Mustergräber auf der BUGA 2005 in München
Ergänzend zu dem Beitrag von Christiane James "Trend zu schlichten Gräbern" in DEGA 18/2005, finden Sie an dieser Stelle eine kleine Bilderschau von den Friedhofsbeiträgen auf der Bundesgartenschau in München (beginnt unter dem folgenden Text).
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Die Meisterklasse vom Gartenbauzentrum Essen holte sich zur Goldmedaille den Ehrenpreis des Landesverbandes Gartenbau Rheinland für „eine hervorragende Frühjahrsbepflanzung in Harmonie und Vielfalt“ für ihr dreistelliges Wahlgrab (Bild 1). Cotoneaster und Euonymus bilden hier die Matrix, Pinus steht im Rahmen und auf den beiden Wechselbeeten zeigt der Frühling, was er im Bereich Blau und Rosa an Farben zu bieten hat. Von Viola über Ajuga, Aquilegia, Phlox bis zu Bellis, Sedum und Gräsern wurde hier verarbeitet, was die Saison bietet.
Ebenfalls mit einem dreistelligen Wahlgrab beteiligte sich die Meisterklasse vom GBZ Münster-Wolbeck (Bild2). Das Team wählte mit Podocarpus vivalis, der Schnee-Steineiche, einen ungewöhnlichen Bodendecker mit einem schönen satten Grün. Dazu kombinierten die acht angehenden Meisterinnen und Meister Cotoneaster sowie zwei Taxus-Varianten in der Rahmenbepflanzung. Auf dem Wechselbeet mit orangen Viola wurden bewusst rote Stellen eingearbeitet – sie sollen die Kreuzigungsmale Jesu Christi markieren und wiederholen das starke christliche Symbol vom Grabzeichen. Das war der Jury Gold wert.
Mit einem ungewöhnlich gestalteten zweistelligen Wahlgrab (Bild 3) sorgte die Arbeitsgemeinschaft Steinmacher, Herne, und Exner-Bohnert, Stuttgart, bereits während des Pflanzens für Diskussionen bei den Kollegen. In das Grab ist ein Flusslauf mit fließendem Wasser eingearbeitet. Bodendecker ist Cotoneaster, den Rahmen bilden "Muschelzypressen", dazu kommt das gekonnt gepflanzte Wechselbeet mit blauen Viola als Leitpflanze. Der Stil ist unverkennbar – hier hat Thomas Strauss, Inhaber von Exner-Bohnert, Hand angelegt. „Wir wollten schon lange mal etwas gemeinsam machen“ erklärt Alfred Steinmacher diese erfolgreiche Koproduktion, für die die Jury Gold vergab.
Einen ganz anderen Stil präsentierten die Brüder Alfred und Reinhardt Steinmacher, Herne, mit ihrem dreistelligen Wahlgrab (Bild 4): Zum Metallzeichen mit Edelrost und Löchern pflanzten sie verschiedene Buxus-Arten und Sorten als Bodendecker und Rahmenbepflanzung, dazu kommen drei Wechselbeete in fein abgestimmten orange Tönen mit Viola und Ranunkeln. In das Grabzeichen selbst setzten sie eine Kletterhortensie, auch das war Gold wert. Die Höhen bei dieser Arbeit entstehen durch die unterschiedlichen Schnitte des Buchsbaumes – auch eine Möglichkeit, um die dritte Dimension auf das Grab zu bringen.
Mit zwei Pflanzenarten kam auch Christoph Brezina, Blumenhaus Schamp, Berlin, auf seinem zweistelligen Wahlgrab aus (Bild 5). Buxus bildet Bodendecker und Rahmenbepflanzung, die beiden Wechselbeete nehmen die Form des eigenwilligen Holzdenkmals gekonnt auf. Auch der Jury gefiel diese Arbeit, die eine schlichte Eleganz vermittelt. Resultat: Goldmedaille.
