Pyramidengrab ist eine Luftnummer
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Leserbrief von Andreas Mäsing zur Aktuellmeldung in DEGA 48/2007, die den geplanten Bau eines Pyramidengrabs in Streetz/Sachsen-Anhalt zum Thema hatte.
Welches Bild zeichnet sich dem Nicht-Entscheider, dem Laien, dem zufälligen Leser, wenn sie diesen Artikel lesen, ab? Wo sind die kritischen Anmerkungen? Hat überhaupt jemand die genannten Zahlen mal nachgerechnet? 5000000 Urnen-Beisetzungen in 20 Jahren? Reine nackte Zahlen, die beziehungslos, kalt und betongrau im Raum stehen! Ein wenig kleines Einmaleins hilft aber ungemein weiter, diese Zahlen greifbarer werden zu lassen: 5000000 Urnen-Beisetzungen in dieser Pyramide in 20 Jahre würden bedeuten 250000 Betonblöcke pro Jahr, 122500m³ Beton pro Jahr, 500m³ Beton, also etwa 50 Fahrmischerladungen Beton pro Arbeitstag. Der Absatz der Betonindustrie wäre damit über Jahrzehnte gesichert. 5000000 Urnen-Beisetzungen in dieser Pyramide in 20 Jahre bedeuten aber auch: 1100 Beisetzungen pro Arbeitstag, das sind 50% aller Urnenbeisetzungen und 30% aller Todesfälle in Deutschland pro Jahr, die in diesem großen „Haufen“ aus Beton untergebracht werden müssen. Wie sollen allein die Menschenmengen, die den „Beisetzungen“ beiwohnen wollen, bewältigt werden?
Ich will mein kleines Einmaleins gar nicht weiter quälen, um diese Luftnummer zu entlarven. Ich frage mich konkret, wie viel Zement notwendig ist, um die Synapsen eines Gehirns zum Betonkopf zu verkleben? Denn 89000e hat die Kulturstiftung des Bundes schon in dieses Projekt investiert. Für unsere Friedhöfe aber – stadtnahe, bürgernahe, lebensnahe, über viele Jahrhunderte hinweg gewachsene Kultur und grüne Lungen unserer zubetonierten Städte – wird aufgrund der leeren öffentlichen Kassen an vielen Stellen der grünpolitische Wert auf Null eingedampft. Für unsere Friedhofskultur als zentrale Trauer- und Lebenskultur zugleich sind viele Beutel unwiderruflich verschlossen. Ja selbst das Sterbegeld hat man den betroffenen Menschen genommen und fast gleichzeitig an vielen Orten die Friedhofsgebühren nachhaltig erhöht. Wo ist das Geld für die Stararchitekten, die uns helfen, den Wert der Friedhöfe aus dem Dornröschenschlaf wieder in die Köpfe der Menschen zu bringen? Kein Wunder also, dass man nun Ressourcen geschaffen hat, um „wirklich Neues“ zu schaffen. Wir brauchen aber keinen zweiten Turmbau zu Babel, sondern wirkliche Kunst für die Menschen! Dieser Platz in DEGA hätte deutlich gehaltvoller und kritischer genutzt werden müssen, eben für Entscheider!
Andreas Mäsing, Geschäftsführer FGG Friedhofsgärtner Gelsenkirchen
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