Kommentar: Made in Central-Europe
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Es mutet schon absurd an, wenn ein freistaatlicher Wirtschaftsminister an die Öffentlichkeit tritt, um die Bürger zu bitten, zu Weihnachten taiwanesische Handys deutscher Erfindung und Herstellung zu verschenken. Selten hat man eine Geste gesehen, welche Ohnmacht nationaler Politik vor den Folgeerscheinungen der Globalisierung besser zum Ausdruck gebracht hätte.
Dabei hat der Mann im Kern ja Recht: Wer den Lebensstandard, das Einkommensniveau, die soziale Absicherung und die Natur und Umwelt betreffenden Rahmenbedingungen der mitteleuropäischen Gesellschaft genießen möchte, kann nicht zu chinesischen Preisen einkaufen wollen. Denn dass diese Rechnung nicht aufgeht, sollte allen selbst ohne Stift, Papier oder Taschenrechner klar sein. Der Umkehrschluss ist nämlich: leben wie in China, mit wenigen Reichen, viel Armut sowie katastrophalen Umweltbedingungen und Sozialstandards.
Es muss nicht um jeden Preis „made in Germany“ sein (obwohl das oft sinnvoll ist). Aber Leistungen und Produkte sollten aus Volkswirtschaften kommen, die in vergleichbaren Standards leben. Dann muss auch niemand den Wettbewerb als belebendes Element des Marktes fürchten.
Landschaftsgärtnerische Leistungen werden ohnehin auch in Zukunft in Mitteleuropa erbracht werden müssen. Für Unternehmer ist dabei von Vorteil, dass man sie schon wegen der Sprachbarrieren nur sehr begrenzt billig importieren kann. Aber man kann sie eben auch nicht ins preiswertere Ausland verlagern. Wir müssen also hier unser Auskommen finden – wollen gute Preise für gute Arbeit bekommen; und nicht in mörderischem Wettbewerb realitätsferne Preise für unsere Leistung anbieten müssen.
Da sollte es auch unsere Pflicht sein, allen anderen Marktteilnehmern das zu gönnen, was wir für uns verlangen. Die Regel muss lauten: Es darf gehandelt werden, um günstigere Konditionen zu erzielen. Immer muss aber der Wert der Ware und der Abgabepreis in einem vernünftigen Verhältnis zu einander stehen. Wer mit brutalen Abschlägen, unzuverlässiger Bezahlung oder irreal langen Zahlungszielen den Preis nach unten treibt, gefährdet das gesamte Preisniveau, infolgedessen das Qualitätsniveau und am Ende sich selbst. Und ob sich dann ein Landeswirtschaftsminister hinstellt und darum bettelt, bei Unternehmer XY Leistungen einzukaufen, ist doch sehr fraglich. Denn dazu werden wir immer noch nicht wichtig genug genommen.
www.dega.de, 11. Oktober 2006
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