Mit der stehenden und einer liegenden Stele erwischte Berchtenbreiter, München, ein ungewöhnliches Grabzeichen (Bild 6). Mit Tsuga in der Rahmenbepflanzung, Buxus, Thymus und Cotoneaster als Bodendecker und zwei asymmetrisch angelegten Wechselbeeten mit orangen Viola gelang hier eine ansprechende Gestaltung, die auch der Jury gefiel – Goldmedaille.
Mit einem sehr großen Grabzeichen bekam Alois Brandl, München, ebenfalls ein schwieriges Los. Doch dieses Zeichen böte mit dem goldenen Kreis eine gute Vorlage meinte Brandl und holte sich mit seinem Entwurf eine Goldmedaille (Bild 7). Euonymus in zwei Arten bildet hier den Bodendecker, im Rahmen flankieren zwei Juniperus das Grabzeichen und gelbe Viola sorgen auf dem kreisrunden Wechselbeet für Farbe.
Mit einem Zeichen, das an einen aufgespaltenen Baumstamm erinnert, bekam Zimmer, Köln, ebenfalls ein eigenwilliges Zeichen (Bild 8). Mit dem Ehrenpreis der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für „eine farblich und fachlich hervorragende Ausführung einer schwierigen Arbeit“ wurde diese Gestaltung neben der Goldmedaille honoriert. Bodendecker sind Cotoneaster und Euonymus, im Rahmen steht Ilex crenata und drei Wechselbeete mit blauen Viola bilden den Frühlingsflor. Das Grab ist zu den Seiten leicht angehügelt, das verschafft dieser Arbeit noch mehr Spannung.
Die Fachgruppe Friedhofsgärtner im Württembergischen Gärtnereiverband, Stuttgart, erwischte der Frost – sie pflanzten ihr zweistelliges Wahlgrab (Bild 9) wie einige andere Aussteller praktisch doppelt. Auch für diese Arbeit gab es Gold: Cotoneaster und Euonymus bilden den Bodendecker, im Rahmen stehen Tsuga und Helleborus, das verspielt-bunte Wechselbeet passt gut zum ebenfalls filigran wirkenden Metallkreuz. Bei der Farbwahl für das Wechselbeet schieden sich aber die Geister: Manch einem waren die pinkfarbenen Ranunkeln denn doch des Guten zu viel – der Jury gefiel die mutige Farbwahl, sie vergab hier Gold.
Wie gut der moderne Trend des Modellierens zu einem klassischen Grabzeichen passt, beweist Hilligardt, Pforzheim, mit dieser Arbeit (Bild 10). Eunoymus und Buxus bilden den Bodendecker, feine Linien aus Euonymus ziehen Linien aus dem Zeichen in der Bepflanzung nach, Taxus bildet die flache Rahmenbepflanzung und gelbe und orange Viola stehen auf den Wechselbeeten. Die Pflanzflächen neben dem Zeichen wurden leicht aufgehügelt – auch hier lautete das Votum der Jury: Gold.
Aus Bonn machte sich Ernst-Ferdinand Timme auf den Weg nach München und holte sich mit seinen zweistelligen Wahlgrab (Bild 11) ebenfalls eine Goldmedaille. Mit seiner Gestaltung nahm Timme die Asymmetrie aus dem Grabzeichen auf und pflanzte Euonymus und Buxus als Bodendecker, Tsuga in den Rahmen und blaue Viola auf das Wechselbeet.
Mit Gaultheria und Euonymus als Bodendecker versuchte Thomas Seppelfricke, Gelsenkirchen, sein Glück (Bild 12). Die Moosbeere ist zwar schön, gilt unter Friedhofsgärtnern aber als zu empfindlich für die Praxis. In der vollen Sonne, so die Überzeugung von Seppelfricke, sollte sie jedoch gesund bleiben. Mit Taxus als Formgehölz, das die Dreiecke aus dem Grabzeichen aufnimmt sowie Ranunkeln und Stiefmütterchen auf dem Wechselbeet wird diese Arbeit abgerundet. Der Jury gefiel es – Resultat: Gold.
