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Nicht nur Umsatz, auch Gewinn?

Es wird viel von hohen Umsätzen gesprochen – das sagt aber noch nichts über die Höhe der Gewinne aus, die ja Basis für Eigenkapitalquote und Liquidität sind. Wie schätzen Sie dies für die Branche ein und wie ist Ihre Strategie für Ihren Betrieb?

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K.-U. Häßler - Fotolia.com
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Frank Bechstein
Frank Bechstein, Kriftel

Gewinne nicht ausschütten

Als reiner Baumpflegebetrieb sind unsere Zahlen sicherlich nicht mit dem klassischen GaLaBau zu vergleichen. Wir haben einen relativ geringen Wareneinsatz, aber dafür wesentlich höhere Personalkosten und -aufwendungen. Der Umsatz und auch der Gewinn sind beide stark abhängig vom Personaleinsatz und unterliegen deshalb nicht allzu großen Schwankungen.
Zur Erhöhung der Eigenkapitalquote und der Liquidität verfolge ich konsequent seit Beginn unserer Tätigkeit, erzielte Gewinne zum größten Teil als Gewinnvorträge in der GmbH zu belassen und nicht auszuschütten. Dies hat sich bewährt, mittlerweile können wir bankenunabhängig agieren; größere Investitionen werden von einem Finanzierer meiner Wahl getätigt.
Frank Bechstein führt einen Baumpflegebetrieb in Kriftel.

August Forster
August Forster, Bonn

Wann, wenn nicht jetzt, Eigenkapital bilden!

Aus dem Betriebsvergleich, den der Bundesverband GaLaBau (BGL) alljährlich erhebt, lassen sich vorsichtige Tendenzen ableiten. In den vergangenen Jahren haben sich die Ertragslagen, Umsatzrenditen und die Eigenkapitalquoten erkennbar verbessert. Leider noch nicht in der Höhe, die ich mir für unsere Branche wünschen würde, wenngleich einige Unternehmen sie überdurchschnittlich steigern konnten. Leider nehmen aber aus meiner Sicht immer noch zu wenige Betriebe an dieser Umfrage teil und nutzen nicht die Chance, sich mit anderen Unternehmen (anonym) zu vergleichen und daraus Schlüsse abzuleiten.
Die Branche befindet sich im siebten Jahr im Aufschwung, wie wir ihn bislang nicht erlebt haben. Bei allen Veranstaltungen ermuntere ich meine Kollegen, jetzt Eigenkapital zu bilden und vorzusorgen. Wer weiß schon, wie lange diese Phase noch andauert?! Diese Strategie verfolge ich auch in meinem eigenen Unternehmen: Keine Gewinnausschüttungen – wenn nicht unbedingt erforderlich – sondern Eigenkapitalquote stärken und Abbau von langfristigen Verbindlichkeiten. Unabhängiger werden, bzw. Spielraum für zukunftssichernde Investitionen gewinnen, denn auch oder gerade unsere Branche wandelt sich stetig!
August Forster ist GaLaBau-Unternehmer in Bonn und Präsident des BGL.

Florian Herrhammer
Florian Herrhammer, Heimenkirch

Richtig und ehrlich rechnen

Hoher Umsatz ist nicht gleich hoher Gewinn, das ist bei zahlreichen Betrieben oft noch nicht durchgedrungen. Da ich durch meine Beratertätigkeit auch Einblick in andere Handwerksbranchen habe, kann ich jedoch sagen: Das betrifft nicht nur den GaLaBau.

In vielen Fällen werden die versteckten, „nicht greifbaren“ Kosten (zum Beispiel Abschreibungen, kalkulatorischer Unternehmerlohn bei Einzelfirmen, auch die Erfassung und Bewertung von Gewährleistungs- und Nacharbeiten) nicht berücksichtigt. Dazu kommt, dass zum Beispiel laufende Abschlagszahlungen nicht monatlich in der BWA abgebildet werden, sondern erst bei Stellung der Schlussrechnung. Das ist buchhalterisch zwar korrekt, verzerrt aber die monatliche Auswertung. Und wenn größere Projekte dann nicht laufend kontrolliert werden, kommt am Ende oftmals das böse Erwachen.

