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Brandenburg

Teure Vertragsverletzung auf dem Flughafen

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Über 600 Bäume müssen ausgetauscht werden – für Unternehmer Harald Jeß von Rudolf Schrader GaLaBau aus Kölln-Reisiek (r.) eine Schadenssumme in sechsstelliger Höhe.
Über 600 Bäume müssen ausgetauscht werden – für Unternehmer Harald Jeß von Rudolf Schrader GaLaBau aus Kölln-Reisiek (r.) eine Schadenssumme in sechsstelliger Höhe.Bischoff
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Der neue Berliner Flughafen (BER) in Schönefeld kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Zuletzt berichtete die Onlineausgabe von „Die Welt“ sogar, dass über 1000 Bäume falsch gepflanzt worden seien. Doch, was sich als weitere Panne der BER-Geschäftsführung liest, ist in Wirklichkeit die Vertragsverletzung eines Auftragnehmers aus dem GaLaBau; denn die Bäume standen nicht etwa am falschen Platz, wie in der Fernsehsendung „Günther Jauch“ vom 13. Januar behauptet wurde, sondern wurden als falsche Herkunft geliefert.

Für die Ausgleichsmaßnahmen der Flughafenbaustelle hatte der Auftraggeber – wie vom strengen brandenburgischen Naturschutzgesetz für Außenbereiche vorgesehen – heimische Herkünfte ausgeschrieben; in diesem Fall Tilia cordata, 18/20 als Containerware. Geliefert bekommen und gepflanzt hatte die Firma Rudolf Schrader aus Kölln-Reisiek in Schleswig-Holstein im Herbst 2009 aber offensichtlich T. cordata ‘Greenspire‘ – eine für die Bepflanzung im Straßenbegleitgrün gezüchtete, hitzeverträgliche Auslese. Der Unterschied war erst beim Austrieb der Pflanzen im Frühjahr 2010 aufgefallen und war dann als verdeckter Mangel reklamiert worden.

Nun musste die Firma über 600 Bäume auf den Rieselfeldern bei Ragow und entlang des Flutgrabens bei Schulzendorf beseitigen und gegen T. cordata austauschen. Letztere waren seit 2010 für die Ersatzpflanzung in Containern herangezogen worden.

Harald Jeß, Geschäftsführer von Schrader, versteht die Sache nicht so recht. Es sei zwar juristisch korrekt, es gebe aber keinen fachlichen und sachlichen Grund für die Entfernung der Bäume, sagte er gegenüber der „Märkischen Allgemeinen“. Laut der Zeitung hatte er dem BER als Ersatz die Pflanzung von 200 Obstbäumen vorgeschlagen. Doch der Flughafen lehnt mit Verweis auf das brandenburgische Naturschutzgesetz und die Vorgaben aus der Ausschreibung ab. Nun muss Jeß einen sechsstelligen Schaden verbuchen.

Wer letztlich Schuld an der Falschlieferung hat, ließ sich bis Redaktionsschluss nicht genau klären. Tatsache ist aber, dass viele Landschaftsbaufirmen darauf vertrauen, dass die Bauleitung gerade bei Pflanzenlieferungen nicht so genau hinschaut, ob sich Sorten, Größen und Herkünfte mit den Ausschreibungsvorgaben decken; das dürfte ganz besonders für regionale Herkünfte gelten, die sich oft nur genetisch voneinander unterscheiden lassen. Von daher ist die Reklamation des BER ein Warnschuss für all jene Unternehmer, die es sich allzu leicht machen mit der Pflanzenbeschaffung. Denn auch in diesem Falle dürfte es wohl erheblich schwieriger gewesen sein, Tilia cordata 18/20 brandenburgischer Herkunft zu besorgen, als Tilia ‘Greenspire‘ in vergleichbarer Qualität und Menge.

Es ist festzuhalten, dass derartige Neuinterpretationen von Ausschreibungstexten erhebliche Wettbewerbsverzerrungen darstellen, die im Sinne der Preisstabilität vom Auftraggeber und von der Bauleitung unterbunden gehören.

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