Schlicht und schön wirkt dieses zweistellige Wahlgrab auf den ersten Blick mit dem ungewöhnlichen Grabzeichen (Bild 13). Doch ganz so einfach war die Aufgabe für Schmitz, Kamp-Lintfort, nicht: Auch hier schlug der Frost zu und das Wechselbeet mit der rosa Myosotis musste ausgetauscht werden. Dazu gibt es Antennaria als Bodendecker, Pinus im Rahmen und eine Goldmedaille von der Jury.
Das man nicht unbedingt gegen ein großes Zeichen „anpflanzen“ muss, bewies auch Marscheider, Bochum (Bild 14). Er ignorierte die Größe des Zeichens auf dem zweistelligen Wahlgrab, pflanzte Euonymus und Acaena als Bodendecker, Pinus als dezenten Rahmen an den Stein und Viola auf das Wechselbeet. Auch hier für gab es Gold.
Probleme, wenn auch ganz andere als zum Beispiel Marscheider, hatte Horst Rechter, Hannover, mit seinem Zeichen auf dem zweistelligen Wahlgrab (Bild 15): Der Sockel schaute heraus – das war im Plan so nicht angegeben und bedeutete erst einmal Kopfzerbrechen über die Lösung. Cotoneaster und Euonymus sind hier die Bodendecker, Buxus bildet die Rahmenbepflanzung und das Wechselbeet fließt wie ein kleiner Strom auf das Zeichen zu. Den Sockel ließ Rechter einfach frei – das kam auch bei der Jury an, sie vergab Gold.
Ein verspielt wirkendes Herz, durchsetzt mit Fritillaria, die in den Bodendecker auszuwandern scheint – das ist die Idee von Konrad Herz, Gelsenkirchen (Bild 16). Wer sich an seine Arbeit aus Rostock erinnert, wird den Stil nicht auf den ersten Blick erkennen, so unterschiedlich sind diese Auffassungen. Bodendecker ist hier Buxus, den Rahmen bilden zwei Muschenzypressen. Ganz zum Ziel kam Herz mit dieser Arbeit nicht – die Jury vergab hier Silber.
Was man aus einem kleinen Grab machen kann, zeigt Ellinger, Stuttgart, mit dieser Arbeit (Bild 17): Zum gekonnten Wechselbeet mit schöner Frühlingsmischung kommen Cotoneaster und Euonymus als Bodendecker sowie Buxus im Rahmen. Ergebnis: Gold.
Auch hier erinnert das Wechselbeet ein wenig an einen Bachlauf oder Fluss – eine Form, die in München häufiger zu sehen ist. Rüdiger Melzner, Castrop-Rauxel, brachte diese Gestaltung nach München Mit (Bild 18). Cotoneaster und Buxus sind die Bodendecker, Kletterhortensien und kleine Farne bilden den Rahmen und auf dem frühlingshaft-frischen Wechselbeet tummeln sich Viola und Myosotis. Das kam an – Resultat: Gold.
Nochmal Gold, noch mal Melzner – dieses Mal aber als Koproduktion mit Knostmann, Schwerte. Das Reihengrab mit traditionellem Zeichen (Bild 19) wurde kurzfristig frei und fast spontan bepflanzt. Gold gab in diesem Fall für Cotoneaster und Waldsteinia als Bodendecker, Hedera und Hydrangea im Rahmen und kleine Stiefmütterchen auf dem Wechselbeet. Waldsteinia ist in München häufiger in der vollen Sonne zu sehen – nach Meinung vieler Aussteller sollte das bei ausreichender Wasserversorgung kein Problem sein.