Wichtig, auch für kleinere Betriebe, ist eine klare Jahreskostenplanung mit der Berücksichtigung möglichst aller Kosten, Abschreibungen und Unternehmerlohn. Dann eine saubere Nachkalkulation und monatliche Kontrolle der BWA bzw. eine Kontrolle, ob die Umsätze und Kosten sich so entwickeln wie geplant, damit man gegebenenfalls nachjustieren kann. Das kann in vielen Fällen für kleinere Betriebe auch der Steuerberater übernehmen, wenn er entsprechend gebrieft wird.
Das ist auch unsere Strategie, und wir fahren damit sehr gut. Die Planzahlen und -kosten wurden in den letzten Jahren immer ziemlich genau getroffen oder übertroffen.
Florian Herrhammer führt zusammen mit seinem Bruder den Betrieb Herrhammer Gärtner von Eden in Heimenkirch.

Nils Jenkel
Nils Jenkel, Tangstedt

An der richtigen Stelle Geld verdienen

Diese Entwicklung sehen wir genauso. Viele Baustellen werden immer materialintensiver, besonders im Bereich der Steine, Ausstattung und Technik. Die Pflanzen werden dabei immer weniger bzw. immer kleiner.
Besonders im Bereich der Standartpflaster und Beläge ist die Handesspanne gleich 0 bzw. die Kunden bekommen das Material zum selben Preis. Aus diesen Grund versuchen wir, dass sich unsere Kunden das Material selber kaufen und wir den Einbau durchführen.

Kleine Mengen bzw. Kiese, Splitt usw. als Deko werden von uns geliefert und eingebaut. Des Weiteren arbeiten wir mit Subunternehmern zusammen, die den Steinbau für uns komplett durchführen und wir nur noch die vegetativen und gestalterischen Arbeiten ausführen. Des Weiteren versuchen wir, im Bereich der Privatgartenpflege stärker zu werden. Kurz gesagt weniger Stein, mehr Pflege und Pflanzen.
Nils Jenkel führt eine GaLaBau-Firma in Tangstedt.

Norbert Stöppel
Norbert Stöppel

Bessere Ergebnisse durch qualifiziertes Management

Nach 37 Jahren Selbstständigkeit im GaLaBau glaube ich sagen zu dürfen, dass ich den GaLaBau-Markt recht gut beurteilen kann. Über Jahre, Jahrzehnte zeichnet sich immer wieder ab, dass die größeren und mittleren Betriebe aufgrund eines deutlich qualifizierten Managements auch konstant bessere Ergebnisse erzielen als die Kleinbetriebe. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel (bei groß und klein)!

Leider sind viele Kleinbetriebe, insbesondere im kaufmännischen Bereich, total unterqualifiziert. Wie sonst kann es heute noch Betriebsinhaber geben, die ihre Arbeitskraft für 28 €/h anbieten?? Selbst bei 200 h Arbeitszeit auf der Baustelle/Monat kommen diese „Kollegen“ nur auf einen Ertrag von 5600 €/Monat. Wenn man weiß, was Fahrzeuge, Maschinen, Mieten, Steuerberater, Lebensunterhalt, und, und, und kosten, kann man ganz schnell errechnen, dass für Altersvorsorge und Notgroschen kein einziger Cent übrig bleibt. Da die Büroarbeit sowieso nichts bringt, wird sie oft sträflich vernachlässigt. Wirklich krank und damit arbeitsunfähig dürfen diese „Jungunternehmer“ auch nicht werden.

Leider Gottes diktieren Billiganbieter immer wieder den Markt. Gute Firmen, auch Kleinbetriebe, können sich nur durch überdurchschnittliche Qualität, gestalterische Fähigkeiten und Kundenservice auszeichnen.
Wie sagte erst kürzlich ein Kunde zu mir: Herr Stöppel, Ihre beste Werbung ist Ihre schlechte Konkurrenz!
Norbert Stöppel leitet eine Garten- und Landschaftsbau GmbH in Grafath.

