Die Mär vom „Die da oben“
Zu den Dingen, die mir in den letzten Jahren aufgefallen sind, gehört die Ausbreitung einer merkwürdigen Haltung. Die Ausbreitung des „die da oben“. Egal, ob es um Verbände oder Politik (teils sogar um Unternehmen) geht, stets zeigt der Finger auf die Spitze der Struktur. Und wenn wir derzeit eine Krise haben, dann ist es zuallererst eine Verständniskrise. Denn das „die da oben“ behauptet, irgendwer macht und man selbst darf oder muss dem mehr oder weniger willig hinterherlaufen.
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Das ist aber ein gefährlicher Trugschluss. Denn die Wahrheit ist eine ganz andere: Immer mehr Menschen wollen sich nicht für das Gemeinwesen engagieren und überlassen anderen die Rolle, sich einzusetzen. Wer aber andere machen lässt, darf auch nicht klagen, wenn die eigenen Interessen nicht ausreichend vertreten werden. Wer sich dann nicht beteiligt und stattdessen das Recht in eigene Hände nimmt, also das „Machen“ als Einladung zur Anarchie missversteht, treibt den gefährlichen Trugschluss auf die Spitze.
Dabei war es nie einfacher, sich zu beteiligen. Die Parteien schwächeln, den Verbänden fehlen die Ehrenämtler. Während unser altes, seit dem Krieg gewachsenes und vom Verbändewesen geprägtes System träge, aber stabil war, droht neuerdings Sprunghaftigkeit in die eine oder andere Richtung; unliebsame Überraschungen nicht ausgeschlossen. Denn die, die vitale Eigeninteressen haben und diese auch durchzusetzen bereit sind, werden immer vertreten sein. Je weniger die anderen ihre Interessen vertreten, desto stärker sind die mit den Eigeninteressen. Weitergedacht entstehen so Extremisten, Oligarchen, Despoten und andere Gewächse schwacher Gemeinwesen.
Was deshalb dauerhaft nicht funktioniert ist, die Errungenschaften der anderen zu genießen und selbst nichts dazu beizutragen. „Die da oben“ sind die, die wir gewählt oder zugelassen haben. „Uns hier unten“ gibt es aber letztlich ebenso wenig, wie „die da oben“. Wir alle sind Teil eines Gemeinwesens, dessen Wohlergehen keineswegs selbstverständlich ist und das uns als Akteure braucht. Demokratie und Wohlstand haben ihren Preis. Der Preis ist unser Einsatz.
Ich kann deshalb immer nur wieder dazu raten: Schimpfen Sie nicht, sondern beteiligen Sie sich. Bringen Sie sich konstruktiv ein. Übernehmen Sie doch auch mal eine Aufgabe oder ein Amt. Das ist zwar manchmal lästig, kann aber auch durchaus Vorteile, Lebenssinn und ein gutes Gefühl mit sich bringen. Und nicht nur mit Blick auf drei Landtagswahlen: Seien Sie so nett, sich unseres Wohlergehens würdig zu erweisen und machen Sie wenigstens vom kleinsten Recht, sich zu beteiligen, Gebrauch: von Ihrem Wahlrecht.
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