24. Osnabrücker Baumpflegetage: Von Pflanzenschutz bis Kletterschule
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- „Die Sprache der Pflanzen“ erklärte Prof. Wilhelm Boland, Max-Planck Institut für chemische Ökologie Jena. Er untersuchte, welche Hormone Pflanzen ausschütten, wenn sie angefressen oder anderweitig mechanisch gestört werden. Boland kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass viele Pflanzen Düfte abgeben, die Fraßfeinde von Schadinsekten anlocken.
- Mit der Stressresistenz von Bäumen befasste sich Dr. Thomas Teichmann, Institut für Forstbotanik Göttingen. Er arbeitete mit Pappelstecklingen in einer Hydrolösung. Eine seiner Schlussfolgerungen war, dass man mit Hormonen wie Auxinen Pflanzen stressresistenter machen kann. Dies sei aber nur bei Sämlingen oder Containerkulturen möglich.
- Licht ins „Dunkle der Wurzelwelt“ brachte Prof. Ivano Brunner, Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft der ETH Zürich, Birmensdorf/CH. Er entwickelte eine Methode, mit der durch DNA-Analyse Wurzeln identifiziert werden können. Brunner stellte so unter anderem fest, dass eine ausgewachsene Tanne Feinwurzeln mit einer Gesamtlänge von circa 130 km hat.
- „Bäume sind nicht dumm“, sagte Dr. Clemens Heidger, Hannover, da sie jede kleinste Lücke im Hochbord fänden, um von der Pflanzgrube in die Pflasterbettung einzuwurzeln. Heidger legte dar, dass man bei geeignetem Tragschichtenaufbau und Belüftung sowie einer wurzelfesten Pflanzglocke solche Einwurzelungen verhindern kann. Eine Pflanzglocke ist ein Vollbetonteil ohne Fugen.
- Astrid Snowdon, Regionalverband Ruhr Essen, erklärte die Wirkung innerstädtischer Bepflanzung auf Strömungswiderstand und Luftaustausch. Es sei wichtig, Verbindungen zwischen stark bebauten und begrünten Flächen nicht zuzupflanzen, damit ein Luftaustausch stattfinden kann. Es sei manchmal besser, in diesen Luftzufuhrtrassen Fassaden- und Dachbegrünungen einzusetzen und Bäume nur vereinzelt und gezielt zu pflanzen. Sie verdeutlichte dies am Beispiel der Ruhr-Allee in Essen, die ein sehr dichtes Blätterdach hat.
- Prof. Rolf Kehr, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Göttingen, verband das Triebsterben an Koniferen mit der Klima-Erwärmung. Durch die erhöhten Temperaturen kommen einige Pilze im Norden deutlich häufiger vor als früher. Zu diesen gehören unter anderem Botryosphaeria dothidea (Triebsterben am Mammutbaum) und Sphaeropsis sapiner (Triebsterben an Kiefer).
- Über das Verbreitungsgebiet der Massaria-Krankheit (Erreger Splanchnonema platani) und ihre Auswirkung auf die Baumkontrolle und Verkehrssicherheit sprach Dr. Dirk Dujesiefken, Institut für Baumpflege Hamburg, zusammen mit Prof. Rolf Kehr. Eine häufigere Kontrolle sei wichtig. Das Problematische bei diesem Pilz ist, dass er bei der normalen Baumkontrolle vom Boden aus mit bloßem Auge nur schwer erkennbar ist. Meist sind die befallenen Äste 10 bis 15 cm dick und im unteren Drittel der Krone zu finden. Größere Äste werden selten bis nie befallen. Bei Befall löst sich an der Oberseite des Asts im oberen Drittel die Rinde vom Holz. Darunter kommt kaffeebraunes oder hell geschecktes Holz zum Vorschein. Anderes Totholz an Platane ist eher weißlichgrau gefärbt.
- Franz-Josef Grövert, Amt für Grünflächen und Umweltschutz Münster, erläuterte die neue Straßenbaumliste der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK). Liste A – Erprobte Arten und Sorten – und Liste B – Empfohlene Arten und Sorten – werden dabei zu einer Liste zusammengefasst. Die Sorten der Ex-Liste B sollen so mehr Aufmerksamkeit bezüglich ihrer Verwendung erhalten. Zum Teil liegen für die Arten der Liste B geringe Erfahrungen vor.
- „Baumkataster und geografische Informationssysteme“ hieß das Thema von Prof. Erich Buhmann, Hochschule Anhalt Bernburg. Er berichtete von GIS-gestützten Systemen, die es ermöglichen, den Bestand vom Schreibtisch aus zu beobachten. Außerdem zeigte Buhmann neue 3-D-Applikationen, die für Geowissenschaften, Planung und Architektur unverzichtbar seien. Doch bisher würden nur wenige der klassischen GIS-Softwaresysteme mit solchen 3-D-Applikationen arbeiten.
- Ein Team der Münchner Baumkletterschule demonstrierte schnelle und sichere Aufstiegstechniken in die Baumkrone und Rettungsmaßnahmen aus dem Feinastbereich. Außerdem wies das Team auf zusätzliche Sicherungsmaßnahmen bei der Doppelsteigklemme hin. Diese wird für den Aufstieg am Doppelseil verwendet.
Winfried Funke, Bottrop-Kirchhellen
www.dega.de, 27. September 2006
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