Als einer der wenigen Einzelkämpfer ohne Hilfskraft trat Jörg Händler, Gärtnerei Milius aus Neukirch in München an. Neukirch/Lausitz liegt in Sachsen – der Landesverband ist zur Zeit nicht Mitglied im Zentralverband Gartenbau und so dürfte Händler eigentlich in München gar nicht mitmachen. Doch nicht nur wegen der BUGA, sondern auch weil er meint, die Mitgliedschaft im Verband sei wichtig, fand Händler mit Hilfe des Nachbarlandes Sachsen-Anhalt einen Weg, doch in den Verband zu kommen und wurde Mitglied in Magdeburg. Für dieses Urnengrab (Bild 20) holte sich Jürg Händler Gold – da scheint sich der Aufwand schon gelohnt zu haben. Saxifraga paniculata, der Krusten-Steinbrech ist der Bodendecker, eine Kletterhortensie bildet den Rahmen und dunkelblaue Stiefmütterchen den Frühlingsakzent.
Ein Heimspiel hat hingegen Strobel, München – und mit diesem Zeichen auf einem Urnengrab (Bild 21) wahrlich keine leichte Aufgabe. „Sehr gut gelöst“ meinte die Jury und verlieh Gold für Sedum als Bodendecker, Saxifraga und Acer im Rahmen sowie Viola als Wechselbeet.
Auch nicht ganz einfach war diese schlanke Stele auf dem Urnengrab für Klaus Schittenhelm, Moers, (Bild 22). Mit Cotula als Bodendecker, Buxus im Rahmen und weißen Viola kam der Niederrheiner dennoch zum Erfolg und holte sich eine Goldmedaille.
Zu guter Letzt I: Engel und Engelke, Bückeburg, pflanzten dieses Grab (Bild 23) im Bereich der historischen Grabzeichen „nur für uns“. Mit der Erfa-Gruppe waren sie mit einem Zweisteller erfolgreich, diese Mischung aus klassisch bewährend Bodendeckern wie Cotula, Cotoneaster, Buxus und Waldsteinia sowie Larix und "Muschelzypresse" im Rahmen und der Staudenvielfalt auf dem Wechselbeet brachte eine Silbermedaille ein – wenn die letzten Ecken und Kanten im Sommer ausgewachsen sind, ist vielleicht noch mehr drin, Stauden sind jedenfalls auch auf dem Friedhof nach wie vor ein aktuelles Thema.
Zu guter Letzt II: Oft vergessen, hier auch erst am Schluss genannt und trotzdem sehenswert: Symbolpflanzen und die Listen waren der Renner in Rostock, in München hat Lüder Nobbmann, Hüttenberg, dieses Mal für eine noch schönere Pflanzung gesorgt (Bild 24). Hinfahren, anschauen, Fotos machen, die Liste nicht vergessen, die gibt es wieder im Info-Pavillon – und sich dann zuhause mit Symbolpflanzen profilieren. Das ist nicht so schwer, wie viele Friedhofsgärtner oft noch meinen.
Zu guter Letzt III: „Materialschlacht“, „Riesenaufwand“, „Die Friedhofsgärtner spinnen“ – sind einige Kommentare, die beim Pflanzen zum Teil auch von Kollegen zu hören waren. Wer wie viel Aufwand treibt – nun, das muss jedem selbst überlassen bleiben. Die Friedhofsgärtner sorgen aber auch in München wieder für eine Vorstellung der Extra-Klasse. Manch einer der Aussteller betreibt die Schau sicher als Hobby, doch hier kann man auch viel für die Praxis lernen. Gerade jüngere Aussteller berichten immer wieder von der positiven Arbeitsatmosphäre und von den vielen Tipps, die sie von alten Hasen bekamen.
Zu guter Letzt IV: Wenn überhaupt, dann spiegelt diese Arbeit den Trend, der in München zur Zeit zu sehen ist. Zweistelliges Wahlgrab (Bild 25), Arbeit von Birgit Ehlers-Ascherfeld, Langenhagen. Cotoneaster ist der Bodendecker, Kiefer die Rahmenbepflanzung und Viola bildet das Wechselbeet in Form eines Flusses. Eine gute Idee, die mit ihrer Wirkung überzeugt und solides gärtnerisches Handwerk mit der notwendigen Kreativität in Einklang bringt. Natürlich gab es auch für diese Arbeit Gold.
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