Wie man es nicht macht
Weshalb verkaufen gerade viele Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Firma? Es könnte daran liegen, dass es immer schwieriger wird, Nachfolger zu finden, meint Tjards Wendebourg im aktuellen Kommentar.
von Tjards Wendebourg erschienen am 25.07.2024Wer zuletzt dem Schauspiel in den USA zugeschaut hat, konnte ein schönes Beispiel beobachten, wie es eher nicht laufen sollte: Wenn zwei Greise um die Macht kämpfen, kann es nur Verlierer geben. Das ist nicht nur politisch eine Botschaft, sondern geht auch an alle Unternehmerinnen und Unternehmer raus, die an ihrer Position festhalten, bis selbst Außenstehende erkennen, dass es nicht mehr funktioniert. Man droht zur lächerlichen Figur zu werden und riskiert die Zukunft der eigenen Unternehmung, in manchen Fällen des Lebenswerks. Und nicht immer steht dann eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger im besten Alter parat, die oder der übernehmen und die Scherben zusammenkehren kann.
Diese Sorge treibt wohl gerade auch viele Chefinnen oder Chefs um. Denn anders ist es kaum zu erklären, dass sich viele für einen Verkauf des Unternehmens entscheiden. Wenn sich niemand aufdrängt, die Verantwortung zu übernehmen oder die finanzielle Belastung einer Übernahme zu stemmen in der Lage ist, bietet sich ein Investor mit Zukunftsperspektive geradezu an. Und das scheint besonders dann zu gelten, wenn der Geldgeber den Verkaufenden ermöglicht, ihre Erfahrungen weiter einzubringen. Ob solche Konzepte tragen, weiß man immer erst später: Ein Verkauf ist letztlich ein unternehmerisches Risiko, wie jedes andere auch. Der Trend zum Verkauf wird dabei durch mehrere Entwicklungen befördert. Zum einen scheint der alte Unternehmertypus ein bisschen auszusterben. Unbegrenzte Arbeitstage und hohes Risiko sind einfach weniger gefragt. Die nachfolgenden Generationen sind weitgehend ohne wirtschaftliche Unsicherheit groß geworden und sehen keinen Sinn darin, ihren Lebensentwurf für den Broterwerb zu opfern. Die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, ist auf allen gesellschaftlichen Ebenen gesunken; wenn Verantwortung, dann gerne mit anderen geteilt.
Gleichzeitig haben sich die Rahmenbedingungen für den Mittelstand verändert. Auf dem Wege zur fairen, sicheren und nachhaltigen Gesellschaft haben wir uns so viele Regeln verordnet, dass der Korridor der Führungsfreiheit extrem eng geworden ist. Man kann das beklagen, was ja auch lauthals getan wird. Man kann aber auch konstatieren: Wenn sich alle an einfache Spielregeln halten und es mehr Menschen gäbe, die diese Regeln verantwortlich auslegen würden, müsste man sie nicht bis ins Kleinste durchregulieren. Wie auch immer: Das dichte Regelwerk macht das Führen eines Unternehmens immer schwieriger.
Was Chefinnen und Chefs bleibt, ist, rechtzeitig an die Nachfolge zu denken und gute Unternehmensführung vorzuleben. Macht ist kein Selbstzweck, sondern nur ein Instrument, eine Unternehmung zum Wohle aller Beteiligten und wirtschaftlich nachhaltig am Leben zu erhalten. Wer Zufriedenheit aus sich selbst schöpft, muss diese Macht nicht missbrauchen. Wem es dann noch gelingt, zu zeigen, dass unternehmerisches Gestalten eine Freude sein und Befriedigung schaffen kann, wird nicht nur ausreichend Mitstreitende finden, sondern am Ende auch rechtzeitig eine würdige und erfolgreiche Nachfolge hinbekommen.
- Grün+ 05.08.2024 09:56Wird kein Nachfolger/Käufer gefunden erlischt die Firma. Die Mitarbeiter werden andere Arbeitgeber finden. Einzelschicksale sind also marginalisiert. Alles Weitere sind persönliche Motive des Unternehmers. Diese zu beeinflussen heißt ehrliche Selbsteinschätzung, hohes Maß an Offenheit, viel Arbeit, Glück, Kompromissbereitschaft und eine Spur Fatalismus.Antworten
- Atzler 02.08.2024 09:33Seid 8 Jahren auf der Suche Nach 3 Kandidaten aufgegebenAntworten