Martin Ulmer
Martin Ulmer, Sersheim

Wir stehen auf Unabhängigkeit

Als Kleinunternehmen (drei bis vier Mann) setzen wir ganz auf finanzielle Unabhängigkeit. Meine Regel ist: „99%“ Eigenkapitalquote. Lediglich längere Zahlungsziele können zu einer Eigenkapitalquote kleiner als 100% führen. Das hat viele Vorteile. Investitionsentscheidungen können ganz in Ruhe getroffen werden. Und man kommt gar nicht erst in die Gefahr, sich zu übernehmen. Auch im Winter schläft es sich wesentlich ruhiger, weil der Fixkostenanteil (ohne Afa) sich größtenteils auf die Löhne beschränkt. Diese Finanzierungsart ist zum Zeitpunkt des Unternehmensstarts natürlich wesentlich schwieriger, und man wächst langsamer, aber wenn einmal eine Eigenkapitalbasis vorhanden ist und die Jahresergebnisse einigermaßen stimmen, dann lässt es sich sehr gut damit wirtschaften. Insgesamt ist unsere Erfahrung, dass sich mit schlanken Betriebsstrukturen in unserer Branche durchaus ein angemessener Gewinn erwirtschaften lässt. Und Geld ist da weniger der begrenzende Faktor. Wichtiger sind die qualifizierten und zuverlässigen Mitarbeiter.
Martin Ulmer ist Landschaftsgärtner in Sersheim.


Olaf-Christian Pressel
Olaf-Christian Pressel

Weiter investieren statt Zurücklegen

Was auch immer in 20 Jahren Selbständigkeit versucht wurde in meinem Betrieb, um den Gewinn zu steigern hat immer nur dazu geführt, dass der Betrieb und ich weiterleben. Das Prinzip Strampeln und immer mehr Umsatz produzieren reicht gerade so weit, dass man nicht aufhören kann, weiter zu machen, weil man quasi die notwendigen Investitionen der Gegenwart auf den Prognosen der nahen Zukunft aufbauen muss, um sich nicht in die Insolvenz zu befördern. Man kann nicht aufhören, besser zu werden, aber das ist lediglich gut genug, um nicht schlechter zu werden. Das ist auf Dauer unbefriedigend und stresst sehr. Es nagt permanent an der Lebensqualität, und man benötigt eine robuste Gesundheit und gute Nerven, um nicht alles hinzuwerfen.

Ich will eigentlich meine Betriebsgröße nicht verändern, sondern bei gutem Umsatz mehr Gewinn erzielen, ohne dafür die soziale Verantwortung für meine (mittlerweile) fünf Mitarbeiter zu vernachlässigen. Ich träume davon, auch mal was auf die Seite legen zu können, stattdessen muss und kann ich immer nur weiter investieren. Klar, da gibt es Unternehmensberater und Marketingexperten, die einem alle sehr gerne weiterhelfen möchten. Aber die kosten zunächst auch Zeit, Kraft und Geld, und diese wertvollen Sachen möchte man in der Situation einfach nicht zusätzlich ausgeben. Und so arbeitet man eben weiter und weiter und freut sich an den kleinen Erfolgen im Leben.

Seit zwei Jahren versuchen wir, uns mit unserem Spezialgebiet, der Baumpflege, im kommunalen Sektor zu behaupten. Das war eine strategische Entscheidung und ein ziemlicher Umbruch in der Firma. Es brachte ja auch eine sehr deutliche Umsatzsteigerung von jetzt auf gleich und barg die Hoffnung, entscheidend aus der alten, beschriebenen Mühle rauszukommen. Auch diese Hoffnung ist sehr rasch Ernüchterung gewichen. Lediglich eine gewisse Dauergarantie auf Vollbeschäftigung lässt sich seitdem nicht leugnen. Also wieder kommunal anbieten für den nächsten Ausschreibungszeitraum? Auch hier ist es schwer, wenn man damit angefangen hat, es sich ohne vorzustellen.
Olaf-Christian Pressel führt eine Baumpflegefirma in Stuttgart.

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