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Ein Prosit auf den Strippenzieher

Nirgends wird so viel gelogen wie bei Beerdigungen und Verabschiedungen, sagt ein altes Sprichwort. Und so schienen sich auch in Berlin die Balken zu biegen, als zum Abschied des langjährigen Hauptgeschäftsführers Dr. Hermann J. Kurth die Laudatio als Lobgesang aus warmen Worten auf 17 Jahre Arbeit an der Spitze des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) daherkam. Ein Kommentar von Tjards Wendebourg
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Volker Michael
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Nun hat dies ja nur ein sehr ausgewählter Kreis mitbekommen und die meisten Unternehmer – selbst wenn sie Verbandsmitglieder sind – wird es eh nur bedingt interessieren, was so ein hauptamtlicher „Obergärtner“ in Bad Honnef am Rhein treibt. Man müsste deshalb nicht viele Worte der Gegenrede verlieren, wenn die nicht mit dem Wunsch verbunden wären, etwas zu verändern. Zuerst einmal: Ja, die Leistungen des scheidenden Verbandschefs sind unbestritten. In Kurths Amtszeit haben sich die Branche und ihre Arbeitgebervertretung prächtig entwickelt; der Verband hat viele richtige Entscheidungen getroffen. Der Privatgartenmarkt ist parallel aufgeblüht und auch der Schwenk auf dem Höhepunkt hin zu den Geschäftsfeldern, wo der klassische GaLaBau herkam, ist zweifelsohne richtig; die Beteiligung des Hauptgeschäftsführers an diesen Entwicklungen nicht zu unterschätzen. Doch spätestens bei dem Prädikat „warmherzig“ in der Lobesrede konnte es dem geneigten Zuhörer dann doch ein bisserl viel werden. In Zeiten der Bonner und der Übergangszeit zur Berliner Republik waren Verbandschefs oft Terrier, die feste zubeißen konnten, wenn die Verbandsinteressen in Gefahr waren. Da wurde koaliert und intrigiert, gedroht und belohnt. Nicht Transparenz war eine Tugend, sondern Durchsetzungsfähigkeit. Kritiker konnten da auch schon mal stören; Unbotmäßige ausgebootet werden. Diese Zeiten sind vorbei. Moderne Verbandschefs sind hart in der Sache, aber konziliant im Ton, pflegen einen offenen Umgang mit den Medien und nehmen Kritik nicht persönlich, sondern als Rückmeldung zur Sache. Sie sind Meister des Netzwerkens. Mitnehmen und begeistern heißt das Gebot der Stunde. Kein Wunder, dass zunehmend Frauen den Job bekleiden. Denn soziale Kompetenz ist gefragter denn je. Nun liegt es mir fern, im Abspann Dr. Kurth dies alles zu- oder abzusprechen. Er ist ein kluger Strippenzieher mit viel Überblick und Sinn für Strategie. Aber mehr Teilhabe (auch am Insiderwissen), mehr Eingehen auf Befindlichkeiten und ganz besonders: mehr Kritikfähigkeit und ein modifiziertes Demokratieverständnis hätten der Sache gutgetan und Reibungsverluste begrenzt. Am Ende muss der Fachjournalist aber auch „Danke“ sagen. Denn wer legt in Zukunft den Ball auf den Elfmeterpunkt und lädt zum Schießen ein? Mit den smarten Manager(inne)n der Zukunft wird es vielleicht viel schwieriger werden, sich mit Kritik auf journalistische Art und Weise auseinanderzusetzen.
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