am liebsten Rasen mähen (oder wässern). Klingt auch platt. Aber wer gibt uns die Aufträge? Und wer sagt uns immer wieder: „Mein Mann braucht das Rasenmähen als Entspannung“? Das sind doch alles Dinge, die wir tagtäglich erleben. Und so, wie diese Klischees täglich Bestätigung erfahren, so ist es auch mit der Angst vor dem Unkrautjäten. Deshalb sollten wir sie ernst nehmen, denn wenn es die Angst vor dem Wildwuchs nicht gäbe – wo käm‘ der Impuls für die Kies- und Schotterwüsten her? Woher käm’ der Bedarf an gebundenen Fugen und Dekorrinde?

Es wird noch viel zu tun sein, bis die Bilder in den Köpfen abgebaut sind. Solange jedenfalls so viele Menschen – viele davon potenzielle Kunden – den Garten immer noch zu einem so großen Anteil mit „Unkrautjäten“ in Verbindung bringen, geht uns die Imagearbeit nicht aus.

 

(c) DEGA online, 9.9.14

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