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Kommentar: Die Mauer als Chance

Trockenmauern fachgerecht bauen ist nicht einfach. Um Pfusch am Bau zu verhindern, ist eine solide Ausbildung notwendig, meint Tjards Wendebourg.
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Es geht um eine aussterbende Kunst und ganz viel Potenzial. Es geht um die Mauer. Nicht um jene Mauer aus mehr oder weniger liebevoll aufgestapelten Steinquadern, die man neuerdings so oft sieht. Nein, es geht um die fachgerechte Trockenmauer, die dort geboren worden ist, wo den Menschen nichts anderes übrig blieb, als den Hügeln und Bergen ebene Flächen zum Ackern, Viehweiden, Wein- und Obstgärtnern abzutrotzen. Und weil der Bedarf parallel an ganz unterschiedlichen Ecken der Welt aufkam, gibt es viele Geburtsorte und genauso viele Erscheinungsbilder – immer abhängig von der Region und dem vorkommenden Baumaterial.

Heute ist das Bewirtschaften kleiner Terrassenflächen unrentabel geworden. Viele Mauern sind verschwunden und mit ihr die Baumeister und die Bautechniken. Doch viele Orte leben immer noch vom Flair der alten Bauwerke. Touristen kommen, um den Charme dieser Landschaften zu genießen, oft ohne die Mauer selbst als bedeutendste Quelle dieser Ausstrahlung wahrzunehmen.

Auch in vielen attraktiven Gärten ist ein durch Mauern abgefangener Höhenunterschied das markanteste Gestaltungselement. Vor der sonnigen Mauer ist es warm, vor der schattigen kühl. Besondere Tiere und Pflanzen machen den Aufenthalt zum Erlebnis. Doch das, was da entsteht, ist es oft nicht wert, Trockenmauer genannt zu werden. Steine aus allen Teilen der Welt werden ungeachtet fachlicher Regeln, alter Baukünste und umgebender Gestaltungselemente zusammengebastelt.

Dabei könnten wir mit dem Pfund wuchern. Ähnlich wie durch das Arbeiten mit der Pflanze könnten wir uns durch das Fortführen einer alten Tradition von „den anderen“ abheben. Und wir könnten Gartenbesitzern genauso eine Lösung bieten, wie jenen Bürgermeistern, die die Wert steigernde Wirkung von Mauern noch zu erkennen vermögen.

Was es braucht, ist Weiterbildung. Denn es ist schlecht möglich, eine alte Kunst mal eben nebenbei in der Berufsausbildung zu vermitteln. Die Kompetenz muss gesammelt und weitergegeben werden. Und vielleicht ist das sogar bald der Fall: Die Hochschule Wädenswil denkt schon seit Monaten über ein „Trockenmauer-Kompetenzzentrum“ nach. Möge das anderen Bildungsträgern ein Ansporn sein.

 

(c) DEGA online, 15. Mai 2007

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